Alof Steinried
Mein Freund Günther
Und das Leben hört nicht auf, lustig zu sein.
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Alof Steinried Mein Freund Günther Und das Leben hört nicht auf, lustig zu sein. Dieses ebook wurde erstellt bei
Einleitung
Im Freibad
Ein Problem
Eine Wanderung mit Folgen
Die Baustelle
Kinoabend
Der Besuch
Am Flughafen
Im Flugzeug
Dunkeld
Auf zur Vogelinsel
Fahrt zur Vogelinsel
Pastete
Fahrt durch die Suilven
Skye
Epilog
Danksagung
Nachtrag
Impressum neobooks
Eigentlich habe ich nie den Hang dazu verspürt, ein Buch zu schreiben. Dennoch kam in mir mit einem Male das Bedürfnis auf, meiner schriftstellerischen Ader freien Lauf zu lassen und darüber zu berichten, was mir Unglaubliches geschehen war.
Nämlich mit meinem Freund Günther.
Sicherlich, lieber Leser, werden Sie sich jetzt fragen, „wer war Günther“?
Die Antwort ist doch ganz simpel, Sie haben es doch schon gelesen, zwei Zeilen weiter oben!
Wer war Günther?
Eben, Günther war mein Freund.
Genau genommen, mein bester Freund!
Ach, diese Antwort befriedigt Sie nicht wirklich?
Ok, werfen wir mal einen genaueren Blick auf Günther.
Vom äußeren Erscheinungsbild her sah Günther eigentlich ganz normal aus, abgesehen davon, dass er sehr groß war. Die Einmetervierundneunzig wirkten sich dahingehend aus, dass er immer etwas gebückt stand, da er sich zum reden immer zu allen, die kleiner als er waren, was auch bei mir der Fall war, herunterbeugte.
Er war stets ordentlich gekleidet und wirkte immer gepflegt.
Das einzige Auffällige an ihm, wenn man ihn einfach nur so sah und nicht näher kannte, war sein Gang.
Es ist schwierig zu beschreiben, wie er ging. Es sah irgendwie komisch aus, zwar nicht so, dass man lachen musste, aber eben doch belustigend.
Wegen der langen Beine machte er immer sehr große Schritte, weit ausladend, dabei in den Knien leicht federnd. Dieses Federn verstärkte sich seltsamer Weise auf seinen Oberkörper, so dass dieser bei jedem Schritt auf- und abwippte, wie ein Flummi beim springen, wobei er den Kopf immer stark nach vorne und zurück bewegte, was durch die leicht gebückte Haltung verstärkt auffiel. Alles in allem marschierte er, um einen guten Vergleich zu finden, wie ein Huhn auf Stelzen aus Gummi.
Meine Mutter hätte Günther wohl wie folgt beschrieben:
„Du hast ja so einen netten Freund. Immer pünktlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Ach, einen besseren Schwiegersohn könnte man sich gar nicht wünschen.“
Sorry liebe Mami, aber ich kann leider nur eine Schwiegertochter liefern und meine Schwester hatte kein Interesse an Günther.
Meine Tante hätte gesagt:
„Nein, was für ein liebenswerter Mensch, und so gut erzogen. Und er ist doch immer so höflich, wenn er mit einem spricht. Ich könnte mich den ganzen Tag mit ihm unterhalten.“
Genau, liebes Tantchen, wenn ich sonst nur den Fernseher hätte, würde ich auch so denken.
Seine Mutter hätte gesagt:
„Er ist der verlässlichste Mensch auf Erden.“
Genau, auf Günther konnte man sich verlassen, man konnte mit ihm Pferde stehlen.
Obwohl - vielleicht hätte man mit ihm Pferde stehlen können.
Aber, wenn ich es mir genau überlege, man hätte mit ihm Pferde nur stehlen sollen, wenn man erwischt werden und im Knast landen wollte.
Nein, Pferde hätte man mit ihm besser nicht stehlen können, aber dafür hätte man mit ihm Bäume ausreißen können.
Also, zumindest Kleinere.
Wenn ich es mir genau überlege, am besten gar keine, es sei denn, man hatte den Hang dazu, auf der Intensivstation mit gebrochenen Knochen wieder aufzuwachen. Doch wer will das schon?
Stattdessen konnte man mit Günther … also man konnte … ja was konnte man eigentlich mit Günther?
Genau, man konnte mit ihm befreundet sein, und damit sind wir wieder beim Thema: Mein Freund Günther!
Und ich muss zugeben, er war ein wirklich treuer Freund.
Doch die wichtigere Frage ist nicht „wer war Günther“, sondern „wie war Günther“.
Sicher war er nicht schon immer so, wie er war, als ich ihn kennenlernte.
Aber persönliche Schicksalsschläge hatten ihm wohl zugesetzt, so dass er wurde, wie er war.
Am besten machen Sie sich selbst ein Bild davon, wie Günther war und ich wünsche Ihnen viel Spaß und gute Unterhaltung mit den folgenden Kapiteln.
So kam es, dass Günther mich eines schönen Sommertages erstmalig mit seinem Auto, einem zwölfjährigen Opel, abholte.
Die Fahrt zum Freibad (im Gegensatz zur Rückfahrt), erwies sich eigentlich als ganz normal.
Es schien zumindest so, dass Günther ganz gut Auto fahren konnte.
Zwar blieben wir an roten Ampeln auch dann noch stehen, wenn schon längst wieder das grüne Licht aufgeleuchtet war, aber das war nicht weiter problematisch, da sich der Wagen immer sofort wieder in Bewegung setzte, wenn ich dezent und leise auf das schon seit längerer Zeit grüne Leuchten hinwies, oder aber die freundlichen Mitmenschen in den Wagen hinter uns etwas weniger dezent und leise mit einem Hupkonzert die Anfahrt unseres Wagens bewirkten.
Nur beim Einparken gab es ein kleines Problem, nichts jedoch, was man nicht durch ein Spot Repair (Lackierung) wieder aus der Welt hätte schaffen können.
Bei herrlichem Sonnenschein lagen wir nun auf der Wiese oder schwammen in den Becken im Freibad.
Es verlief alles ganz normal, so wie es mit jedem anderen Freund auch verlaufen wäre, lässt man einmal die Tatsache außer Acht, dass Günther meist damit begann, Probleme wälzen zu wollen, wobei ich es dann immer wieder geschickt verstand, das Thema auf erfreulichere Dinge zu richten und somit zu ändern.
Denn ich muss ganz ehrlich zugeben, ich bin kein Psychiater, und froh mit meinen eigenen Problemen fertig zu werden. Ich sah mich weniger Imstande, auch noch Günthers Probleme zu lösen. Das wollte ich auch nicht, ich wollte ihn schließlich nur auf andere Gedanken bringen und aus seinem grauen Alltag herausholen.
Es soll auch einmal vorkommen, dass ein Mensch ein dringendes Bedürfnis zu erledigen hat. Ist es ein kleines Geschäft, so erledigen einige schlecht erzogene Menschen dieses im Schwimmbad manchmal direkt im Becken. Das erkennt man daran, dass sie dann meist etwas konzentrierter dreinschauen und weniger schnell oder gar nicht schwimmen.
Andere, besser erzogene Menschen, ziehen dieser Variante den Gang zu den Örtlichkeiten vor.
Da ich zu der zweiten Sorte von Menschen gehöre, sagte ich kurz zu Günther, dass ich austreten müsste, worauf er sich mit dieser Idee auch anfreunden konnte und mitkommen wollte, da er das gleiche Bedürfnis verspürte.
Soweit so gut und auch kein Problem. Doch das trat auf, als ich ihm nicht genau beschreiben konnte, wo sich die Toiletten befanden, da ich das Freibad vorher noch nie besucht hatte.
Ich konnte mich nur noch daran erinnern, dass ich in der Nähe des Eingangs ein Hinweisschild gesehen hatte.
Auch Günther wusste nicht, obwohl er eine Eintrittsstammkarte besaß und damit häufiger Gast in dem Freibad war, wo genau wir uns hinzuwenden hatten.
Ich begab mich somit Richtung Eingang.
Doch das konnte man mit Günther nicht einfach machen. Aufs Geratewohl losmarschieren, wer weiß, wo man da hinkommt?
Aus den Augenwinkeln sah ich gerade noch, wie sich Günther auf den Bademeister stürzte und nach dem Weg zu den Örtlichkeiten fragte.
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