BEIDE JÄGER.
Pfaffe, jetzt ists um dich geschehn!
KAPUZINER.
So ein listiger Fuchs Herodes –
TROMPETER UND BEIDE JÄGER auf ihn eindringend.
Schweig stille! Du bist des Todes.
KROATEN legen sich drein.
Bleib da, Pfäfflein, fürcht dich nit,
Sag dein Sprüchel und teils uns mit.
KAPUZINER schreit lauter.
So ein hochmütiger Nebukadnezer,
So ein Sündenvater und muffiger Ketzer,
Läßt sich nennen den Wallenstein,
Ja freilich ist er uns allen ein Stein
Des Anstoßes und Ärgernisses,
Und so lang der Kaiser diesen Friedeland
Läßt walten, so wird nicht Fried im Land.
Er hat nach und nach bei den letzten Worten, die er mit erhobener Stimme spricht, seinen Rückzug genommen, indem die Kroaten die übrigen Soldaten von ihm abwehren.
Vorige ohne den Kapuziner.
ERSTER JÄGER zum Wachtmeister.
Sagt mir! Was meint' er mit dem Göckelhahn,
Den der Feldherr nicht krähen hören kann?
Es war wohl nur so gesagt ihm zum Schimpf und Hohne?
WACHTMEISTER.
Da will ich Euch dienen! Es ist nicht ganz ohne!
Der Feldherr ist wundersam geboren,
Besonders hat er gar kitzligte Ohren.
Kann die Katze nicht hören mauen,
Und wenn der Hahn kräht, so machts ihm Grauen.
ERSTER JÄGER.
Das hat er mit dem Löwen gemein.
WACHTMEISTER.
Muß alles mausstill um ihn sein.
Den Befehl haben alle Wachen,
Denn er denkt gar zu tiefe Sachen.
STIMMEN im Zelt. Auflauf.
Greift ihn, den Schelm! Schlagt zu! Schlagt zu.
DES BAUERN STIMME.
Hilfe! Barmherzigkeit!
ANDRE STIMMEN.
Friede! Ruh!
ERSTER JÄGER.
Hol mich der Teufel! Da setzts Hiebe.
ZWEITER JÄGER.
Da muß ich dabei sein!
Laufen ins Zelt.
MARKETENDERIN kommt heraus.
Schelmen und Diebe!
TROMPETER.
Frau Wirtin, was setzt Euch so in Eifer?
MARKETENDERIN.
Der Lump! der Spitzbub! der Straßenläufer!
Das muß mir in meinem Zelt passieren!
Es beschimpft mich bei allen Herrn Offizieren.
WACHTMEISTER.
Bäschen, was gibts denn?
MARKETENDERIN.
Was wirds geben?
Da erwischten sie einen Bauer eben,
Der falsche Würfel tät bei sich haben.
TROMPETER.
Sie bringen ihn hier mit seinem Knaben.
Soldaten bringen den Bauer geschleppt.
ERSTER JÄGER.
Der muß baumeln!
SCHARFSCHÜTZEN UND DRAGONER.
Zum Profoß! zum Profoß!
WACHTMEISTER.
Das Mandat ist noch kürzlich ausgegangen.
MARKETENDERIN.
In einer Stunde seh ich ihn hangen!
WACHTMEISTER.
Böses Gewerbe bringt bösen Lohn.
ERSTER ARKEBUSIER zum andern.
Das kommt von der Desperation.
Denn seht! erst tut man sie ruinieren,
Das heißt sie zum Stehlen selbst verführen.
TROMPETER.
Was? was? Ihr redt ihm das Wort noch gar?
Dem Hunde! tut Euch der Teufel plagen?
ERSTER ARKEBUSIER.
Der Bauer ist auch ein Mensch – so zu sagen,
ERSTER JÄGER zum Trompeter.
Laß sie gehen! sind Tiefenbacher.
Gevatter Schneider und Handschuhmacher!
Lagen in Garnison zu Brieg,
Wissen viel, was der Brauch ist im Krieg.
Vorige. Kürassiere.
ERSTER KÜRASSIER.
Friede! Was gibts mit dem Bauer da?
ERSTER SCHARFSCHÜTZ.
's ist ein Schelm, hat im Spiel betrogen!
ERSTER KÜRASSIER.
Hat er dich betrogen etwa?
ERSTER SCHARFSCHÜTZ.
Ja, und hat mich rein ausgezogen.
ERSTER KÜRASSIER.
Wie? du bist ein Friedländischer Mann,
Kannst dich so wegwerfen und blamieren,
Mit einem Bauer dein Glück probieren?
Der laufe, was er laufen kann.
Bauer entwischt, die andern treten zusammen.
ERSTER ARKEBUSIER.
Der macht kurze Arbeit, ist resolut,
Das ist mit solchem Volke gut.
Was ists für einer? Es ist kein Böhm.
MARKETENDERIN.
's ist ein Wallon! Respekt vor dem!
Von des Pappenheims Kürassieren.
ERSTER DRAGONER tritt dazu.
Der Piccolomini, der junge, tut sie jetzt führen,
Den haben sie sich aus eigner Macht
Zum Oberst gesetzt in der Lützner Schlacht,
Als der Pappenheim umgekommen.
ERSTER ARKEBUSIER.
Haben sie sich so was rausgenommen?
ERSTER DRAGONER.
Dies Regiment hat was voraus,
Es war immer voran bei jedem Strauß.
Darf auch seine eigene Justiz ausüben,
Und der Friedländer tuts besonders lieben.
ERSTER KÜRASSIER zum andern.
Ists auch gewiß? Wer bracht es aus?
ZWEITER KÜRASSIER.
Ich habs aus des Obersts eigenem Munde.
ERSTER KÜRASSIER.
Was Teufel! Wir sind nicht ihre Hunde.
ERSTER JÄGER.
Was haben die da? sind voller Gift.
ZWEITER JÄGER.
Ists was, ihr Herrn, das uns mitbetrifft?
ERSTER KÜRASSIER.
Es hat sich keiner drüber zu freuen.
Soldaten treten herzu.
Sie wollen uns in die Niederland leihen;
Kürassiere, Jäger, reitende Schützen,
Sollen achttausend Mann aufsitzen.
MARKETENDERIN.
Was? was? da sollen wir wieder wandern?
Bin erst seit gestern zurück aus Flandern.
ZWEITER KÜRASSIER zu den Dragonern.
Ihr Buttlerischen sollt auch mitreiten.
ERSTER KÜRASSIER.
Und absonderlich wir Wallonen.
MARKETENDERIN.
Ei, das sind ja die allerbesten Schwadronen!
ERSTER KÜRASSIER.
Den aus Mailand sollen wir hinbegleiten.
ERSTER JÄGER.
Den Infanten! Das ist ja kurios!
ZWEITER JÄGER.
Den Pfaffen! Da geht der Teufel los.
ERSTER KÜRASSIER.
Wir sollen von dem Friedländer lassen,
Der den Soldaten so nobel hält,
Mit dem Spanier ziehen zu Feld,
Dem Knauser, den wir von Herzen hassen?
Nein, das geht nicht! Wir laufen fort.
TROMPETER.
Was zum Henker! sollen wir dort?
Dem Kaiser verkauften wir unser Blut
Und nicht dem hispanischen roten Hut.
ZWEITER JÄGER.
Auf des Friedländers Wort und Kredit allein
Haben wir Reitersdienst genommen;
Wärs nicht aus Lieb für den Wallenstein,
Der Ferdinand hätt uns nimmer bekommen.
ERSTER DRAGONER.
Tät uns der Friedländer nicht formieren?
Seine Fortuna soll uns führen.
WACHTMEISTER.
Laßt euch bedeuten, hört mich an.
Mit dem Gered da ists nicht getan.
Ich sehe weiter als ihr alle,
Dahinter steckt eine böse Falle.
ERSTER JÄGER.
Hört das Befehlbuch! Stille doch!
WACHTMEISTER.
Bäschen Gustel, füllt mir erst noch
Ein Gläschen Melnecker für den Magen,
Alsdann will ich euch meine Gedanken sagen.
MARKETENDERIN ihm einschenkend.
Hier, Herr Wachtmeister! Er macht mir Schrecken.
Es wird doch nichts Böses dahinterstecken!
WACHTMEISTER.
Seht, ihr Herrn, das ist all recht gut,
Daß jeder das Nächste bedenken tut;
Aber, pflegt der Feldherr zu sagen,
Man muß immer das Ganze überschlagen.
Wir nennen uns alle des Friedländers Truppen.
Der Bürger, er nimmt uns ins Quartier,
Und pflegt uns und kocht uns warme Suppen.
Der Bauer muß den Gaul und den Stier
Vorspannen an unsre Bagagewagen,
Vergebens wird er sich drüber beklagen.
Läßt sich ein Gefreiter mit sieben Mann
In einem Dorfe von weitem spüren,
Er ist die Obrigkeit drin und kann
Nach Lust drin walten und kommandieren.
Zum Henker! Sie mögen uns alle nicht,
Und sähen des Teufels sein Angesicht
Weit lieber als unsre gelben Kolletter.
Warum schmeißen sie uns nicht aus dem Land? Potz Wetter!
Sind uns an Anzahl doch überlegen,
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