Hauptthema war natürlich „Wie steht es um das Recht auf Arbeit für Behinderten“. Die Antwort war, kurz gesagt, wir sind auf dem guten Weg, aber wir sind noch lange nicht da wo wir sein sollten. Und wo wir sein sollten, ist natürlich eine Gesellschaft wo Behinderten ungehindert Zugang zur Arbeitsmarkt und Arbeitsplatz haben sollten.
Meiner Meinung nach ein schönes Streben, aber ein wenig idealistisch. Sicher, manchmal muss man einfach etwas idealistisch sein um etwas zu bewirken, aber an diesen Tag hörte ich sehr oft schöne Wörter, wie „Arbeitgeber sensibilisieren“ und „stimulierende Massnahmen“. Stimmt alles ja! Aber in meine Erfahrung als Arbeitsvermittlerin für Hör- und Sprachbeeinträchtigte, ist es auch sehr oft passiert das die erste Frage der potenzielle Arbeitgeber war „was kostet es mir?“ oder „wenn was am Arbeitsplatz passiert, wer zahlt das denn?“. Gefühlsmässig dreht am Schluss doch alles um Geld auch wenn man gute Willens ist … Diese Frage habe die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium denn auch gestellt. Mann stimmte schon zu, dass diese Frage zwar berechtigt war, dass es aber viele Massnahmen gab um die Kosten der Einstellung eines Behinderten Person aufzufangen. Und nicht jede Behinderung ist natürlich gleich. Beides stimme ich zu, ich frage mich aber ob die Arbeitgeber und beeinträchtigte/behinderte Arbeitssuchenden genügend über diese Massnahmen Bescheid wissen. Und ich glaube die Antwort darauf ist „nein“. Da braucht es doch noch viel und viel mehr Aufklärung! Klar, nicht jede Beeinträchtigung/Behinderung ist gleich: es braucht schon andere Massnahmen, wenn man einen Rollstuhlfahrer einstellt oder einen Hörbeeinträchtigte. Aber für beides gilt: der Wille muss da sein. Und die meisten Arbeitgeber, auch die des guten Willens, haben oft noch Angst einen Beeinträchtigten/Behinderte Arbeitnehmer einzustellen oder zu behalten, weil sie meinen es kostet Ihnen zu viel Zeit und Geld. Und solange dieses Bild bestehen bleibt, wird sich, idealen hin und her, leider nicht viel ändern.
Trotzdem sind solche Tage sehr gut und nützlich, weil es dieses Thema wieder Aufmerksamkeit widmet. Es war auch sehr herzerwärmend zu sehen, wie viele Rollstuhlfahrer und Menschen mit Geleite Hund anwesend waren. Schon deshalb würde ich sagen: es braucht mehr von solche Tage.
Quelle: http://www.freestockphotos.biz/stockphoto/6405
Die letzten Jahren denke ich, gezwungene Weise, viel nach über die Frage: „Wann bin ich an meiner Grenze, wann überschreite ich diese Grenze und wann nicht“.
Mir ist schon klar, dass ich heutzutage schneller an meine persönliche Grenzen stosse als vor, sagen wir mal, 10 Jahren. Das hat einerseits natürlich mit meinem zunehmenden Alter zu tun, andererseits mit meinen Hörsturz in 2007. Der Hörsturz sorgte nicht nur dafür, dass ich weniger hörte, sondern sorgte ebenfalls dafür dass meiner Tinnitus (Ohrgeräusch) lauter wurde. Und Tinnitus hat die unangenehme Neigung sich zunehmend hören zu lassen, gerade wenn man Stress hat oder müde ist. Obwohl ich zum Glück nicht unter der Tinnitus leide, bin ich mir bewusst dass sie jedoch eine versteckte Rolle spielt wenn ich mich für längere Zeit zum Hören anstrenge.
Nun habe ich mich schon längst angewöhnt so ab und zu mal das Wort „Nein“ zu benutzen, wenn zu viel auf mich zukommt und ich versuche anspruchsvolle Aktivitäten so viel wie möglich zu verteilen. Aber rein technisch betrachtet interessiert mich die Frage, ab wann stösst man auf seine/ihre Grenzen? Ständig lesen wir in den Medien, dass unsere Gesellschaft immer mehr „Burned out“ gefährdet ist. Man muss stets erreichbar sein, Überstunden sind mittlerweile normal. Und wehe derjenige der seinen Chef mal wagt ein Nein zu geben.
Trotz die viele Informationen über dieses Phänomen, ist mir noch immer nicht klar, wo diese schädliche Tendenz herkommt.
Meine eigene Spekulationen sind diese: Hat die veränderte Industrie und Ökonomie etwas damit zu tun? Oder hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass vor Dezennien Eltern immer weniger ihre Kinder Grenzen gestellt haben und so eine (oder sogar zwei) Generation aufgewachsen ist, die nicht gelernt hat sich und seine Umgebung Grenzen zu stellen? So ist zum Beispiel Selbstbeherrschung etwas, was gelernt werden muss und nicht selbstverständlich auf uns zukommt.
Von mich selbst weiss ich, dass ich schneller meine Selbstbeherrschung verliere wenn ich sehr müde oder gestresst bin, obwohl ich normalerweise eine gute Selbstbeherrschung habe.
Aber ab wann sagt man sich „genug ist genug“? Persönlich habe ich lernen müssen meine Grenzen zu stellen und bin immer noch im Lernprozess. Ich erkenne mittlerweile sämtlichen körperlichen Symptomen die mir meine Grenzen signalisieren, damit ich selbst entscheiden kann ob ich nicht über meine Grenzen gehen soll, oder dass ich darüber gehe und das es dann echt Schluss ist. Nur wenn man seine eigenen Grenzen erkennt, kann man bewusst wählen, wie damit um zu gehen. Oder seine Grenzen präventiv einsetzen.
Zugegeben, manchmal bin ich ein bisschen neidisch auf Menschen die ihre Grenzen auf scheinbar natürliche Weise zeigen. Ich finde es manchmal noch immer schwierig Nein zu sagen! Jedoch bin ich davon überzeugt, dass die Aussage im obenstehenden Bild stimmt: Grenzen schaffen Identität. Wer es schafft für sich und anderen klare Grenzen zu stellen, wird respektiert und die Grenzen werden akzeptiert. Und manchmal zu meiner Überraschung werden auch meine Grenzen akzeptiert und respektiert. Warum ist es dennoch so schwierig?
Quelle:Stock Illustration: Rigging election- election fraudID 42619852 © Samiph222| Dreamstime.com
In ein paar Wochen ist es in der Schweiz so weit: Abstimmungswahlen. Die Politiker sind sehr mit Ihrer Kampagne beschäftigt und man sieht überall Poster und man bekommt regelmässig Wahlwerbung im Briefkasten. Trotzdem habe ich immer noch keine Ahnung auf wem und vor allem auf welche Partei ich wählen soll.
In den Wahlkampagnen kommen sehr viele Themen vorbei. Nur eins habe ich vermisst, oder vielleicht wegen der Mangel der Aufmerksamkeit übersehen: Wo bleibt der Aufmerksamkeit für Beeinträchtigte, Behinderte oder chronisch Kranke?
Oh ja, letzte Woche diese Nachricht: http://www.blick.ch/news/Politik/kaffee-mit-hindernissen-hier-bestellen-politiker-mit-gebaerden-id4199758.htmlSehr gute Initiative! Schade das es nur einmalig war, man könnte mehr davon gebrauchen! Der Gehörlosenbund hatte letzte Woche einen Diskussionsanlass mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga http://www.sgb-fss.ch/aktionswoche-des-gehoerlosenbundes/Natürlich super Initiative, die ich sehr unterstütze! In den Medien habe ich leider nichts über diese Diskussion gelesen und das ist natürlich wieder schade. Wieso sind die Medien nicht an so eine wertvolle Diskussion interessiert? Wieso könnten Guthörende Mitmenschen nicht davon erfahren? Das wäre doch sicherlich gut für mehr Aufklärung und Verständnis, oder?! Ebenfalls letzte Woche die Nachricht: die Krankenkassenprämien werden erhöht, was für Beeinträchtigte und chronisch Kranken natürlich ungünstig ist, weil wir immer teurer aus sind. Ist aber immer noch kein Grund für die Parteien nicht über die Gruppe von Beeinträchtigte, Behinderte oder chronisch Kranke nachzudenken, oder? Ich glaube nicht dass ich in die Parteikampagnen je ein Wort, positiv oder negativ, über diese Zielgruppen gesehen habe. Und ich habe daher auch keine Ahnung, auf welche Partei, als Hörbeeinträchtigte, ich meine Stimme abgeben sollte.
Читать дальше