Sie wartete bereits, als ich auf den Parkplatz des Supermarktes einbog und sah wirklich hübsch aus: statt der traditionellen Meri Blaus , die alle Formen kaschiert, trug sie ein T-Shirt, das bewies, dass sie einen ansprechenden Busen besaß, und ein buntes Laplap , ein Wickeltuch, das eng um den Körper geschlungen die Grazie ihres mädchenhaft anmutigen Körpers unterstrich.
Sobald sie die Tür meines Wagens öffnete, schlug mir eine Welle süßlichen Parfums entgegen. Dies war zwar eindeutig des Guten zu viel, doch die Frauen in PNG sind im Allgemeinen eher zu großzügig im Umgang mit solchen Duftstoffen. Allein schon der Umstand, dass sie die Mühe und die Kosten nicht gescheut hatte, ein Parfum zu kaufen, verdiente meine Anerkennung.
Nach einem schüchternen „ hello “ überließ sie wiederum mir die Konversation, bis wir in meinem Haus am Touagouba Hill ankamen. Da begannen ihre Augen zu wachsen und ein staunendes ' wau ' unterstrich ihre Bewunderung für den in einem Architekturwettbewerb prämierten Bau aus Naturstein, Holz und Glas.
Ein Wächter öffnete das Tor und gab mir die Einfahrt frei. Eine scharfe Kurve später entdeckte sie zusätzlich einen malerisch geschwungenen Swimmingpool zu ihrer Rechten und befand sich gleich darauf vor dem Gebäude, das ein bildhauerisch begabter Architekt in den Fels des steilen Hügels hinein komponiert hatte.
Gleich darauf war ich es, dem ein 'wau’ entwich, denn als ich ihr die Tür öffnete und sie vom Hochsitz meines Nissan Patrol auf den Boden glitt, ließ sie die Hülle ihres Laplap auf dem Sitz zurück und stand – ich glaubte zu träumen - in einem kessen Minirock vor mir.
Ich bat sie ins Innere und fühlte mich fast verpflichtet, ihr das ganze Haus zu zeigen, da sie noch nie in einer von Weißen bewohnten Villa gewesen war. Sie fand kaum Worte für die Größe des Hauses und noch weniger Verständnis dafür, dass ich es ganz alleine bewohnte.
„Fürchtest du dich denn nicht, wenn du ganz alleine zu Hause bist?“ fragte sie mich erst fassungslos, um dann, gegen Ende der Besichtigung, mitleidvoll zu resümieren:
„Ich hätte Todesängste und würde schwermütig, wenn ich ganz alleine in einem so großen Haus leben müsste. Was nützt dir der prächtigste Palast, wenn du seine Schönheit mit niemandem teilen kannst?“
Das Ende meiner Führung hatte ich so angelegt, dass wir auf meine große, nach Westen orientierte Terrasse gelangten, die über Mango- und Hibiskus Bäume hinweg eine traumhafte Sicht auf die Bucht von Port Moresby bot. Dort wollte ich mit ihr einen Sundowner genießen, ehe wir in ein Restaurant ihrer Wahl zum Essen fuhren.
Während wir die paradiesische Stimmung einsaugten, legte ich ohne irgendwelche Hintergedanken meinen Arm um ihre Schultern.
Es war, als hätte sie nur auf diesen Augenblick gewartet, denn im gleichen Atemzug und ohne jede Scheu oder Zögern schmiegte sie sich mit ihrem ganzen Körper an mich und bot mir ihre halb geöffneten Lippen dar.
Vor meinem inneren Auge begann ein Blaulicht zu rotieren. Fast alles stimmte, um einer wunderschönen Versuchung zu erliegen: ein junges, hübsches Mädchen, dessen Gefühle gerade überbordeten, ein Sonnenuntergang in einer Farbenpracht, wie sie nur die Südsee zu bieten vermag, ein Grund zum Feiern nach einem erfolgreich beendeten Schuljahr – nur: Kila war meine Schutzbefohlene und das durfte ich nicht ausnutzen.
Was im Augenblick eine romangerechte weitere Entwicklung der Dinge verhinderte, war wohl einzig der Umstand, dass wir uns auf einer Terrasse befanden auf der es weder bequeme Sitz- geschweige denn Liegemöglichkeiten gab, denn hätten wir auch nur eine geflochtene Matte in unserer Nähe gehabt, so hätte nichts auf der Welt ein Abgleiten darauf verhindern können.
Ich roch den Schweiß in den buschigen Haaren unter ihren Achseln und fand dies – was mich sonst abgestoßen hätte – in höchstem Grad erregend. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich von einer Frau derart animalisch angezogen gefühlt.
Statt sie auf das nächste Sofa zu tragen, geleitete ich sie lieber in mein Wohnzimmer und ließ sie dort in einen bequemen Sessel sinken in dessen Polster sie sich sofort kuschelte, irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit schwebend.
Ich nutzte die Gelegenheit um mich von ihr zu lösen und mir einen starken Gin & Tonic zu mixen. Der Reihe nach versuchte ich dann meine Gedanken und schließlich meine Gefühle wenigstens halbwegs wieder in Ordnung zu bringen.
Die Urgewalt des Banns, in den wir uns gegenseitig gezogen hatten, war zwar gebrochen, doch meine Hormone gaben nur zögernd den bereits gewonnen geglaubten Kampf verloren und überließen dem Gehirn erst nach und nach das Terrain, bis schließlich die Vernunft die Oberhand gewann. Eines stand fest: ich wollte Kilas Schwärmerei auf keinen Fall ausnutzen. Gleichzeitig aber wollte ich verhindern, dass ich die Gefühle des jungen Mädchens verletzte und ihr das Gefühl geben, ich würde sie ablehnen oder gar zurückstoßen. Hätte ich gewusst, wie ich es anpacken sollte, dann hätte ich ihr am liebsten umgehend deutlich gemacht, dass es für uns bei aller gegenseitigen Zuneigung Grenzen gab, die wir beide nicht übertreten sollten.
Wir beendeten den Abend Händchen haltend und gingen, nachdem wir unsere Sundowner Drinks unter dem Sternenhimmel einer tropischen Nacht schweigend ausgetrunken hatten, ins „ Fortuna “, das beste chinesische Restaurant am Platz, wo wir mit mäßigem Appetit in einem phantasievoll zubereiteten Menü herumstocherten. Schließlich war Kila es, die mich daran erinnerte, dass es Zeit war, sie in das schlichte Eingeborenenviertel zurückzubringen, in dem die Hütte ihres Onkels stand.
Ein flüchtiger Kuss zum Abschied während sie sich schon anschickte, den Wagenschlag zu öffnen, ein verlogenes „ich melde mich bei dir“, dann war der Abend vorüber und für mich das Kapitel „ Kila “ so gut wie abgeschlossen.
Zwei Wochen lang hörte ich in der Tat nichts von dem Mädchen und ich hütete mich geflissentlich, mich bei ihr zu melden. Doch jedes Mal, wenn ich alleine über meinem Sundowner auf der Terrasse träumte, war ich versucht, mich zumindest anstandshalber nach ihr zu erkundigen, um herauszufinden, ob sie eventuell zurück ins Dorf gegangen war oder noch immer bei ihrem Onkel wohne. Insgeheim hoffte ich wohl, auf diese Weise einen Vorwand zu finden um sie noch einmal zu mir einzuladen und dann – vielleicht – alles ganz anders zu machen.
In dem Moment begann aber sofort wieder das Blaulicht in meinem Kopf zu blinken, das mich recht zuverlässig vor akuten Gefahren warnte. So vermied ich es letztlich auch erfolgreich, Aitari, den Clan-Leader aus Orokolo nach dem Mädchen aus seinem Dorf zu fragen, als ich irgendwann in der Stadt begegnete.
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