Dietrich Novak - Thalia
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Dietrich Novak
Thalia
Hinter der Maske
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Inhaltsverzeichnis
Titel Dietrich Novak Thalia Hinter der Maske Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog Die heruntergelassene Jalousie ließ nur wenige Lichtpunkte der eingeschalteten Straßenbeleuchtung in das abgedunkelte Zimmer. Draußen hörte man hin und wieder vereinzelt einen Pkw oder das Aufheulen des Motors eines Motorrades, aber die Seitenstraße wies keinen anhaltenden Verkehrslärm auf, wie es in der benachbarten Durchgangsstraße der Fall war. Auch vom Gang her ertönte kein Geräusch. Die anderen mussten sich in ihre Zimmer zurückgezogen haben oder ausnahmsweise einmal leisere, intimere Gespräche führen. Denn normalerweise hörte man bis in die frühen Nachtstunden Stimmen und fröhliches Gelächter aus dem Gemeinschaftsraum, in dem auch gefrühstückt wurde. Es herrschten also in dieser Nacht die idealen Bedingungen für einen erholsamen Schlaf, doch der junge Mann fand trotzdem keine Ruhe. Als das Schlafmittel endlich Wirkung zeigte, wurde er von schweren Träumen geplagt. Er warf sich unruhig hin und her, als spüre er instinktiv die Gefahr, in der er sich befand. Schließlich blieb er schweißnass mit offenem Mund auf dem Rücken liegen. Im Halbschlaf war ihm, als hätte sich die Tür zu seinem Zimmer geöffnet und es hätte sich jemand hereingeschlichen. Woher kam nur das Sirren in seinem Kopf? Als würde ein elektronischer Ton den Raum ausfüllen, der mit seiner Frequenz dem menschlichen Ohr wehtat. Dann spürte er einen heftigen Schmerz im Mund, und es ging alles sehr schnell. Er hatte heftige Atemnot und das Gefühl, als befände sich ein Fremdkörper in seiner Mundhöhle. Einer, der sich ständig vergrößerte, bis er den gesamten Mund ausfüllte und ihn keine Luft mehr bekommen ließ. In seiner Panik schlug er wild um sich, war aber nicht in der Lage zu schreien. Im Todeskampf verkrampften sich seine Hände im Laken. Bis er schließlich aufgab. Sein Körper erschlaffte, und jegliches Leben war aus ihm gewichen.
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
Epilog
Impressum neobooks
Prolog
Die heruntergelassene Jalousie ließ nur wenige Lichtpunkte der eingeschalteten Straßenbeleuchtung in das abgedunkelte Zimmer. Draußen hörte man hin und wieder vereinzelt einen Pkw oder das Aufheulen des Motors eines Motorrades, aber die Seitenstraße wies keinen anhaltenden Verkehrslärm auf, wie es in der benachbarten Durchgangsstraße der Fall war.
Auch vom Gang her ertönte kein Geräusch. Die anderen mussten sich in ihre Zimmer zurückgezogen haben oder ausnahmsweise einmal leisere, intimere Gespräche führen. Denn normalerweise hörte man bis in die frühen Nachtstunden Stimmen und fröhliches Gelächter aus dem Gemeinschaftsraum, in dem auch gefrühstückt wurde.
Es herrschten also in dieser Nacht die idealen Bedingungen für einen erholsamen Schlaf, doch der junge Mann fand trotzdem keine Ruhe. Als das Schlafmittel endlich Wirkung zeigte, wurde er von schweren Träumen geplagt. Er warf sich unruhig hin und her, als spüre er instinktiv die Gefahr, in der er sich befand. Schließlich blieb er schweißnass mit offenem Mund auf dem Rücken liegen. Im Halbschlaf war ihm, als hätte sich die Tür zu seinem Zimmer geöffnet und es hätte sich jemand hereingeschlichen. Woher kam nur das Sirren in seinem Kopf? Als würde ein elektronischer Ton den Raum ausfüllen, der mit seiner Frequenz dem menschlichen Ohr wehtat.
Dann spürte er einen heftigen Schmerz im Mund, und es ging alles sehr schnell. Er hatte heftige Atemnot und das Gefühl, als befände sich ein Fremdkörper in seiner Mundhöhle. Einer, der sich ständig vergrößerte, bis er den gesamten Mund ausfüllte und ihn keine Luft mehr bekommen ließ. In seiner Panik schlug er wild um sich, war aber nicht in der Lage zu schreien. Im Todeskampf verkrampften sich seine Hände im Laken. Bis er schließlich aufgab. Sein Körper erschlaffte, und jegliches Leben war aus ihm gewichen.
1. Kapitel
Die Hauptkommissare Valerie Voss und Hinnerk Lange, die bereits zum zweiten Mal miteinander verheiratet waren und bereits einen gemeinsamen erwachsenen Sohn hatten, bekamen überraschend Besuch von ihrem Sprössling. Ben lebte seit Kurzem mit seiner Freundin, Lena, zusammen. Lena war als Junge zur Welt gekommen, hatte aber ihren Körper nie akzeptieren können. Mittlerweile war sie nach mehreren geschlechtsanpassenden Operationen von einer Frau nicht zu unterscheiden. Anfangs hatten sich beide erst zusammenraufen müssen, denn die Erkenntnis über Lenas Vergangenheit hatte Ben wie ein Schlag getroffen. Doch er war viel zu verliebt, um diese Traumfrau gehen zu lassen, und klärende Gespräche mit ihm nahestehenden Personen hatten seinen inneren Widerstand schließlich dahinschmelzen lassen. Sie hatten alle ganz Recht, wenn sie meinten, es käme nur auf den Mensch an und nicht auf das Geschlecht mit dem er geboren worden war.
Das Ehepaar Voss/Lange war schon von Berufswegen toleranter. Außerdem begriff sich Valerie nicht als ausgesprochene Hetera. Es konnte durchaus vorkommen, dass sie sich mitunter in eine Frau verliebte, wie unlängst in die schöne Rechtsmedizinerin Stella Kern und zuvor in deren Vorgängerin, Tina Ruhland. Tina war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und Stella war im Begriff, eine andere Frau zu heiraten, und wollte künftig mit Valerie nur noch freundschaftlich verkehren. Damit hatte eine vielversprechende Affäre ihr Ende gefunden.
Hinnerk nahm die gleichgeschlechtlichen Seitensprünge seiner Frau gelassen hin. Solange es sich „nur“ um eine Frau handelte … Wie er reagieren würde, wenn er in Konkurrenz zu einem Mann treten müsste, blieb dahingestellt. Bisher war dieser Fall zum Glück noch nicht eingetreten.
Bezüglich ihrer künftigen Schwiegertochter waren die Meinungen ambivalent. Im Gegensatz zu Hinnerk, der damit keine Probleme hatte, war Valerie nicht gerade begeistert. Nicht dass sie etwas gegen Transmenschen hatte … Sie mochte Lena und konnte Ben gut verstehen … Sie machte sich nur Sorgen, ob Ben auf Dauer mit den Umständen zurechtkommen würde. Vielleicht trauerte sie auch ein wenig der Chance nach, einmal Großmutter zu werden. Denn ein angenommenes Kind würde nicht die berühmten Voss/Lange-Gene aufweisen, sondern gänzlich fremde. Überlegungen, die sie weitgehend für sich behielt. Wie gesagt, sie mochte Lena sehr und fand sie ganz entzückend.
»Ich bringe euch Freikarten für die Premiere«, sagte Ben, nachdem sich alle mit Küsschen begrüßt hatten.
»Danke, meinte Hinnerk. »Hast du auch an deine beiden Omas gedacht? Ich glaube nicht, dass sie sich entgehen lassen, ihren Enkel auf der Bühne zu bewundern.«
Ben hatte nämlich zwei Omas, und zwar mütterlicherseits. Denn Valerie war als Säugling von Karen und ihrem Mann Christoph adoptiert worden, nachdem man damals der minderjährigen Tyra in Malmö gegen ihren Willen das Baby weggenommen hatte. In Schweden hatten sich Mutter und Tochter erst vor nicht allzu langer Zeit wiedergefunden, was Karen gelegentlich zu Anfällen von Eifersucht veranlasste.
»Papa, wir haben nur ein begrenztes Kontingent an Freikarten, und da Karen und Tyra nicht gerade am Hungertuch nagen …«
»Schon gut, schon gut. Dann werden wir ihnen die Karten schenken.«
»Blödsinn, Herbert wird sich nicht nehmen lassen, die Karten selbst zu kaufen«, sagte Valerie.
Herbert Schindler war der zweite Mann von Karen, den sie nach einigem Zögern nach Christophs Tod geheiratet hatte. Alle mochten den feinsinnigen, älteren Mann, der Karen förmlich auf Händen trug.
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