Ich dachte sofort an Rettung, aber war mir nicht sicher, ob sie wegen mir hier waren oder etwas anderes wollten.
Ich versuchte, auf mich aufmerksam zu machen, was auch funktionierte, da das Fahrzeug kurze Zeit später neben mir anhielt. Es öffnete sich eine Türe und ich wurde von zwei Personen ins Innere gezogen. Dort mussten wir erst durch eine Luftschleuse, bevor wir schlussendlich im Kern des Gefährts ankamen. Sie rissen mir den Schutzanzug vom Körper und fragten mich erstmal aus, woher ich kam, was ich hier suchte, ob ich infiziert wäre und ob mir irgendetwas aufgefallen war. Ich wusste auf keine der Fragen eine Antwort, was die beiden nicht sehr begeisterte, doch das war mir in dem Moment egal, ich wollte einfach nach Hause, wenn ich überhaupt eines hatte.«
»Können Sie uns etwas über die Männer sagen? Haben sie mit Ihnen etwas gemacht?«
»Die beiden ähnelten sich, ich weiß nicht, vielleicht waren sie verwandt. Gemacht haben sie eher wenig; sie haben mich erstmal allein in einem kleinen Raum warten lassen. Dort wurde ich dann kurze Zeit später nochmals befragt, konnte jedoch wieder keine Antworten liefern. Die Tür schloss sich wieder und ich hörte ein Zischen, ich wurde müde und schlief ein.«
»Das heißt, die haben Sie ruhiggestellt?«
»Genau das vermute ich, denn als ich wieder aufwachte, befanden wir uns sehr nah an der Erde und ich lag in einem anderen Raum. Im Raum sah ich sieben weitere Personen auf dem Boden liegen. Sie schliefen noch. Langsam stand ich auf und lief ein wenig herum, bis ich an der Tür stehen blieb. Von draußen hörte ich Stimmen. Ich versuchte, sie zu verstehen, aber ich konnte nur einzelne Wörter aufgreifen. Sie redeten irgendwas von Katastrophe, Flucht, Krankheit. Mir gingen verschiedene Szenarien durch den Kopf.
Langsam wachten auch die anderen auf und stellten mir die Fragen, die auch mich beschäftigten, aber ich hatte keine Antworten für sie. Wir näherten uns weiter der Erde und bremsten schließlich relativ abrupt ab. Von draußen hörte ich Schritte und Schreie dann ein Zischen und alles war ruhig.«
»Wieder ein Gas zum Ruhigstellen?«
»Ja, und auch bei uns wurde es kurz darauf wieder eingesetzt. Diesmal scheiterte ihr Plan, da ich damit rechnete. Ich hielt meinen Atem an und wartete, bis sich das Gas ein wenig verzogen hatte, trotz meiner Vorsicht bekam ich ein wenig ab. Ich war also wie gelähmt, habe aber alles mitbekommen. Sie kamen in unseren Raum und trugen uns einen nach dem anderen heraus, über eine alte sandige Landebahn durch die sengende Hitze in eine Art Bunker. Wir wurden auf Liegen gelegt und durch endlos lange Gänge tief unter die Erde geschoben. Je weiter wir kamen, desto kälter wurde es. Die Wände waren feucht und wurden durch kalte Neonröhren an den Decken beleuchtet, neben ihnen verliefen unzählige Kabel. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden wir in einen Raum geschoben, wo wir von den Liegen auf den blanken Boden gelegt wurden. Kurz darauf kamen auch die anderen wieder zu Bewusstsein, sie sahen sich um, doch schienen genau wie ich nicht zu verstehen, was mit ihnen geschehen ist. Wir müssen dort einige Tage verbracht haben.«
»Wie haben Sie das so lange überlebt?«
»Ich kann mich nicht an Essen, geschweige denn Wasser erinnern, aber verspürte auch zu keiner Zeit Hunger. Vielleicht haben sie uns im Schlaf betäubt und so versorgt, dass wir dort überleben. Sie wollten offenbar nicht, dass wir sterben.«
»Sie sprachen von einigen Tagen, was ist dann passiert?«
»Es war, glaub ich, morgens, zumindest bin ich kurz vorher aufgewacht, sicher kann ich es allerdings nicht sagen, da ich komplett die Orientierung und den Bezug zur richtigen Welt verloren hatte.
Man konnte auf jeden Fall erst einen lauten Knall wahrnehmen, er erinnerte mich an meine Zeit vor der ›Rettung‹. Kurz darauf hörte ich Schüsse und es wurde wieder ruhig, zu ruhig. Den restlichen Tag lang passierte einfach nichts mehr. Ich wurde im Schlaf von einem unangenehmen Quietschen aufgeweckt, erschrocken sah ich mich um und sah in unserer Tür bewaffnete Männer stehen. Sie gingen entschlossen auf mich zu und packten mich mit einem festen Griff am Oberarm, zogen mich hoch und anschließend aus dem Raum. Wir ließen die langen Gänge und den Bunker hinter uns, welcher zu großen Teilen eingestürzt war. Auf der gleichen Fläche, auf der ich vor ein paar Tagen noch gelandet war, wartete ein Hubschrauber mit laufenden Rotoren. Gemäß der Anweisung der Männer setzte ich mich hinein und der Hubschrauber startete umgehend. Wir hoben ab und flogen in die Nacht hinein, hinter mir hörte ich neben den lauten Rotoren wieder bombenähnliche Geräusche. Ich vermute, sie haben auch den Rest des Bunkers in die Luft gejagt, was mit den anderen ist, weiß ich nicht. Ob sie überlebt haben, ob sie gerettet wurden oder einfach unter den Trümmern begraben wurden. Der Hubschrauber landete nach einem langen Flug in einem versteckten Hangar, aber von hier an wissen Sie alles.«
»An mehr können Sie sich nicht erinnern?«
»Nein, alles, was ich weiß, habe ich gerade erzählt.«
»Okay, vielen Dank für Ihre ausführliche Beschreibung des Geschehens.«
»Solange ich Ihnen damit in einer Weise helfen kann.«
⁂
Der Mann, der die Befragung durchführte, verlässt den Raum, schließt die Tür hinter sich und wendet sich einem Kollegen zu.
»Scheint gut gelaufen zu sein, er erinnert sich nur an das, was wir ihm vorgegeben haben. Die neue Technik scheint Wirkung zu zeigen, die Probleme sind anscheinend verschwunden. Es hat sich gelohnt, die Behandlung zu wiederholen. Ich denke, wir können ihn bald entlassen. Er scheint stabil zu sein.«
»Wir sollten noch ein paar letzte Tests durchführen, doch danach spricht nichts mehr dagegen, dann kann er zu den anderen und sich eine neue Identität aufbauen. Hoffen wir, dass es auch beim Kontakt zu anderen zu keinen unerwünschten Nebenwirkungen kommt.«
»Bisher hat alles funktioniert. Es wäre schlecht, wenn einer der Geheilten sich erinnert, das darf einfach nicht passieren. Sie dürfen nicht erfahren, wie es wirklich war und warum sie hier sind. Nur wenn wir das garantieren können, kann unser Projekt hier weitergeführt werden.«
»Hoffen wir, dass das bei den anderen auch so gut funktioniert.«
Ich, Jonas, wurde am 10.12.2004 in Würzburg geboren und bin aktuell Schüler in der 10. Klasse. Hier nehme ich an einem Schreib-Kurs teil, und habe anlässlich dieses den obigen Text verfasst.
Galax Acheronian
Genüsslich strecke ich mich in alle Richtungen. Die halbe Nacht gezockt, den ganzen Morgen geschlafen. Einzig der Hunger treibt mich aus den Federn. Kraftlos taste ich nach der Lampe neben meinem provisorischen Bett, inmitten dieses ebenso provisorisch hergerichteten Kellerraumes, ohne Fenster und Heizung, stets ein wenig muffig.
Wie spät es wohl ist? Eigentlich egal, denn inzwischen ist jedes Gefühl und Bewusstsein von Zeit ohne Bedeutung. Während des Dienstes in der Armée française riss mich der Wecker zu einer Zeit aus dem Schlaf, die heute meinen Bettgang stellt. Monate ist meine Fahnenflucht nun her, verfolgt werde ich noch immer. Im Grunde absurd, denn die Notwendigkeit einer Armee und insbesondere meinen damaligen Befehl gibt es nicht mehr. Denn all die ach so wichtigen Persönlichkeiten unserer Welt sind längst entkommen und gelangten, wenn auch nur zum Teil unbehelligt, auf ihre verdammte Arche. Der letzte weltweite Befehl an alle Militärs war es, diese Leute während ihrer Flucht zu schützen.
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