Z.B. mein Feind ist der Tod, den möchte ich gerne vernichten. Dann möchte ich aggressiv zum Tod sein, ich tue alles Mögliche – eigentlich tue ich gar nichts. Wenn ich nicht Wissenschafter wäre, könnte ich vielleicht ein guter Arzt sein, dann könnte ich sehr viel tun, aber was kann ich schon tun? Ich kann manchen heilen und nach einiger Zeit ist er wieder krank. Ich kann eine Symptombehandlung machen, ich kann eine echte Behandlung machen, er stirbt doch einmal. Meinen Feind, ich kann ihn nicht vernichten, den Erbfeind, den Tod. Oder ein Feind ist etwas Anderes, ein Bild das ich mir mache, z.B. von einer Lebensart einer anderen Kultur, die ich nicht mag . Ein Pferd will sagen: Wir kämpfen fortwährend gegen Feinde. Das Pferd ist dazu da; und deshalb heißt es auch in der Bibel, ein König sammle seine Pferde. Ein König nach der Bibel soll keine Pferde haben, das heißt ein König von Israel soll keinen Feind haben – er hat keinen Feind! Wer Pferde sammelt, der sucht Feinde. Wenn ich bei mir im Traum Pferde sammle, so heißt es: Ich habe das Bedürfnis nach Feinden, bin mit mir selber nicht zufrieden, bin mit dem Tod nicht zufrieden, mit den Menschen nicht zufrieden, ich brauche Feinde, ein Feindbild, das erlöst mich, das befreit mich, denn die Pferde der Apokalypse sind solche Pferde, es sind Aggressionen, weil man einen Feind braucht.
Ein Bild muss gedeutet werden, am Himmel reiten die Pferde – ja, welcher Himmel, was will uns das weiter sagen? Man hat Angst, Todesangst, fortwährend Panik, man denkt nicht daran, verdrängt sie. Man weiß, was da geschieht, jeden Moment in der Welt sterben Leute, man weiß nicht, wo und wann und wie jung und alt, im Krieg und an Hunger. Das ist normal, wie man dann das sagt – was ist schon normal? Die Menschen sterben, das ist ein Bild, das mich bedrängt, aber es könnte sein, dass der Tod nicht mein Feind ist. Dass der Tod etwas ist, ich sage: „Das ist vielleicht sogar mein Freund, für Ewigkeiten, ich spüre ihn ganz anders“. 84
Der König von Israel, nach der Bibel, das will nicht sagen: Ein König in der Geschichte, der hier real war. Dieser König der Bibel hat keine Feinde, der braucht das nicht. Er hat den Frieden in der Vollkommenheit, weil er den Frieden hat, eben aus der Ewigkeit her. In den letzten beiden Kapiteln der Offenbarung, von dort, von der Ewigkeit her, hat er Frieden. Es bedeutet nicht, dass er den Frieden errungen hat, sich geschlagen hat, er kommt von anderswo. Ich kann keinen Frieden erreichen durch Bücher lesen zum Beispiel. Ich kann sehr findig sein, gute Bücher sind es dann … |› das sollen sie auch einmal lesen, wenn sie Zeit haben‹|, aber es bedeutet: Ich muss ein Buch lesen. Es heißt, ich muss was leisten, ich muss Zoll zahlen, dann bin ich ein Zöllner, ich komme nicht weiter ohne eine Leistung, Buch lesen, was anderes tun, brav sein, fromm sein, rechtschaffend sein – Leistung ist ein Zwang. Ich möchte es geschenkt bekommen, im Schlaf, wie ein Dieb in der Nacht, das möchte ich gerne, nicht leisten, ein paar Bücher vielleicht, die für mich wichtig sind, das hat schon gereicht, ein Zöllner, nein!
Weil das ewige Füllhorn, von der Ewigkeit, von der Liebe, überrascht und schenkt und schenkt. Ein König lebt von dorther. Kein König, im Sinne, dass der hier spaziert, kein konstitutioneller König. Ein absoluter König ist auch in uns selbst ein König. Wo bin ich König? Wo ich imstande bin, bei mir selber mich zu beherrschen, meine Welt, auch meine Umwelt, nicht die Leute, sondern was die Leute mit mir tun, mir sagen, mich fragen, dass ich das beherrsche, das könnte mein Königtum sein. |›Warum soll ich ein König sein? Die Leute machen doch bald Revolution, setzen mich ab, was habe ich dann vom Königsein?‹| – man stirbt jedenfalls einmal! Das ist kein König. Ein König bedeutet, ich müsste das bei mir haben, ich beherrsche meine Welt. Ich kann sie nur beherrschen von dorther, wo ich auferstanden bin, „gestorben und auferstanden“ wie Paulus sagt (1Thess 4:14; 1Kor 15:3; 2Kor 5:15). Hier kann ich nur aggressiv sein, und Aggression macht mich dann angespannt, ich möchte dann irgendwo schimpfen, etwas eilig tun, etwas besetzen. Während dieses andere kann mir vielleicht von einer Region, von einem Bereich her einen Frieden geben, wo ich König bin, ein Friedenskönig. Salomo, heißt auch Schalom und kommt vom Wort Frieden, es heißt der Vollkommene, der Frieden, ‹schlomoh›, vom Frieden, Friedenskönig. Deshalb tun dort die Pferde nur Falsches, wenn er doch nur Aggression braucht und hier sucht. Ich bin kein König bei mir selber, wenn ich Aggression brauche. Aber in der Apokalypse wird gezeigt, ziemlich am Anfang: Schau, du bist gefangen, du hast ein Feindbild, die Pferde, die Tiere von Ägypten. Nach der Bibel heißen die Pferde von Ägypten, man zählt auch in Ägypten 600 Pferde, beim Auszug aus Ägypten 600.000 Hebräer – auch wieder 6 – die 600.000 und 600 Pferde das geht doch nicht. Das scheint zu gehen – anders geht es. Das Pferd sagt dir, du bist in Gefangenschaft, wenn einer dich gefangen hält in Ägypten, bist du aggressiv, das heißt, man hat keinen Frieden. Es ist das Gift da, eine Dosis Gift. Hebräisch ist das abgekürzte Wort für Gift ‹sam›, so heißt ‹samaret›, der Herr des Todes. Das Wort Gift und Herr des Todes haben die gleichen Buchstaben. Also die Aggression ist bei mir da, sobald ich in der Welt hier lebe. 7 Gemeinden, ich bin hier in der Welt, dann muss ich aggressiv sein, weil ich mich bedrängt empfinde, ich lebe zu kurz, selbst wenn ich 120 Jahre lebe, doch zu kurz. Ich möchte vorher gelebt haben, nachher gelebt haben – |›das geht doch nicht‹| – also bin ich aggressiv, das geht sowieso nicht. Leute werden sich nie vollkommen verstehen, das weiß ich doch, ich bin und bleib ein Einsamer, jeder Mensch weiß das [85B4 ].
Abbildung 4: Albrecht Dürers Reiter der Apokalypse (Holzschnitt: Apokalipsis cum figuris 1496-1498). Dürer hat mit seinem Meisterwerk bis heute auch jene Bilder geprägt, welche Angst und Schrecken verbreiten. Bei der Auswahl der Bilder bzw. Bildausschnitte wurde für `das Buch des Lebens´ weitestgehend versucht, diese Motive zu vermeiden (AdV).
Die Bedeutung der Farben der Pferde; (6:1-8)
Wir haben versucht uns einzuleben in die Vorstellung, was die Offenbarung in uns jetzt ist. |›Wir wollen die heiligen Worte gleich hier haben und wenn wir sie nicht erleben, dann wollen wir sie irgendwann haben‹| – das wäre außerhalb von uns. Ein Engel ist da, wir spüren, dass durch Umstände etwas gelenkt wird. |›Wir können nicht erkennen, dass das Leben einen Sinn hat‹| – weil wir nur das erklären wollen, was man auch erklären kann. Die Zufälle vergessen wir, sie sind für uns unwichtig – aber Lebensweg bestimmend. Es gibt den Engel, es gibt Jesus im Heiligen, aber ebenso lenkend hier, als innere Seite. Es ist viel mehr wahr im Leben, als wir nach außen weitergeben können. Die Engel der sieben Gemeinden entsprechen den Gemeinschaften in jedem Menschenleben. Manches machen wir gut, manches machen wir nicht gut. Es erscheinen in der Offenbarung dann Dinge, Wesen, die erinnern an Träume. Weil die Gemeinde nicht weiß, z.B.: Was ist Liebe? Wenn jemand gefragt wird: |›Eine Frau, die sieben Männer hatte, welcher der sieben ist ihr Mann?‹| 85– wir können es uns nicht vorstellen. Also immer ist etwas da, worüber wir stolpern und nicht klar erklären können. Und so erscheint dann als erstes dieses Pferd 86mit einem Reiter, als tüchtiges weißes Pferd. Ein Pferd, wie es hier erscheint, ist ein Rätsel. |›Es ist nützlich‹| – dann haben wir nach biblischer Sprache das Pferd nur zur `Unzucht´ gesehen, benutzt. Nicht die Zucht, die Erziehung, den Weg des Pferdes zum Heil, sondern nur das Pferd, soweit es mir nützt als Reitpferd, als Zugpferd gebrauche ich, um es zu benutzen. Wir schlachten es, wenn wir glauben, jetzt ist es sehr nützlich. Hingegen das Pferd aus der Bibel `gesehen´, da kann man sich selber darin sehen.
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