Heidi Troi
Ein weihnachtlicher Kinderkrimi
Mit Illustrationen von
Caroline Hamann
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.deabrufbar.
Neue Rechtschreibung
© 2020 by Obelisk Verlag, Innsbruck Wien
Lektorat: Regina Zwerger
Coverentwurf: Caroline Hamann
Alle Rechte vorbehalten
Druck und Bindung: Finidr, s.r.o. Český Těšín, Tschechien
ISBN 978-3-85197-961-9
eISBN 978-3-99128-041-5
www.obelisk-verlag.at
1 Schwierig
2 Mia malt ein Bild
3 Das gestohlene Bild
4 Mia wird beschenkt
5 Süße Wichtelzeit
6 Ein Geschenk für den Wichtel
7 Mia ertappt Trixie
8 Mia als Wichtel-Detektivin
9 Wie kommt man einem Wichtel auf die Spur?
10 Das Geduldsspiel
11 Mia weiß, wer das geschrieben hat!
12 Die Sprechstunde
13 Geheimnistraining
14 Der Weihnachtsmann
15 Dicke Luft
16 Der zweite Besuch beim Weihnachtsmann
17 Der Geheimnissack
18 Mia mag Geheimnisse
19 Die Diebin
20 Ein Abschlussgeschenk für den Wichtel
21 Die Auflösung
DIE AUTORIN
DIE ILLUSTRATORIN
„Och nein, nicht schon wieder!“ Die Klassenlehrerin Frau Schmittlein stöhnt und schaut Mia vorwurfsvoll an. „Sag, dass das nicht wahr ist, Mia!“
Mia zuckt die Schultern.
Natürlich ist es wahr. Als sie beim Weihnachtswichteln Tinas Namen gezogen hat, hat sie sich so gefreut, dass sie es Tina einfach sagen musste.
„Warum verdirbst du den anderen ständig die Freude?“ Die Lehrerin runzelt die Stirn. „Ich habe wirklich gedacht, dass du jetzt groß genug bist, um einmal ein Geheimnis für dich zu behalten.“
„Aber es ist so schwierig“, verteidigt sich Mia und gleichzeitig denkt sie, dass SCHWIERIG das falsche Wort ist. Es ist einfach unmöglich, so ein schönes Geheimnis für sich zu behalten.
„Die anderen schaffen es alle“, meint die Lehrerin.
Mia schaut in die Runde, in lauter stolz nickende Kindergesichter.
Die anderen sind blöd, schießt es ihr durch den Kopf, aber sie beißt sich noch schnell auf die Zunge.
„Tja“, macht die Lehrerin genervt. „Dann müssen wir wohl wieder ziehen.“
„Och nein!“
„Nicht schon wieder!“
„Mist, ich hab genau Willi gehabt!“
Die Kinder maulen. Alle schauen Mia böse an.
„Und wenn Mia es dann wieder verrät?“ Inga stemmt herausfordernd ihre Hände in die Seiten.
Lehrerin Sylvia zuckt hilflos mit den Schultern. „Tja, ich weiß auch nicht …“
„Mia plaudert doch immer alles aus“, meint Willi. Er sieht Mia genauso böse an wie der Dino auf seinem Pulli.
„Mit der macht das einfach keinen Spaß!“ Tinas Tränen sind getrocknet und sie schaut Mia aus zusammengekniffenen Augen an.
„Ja, Mia, was machen wir mit dir?“, fragt die Lehrerin. „Glaubst du, du schaffst es diesmal?“
Mia schweigt. Es hat keinen Zweck zu versprechen, dass sie diesmal nicht verraten wird, wen sie beim Wichteln gezogen hat.
Wenn ihr jemand ein Geheimnis sagt, flattert es in ihrem Kopf herum wie ein kleiner Vogel, sucht sich seinen Weg zum Mund, flattert gegen die Zähne, bis es endlich zwischen den Lippen rauspurzelt. Ein Geheimnisvogel.
„Können wir nicht ohne Mia wichteln?“
Der Vorschlag kommt natürlich von Trixie. Die hat Mia noch nie gemocht. Aber das Schlimmste ist: Alle Kinder sind sofort damit einverstanden.
„Ja, bitte!“
„Wir wollen ohne Mia wichteln!“
Von allen Seiten wird die Lehrerin bedrängt, bis sie klein beigibt und mit einem letzten hilflosen Blick auf Mia nickt.
„Ok. Es tut mir leid, Mia, aber ich denke, es geht nicht anders. Du wirst für dieses Jahr vom Wichteln ausgeschlossen.“
Mia lässt den Kopf hängen. Kein Wichteln! Alle anderen werden sich gegenseitig kleine Geschenke machen, Briefchen schreiben und jede Menge Spaß haben. Und sie wird dabei nur zuschauen können. Kein bisschen weihnachtlich wird es ihr heuer zumute sein!
Ihre Augen brennen und füllen sich mit Wasser.
„Vielleicht könntet ihr Mia trotzdem bewichteln“, schlägt die Lehrerin vor. „Jeder, der Lust hat, könnte sich hin und wieder eine Überraschung ausdenken.“
Mia sieht sie dankbar an.
„Also ich denke mir für diese Spielverderberin sicher keine Überraschung aus“, erklärt Inga.
Trixie macht „Pfff!“ und wirft ihre langen blonden Haare über die Schulter.
„Also ich schon.“ Timo kopiert Ingas zickigen Ton perfekt und Mia muss schmunzeln. Timo ist ihr bester Freund. Er ist der beste Fußballer der Klasse und hat immer irgendwo eine Schramme. Gerade ist seine Nase mit einem dicken Pflaster verklebt, weil er „mit der Nase gebremst“ hat.
„Ich auch“, sagt Willi und ein paar der anderen Kinder nicken zögernd.
Die Lehrerin atmet erleichtert auf. „Vielleicht revanchiert sich Mia ja und denkt sich auch kleine Überraschungen für euch aus.“
Auffordernd schaut sie Mia an. Die nickt schnell. Natürlich wird sie auch wichteln. Eigentlich gefällt ihr die Weihnachtswichtelei auf diese Art sogar noch besser.
„Also dann“, sagt die Lehrerin und klatscht auffordernd in die Hände. „Schreibt nochmal eure Namen auf einen Zettel und werft sie in dieses Körbchen. Wir ziehen neu.“
Das tun die Kinder. Dann ziehen sie neue Wichtel. Aufgeregte Stille legt sich über die Klasse, während die Kinder ihre Zettel entfalten und den Namen des Kindes lesen, das sie ab heute bewichteln dürfen.
Damit Mia nicht in Versuchung gerät, wieder etwas zu verraten, verdeckt sie ihr Gesicht mit beiden Händen, bis alle Kinder ihre Zettel wieder versteckt haben.
Timos Augen ruhen verdächtig lang auf Tina und Mia will schon rausschreien, dass sie weiß, wen er gezogen hat. Da trifft sie sein Blick.
Beschwörend legt er seinen Zeigefinger auf die Lippen.
Mia klappt den Mund zu und nickt. Der Geheimnisvogel flattert gegen ihre Zähne und sie beißt sie ganz fest zusammen, damit er nicht herausfliegt. Zum Glück beginnt die Singstunde und die schönen Lieder bringen Mia auf andere Gedanken.
Am Nachmittag malt sie ein wunderschönes Bild für Timo. Einen Weihnachtsbaum mit blauen Kugeln, denn Blau ist seine Lieblingsfarbe. Das weiß Mia. Unter dem Baum liegen ganz viele Geschenke. Ein Stern leuchtet an der Spitze und durchs Fenster blinken viele weitere Sterne mit dem Spitzenstern um die Wette.
Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit, will sie schreiben. Da fällt ihr in letzter Sekunde etwas ein. Timo erkennt doch ihre Schrift.
„Mama! Kannst du mir helfen?“, bittet Mia ihre Mama. Sie erklärt ihr, was sie sich überlegt hat.
„Das ist eine gute Idee“, sagt die Mama und schreibt dann in ihrer allerschönsten Schrift Mias Wunsch auf das Bild. Rundherum malt sie ein geschwungenes Spruchband mit eingerollten Ecken. Es ist wunderschön!
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