»Stopp! Sofort anhalten!« Aber stattdessen fuhr der Wagen einfach weiter, beschleunigte sogar. »Sie sollen anhalten!«, kreischte ich.
»Halten Sie den Mund!« Alfons hatte auf dem Wasser ein Fischerboot entdeckt, dieses versuchte er anzufunken, aber er konnte wegen meines Kreischens nichts verstehen.
»Verzeihung, aber wir wollen Jack retten, oder? Ich habe einen Fischer am Funkgerät. Bitte Ruhe.« Er nannte auf Französisch die ungefähren Koordinaten. »Retten Sie beide Insassen. Es soll nicht Ihr Schaden sein. Sie werden großzügig entlohnt.« Der Fischer funkte zurück:
»Oui, oui«, dann kehrte Stille ein.
»Sehen Sie Amily, wir tun unser Möglichstes. Haben Sie ein wenig Zuversicht. Es wird alles wieder gut.« Außer dem monotonen Motorengeräusch nahm ich nichts mehr wahr. Wir hingen unseren Gedanken nach. Ich malte mir die fürchterlichsten Szenarien aus. In mir tobte die nackte Angst um meinen Zukünftigen. Alfons schaute fortwährend zu mir rüber, aber seine Sorge galt nicht mir. Gebete gen Himmel hatte ich schon vor langer Zeit aufgegeben, aber hier ging es nicht um mich, sondern um den Mann meiner Träume.
Ich liebe doch meinen Jack so sehr! Gott, warum tust du mir das an? Wie konnte das nur geschehen? Ich fühlte mich bestraft, nur für was?
»Ja, ja, die Liebe«, meinte Alfons. »L`amour.« Während der restlichen Autofahrt rüttelte es uns immer wieder ordentlich durch.
08 – Chambery
»Wir sind gleich da.« Gegen Mittag erreichten wir den Stadtrand des zweiten Etappenziels, Chambery. Ich wollte ohne Jack nicht mehr weitermachen, es war mir und ihm gegenüber so ungerecht. Der Geländewagen verschwand direkt in einer von der Straße uneinsehbaren Tiefgarage, die von zwei Männern bewacht wurde. Ich schaute skeptisch. War das wirklich nötig? »Wo sind wir hier?« Das Haus, welches zu der Garage gehörte, war ein Privathaus. Der Franzose sagte:
»Es ist alles in Ordnung, keine Sorge.« Er hatte gut reden. Dann fragte er die Wachen, ob die Fracht schon angekommen sei.
»Ja, vor zwanzig Minuten.«
»Gut, gut, danke. Kommen Sie, Amily, ich bringe Sie jetzt zu Ihrem Zimmer. In zwei Stunden hole ich Sie ab, somit haben Sie genügend Zeit, sich von der anstrengenden Autofahrt zu erholen oder frischzumachen. Hier ist der Schlüssel.« Mittlerweile standen wir vor einer Tür, ich bedankte mich und schloss sie auf. Mein Aufschrei war nicht zu überhören, meine Beine wollten mir den Dienst versagen, ich weinte, als wäre die Welt untergegangen.
»Alfons, da ist Jack!« Ich hatte mich noch nie im Leben so gefreut. Stürmisch umarmte ich meinen Beschützer, drückte ihm einen Schmatzer auf den Mund und fiel Jack in die Arme. »Jack, mein Jack!«, überschüttete ich ihn mit meinem Gefühlsausbruch. »Alfons! Wie haben Sie das gemacht?« Aber der hatte die Tür schon lautlos hinter sich zugezogen. Am liebsten wollte ich Jack gar nicht mehr loslassen. »Du lebst!«
»Amily, setz dich bitte aufs Bett.« Ich tat wie mir geheißen. Sein Gesichtsausdruck war extrem ernst.
»Okay, ich höre?«
»Ich habe den Leuten hier dieses grüne Ding gezeigt, du weißt schon, die Stecknadel. Und tatsächlich ... Die meinten, dass es mit einem Nervengift getränkt war, gewonnen aus dem gefleckten Schierling. Ich habe riesiges Glück gehabt. Koniin lähmt nämlich auch die Atmung. Wenn das Zeug nicht chemisch modifiziert worden wäre ... wäre ich mit Sicherheit gestorben.«
»Ach du liebe Güte.« Ein dicker Kloß blockierte meinen Hals. Er setzte sich dicht neben mich.
»Ja, dank dir sitze ich heute überhaupt hier. Durch das Wasser konnte das Gift zügiger ausgeschwemmt werden.«
Das hatte ich gehofft. Dann ließ ich noch einmal den letzten Strandbesuch gedanklich an mir vorbeiziehen.
Das Meeresufer war menschenleer gewesen, wie stets. Es war aber nicht auszuschließen, dass jemand in den Büschen gelauert haben könnte. Jemand mit einem Blasrohr?
»Hattest du in den Dünen nicht das Gefühl, dass dich etwas gestochen hat?«
»Allerdings. Aber dort war niemand.«
»Offensichtlich doch.« Ich presste Jacks Oberkörper auf das Bett, legte mich auf ihn und küsste ihn leidenschaftlich, dabei liefen mir unentwegt die Tränen.
»Ich bin nur froh, dass du heil davongekommen bist, Amily.«
»Jetzt erzähl, was war los?«
»Ich hatte ständig euren Jeep im Blick. Alfons ist ja gefahren wie ein Berserker. Mein Fahrer hat etwas mehr Abstand gelassen, weil die aufgewirbelten Steine herumflogen wie Granatsplitter. Aus heiterem Himmel brach eine Autolänge des Küstenweges vor uns weg. Keine Chance noch etwas zu unternehmen, der Wagen wurde steil nach unten katapultiert. Instinktiv habe ich mich mit Händen und Füßen am Vordersitz abgestützt. Beim Aufprall auf dem Wasser zerbrach die Windschutzscheibe. Gleichzeitig bekam ich die hintere Tür auf, dann ging alles blitzschnell. Der Wagen lief in Sekunden voll. Die Tasche hatte ich Gott sei Dank noch um. Wir tauchten aus dem Autowrack an die Oberfläche und wollten an Land schwimmen, wahrscheinlich hätten wir das auch geschafft, doch ein Fischerboot kam auf uns zu, dessen Besatzung uns an Bord nahm. Sie setzten Kurs auf den nächstgelegenen Hafen und dort hat uns ein Geländewagen abgeholt. Nun bin ich hier, bei dir.«
»Oh Jack, ich bin so froh, dich zu sehen! Die Sorge hat mich fast wahnsinnig gemacht. Alfons hat einen Fischer angefunkt, nachdem ihr abgestürzt wart, das habe ich mitbekommen, aber danach war ich nicht mehr aufnahmefähig.« Er hörte zu, saugte jedes Wort auf, das meinen Mund verließ, dabei war er derjenige, der beinahe sein Leben eingebüßt hatte. Mein Gesicht in seinen Händen haltend, gab er mir einen Kuss auf die Wange. Ich rümpfte unwillkürlich die Nase.
»Was ist das? Du stinkst wie eine Kläranlage, das rieche ich jetzt erst. Geh duschen!«
»Entschuldige.« Er sprang förmlich aus seinen Sachen.
»Kommst du mit?« Natürlich würde ich mitgehen, so etwas ließ ich mir nicht zweimal sagen. Schnell hatte ich mich meiner Klamotten entledigt. Das Wasser rieselte lauwarm aus dem Duschkopf. Mr. Absturz sollte sein blaues Wunder erleben. Ich wollte alles von ihm, bevorzugte eine Stellung, die mir den höchsten Grad der Befriedigung bot. Ich schaute ihm in die Augen, legte meine Arme auf seine Schultern, Jack half kurz nach, dann umschlossen meine Beine seine Hüften. Die Magie der Leidenschaft entfesselte unsere Sucht nach einander. Diesen Augenblick sollte er so schnell nicht vergessen.
»Wie konntest du einfach ins Meer stürzen, du hattest dazu keine Erlaubnis.« Er hielt mich fest an meinem Po und steuerte das Geschehen. Die Energie entlud sich mit einem Knall.
Doch er hatte vor, die Seine in ihre Schranken zu weisen, mir kam es vor, als hätte ich Herzflattern. Seine Kräfte schwanden, er stellte mich auf meine Füße, und da war es wieder das satte Brunften. Er knetete meine Brüste und schenkte mir einen Kuss. Seine Augen leuchteten. Dieses Gesicht würde ich für immer im Gedächtnis behalten. Gedankenverloren griff ich nach der Seife und schäumte Mr. Jack ein. Seinem Lustspender stand eine besonders intensive Pflege bevor. Wenn ich wollte, konnte ich richtig gemein sein. Dementsprechend fiel das Ergebnis aus.
»So, meine Liebe, jetzt bist du an der Reihe.«
»Nein, nein, das mache ich schon selber«, antwortete ich, aber Jack bestand darauf, er wollte, dass mir das Gleiche widerfuhr. Jede Kurve wurde mit den Händen nachgefahren. Seine Finger tänzelten über meine Brüste, zelebrierten weiter die Massage an meinem Gesäß. »Oh Gott!« Er besaß auch noch die Frechheit, sich nach meinem Befinden zu erkundigen:
»Na, Amily, alles okay?«
»Ja, super«, wimmerte ich. Zwei Finger, die sich von hinten zwischen die Schenkel nach vorne arbeiteten, sollten mich ins Gefühlschaos stürzen. Wie recht er damit hatte, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Seine kreisenden Finger um meinen Schoß hatten einen Großbrand entfacht. Jack setzte alles daran, mich in die völlige Ekstase zu treiben. Seine Arbeit wurde mit meinem orgastischen Aufschrei quittiert. Jetzt war Jack zufrieden, und ich konnte auf meinen puddingweichen Beinen kaum noch stehen. Er hatte mich geschafft, ich schleppte mich zum Bett.
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