Passagiere und Schiffsführung an Bord der „PERA“ im August 1909 auf einer der letzten Reisen des Kapitäns Johann Hinrichs
Von der Reederei aus wurden verschiedene Feste auf unserem Schiff gefeiert. Viele Damen und Herren, die in Konstantinopel ansässig waren, wurden eingeladen, und es ging dann an Bord hoch her. Wir erlebten das aber nur als Zaungäste, denn noch waren wir ja nicht Kapitäne, und bis dahin war es noch ein weiter Weg. Wir hatten aber auch so unseren Spaß. Durch den Bosporus setzten wir unsere Reise fort. Die Durchfahrt war sehenswert, all die herrlichen Bauten, prunkvollen Paläste mit märchenhaften Gärten! Wir schauten uns bald die Augen aus dem Kopf, Haremsdamen konnten wir aber nirgends entdecken, die interessierten uns nun mal ganz besonders. In Konstantinopel blieben wir nur vier Stunden.
Am 5. Juni 1899 verließen wir Odessa und fuhren weiter nach Batum. In Konstantinopel hatten uns alle Passagiere verlassen, wir waren nun wieder nur Frachtdampfer. Batum am Schwarzen Meer wird die russische Riviera genannt. Die Gegend ist aber auch wunderschön, und es gab viel zu sehen. Heute nach sechzig Jahren sind mir alle meine Reisen noch so gegenwärtig, als hätte ich sie erst gestern erlebt. In Hamburg kamen wir am 24. Juni 1899 an.
Die Sonnenfinsternis von 1905
Text aus der website www.friedensblitz.de/sterne/sonne/1905.html
Die Sonnenfinsternis vom 30. August 1905 war weltweit ein Aufsehen erregendes Ereignis, denn mit Beginn der astrophysikalischen Forschung stellte die Sonne ein Hauptforschungsgebiet dar. Über die Sonne war zu dieser Zeit noch relativ wenig bekannt. Da die Kernphysik in den Kinderschuhen steckte, war über den Mechanismus, wie die Energie der Sonne erzeugt, noch nichts bekannt. Folglich waren die Theorien über die Natur der Korona, der Chromo- und der Photosphäre sehr unzureichend, und Sonnenflecken sowie Protuberanzen stellten ungelöste Probleme dar. Bei der Finsternis von 1905 kam der glückliche Umstand hinzu, dass sie von vielen verhältnismäßig leicht zugänglichen Orten der Erde beobachtet werden konnte. Die Zone der Totalität erstreckte sich vom Winnipeg-See in Kanada, über Labrador, den Atlantik, Spanien, die Balearen, Algerien, Tunesien, Ägypten bis nach Saudi Arabien.
Von vielen großen Observatorien wurden Expeditionen entsandt. So kam es, dass auch die Hamburger Sternwarte unter ihrem Direktor Professor Dr. Richard Schorr Interesse an einer eigenen Reise hatte. Der Hamburger Expeditionsstandort sollte der kleine Ort Souk-Ahras in Nordalgerien werden.
In Hamburg existierten damals keine Instrumente zur Sonnenbeobachtung, so dass diese neu beschafft werden mussten. Die Aufgabe, Mittel fair den Kauf von Spezialteleskopen zu beschaffen, schien Schorr wohl relativ leicht gefallen sein, denn der Bau der Hamburger Sternwarte in Bergedorf stand kurz vor der Bewilligung, und Schorr hatte zur Abdeckung von Finanzierungslücken eine Reihe einflussreicher Kaufleute besucht, um sie um Unterstützung zu bitten. Ihm waren daher die vielen Geldquellen wohl bekannt. Von der Kellinghusen-Stiftung, der Jänisch-Stiftung und von Eduard Lippert hatte er sehr bald 5.000 Mark zusammen, vom Hamburger Senat weitere 10.000 Mark. Von diesen Geldern wurden neben den Reisekosten zwei größere Instrumente finanziert. Das eine war ein Fernrohr mit einem Objektiv von 16 cm Durchmesser und einer Brennweite von 20 m. Das zweite neue Instrument war ein Teleskop zur Planetensuche innerhalb der Bahn des Merkurs. Es wurde ebenfalls bei Zeiss gekauft und bestand aus zwei gegeneinander ein wenig geneigten Fernrohren. Mit diesem „Doppeläquatorial" konnte der östliche und der westliche Rand der Sonne gleichzeitig aufgenommen werden.
Als die Instrumente Mitte Juli in Hamburg eintrafen, wurden sie zunächst im Garten der Sternwarte am Millerntor probeweise aufgestellt. Der kleine Garten war mit den vielen Geräten restlos gefüllt. Unter den Instrumenten befand sich auch ein damals exotisches Gerät: eine lichtempfindliche Selenzelle, die erst wenige Jahre vorher entwickelt worden war und nun von dem Berliner Ingenieur Ernst Ruhmer vertrieben wurde.
Alle diese Gerätschaften wurden in 130 Kisten verpackt. Da unklar war, ob in Algerien auch mit einer ausreichenden Ernährung zu rechnen war, wurde beim Hamburger Lebensmittel-Grossisten Harder & DeVoss eine Kiste bestellt, in die unter anderem Szegedinger Gulasch, Brühkartoffeln mit Rindfleisch, Irish Stew und Erbsen mit Speck gepackt wurden. Für den amüsanteren Teil der Reise ließ Schorr sich von der Firma Henry Cauderay die Kiste Nr. 128 packen. Inhalt: 12 Flaschen Dewars Scotch Whisky. Den kostenlosen Transport der Kisten übernahm die Deutsche Levante Linie mit der „PERA“-. Auf diesem Schiff fuhren auch die drei Teilnehmer der Expedition mit: Prof. Dr. Richard Schorr, Observator Dr. Arnold Schwassmann und der „Observatoriumsgehülfe" H. Beyermann - allerdings nicht kostenlos. Begleitet wurde die Hamburger Expedition von Professor Knopf aus Jena, der privat an der Expedition teilnehmen wollte.
Am 3. August 1905 schiffte sich die Expedition der Hamburger Sternwarte auf der „PERA“ ein und erreichte am 15. August Tunis. Die Levante Linie hatte gut daran getan, die drei nicht kostenlos zu befördern, denn aus den Spesenrechnungen war zu entnehmen, dass nicht zu knapp konsumiert wurde, allein auf der Hinfahrt über 38 Flaschen Wein, 13 Flaschen Sekt, 38 Glas Bier sowie verschiedene Ports, Sherrys, Grogs und Whiskys. Professor Schorr war begeistert: „Um 8 Uhr morgens verließen wir mit dem Ausdruck des besten Dankes an Kapitän Hinrichs und seine Offiziere, die uns den Aufenthalt an Bord zu einem äußerst angenehmen gestaltet hatten, die 'PERA'.“
Nach 3 ½ Wochen - die Expedition war sehr erfolgreich verlaufen - konnte die Rückfahrt angetreten werden. Von Tunis reiste Dr. Schwassmann nach Marseille und Professor Knopf nach Palermo. Professor Schorr und Beyermann schifften sich nach Malta ein, wo sie die „PERA“ der Levante Linie auf ihrer Rückkehr von Odessa erwarteten. Die „PERA“ transportierte die Kisten zurück nach Hamburg. Professor Schorr verließ Malta, nachdem alle Kisten verladen waren, in Richtung Syrakus, um in Italien Sternwarten zu besichtigen. Nur der „Gehülfe" Beyermann fuhr mit der „PERA“ allein zurück nach Hamburg. Seine Zeit an Bord wird er ungestört genossen haben.
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