Tja ja, es war nämlich mal ein Kriminalfilm, vor etlicher Zeit bereits, im abwechslungsreichen, erholsamen Fernsehabendprogramm – erholsam und abwechslungsreich in einem Abwasch, frei nach dem Motto „wer das je für möglich gehalten hätte“. Mitnichten ist es so, dass der Film in der Tat etwas sonderlich Weltbewegendes gewesen war, eigentlich ist mir nicht mal irgendein Titel haften geblieben. Ehrlich betrachtet, oder noch anders formuliert, habe ihn vergessen.
Schlichtweg, wohl oder übel, nur so viel: während des Abspulens unterhielten sich in eine der vielen vielschichtigen Szenen zwei blutjunge Frauen im Waschbeckenbereich einer Damentoilette von so einem hyperfeudalen Feinschmeckerrestaurant über Kinderkriegen im Allgemeinen. Ein waschechtes Frauenthema, wenn man so will, beziehungsweise wollte, vom Dramaturgischen selten einen passenderen lokalen Rahmen gefunden. Nein wirklich, ohne mit der Wimper zu zucken, in der Fassung eines einschläfernden Sonntagskrimis. mit oder ohne Salzstangen, von Paprikachips ganz zu schweigen, an preisgünstigen Discounter – Rotwein möchte ich lieber erst gar nicht anfangen zu denken, ach, und was wann wie überhaupt je eine Rolle gespielt hat.
Ja, aber hierbei glaube ich dieses „ihre Sache haben“ schon einmal vernommen zu haben, soweit blass gewordene Erinnerungen an den trockenen Fernsehschinken vielleicht dann doch noch heranreichen. Ja, ja, denn irgendwann wurde in dem Dialog deutlich, dass über eine Dritte gesprochen wurde: „Warum sagst du so etwas, dass die keine kriegen kann.“, meinte eine der Beiden Worauf die andere antwortete: „So oder so, die hat gerade ihre Sache“. Zweifelsfrei und nüchtern sachlich, ohne Frage, und hübsch anzuschauen in nicht einmal für die fortgeschrittene, abendliche Sendezeit zu kurz geratenen Miniröcken. Mitten im lokalen Innenbereich eines lokalen Feinschmeckerlokals, ein blütenreiner Geheimtipp, fürwahr, fürwahr, bestimmt, ganz gewiss.
Tja ja, eine Phrase aus dem ewigen Diesseits der Fernsehunterhaltung, es ist aber auch wirklich das einzige, was ich zu dem Bandspruch auf Ihrer Flatterserviette in die Waagschale einwerfen kann. Na ja, besser wie gar nichts könnte man geneigt zu sein zu meinen.
Nun ganz ehrlich mal, „ihre Sache haben“, haben Sie selbst so was wirklich schon einmal gehört? Ihre Sache haben – du meine Güte, was das bedeuten soll, ihre Sache haben, ja. was könnte es bedeuten? Ihre Sache haben – mutmaßen sie das Gleiche wie ich? Unter Umständen? Möglicherweise? Der Begriff? Zwischen den Knautschzonen Ihrer Flatterserviette? Oder ist‘ s am Ende dann doch nur ein Ausdruck? Zum Beispiel für dies und das? Hin und wieder? Ihre Sache haben – nun gut, wer weiß es aber denn nun wirklich schon? Oder gibt‘ s hierfür vielleicht sogar verschiedene Möglichkeiten? Zum Interpretieren? Ihrer Sache haben, Wanderer, Wanderer, ach du meine Güte
.
Tja ja, jedem das Seine fällt dazu nur noch ein. Am Ende, fürwahr, fürwahr, und das Reinreden in Flatterservietten ist sowieso alles andere wie ein Pläsir, beileibe nicht, nur eine einzige Bemerkung vielleicht dann doch noch: wie könnte man den Ausdruck wirklich noch deuten – ach ja.
Hm - darüber hinaus möchte ich Sie allerdings nicht weiterhin beanspruchen, beziehungsweise über Gebühr, ist nicht ohnehin noch zur Genüge zu tun? Mit den Auszügen? Und dem Einkleben, jedoch möchte ich Sie bitten, noch nicht abzuschalten. Zumindest nicht hundertprozentig, denn einen habe ich noch für Sie, einen Allerletzten, wenn man so will. Bevor ich mich dann tatsächlich zurückziehe.
Neuer Kontostand eine alte Buszielwand, ein offenes Kuvert mit dem Kontoauszug Blatt 510, ein Brief aus dem Lembelhaus, ein Setzkasten
Blatt 508: Eine alte Buszielwand
Das Lindenbankhaus – Ihre Andere Bank
Auszug 35 159 23 5, Blatt 508
Aktueller Kontostand: eine alte Buszielwand, ein offenes Kuvert mit dem Kontoauszug Blatt 510, ein Brief aus dem Lembelhaus, ein alter Setzkasten
Lastschrift: eine bekritzelte Flatterserviette
Lastschrift: eine alte Buszielwand
LINIE; FAHRTZIEL
66; Abrahams vierzehnköpfige Kinderschar
9; Adrett gekleidete Polizeibeamte
4; Alis vierzehnköpfige Kinderschar
107; Andere Kunden
Ω5; Aus der Nachbarschaft rekrutierter Suchtrupp
Ω6; Bewohner, Personal und Leitung eines Seniorenheims
80; Bis zu zehn Seelen in der Druckerei Frischab
Ω17; Buchmeisters Leute und Späher
Ω4, Ω11; Charlies Jukebox And The Bermudas
Ω9; Die Bauerngemeinschaft von Clauhenthal
Ω4; Die Feiernden eines Dorffestes
8; Die Klassenkameraden von Vater Lehr
91; Die Mädels in der Buchbinderei
55; Diese Kerle von der Möbelfirma
Ω6; Dreifachs Gäste
273; Ein lieblicher Engelschor
13; Eine Clique von Sextanern
29; Eine Meute vor einem Baum am Rathausplatz
85; Eine wilde Horde aufgebrachter Buchhändler
9; Einige honorige Ratsherren
Ω5; Einige Jungs aus einer vierten Klasse
8, Ω6; Familien auf einer Ausflugswiese am Fluss
Ω6; Frederiks Wedelinks Geliebte
Ω15; Fußballzuschauer
Ω8; Gesellschafter einer Reederei
Ω11; Hansi Anderes Vertraute
Ω9; Heinrich Anderes Schulkameraden
Ω3; Im Klinikhof rauchende Oberärzte
Ω15; Indianer von Nilpferdland
Ω15; Intensivärzteteam
16, 17, Ω11; Italienische Arbeiter
Kameraleute und Pressefotografen
131; Kinder beim Schularzt in der Turnhalle
80; Lembels Eltern
11; Männer, Mädchen, Frauen, Jungen
9; Mehrköpfiger Freundinnentrupp
Ω4; Mönche, Pater und Schüler in einem österreichischen Berginternat
Ω9; Murmelspielende Kleinkinder
Ω16; Nachttöpfe
236; Neuntklässler unter einem Verschlag für Fahrräder
511; Neunzehn triefende Frauen – oder einundachtzig fehlende
Ω15; Nilpferde von Nilpferdland
Ω4; Nonnen, Oberinnen, Schülerinnen eines Mädcheninternats
Ω17; Notärzte und Sanitäter
Ω6; Partygäste in einem Schrebergarten
Ω5; Personalleitung einer nach Frankreich ausgewanderten Firma
8; Polizeiliche Suchtrupps
Ω17; Rebellen von Hugo Bauklotz
Ω15; Soldaten von Nilpferdland
Ω6; Sonntagsjoggende
30, Ω6; Spaziergänger, Hundeführer, Radfahrer
Ω6; Stürmische Spezialeinheit der Polizei
Ώ9; Tinkler Entnazifierungskommitee
Ω17; Tissies neue Mitschüler
Ω9; Tratschende Bäuerinnen
Ω6; Trosse kollegialer Belegschaften
Ω16; Tuschelnde Mitarbeiter in der Tinkler Bankfiliale
Ω10; Ungefähr ein Dutzend am Zaun spielende Jungen
82; Vor einer Haustür versammelte türkische Gastarbeiter
Ω6; Vollzugsbeamte
Ω12; Waisenkinder von Tinkel
Ω8; Wilhelm Anderes Schwäger, Neffen, Nichten
Ω6; Würfelrunde am Tresen einer Kneipe
Ω12; Zentralpolizei von Tinkel
507; Zwei Damen im Waschbeckenbereich einer Damentoilette
Ω6; Zwei Frauen mit Kindergarten
Ω6; Zwei Neffen
82; Zwei sich über eine enge Gasse unterhaltende italienische Frauen
Neuer Kontostand ein offenes Kuvert mit dem Kontoauszug Blatt 510, ein Brief aus dem Lembelhaus, ein alter Setzkasten
Blatt 509: Hallo, hier bin ich noch einmal
Das Lindenbankhaus – Ihre Andere Bank
Auszug 35 159 23 5, Blatt 509
Aktueller Kontostand: ein offenes Kuvert mit dem Kontoauszug Blatt 510, ein Brief aus dem Lembelhaus, ein alter Setzkasten
Geisterhand Hallo, hier bin ich noch einmal. Ein allerletztes Mal, wenn man so will. Nicht, dass Sie am Ende noch mutmaßen, ich mutiere zu einem Allgegenwärtigen, der womöglich nichts Besseres zu tun hat wie dauernd zu unterbrechen. Mitnichten, ganz im Gegenteil, ganz im Gegenteil, viel mehr befinde ich mich wirklich vor meinem letzten Akt, tausendprozentig wohlgemerkt, will damit gesagt worden sein: bin am Ende. Sowohl am Ende jeglicher Bügelkräfte, aber auch am Ende unserer Ziele, wobei ich geneigt bin, manche dieser Ziele nicht unbedingt als die meinigen zu bezeichnen. Beileibe nicht, das Ganze skizziert sich für mich persönlich unterm Strich sowieso mehr unter dem Motto „rein geschlittert – mitgefangen.“
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