auch, weil Papa dann immer angetrunken nach Hause kommt und
laut zu singen anfängt.
Wir müssen lachen, obwohl wir von dem Gesangkein Auge zu kriegen.
Zum Glück geht er sehr selten zum Xaver.
Xaver schnitzt Jesusfiguren, die er in Fischen in einem Laden verkauft.
Und ich kenne keinen, der so viele Freundinnen hat wie Xaver.
Da ich noch keine hatte, muss ich ihn mal um Rat fragen. Aber wenn
ich dann auch angetrunken nach Hause kommen würde, lacht bestimmt keiner
mehr.
Komische Leute haben wir hier auch. Die muss man nicht zum
Psychiater schicken, denn die Macken, die die haben, sind echt ulkig.
Aber vor allem harmlos.
Unser Nachbar hat eine Ameisenfarm.
Bestimmt ein paar Millionen Ameisen. Manchmal sitzt er vor der riesigen
Glaswand und spricht mit seinen Tieren.
Oder er legt Essenskrümel aus und beobachtet, wie die Ameisen alles
nach draußen befördern. Im Sommer lösche ich im Hof wahrscheinlich
die Hälfte seiner Freunde aus, denn die nerven nur.
Herr Brecht, so heißt der Nachbar, lässt sie sogar ins Schlafzimmer.
Resi, die mit der dicken Kiste, strickt einen Schal nach dem anderen
und wartet auf den Traumprinzen, dem sie die Dinger umhängen
kann.
Wenn sie mich anspricht, dann schaue ich immer ganz schnell,
dass ich mich verdrücke. Mein Hals braucht keinen Schal!
Das sind nur zwei komische Typen, die ich Dir beschrieben habe.
Aber es gibt noch viele mehr. Papa sagt von denen nur, dass die
einen Sparren haben. Dann wissen wir, dass die einen an der Klatsche
haben.
Ich kann Dich beruhigen, denn nicht nur bei Euch wird zu Hause
rumgemeckert. Meine Eltern mosern momentan auch viel.
Wenn es mir dann zu viel wird, dann ziehe ich mich in mein Zimmer
zurück, setze mir Kopfhörer auf und höre Papas Schallplatten.
Der hat im Keller eine total große Sammlung.
Da suche ich mir dann welche aus und höre sie an.
Ganz anders als CDs. Da knistert und knarzt es.
Aber ganz tolle Platten sind dabei, die wahrscheinlich kein Schwein kennt.
Ich muss dir mal eine Liste mit den tollsten Songs machen. Die schicke ich Dir dann. Mal sehen, ob Du ein paar Lieder erkennst.
Musik machen wir zu Hause auch. Papa spielt Gitarre, Mama die
Geige, mein Bruder Klavier und ich darf dazu trommeln, also Schlagzeug
spielen.
Jeden Samstagabend spielen wir im Wohnzimmer.
Mein Bruder will zwar immer zu seinen Freunden nach Fischen, aber
erst wird musiziert, wie Mama sagt, dann darf er los.
Ich glaube aber, dass es nicht mehr lange dauert und dass wir bald
nur noch als Trio musizieren.
Mein Bruder will eigentlich nicht mehr mitmachen. Er findet,
dass Familienmusik uncool ist!
Tatarata!!
Unsere Hütte ist endlich fertig und Berni hat keinen Liebeskummer
mehr. Sieht jedenfalls so aus.
Morgen wollen wir in der Hütte übernachten. Papa geht mit,
weil er glaubt, dass wir alleine nur auf krumme Gedanken kommen.
Wäre echt cool, wenn es nur halb so gruselig wird, wie Du es beschrieben
hast. Eigentlich wollten wir unseren Hund, der Barthel
heißt, als Wachhund mitnehmen, aber da er hier bei uns zu Hause
schon versagt, weil er nicht wacht, sondern jeden freundlich begrüßt,
lassen wir ihn lieber daheim.
Das Wetter ist gut, nachts ist es momentan auch nicht so kalt, es könnte
klappen.
Fünf Dinge, die man auf jeden Fall in der Hütte dabei haben sollte:
1. Loisl
2. Berni
3. Sammi
4. Mindestens drei Tüten Kartoffelchips
5. Cola, damit man wach bleibt
6. Mindestens zwei Taschenlampen, weil eine bestimmt kaputt geht
7. Guuuute Laune
Na ja, bis fünf konnte ich noch nie so gut zählen, hahaha. Egal!
Oje, jetzt ist es wieder spät geworden! Barthel streicht wieder in der
Wohnung umher. Es wird gleich wieder gewittern.
Dann nehme ich ihn in die Arme und halte ihn fest.
Erst dann hört er auf zu jaulen.
Barthel ist auch schon über zehn Jahre alt, aber an Gewitter gewöhnt
er sich nicht.
Momentan habe ich auch wieder Kopfhörer auf. Es läuft die Platte
„King Arthur And The Myths Of The Round Table”.
Echt schräge Musik!
Männerchöre, Klassiktöne und Rockmusik. Ich muss Papa mal nach
seinem Musikgeschmack fragen. Die Platte geht nun gar nicht!
Okay, das soll reichen.
Bis morgen,
Sammi
12. April: Donnerstag
Hallooo Sammi,
schön, dass Dir mein Gedicht gefallen hat. Ich kann Dir noch mehr
schicken wenn Du magst. Mittlerweile kann ich mir sehr gut vorstellen,
wie Du in Fischen lebst. So ganz anders als ich.
Echt klasse.
Bin auch gespannt, was Du in Deiner Hütte erlebst. Vielleicht habt ihr
Glück und der HuMö kommt vorbei.
Bei uns ist es momentan super langweilig. Es sind noch Osterferien und ich
weiß gar nicht, was ich anstellen soll. Meine Eltern müssen arbeiten.
Und mit unserer Haushälterin kann ich gar nix anfangen.
Sie ist aus St. Petersburg und soll von einer alten Zarenfamilie abstammen.
Das behauptet sie jedenfalls. Ich finde, dass sie mit einem hessischen Dialekt
spricht. Seltsam!
Ist bestimmt kalt im Winter in St.Petersburg?
Schließlich wünsche ich mir schon seit Jahren einmal in einem
Pferdeschlitten durch den Schnee zu fahren - schön warm angezogen,
im eleganten Pelzmantel, und dann mit leckerem Tee und feinen
Schnittchen stundenlang durch die russische Eistundra.
Mama sagt ich spinne und ich soll an die armen Zobel denken, denen
man das Fell abgezogen hat, nur damit die feinen Damen keinen
kalten Hintern bekommen.
Ja, da hat sie mir den Spaß verdorben.
Denn ich liebe Tiere, alle, und ich möchte natürlich nicht, dass sie getötet
werden, weil man ihr Fell haben möchte. Nur damit ich schön aussehe?
Eigentlich soll ich Klavier und noch Mathe üben, bis Mama und Papa von unten
wieder hochkommen. Ich habe aber keine Lust dazu.
Susa, meine beste Freundin, ist leider auch weggefahren. Nach Berlin.
Ganz alleine zu ihrer großen Schwester Bille, die schon achtzehn
ist. Sie unternimmt bestimmt ganz tolle und aufregende Sachen mit
ihr und ich ...?
Ich gucke mir jetzt eine DVD an. Das soll ich zwar nicht, aber ich
weiß wo Papa den Schlüssel vom Schrank hingelegt hat. Ha!
Ich melde mich wieder,
Lieselotte
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