Noch mal die Kurve gekriegt, wobei das eigentlich relativ zu betrachten ist, denn ich bin da etwas voreingenommen. Es hatte nicht gefunkt mit Mario und wenn da kein kleiner Funke am Anfang ist, dann kann auch kein Feuer entfachen. Punkt. Ausrufezeichen!
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, wie froh ich darum sein sollte, dass es nicht gefunkt hatte. Aber dazu kommen wir sogleich.
Mario suchte neuerlich fünf oder sechs Tapas aus und ich nickte abermals zustimmend. Unsere Kommunikation funktionierte problemlos. Wir waren ein gutes Team, wenn nicht gar hervorragend.
Der zweite Gang kam und an dieser Stelle möchte ich lobend erwähnen, dass Mario alles andere als ein Geizhals war. Nicht nur die Anzahl der Tapas war spendabel, sondern auch die Qualität. Garnelen, Lamm, feiner Schinken – Mario pickte die feinsten Sachen heraus, die ich mich gar nicht getraut hätte zu bestellen. Also angenommen, er hätte mich gefragt, was ich aussuchen möchte, wäre der Abend für ihn weitaus billiger geworden. Nun gut, wie gesagt, ich hatte wirklich nichts gegen seine Auswahl einzuwenden. Sie war saulecker.
Ich aß gerade eine Garnele. Besser gesagt, ich pulte sie mit den Fingern auf.
„Ähem, darf ich dich wohl um etwas bitten?“
„Ja bitte?!“
„Ich weiß, das mag jetzt womöglich komisch rüberkommen, aber ich bin da eher so von der direkten Sorte!“
„Ich habe kein Problem mit Direktheit …“
„Okay – würde es dir was ausmachen, wenn ich alle Garnelen für uns ihrer Schale mit Gabel und Messer entledige? Das geht total einfach!“
Mich hat, glaube ich, noch nie jemand auf so eine unverblümte und offensive Art und Weise auf meine nicht vorhandenen Tischmanieren hingewiesen. Autsch.
„Wenn du magst, bitte sehr …“
Höflichkeit ist manchmal eine furchtbare Angewohnheit meinerseits. Was soll's – wir wollen keine Erbsen, beziehungsweise Garnelen zählen.
Der restliche Abend verlief dann aber echt nett. Wir haben uns über unsere Lieblingsfilme und Bücher unterhalten, zwischendurch haben wir draußen kleine Raucherpausen für den Golftrainer gemacht und wiederum zwischendurch meinen schlecht erzogenen Hund, der irgendwann wie ein Baby genölt hat, ins Auto verfrachtet. Was letzteren Punkt anging, war Mario echt entspannt – er hat sich nicht besserwisserisch in meine Erziehung eingemischt.
Ich glaube, Mario hat knapp hundert Euro für diesen Abend springen lassen und er hat sich wirklich Mühe gegeben, den Abend, der zwischendurch auf der Garnelen- und Koma-Kippe stand, zu retten. Allerdings rettungslos. Denn es hatte wie gesagt nicht gefunkt, und irgendwie fand ich das auch nicht schmerzerfüllend bedauernswert.
Nichtsdestotrotz war dies ein netter Abend mit dem frisch geduschten Golftrainer Mario – viel netter und vor allem unterhaltsamer jedenfalls als einer dieser vielen, zuweilen sehr bereichernden, aber eben auch des Öfteren sehr einsamen Single-Abende, die ich alleine auf der Couch verbracht hatte und verbringe. Nun ja, nicht ganz alleine. Mitsamt meinem Hundilein und einem Nutella-Glas.
Als ich an diesem Abend heimkam, blieb das Nutella-Glas verschlossen. Ich ging in die Küche, da ich Lust auf einen Absacker verspürte. Es befand sich noch eine Flasche Baileys in meinem Kühlschrank. Im Eisfach hatten sich sogar noch ein paar Eiswürfel versteckt. Ich sinnierte einen Grund zum Anstoßen und wurde schnell fündig
Ich trank auf mit Messer und Gabel gepulte Garnelen.
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