Die mit ihm tafeln im goldnen Zimmer.
Wir, wir haben von seinem Glanz und Schimmer
Nichts als die Müh und als die Schmerzen,
Und wofür wir uns halten in unserm Herzen.
ZWEITER JÄGER.
Alle großen Tyrannen und Kaiser
Hieltens so und waren viel weiser.
Alles andre täten sie hudeln und schänden,
Den Soldaten trugen sie auf den Händen.
ERSTER KÜRASSIER.
Der Soldat muß sich können fühlen.
Wers nicht edel und nobel treibt,
Lieber weit von dem Handwerk bleibt.
Soll ich frisch um mein Leben spielen,
Muß mir noch etwas gelten mehr.
Oder ich lasse mich eben schlachten
Wie der Kroat – und muß mich verachten.
BEIDE JÄGER.
Ja, übers Leben noch geht die Ehr!
ERSTER KÜRASSIER.
Das Schwert ist kein Spaten, kein Pflug,
Wer damit ackern wollte, wäre nicht klug.
Es grünt uns kein Halm, es wächst keine Saat,
Ohne Heimat muß der Soldat
Auf dem Erdboden flüchtig schwärmen,
Darf sich an eignem Herd nicht wärmen,
Er muß vorbei an der Städte Glanz,
An des Dörfleins lustigen, grünen Auen,
Die Traubenlese, den Erntekranz
Muß er wandernd von ferne schauen.
Sagt mir, was hat er an Gut und Wert,
Wenn der Soldat sich nicht selber ehrt?
Etwas muß er sein eigen nennen,
Oder der Mensch wird morden und brennen.
ERSTER ARKEBUSIER.
Das weiß Gott, 's ist ein elend Leben!
ERSTER KÜRASSIER.
Möchts doch nicht für ein andres geben.
Seht, ich bin weit in der Welt rumkommen,
Hab alles in Erfahrung genommen.
Hab der hispanischen Monarchie
Gedient und der Republik Venedig
Und dem Königreich Napoli,
Aber das Glück war mir nirgends gnädig.
Hab den Kaufmann gesehn und den Ritter,
Und den Handwerksmann und den Jesuiter,
Und kein Rock hat mir unter allen
Wie mein eisernes Wams gefallen.
ERSTER ARKEBUSIER.
Ne! das kann ich eben nicht sagen.
ERSTER KÜRASSIER.
Will einer in der Welt was erjagen,
Mag er sich rühren und mag sich plagen,
Will er zu hohen Ehren und Würden,
Bück er sich unter die goldnen Bürden.
Will er genießen den Vatersegen,
Kinder und Enkelein um sich pflegen,
Treib er ein ehrlich Gewerb in Ruh.
Ich – ich hab kein Gemüt dazu.
Frei will ich leben und also sterben,
Niemand berauben und niemand beerben,
Und auf das Gehudel unter mir
Leicht wegschauen von meinem Tier.
ERSTER JÄGER.
Bravo! Just so ergeht es mir.
ERSTER ARKEBUSIER.
Lustiger freilich mag sichs haben,
Über anderer Köpf wegtraben.
ERSTER KÜRASSIER.
Kamerad, die Zeiten sind schwer,
Das Schwert ist nicht bei der Waage mehr;
Aber so mag mirs keiner verdenken,
Daß ich mich lieber zum Schwert will lenken.
Kann ich im Krieg mich doch menschlich fassen,
Aber nicht auf mir trommeln lassen.
ERSTER ARKEBUSIER.
Wer ist dran schuld, als wir Soldaten,
Daß der Nährstand in Schimpf geraten?
Der leidige Krieg, und die Not und Plag
In die sechzehn Jahr schon währen mag.
ERSTER KÜRASSIER.
Bruder, den lieben Gott da droben,
Es können ihn alle zugleich nicht loben.
Einer will die Sonn, die den andern beschwert,
Dieser wills trocken, was jener feucht begehrt.
Wo du nur die Not siehst und die Plag,
Da scheint mir des Lebens heller Tag.
Gehts auf Kosten des Bürgers und Bauern,
Nun wahrhaftig, sie werden mich dauern;
Aber ich kanns nicht ändern – seht,
's ist hier just, wies beim Einhaun geht,
Die Pferde schnauben und setzen an,
Liege wer will mitten in der Bahn,
Seis mein Bruder, mein leiblicher Sohn,
Zerriß mir die Seele sein Jammerton,
Über seinen Leib weg muß ich jagen,
Kann ihn nicht sachte beiseitetragen.
ERSTER JÄGER.
Ei, wer wird nach dem andern fragen!
ERSTER KÜRASSIER.
Und weil sichs nun einmal so gemacht,
Daß das Glück dem Soldaten lacht,
Laßts uns mit beiden Händen fassen,
Lang werden sies uns nicht so treiben lassen.
Der Friede wird kommen über Nacht,
Der dem Wesen ein Ende macht;
Der Soldat zäumt ab, der Bauer spannt ein,
Eh mans denkt, wirds wieder das alte sein.
Jetzt sind wir noch beisammen im Land,
Wir haben's Heft noch in der Hand,
Lassen wir uns auseinander sprengen,
Werden sie uns den Brotkorb höher hängen.
ERSTER JÄGER.
Nein, das darf nimmermehr geschehn!
Kommt, laßt uns alle für einen stehn.
ZWEITER JÄGER.
Ja, laßt uns Abrede nehmen, hört!
ERSTER ARKEBUSIER ein ledernes Beutelchen ziehend, zur Marketenderin.
Gevatterin, was hab ich verzehrt,
MARKETENDERIN.
Ach! es ist nicht der Rede wert!
Sie rechnen.
TROMPETER.
Ihr tut wohl, daß ihr weiter geht,
Verderbt uns doch nur die Sozietät.
Arkebusiere gehen ab.
ERSTER KÜRASSIER.
Schad um die Leut! Sind sonst wackre Brüder.
ERSTER JÄGER.
Aber das denkt wie ein Seifensieder.
ZWEITER JÄGER.
Jetzt sind wir unter uns, laßt hören,
Wie wir den neuen Anschlag stören.
TROMPETER.
Was? wir gehen eben nicht hin.
ERSTER KÜRASSIER.
Nichts, ihr Herrn, gegen die Disziplin!
Jeder geht jetzt zu seinem Korps,
Trägts den Kameraden vernünftig vor,
Daß sies begreifen und einsehn lernen.
Wir dürfen uns nicht so weit entfernen.
Für meine Wallonen sag ich gut.
So, wie ich, jeder denken tut.
WACHTMEISTER.
Terzkas Regimenter zu Roß und Fuß
Stimmen alle in diesen Schluß.
ZWEITER KÜRASSIER stellt sich zum ersten.
Der Lombard sich nicht vom Wallonen trennt.
ERSTER JÄGER.
Freiheit ist Jägers Element.
ZWEITER JÄGER.
Freiheit ist bei der Macht allein.
Ich leb und sterb bei dem Wallenstein.
ERSTER SCHARFSCHÜTZ.
Der Lothringer geht mit der großen Flut,
Wo der leichte Sinn ist und lustiger Mut.
DRAGONER.
Der Irländer folgt des Glückes Stern.
ZWEITER SCHARFSCHÜTZ.
Der Tiroler dient nur dem Landesherrn.
ERSTER KÜRASSIER.
Also laßt jedes Regiment
Ein Pro memoria reinlich schreiben:
Daß wir zusammen wollen bleiben,
Daß uns keine Gewalt noch List
Von dem Friedländer weg soll treiben,
Der ein Soldatenvater ist.
Das reicht man in tiefer Devotion
Dem Piccolomini – ich meine den Sohn –
Der versteht sich auf solche Sachen,
Kann bei dem Friedländer alles machen,
Hat auch einen großen Stein im Brett
Bei des Kaisers und Königs Majestät.
ZWEITER JÄGER.
Kommt! Dabei bleibts! Schlagt alle ein!
Piccolomini soll unser Sprecher sein.
TROMPETER, DRAGONER, ERSTER JÄGER, ZWEITER KÜRASSIER, SCHARFSCHÜTZEN zugleich.
Piccolomini soll unser Sprecher sein.
Wollen fort.
WACHTMEISTER.
Erst noch ein Gläschen, Kameraden!
Trinkt.
Des Piccolomini hohe Gnaden!
MARKETENDERIN bringt eine Flasche.
Das kommt nicht aufs Kerbholz. Ich geb es gern.
Gute Verrichtung, meine Herrn!
KÜRASSIERE.
Der Wehrstand soll leben!
BEIDE JÄGER.
Der Nährstand soll geben!
DRAGONER UND SCHARFSCHÜTZEN.
Die Armee soll florieren!
TROMPETER UND WACHTMEISTER.
Und der Friedländer soll sie regieren.
ZWEITER KÜRASSIER singt.
Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!
Ins Feld, in die Freiheit gezogen.
Im Felde, da ist der Mann noch was wert,
Da wird das Herz noch gewogen.
Da tritt kein anderer für ihn ein,
Auf sich selber steht er da ganz allein.
Die Soldaten aus dem Hintergrunde haben sich während des Gesangs herbeigezogen und machen den Chor.
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