Tja, ja – ja, genau, und um nicht noch mehr unnötige Zeit unnötig zu verplempern, schaufle ich die restlichen paar Sachen schnell noch aufs Konto. Der Vollständigkeit zu Ehren, aber hatten wir dies nicht bereits? Ganz zu schweigen von der Ordnung, vielleicht noch garniert mit ein paar Abschiedsfloskeln, frei nach dem Motto „was tut man nicht alles aus Höflichkeit“. Aus reiner wohlgemerkt, beziehungsweise zur Wahrung der Form, blitzzuck über die Bühne gebügelt, was es dann aber auch wirklich gewesen sein soll, endgültig wohlgemerkt, dann können auch wir einen auf Feierabend machen. Natürlich könnten wir uns zwar auch noch ein wenig in die Kneipe begeben, aus irgendeiner Ecke das doch etwas völlig hoffnungslos aus den Rudern Gelaufene betrachten, theoretisch zumindest, aber unterm Strich ziehe ich dann doch meine gute, alte Laune vor. In der guten, guten, alten Bank, ach, Wanderer, Wanderer, wie sehr ich mich danach sehne! Denn wer hätte je für möglich gehalten, dass das Schreiben so anstrengend sein kann? Dabei war es doch wirklich nur ein einziges Buch, im wahrsten aller Sinne, für das so manche Gehirnzelle ausgequetscht. Ob vorhanden, oder auch nicht, was spielt das jetzt noch für eine Rolle, beileibe, einer Zitrone gleichend, das Ausschwitzen manch eines Schweißtropfens nicht zu vergessen! Nein, diese Schreiberei, alles andere wie ein Pläsir, und meine gleich dreimal nicht. Das war und ist so, und wird auch immer so bleiben, so pläsirhaft das Gemeinsame gewesen sein mag.
Mit dir natürlich, selbstverständlich, mit den anderen, drum bin ich auch spürbar froh, dass wir das unterm Strich doch sehr Nervenaufreibende jetzt hinter uns haben! Ganz und gar, in trockene Tücher, um es mal so zu formulieren, bis auf den letzten Buchstaben, den letzten Punkt nicht zu vergessen, von Fragezeichen und Ausrufezeichen ganz zu schweigen. Wanderer, ach, Wanderer, und wem juckt jetzt eigentlich noch irgendwas?
Und wenn ich‘ s überblicke, – Komma hin, Strichpunkt her - scheinst auch du inzwischen mehr wie in die Seile zu hängen. Aber wem wundert‘ s? Nach all den Anstrengungen? Mich doch nicht, mich am Allerwenigsten, ganz im Gegenteil, ganz im Gegenteil, denn bist es nicht gerade du gewesen? Der sich so ungemein abgestrampelt? Sich nicht ins Boxhorn jagen hat lassen? Nie und nimmer, allen Unkenrufen zum Trotz, Gegen hin, Wind her – auch von mir, auch von mir, ja, ja, ich gib‘ s ja zu, ich gib‘ s ja zu, so schön die ganze Zeit gewesen sein mag. Tja, ja, bis in die tiefsten Tiefen! Bis auf die Knochen! Aufs Hemd! Aufs Mark! Grenzenlos! Selbstlos! Teilweise zumindest, Blutstropfen – auch wenn du eigentlich über keine verfügst -, von anderem Körperlichen ganz zu schweigen, hey!
Hey – ja, dich – dich meine ich, dich, du kleiner Wicht, wen sonst? Ich rede mit dir, ein ganzes Weilchen schon, aber du antwortest nicht, oder hat es die Sprache verschlagen? Am Ende, das wäre in der Tat eine völlig neue Seite! An dir, in der Tat, in der Tat, Wanderer, oh, Wanderer, eine hundertprozentige neue wohlgemerkt, eine, die selbst einen wie mir entgangen. Bisher wohlgemerkt, oder ist‘ s am Ende wieder so eine Masche? Von dir, das Umwandeln von Dialogen? In Monologe gar? Durch stumm sein? Nichts sagen? Schweigen? Wie man sich fühlt, wie einer an eine Leermauer Quasselnder! Permanent wohlgemerkt, permanent.
Tja, hm, und dein Schlummern, hm, tja, wohl dann doch ein Resultat des Guten zu viel? Ach ja, viel zu viel, nein, nicht doch, aber wem würde es wundern? Mich – mich schon wieder nicht, hingegeben für die eigentlich recht gute Sache, unterm Strich wohlgemerkt, tja ja, manches kann gedreht und gewendet werden, wie man will. Bis zur letzten Silbe wäre man fast geneigt zu meinen, buchstäblich betrachtet, im wahrsten Sinn, bis zum allerletzten Punkt, im wahrsten Sinn, die Frage – und Ausrufezeichen nicht zu vergessen, von Bindestrichen, Doppel- und Strichpunkten ganz zu schweigen.
Und für dich – hast du‘ s nicht auch für dich getan? Am Ende, für dich, für die Wiedererlangung deiner Freiheit? Fürs Heimkehren gar? Ach, wie weit alles zurückliegt, die gute, alte Zeit, in welcher du glücklich gewesen. Und haben sie‘ s nicht versprochen? Geradezu? Hoch und heilig – doch, doch, das haben sie. Wir – wir haben es, ich weiß, ja, ja, zuzugeben ist‘ s, auch von mir, auch von mir. Aber dann sind sie hinausgestürzt, die Treppen runter, in ihren Freudetaumeln, in die Kneipe, die Liebesräusche nicht zu vergessen, doch sie werden zurückkehren, von den Schößen ihrer Auserkorenen, vielleicht sogar sehr bald, vielleicht, vielleicht, in ihrer Euphorie haben sie‘ s nicht mehr bedacht, sicherlich, ganz bestimmt, ist dies alles nicht ohnehin was Abklingendes, und schließlich sind‘ s keine Unmenschen. Oder haben wir sie anders kennengelernt? Beileibe, sage ich dir, mein ewig währender Besserwisser, und glaube mir, bald schon wird es sogar noch schöner sein. Noch schöner, wie es je gewesen war.
Unterm Strich betrachtet ist allerdings doch zu befürchten, dass es doch noch ein Weilchen dauern kann, denn sind sie nicht zu sehr am Feiern? Am Feiern und Feiern, scheinbar bis zum heiligen Sankt Nimmerleinstag, was heißt, etwas Geduld aufbringen. Na ja, und das mit dem Helfen ist so eine Sache. Auf der anderen Seite, zu deinen Gunsten ist‘ s nicht gerade, zuzugeben ist‘ s, oh ja, denn natürlich würde ich es tun, wenn ich so könnte, wie ich wollte. Doch bei all meinen Befähigungen ist dies eine, über die ich nicht verfüge, schlicht und ergreifend – verdammt, ausgerechnet dann, wenn man wirklich mal eine braucht! Ausgerechnet, tja ja, es ist schon ein arges Kreuz, ein sehr arges wohlgemerkt! Du ahnst ja gar nicht, wie sehr dies zu bedauern ist, nach all der gemeinsamen Zeit. Und wie prächtig wir uns zusammengerauft haben! Allesamt, jawohl, natürlich, selbstverständlich.
Aber gewinnt‘ s dann wenigstens nicht vielleicht sogar doch noch was Gutes? Auf der anderen Seite, denn wird nicht geradezu in bester Art und Weise Gelegenheit geboten? Zum Ausruhen meine ich – mehr oder minder unverhofft. Unerwartet, völlig ungestört, oder etwa nicht? Ja, ja, sammle deine Kräfte, sammle sie aufs Neue, weiterhin wohlgemerkt, weiterhin, sammle, sammle, sammle, bis sie dich dann irgendwann doch noch auf deine langersehnte Wanderschaft schicken, durch die große, große, weite Welt, man hat sowieso selten genügend davon, gerade wenn man in so etwas wie in ihr unterwegs. Ja, tja, schlummere und schlummere, sie werden ja schon wiederkehren. Aus der eckigen Eckkneipe, irgendwann, auch wenn es noch ein Weilchen dauern kann – wie gesagt.
Und gleich nochmal wie gesagt, schließlich bin ich es, der es dir gleichtun wird, denn auch ich werde mich auf die Gehörvorrichtung hauen. Nach den Strapazen, die gute, alte Lauer, die Bank, ach, wie‘ s kribbelt. Vom Krabbeln ganz zu schweigen, nein, verdient ist verdient, Kneipe hin, Ecke her. Ja, und so mach ich‘ s jetzt auch, nachdem ich den Kram vom Abraham aufs Konto bugsiert habe, Gott sei Dank wieder etwas Federleichtes für mich – brühwürfelwarm wird‘ s erledigt.
Aber nanu, was denn jetzt schon wieder ist, wenn mich nicht restlos alles täuscht, das – das Konto! Schummrig geworden, irgendwie, nein, ich kann mir nicht helfen, dünn geworden die Strahlen. Merklich dünner, merklich, merklich, matter der Stern, ein weiteres Zeichen gar? Für sein Schwächeln? Der einzige, der ihm geblieben, heller, dunkler, ein aus den letzten Löchern pfeifen? Wenn man so will – bloß nicht, denn wenn das Glimmen hundertprozentig erlischt, bricht die Verbindung zum Konto ab. Unter Umständen, das J – Tüpfelchen, wie jammerschade es wäre, drum sollte ich machen – Eile ist geboten, immerhin.
Hach, schon sehr traurig, wie er darniederliegt, es ist zum Wände hochklettern – so ein Mist, genau das kann ich auch nicht. Ach, wenn man doch immer nur so könnte, wie man wollte. Beziehungsweise sollte.
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