SINODIS
John Marten Tailor
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©2017 John Marten Tailor
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E-mail: Martin.Tailor@web.de
Titelbild: ©Bianka Baumhöfner
Umschlaggestaltung: Michael Preissl, www.voodoo-press.com
Verlag: Martin Schneider
Windelsbleicher Str. 195a
33659 Bielefeld
Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin
SINODIS
Die Auserwählte
Ein Roman von John Marten Tailor
Dieser Roman, seine Figuren und manche Orte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig. Historische Details wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, trotzdem kann ich für eine hundertprozentige Richtigkeit nicht garantieren.
Geschrieben aus dem Verlust einer Liebe ...
Die Auserwählte
Erster Teil
Zitat von Ovid in Ars Amatori
»Tief durchbebe das Weib im innersten Marke die Wollust, und es erfreue den Mann gleiches Entzücken mit ihr.«
Inhaltsverzeichnis
Prolog 7
01 – Hamburg 18
02 - Lagerhalle 27
03 - Nichts ist, wie es scheint 34
04 - Flucht 42
05 - Am Strand 53
06 - Der Aufstieg 67
07 - Über den Klippen 72
08 – Chambery 75
09 – Mehr Schein als Sein 81
10 – Versöhnung 89
11 - Die Zusammenkunft 92
12 – Entlarvt 96
13 – Unterschlupf 108
14 – Pläne 114
15 – Anspannung 126
16 – Aufbruch 131
17 – Unerwartet 135
18 – Paris 138
19 – Der Kontakt 140
20 – Der Schatz 146
21 – Unter Wasser 171
22 – Tauchgang 183
23 – Schock 197
24 – Neue Erkenntnisse 216
25 – Reich 251
26 – Entschluss 278
27 – Der Anschlag 289
. 298
28 – Training 299
29 – Ausgesetzt 319
30 – Härtetest 327
31 – Schießtraining 354
31.1 Bergung 358
31.2 Schießtraining 360
32 – Aufbruch 366
33 – Keine Zeit für Trauer 379
34 – Charlotte 384
35 – Denkzettel 391
36 - Countdown 399
37 - Hochzeitsgeschenk 410
38 - Offenbarung 431
Epilog 446
Danksagung 447
Prolog
Tag x, Mai
Ich lag hüllenlos schwitzend auf dem Bett, das war der derzeit herrschenden Schwüle in Norddeutschland geschuldet, und träumte immer noch von Jack. Von meiner Eroberung, die ein verdammtes Raubein aber auch ein Gentleman gewesen war. Nach der großen Enttäuschung in Hamburg, die gerade erst hinter mir lag, hatte ich von Männern nichts mehr wissen wollen, aber das Leben schrieb seine eigenen Gesetze. Auf Kuba hatte ich ihn kennengelernt, mich Hals über Kopf verliebt, was gar nicht meine Art war, und das in der ersten Urlaubswoche. Ich hatte im Treppenaufgang eines heruntergekommenen Hauses vor dem prasselnden Regen Schutz gesucht, ursprünglich auf der Suche nach einer typisch einheimischen Bar, die sich in unmittelbarer Nähe befinden sollte. Doch was ich stattdessen fand, stellte jegliche Erwartungen in den Schatten. Den Tipp mit der Bar hatte ich von einer erfahrenen Reisenden, einer Pool-Bekanntschaft, bekommen, um dem stereotypen All-Inclusive-Einerlei zu entfliehen. Bedauerlicherweise wollte sie mich nicht begleiten und so trat ich alleine den Fußmarsch von knapp zwei Kilometern an. Problemlos hätte ich auch ein Taxi nehmen können, aber es zog mich in die Freiheit, um die Luft des kubanischen Alltags zu schnuppern. Ich trug ein luftiges Sommerkleid und bequeme Espadrilles und fühlte mich mit meiner kleinen Umhängetasche bewaffnet bereit, Varadero zu erkunden. Auf dem Weg durch die Stadt öffnete der Himmel nach ein paar hundert Metern seine Schleusen für einen tropischen Regenguss, der in Sekunden bis auf die Haut vordrang. Als der Schauer endlich nachließ und ich es wagen wollte, meinen Unterstand zu verlassen, trat ein großgewachsener kräftiger Mann von links an mich heran und bat in akzentfreiem Englisch um Feuer. Ich schaute in seine braunen Augen und rang nach Luft. Ich hätte darin versinken können, daher verfiel auch ich automatisch ins Englische und stotterte:
»Sorry, ich habe kein Feuer. Ich rauche nicht.« Der Duft seines Rasierwassers hüllte mich ein, und ich begann tatsächlich, mich zu einem wildfremden Menschen hingezogen zu fühlen. Was war nur mit mir los? Jetzt bloß die Contenance bewahren. Er hatte offenbar nicht bemerkt, dass ich mich wie eine Idiotin benahm. Glück gehabt. Er sah umwerfend aus, wie er dastand, die Haare von der Luftfeuchtigkeit wirr. Ich spürte die Wärme seiner Hand auf meinem Rücken, die eine Welle der Sinnlichkeit durch meinen Körper jagte. Er presste dreist die Lippen auf die meinen, zärtlich, unmissverständlich, hielt mich an den Hüften fest. Er hätte eine Ohrfeige verdient, doch er küsste zu gut. Sollte ich davonlaufen oder es genießen? Ich entschied, es zu genießen, so lange es dauerte. Nur ein einziger Kuss von ihm setzte alle Regeln außer Kraft, die mir bisher heilig waren. Mein Herz raste, Sehnsucht regierte das Geschehen und im Geiste wünschte ich mir einen Stall voller Kinder von ihm. Ich hatte sie immer für dummes Geschwätz gehalten, die Sache mit der Liebe auf den ersten Blick, doch nun schien es mich gepackt zu haben, ich war Sklavin meiner Gefühle, sie hatten das Kommando übernommen.
»Kannst du haben, Kleines«, kam prompt die Antwort. Was? Bitte sag, dass ich das nicht laut ausgesprochen habe! Oh Gott! Ich quietschte auf, als er mich mit einer Leichtigkeit hochhob, als wäre ich eine Feder und keine erwachsene Frau von fünfzig Kilo. Ich wollte protestieren, doch der Blick in sein schelmisches Gesicht ließ mich alle Vorsicht vergessen. Mit einem charmanten Lächeln trug er mich durch ein dunkles Treppenhaus und die knarzende Treppe des gleichen alten Hauses hinauf. Oben schloss er eine Tür auf und stieß diese wenig später mit der Ferse wieder zu, als wir in einem schmalen Flur standen, von dessen Wänden die Farbe in großen Placken abblätterte.
Herrje, kann mir mal jemand verraten, was ich hier eigentlich mache? Ein Kerl lächelt dich an und du wirfst alle Vorsicht über Bord? Mama wäre stolz auf dich.
»Eine schicke Wohnung hast du«, ließ ich ablenkend verlauten, als er mich in seiner Küche wieder auf meine Füße stellte.
»Möchtest du einen Kaffee?«
»Ja, gerne«, entgegnete ich hölzern und kaum hörbar. Eigentlich hatte ich sagen wollen: »Für einen Kaffee würde ich sterben.« Er lehnte sich an mir vorbei, um Tassen aus dem Hängeschrank hinter mir zu nehmen. Oh Mann, riecht der gut, schoss es mir durch den Kopf.
»Du aber auch.« Er küsste mich einmal mehr. Hatte ich das schon wieder laut ausgesprochen? »Hast du.«
»Verdammt!« Mein Blutdruck hatte Hochkonjunktur. Das Zimmer drehte sich in einem Schwindelanfall, mein Schoß verlangte nach ihm.
»Wie heißt du eigentlich? Ich finde es an der Zeit, uns vorzustellen.«
»Amily«, fiepte ich wie eine winzige Maus. »Und wie heißt du?«
»Man nennt mich Jack. Hier ist dein Kaffee, Amily. Woher hast du deinen schönen Namen?« Schweratmend antwortete ich:
»Von meiner Mutter!« Oh nein, in Gedanken schlug ich mir die flache Hand vor die Stirn. Das war an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ein amüsiertes Funkeln trat in seine Augen.
»Ein seltener Name. Woher stammt der?«
»Aus dem Französischen, soweit ich weiß.« Er lehnte bequem am Küchentresen und trank seinen Kaffee, ohne seinen Blick von mir abzuwenden.
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