1 ...6 7 8 10 11 12 ...16 In unserem Zimmer hatte der Gastgeber einen Krug Wein und Wasser aufgebaut, daneben einen Korb mit Baguette. Es gab ein kleines Tischchen und zwei Stühle an der Fensterseite, ein großes Bett und einen kleinen weißen Schrank. Der Raum hatte vielleicht fünfzehn Quadratmeter. Fünfzehn Quadratmeter Privatsphäre. Es gab auch einen Satz frische Nachtwäsche für uns.
»Merkwürdiger Kauz. Aber nett, oder?« Jack stimmte mir zu. »So viele Leichen«, seufzte ich deprimiert. »Jack, es ist so furchtbar. Wie kann das ein Mensch jemals wieder gutmachen?« Ich küsste ihn tränenüberströmt und mit Leidenschaft. Ich konnte und wollte ihn nie mehr loslassen, doch er stöhnte auf.
»Habe ich dich zu fest gedrückt? Entschuldige. Komm, ich wasche dich und ziehe dir ein frisches Nachthemd an. Ist doch schick, schau!« Jack aber weigerte sich, sich umzudrehen. »Oh Gott.« Ich sackte aufs Bett, umklammerte das Nachthemd. »Ist das in der Lagerhalle wirklich passiert?«
»Ja, Amily, leider. Dabei wollte ich nicht, dass dir etwas zustößt.«
»Aber Jack ...« Besorgt fragte ich: »Kannst du überhaupt liegen? Na los, lass dich verwöhnen.«
»Nein, Amily.« Er griff nach meinem Arm. »Du kannst dich doch selbst kaum auf den Beinen halten.«
»Ich möchte es aber gerne tun.« Ich wusch ihm Füße, Beine, Bauch und Gesicht voller Zärtlichkeit. Obwohl Jack ganz schön gelitten hatte, war er nicht verlegen anzumerken, dass sein bestes Stück ebenfalls dringend eine Wäsche nötig habe.
»So so, hältst du das denn aus?«
»Bestimmt«, entgegnete er schief lächelnd. Ich hinkte ins Bad, wusch mich selbst notdürftig und kam mit einem ausgewrungenen Waschlappen zurück. Und wer war bereits eingeschlafen? Jack sah völlig entspannt aus, ihm lag ein freches Grinsen auf dem Gesicht, aber ich wusch sein Glied trotzdem. Das füllte sich mit Leben und wurde hart. Jack öffnete die Augen und flüsterte:
»Was würde ich darum geben, wenn du mich nur bis zur Besinnungslosigkeit vögeln könntest.« So etwas brauchte man mir für gewöhnlich nicht zweimal sagen, aber wir hatten derbe einstecken müssen. Den Schmerzen zum Trotz unternahm ich einen Versuch, musste aber bald einsehen, dass es noch zu früh dafür war.
»Amily, ich liebe dich. Es ist schon gut. Die Zeit wird kommen.«
»Ja, bestimmt.« Wir legten uns auf die Seite, meine gute Seite, unsere aneinandergeschmiegten Körper bildeten eine perfekte Einheit. Wir waren wie Yin und Yang. Ich lachte völlig überdreht, weil ich mit diesem Mann glücklich war, wenn ich nur in seiner Nähe sein durfte. Mein Jack war ein gutaussehender, dunkelhaariger Mann, kräftig, mit einem wahnsinnig interessanten, natürlichen Duft und er hatte gute Manieren. Aber wer war er wirklich? Nun, er würde es mir gewiss sagen, wenn die Zeit dafür reif war.
»Mademoiselle, Monsieur, ich bin es Alfons. Sie müssen aufstehen.« Er kam ungebeten ins Zimmer und zog die Vorhänge auf. Die Sonne sandte ihre Strahlen kraftvoll durch das schmale Fenster direkt auf unser Bett.
»Das Essen stelle ich hier auf den Tisch.« Er verließ den Raum, dabei glaubte ich, sogar eine leichte Verbeugung gesehen zu haben. Theoretisch würde er den perfekten englischen Butler abgeben - als Franzose, diese Vorstellung amüsierte mich.
Mit dem Handrücken fuhr Jack über meine Rippen, es kitzelte ein wenig. Er las mit seinen kraftvollen Händen auf meinen Brüsten den aktuellen Liebeshunger ab. Die Erregung ließ nicht lange auf sich warten. Meine Brustwarzen verwandelten sich in kleine harte Knospen. Er hatte mich im Handumdrehen heißgemacht. Jack verschwand im Bad und ich konnte den Düften nach Kaffee und Croissants nicht widerstehen, stellte mich ans Fenster und schaute versonnen in die Natur. Es gab dort draußen nichts Besonderes zu sehen, außer frühlingshafter mediterraner Landschaft. Ich nippte an meinem Getränk. Jacks Atem kitzelte in meinem Nacken. Er küsste zärtlich meine Schulter, dabei sah er das ganze Ausmaß der Wunden auf meinem Rücken und sog hörbar die Luft ein.
»Das muss doch höllisch schmerzen.«
»Tut es.« Jacks Hand ruhte auf meiner Hüfte. Dort würde sie nicht lange verweilen, wenn ich ihr keinen Einhalt gebot. So konnte ich den Kaffee nicht genießen.
»Nicht, Jack, lass uns essen. Wir werden noch verhungern.«
»Ja, ja, mache ich jetzt.« Er kniete hinter mir und liebkoste die weiche Haut um meinen Schoß. Jack war in der Lage, mich binnen Sekunden gefühlsmäßig ins Chaos zu stürzen. Er berührte meine empfindliche Stelle, und spätestens jetzt lösten sich meine guten Vorsätze in Rauch auf. Ich stöhnte, Jack stand auf, er hatte sein Ziel erreicht. Ein paar kraftvolle Stöße genügten, um mich in blanke Raserei zu versetzen. Unwillkürlich schrie ich meinen Orgasmus hinaus.
Ich umarmte Jack, streichelte seinen Kopf. Er ging mit mir zum Tisch und nahm Platz. Ich setzte mich auf seinen Schoß, griff an ihm vorbei nach einem Croissant, tauchte das Gebäck in die Marmelade und steckte es meinem Liebsten in den Mund. Ich zog es in Zeitlupe wieder heraus. Das Spiel mit dem Feuer konnte jederzeit in einen Flächenbrand ausarten. Es hatte mich höllisch erregt, dass er nur die Marmelade abgelutscht hatte. Plötzlich ging die Tür auf und ich schrie vor Schreck, umklammerte fest meinen Liebsten.
»Können Sie nicht anklopfen?«, fauchte Jack.
»Die Ärzte sind da, verzeihen Sie bitte.«
»Wir kommen«, murmelte Jack mürrisch. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er entschuldigte sich für seinen Ausbruch und die Situation im Allgemeinen und drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Gleichzeitig massierte ich mit beiden Händen Mr. Jack, als wäre es morgen verboten. Es dauerte nicht lange und er ergoss sich in meinen Händen.
»Amily, du weißt wirklich, wie man einen Mann verwöhnt.«
»Ach was, ich liebe dich so sehr und das liegt nur an dir. Du machst mich völlig wahnsinnig. Wir sollten uns beeilen, man erwartet uns ...« Ich schaute nach Jacks Rücken und streifte uns anschließend die Nachthemden über. Ich nahm ihn in die Arme, küsste ihn, sah in seine braunen Augen, und so verharrten wir. Wir brauchten keine Worte.
»Du machst mich immer so nervös«, ließ Jack bald verlegen verlauten.
»Nein, das ist einfach nur Liebe«, platzte ich heraus. »Na komm, die Ärzte können nicht den ganzen Tag warten.« Auf dem Flur empfing uns eine Krankenschwester wie aus dem Lehrbuch mit mürrischem Gesichtsausdruck.
»Sie werden bereits erwartet. Hier entlang.« Sie wies uns den Weg in einen anderen Raum. Dort begrüßten uns drei grinsende Gesichter, die zu dem Ärzteteam gehörten, das uns untersuchen sollte. Siedend heiß wurde mir bewusst, dass die Wände in diesem Haus wohl doch nicht so schallisoliert waren, wie vermutet. Ich versuchte es mit einer altbewährten Methode. Flucht nach vorn.
»Was ist? War das nicht gut, was ihr gehört habt?«
»Doch doch, wir sind ja nicht taub, Mademoiselle«, antwortete einer der drei Männer verschmitzt lächelnd. »Sie konnten sich etwas erholen, nehme ich an?« Die Mediziner stellten sich kurz vor, untersuchten uns gründlich, murmelten auf Französisch ein paar Worte, die ich nicht verstand und ließen uns wissen, dass sie mit den Heilungsprozessen äußerst zufrieden wären. Die Schussverletzungen hatten sich in den letzten Tagen gut geschlossen, sollten aber nicht überbeansprucht werden. Die plakativen Schürfwunden auf meiner Rückseite waren trocken.
»Sie haben gutes Heilfleisch«, wurde ich gelobt. Zu den Vernarbungen auf Jacks Rücken meinte der Älteste:
»Ich rate zu einer plastischen Operation. Schonen Sie sich die nächsten Tage unbedingt noch. Von uns bekommen Sie ein paar Schmerztabletten und Verbandsmaterial, damit sollten Sie über die Runden kommen.«
»Prima.« Einige fachliche Fragen unsererseits notierten sie sich und stellten uns dann einen Zugangscode für ein spezielles Krankenhaus zur Verfügung.
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