Ha-Jo Gorny - Quallen, Bimm und Alemannia

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Die Handlung ist so ungewöhnlich, dass sie sich kaum beschreiben lässt. Es kommt viel Unschönes, aber auch Schönes und herzergreifendes vor. Der Roman ist für Jugendliche und Erwachsene gedacht, die sich in eine absolut fremde Welt entführen lassen wollen. Dabei geht es nicht um fantastische Raumschiffe die das Weltall unsicher machen, sondern um ganz irdische Missstände und Probleme. Die Protagonistin lernt unterschiedlichste Gesellschaftsformen kennen.

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Ha-Jo Gorny

Quallen, Bimm und Alemannia

Im 25. Jahrhundert

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis Titel HaJo Gorny Quallen Bimm und Alemannia Im 25 - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Ha-Jo Gorny Quallen, Bimm und Alemannia Im 25. Jahrhundert Dieses ebook wurde erstellt bei

1. Halmschor Drohsdal

2. Wahn kann Realität sein

3. Rohkost ist alles

4. Das Kaninchen

5. Der Stock

6. Nur Unglaubliches

7. Es spitzt sich zu

8. Berold Hersov

9. Der fensterlose Bus

10. Bauholz

11. Farlosi Tatenter

12. Die Mission

13. Bilder für die Welt

14. Berlin

15. Der Bauernhof

16. Neue Wohnung, neue Freunde

17. Aschro Ohandro

18. Das Familieeum

19. Das Stadion

Impressum neobooks

1. Halmschor Drohsdal

Was einmal zusammengewachsen ist fällt auch wieder auseinander, bestes Beispiel war das römische Weltreich. Auch die europäische Gemeinschaft ist wieder auseinander gefallen, nach und nach machte jedes der Mitglieder was es wollte. In nur noch fünf Staaten war der Euro Zahlungsmittel und auch nur noch deshalb, weil diese fünf Staaten in kleine Länder zerfallen waren, die sich keine eigene Währung leisten können.

Eine Wirtschaftskrise Ende des 23. Jahrhunderts überforderte die damalige Bundesregierung, die nicht gerade durch Talente glänzte. Infolge ihrer wirtschaftlichen Inkompetenz wurde sie durch Neuwahlen ersetzt. Die neue Bundesregierung entpuppte sich aber als inkonsequent und konnte sich nicht gegen Großindustrie und Banken behaupten, nichts wurde mehr ernsthaft geregelt, Deutschland stürzte noch tiefer in die Krise. Auch die Nachfolgeregierung schwächelte, was so manchen Ministerpräsidenten und Bürgermeister dazu brachte die Berliner Obrigkeit zu ignorieren. Das wurde zum Trend. Besonders clevere oder skrupellose Politiker verweigerten der Bundesregierung die Gefolgschaft und verfolgten in ihren Bundesländern oder Städten eine eigene Politik und machten ihre eigenen Geschäfte. Als sich die erste Region von ihrem Bundesland lossagte war die Anarchie geboren, denn einige andere Regionen folgten dem Beispiel und pochten auf ihr selbst zuerkanntes Recht auf Autonomie.

Weil die Bundesregierung darüber zerstritten war, wie die Einheit wiederherzustellen sei, ihr auch die Unterstützung der Bevölkerung und des Auslandes fehlte, ergriffen Länder, Regionen, Städte und Landkreise die Gelegenheit sich zu verselbstständigen. So wie im Mittelalter der Kaiser seine Untertanen nicht in den Griff bekam, fand Berlin kein Mittel das Land wieder unter seine Fuchtel zu bringen. Nach Jahrhunderten der Geschlossenheit, war Deutschland wieder in Kleinstaaten zerteilt und dem Ausland war ein schwaches Deutschland recht. Aber auch andere Staaten der Europäischen Union zerfielen in Kleinstaaterei.

Die Bundesregierung in Berlin gab es nur noch pro forma, regieren tat sie nur noch Ostdeutschland, das seine Steuern weiterhin an Berlin bezahlte. Im Rest der Bundesrepublik regierten Anarchie und Chaos. Der größte Einzelstaat war Bayern, dem aber im Nordwesten die Schwaben abhandengekommen waren. Der kleinste Einzelstaat war Hamburg, das ganz gut zurechtkam. Andere Teile Deutschlands die sich von der Bundes-und ihrer Landesregierung losgesagt hatten, darben in ihrem Chaos.

Kein Land Europas traute sich mit militärischer Hilfe die alte Ordnung wieder herzustellen. Offen hatte eine Reihe Zwergstaaten gedroht, bei einer militärischen Interversion sich einem Nachbarstaat anzuschließen. So würden sich die Holsteiner den Dänen anschließen, die Friesen den Niederländern, die Pfälzer den Franzosen. Ein militärischer Einsatz würde den nächsten nach sich ziehen. Zudem war das Militär in Deutschland nicht mehr loyal, weil in der Bundeswehr, die nur noch für Ostdeutschland stand, die Ostdeutschen in der Minderheit waren. Das Militär wurde europaweit bedeutungslos, die Kleinstaaten verzichteten auf eigene Armeen.

Ein reicheres Land war Alemannia, das im südwestlichen Zipfel Deutschlands lag und in etwa dem ehemaligen Großherzogtum Baden entsprach. Der Landstrich bezeichnete sich nach dem alemannischen Dialekt der dort früher einmal, wie auch in der Schweiz und im Elsass, gesprochen wurde. Und weil alle angrenzenden südlichen Länder eh schon von Allemagne und Alemannia sprachen, hatte sich der Name nahezu aufgedrängt. Jedoch hatte sich der Norden des Ländchens, nämlich die Städte Heidelberg und Mannheim, mit Ludwigshafen, Mainz und Frankfurt am Main zu einem neuen Wirtschaftraum zusammengeschlossen. Geblieben waren den Alemannen die Oberreihnische Tiefebene, der Schwarzwald und ein Stück Bodensee und Allgäu.

So war Bruchsal die nördlichste Stadt Alemannias und Karlsruhe die Hauptstadt. Die Westgrenze bildete der Rhein, dahinter lag die autonome französische Region Elsass. Im Süden, von Basel bis zum Bodensee, lag unverrückbar die Schweiz. Hinter dem Schwarzwald drohten aus ihrer Hauptstadt Stuttgart, die Schwaben mit ihren Begehrlichkeiten. Doch die EX-Badener wussten enge Verbündete an ihrer Seite. Zwischen Alemannia, dem Elsass und der Schweiz existierten vielschichtige Verbindungen, mit Italien und der iberischen Halbinsel herrschte ein lebhafter Handel.

Die Haupteinnahmequelle des Ländchens war der Zoll. Die sechsspurige ehemalige A 5 in der Rheinebene, war die sicherste, schnellste und intakteste Strecke nach Süden und Westen. Nördlich von Offenburg und südlich von Freiburg wurde der Durchgangsverkehr zur Kasse gebeten, Waren für das Elsass und die Schweiz zahlten die Hälfte. Da es zu dieser Strecke keine Alternativen mehr gab, war der Zoll eine ständig sprudelnde Einnahmequelle, die europaweit auch nur im Rheintal so gut funktionierte.

In Alemannia regierte weder ein Präsidenten, noch ein Kanzler, König oder sonst irgendein Kopf, der dem Land sagte wo es lang ging, in Alemannia regierte eine Gruppe. Während der Phase in der sich die Bundesregierung in Berlin selbst zerfleischte, jeder Minister sein eigener Kanzler war, was die Bundesrepublik destabilisierte, hatte ein Konsortium von Geschäftsleuten in Karlsruhe die Freihandelszone Alemannia ausgerufen. Gleichzeitig verweigerten die Städte Heidelberg und Mannheim die Teilnahme an dieser Freihandelszone, weil sie sich durch eine Verbindung mit Frankfurt bessere Geschäfte erhofften.

Die ersten Drohungen an das Konsortium kamen aus Stuttgart, erst später aus Berlin, gepaart mit der Ermahnung, sich wieder dem Bundesland und dem Bundesrecht zu unterstellen. Das Konsortium bestand aus extrem flinken und habgierigen Leuten, die sofort mit neu geschaffenen Polizeikräften das Regierungspräsidium in Karlsruhe besetzen und eine Woche später auch das in Freiburg. Die Baden-Württembergische Polizei wurde darauf, soweit noch vorhanden, in die neu geschaffene integriert, beträchtliche Teile des Landesverfassungsschutzes liefen zum besser bezahlenden Konsortium über. Da von der Bundesregierung nichts Verwertbares sondern nur Chaos produziert wurde, verselbständigten sich in Deutschland immer mehr Landstriche. Die Destabilisierung der Demokratie griff auch europaweit auf andere Länder über, die Zentralregierungen wurden nicht mehr ernst genommen.

Bald war die Idee vom Zoll geboren, die Politik des Konsortiums bestand darin möglichst viel Geld zu verdienen, Geld verdienen war alles, Natur-Umwelt und Menschen waren nichts. Die Zeit war wenig zimperlich, Moral nicht angesagt, christliche Werte vergessen. Bei Karlsruhe stand ein riesiger, orangegelb angestrichener Betonbunker, in welchem seit 150 Jahren die Brennelemente aufbewahrt wurden, die während der Atomzeit in Baden-Württemberg angefallen waren. Diese alten Brennstäbe waren ein begehrtes Handelsgut und das gewissenlose und habgierige Konsortium befriedigte ohne Wissen der Bevölkerung die Nachfrage.

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