Eine Erfahrung, die wir heutzutage nicht mehr sehr oft machen, da unsere Gedanken sonst meist in der Vergangenheit, oder in der Zukunft liegen. Dabei ist jetzt der Moment in dem wir leben, Gestern ist bereits vorbei und niemand weiß was die Zukunft bringt und doch verschwenden wir den Großteil unserer Zeit damit über Dinge nachzudenken, die entweder vergangen sind, oder noch gar nicht geschehen.
Hart ausgedrückt – verschwendete Zeit.
Sorry, ich komme immer ins Schwärmen, wenn ich jemandem den tieferen Sinn von Yoga erklären darf und wahrscheinlich interessiert sie das gar nicht.
Ich möchte sie nicht langweilen, schließe ich peinlich berührt.
Nein, das ist sehr interessant, entgegnet Eleanna, freundlich.
Ich trage mich schon lange mit dem Gedanken, mit Yoga zu beginnen, doch irgendwie fehlt mir die Zeit in ein Studio zu gehen.
Nun, die Zeit muss man sich natürlich schon nehmen, auch rate ich dazu, die ersten Jahre wirklich mit einem Lehrer zu üben.
Heutzutage werden im Internet alle möglichen Kurse oder auch Yoga CDs angeboten, ich rate jedoch davon ab, als Anfänger nur mit virtuellen Medien zu arbeiten.
Es ist niemand da, der deine Haltung korrigieren könnte.
Leider ist es so, dass sich der Körper immer die bequemste Haltung aussucht und das ist nicht immer die Richtige. Es ist deshalb, meiner Meinung nach, unerlässlich mit jemandem zu arbeiten, der mindestens sehr lange Yoga praktiziert, ein Lehrer muss es dann vielleicht wirklich nicht unbedingt sein.
Meine Mädels sind von mir sehr begeistert, schließe ich lächelnd, aber wie mir sofort peinlich auffällt, wenig bescheiden.
Vielleicht haben sie Lust, mir solange sie hier im Urlaub sind, ein bisschen Yoga beibringen?
Klar, das mach ich doch gerne.
Ich bin ja eben erst angekommen und noch fast drei Wochen hier, das sollten wir schon hinbekommen, begeistere ich mich für den Vorschlag.
Ich schlage jedoch vor, dass wir uns dafür, zuerst einmal Duzen, ergänze ich lächelnd und reiche Eleanna die Hand.
Ich bin Sabine.
Sehr angenehm Sabine, ich freue mich dich kennen zu lernen, können wir heute schon mit der ersten Stunde beginnen?
Eleanna ist sichtlich aufgeregt.
Klar sofort wenn du möchtest.
***
Zu meinem Erstaunen zaubert Eleanna eine Yogamatte aus dem Nichts hervor.
Ich hatte gehofft, dass du meine Bitte nicht abschlagen würdest, erklärt sie lächelnd, als sie meinen überraschten Blick sieht.
Wir suchen uns einen schönen Platz auf der Anlage und ich beginne damit sie in die Grundlagen des Yoga einzuführen.
Wir beginnen zum langsamen Aufwärmen, mit dem einfachen Sonnengruß, damit erreichen wir eine angenehme und doch optimale Dehnung unseres Körpers für die nachfolgenden Haltungen.
Wir halten dabei jede Stellung zwei bis drei Atemzüge, dadurch geben wir dem Körper Gelegenheit, sich an die Haltung zu gewöhnen. Bei mehr Praxis kannst du später dazu übergehen, mit jeder Atmung die Stellung zu wechseln. Dadurch wird Yoga weniger meditativ, sondern bekommt eine eher sportliche Note.
Sollte aber erst dann praktiziert werden, wenn dir die einzelnen Haltungen in Fleisch und Blut übergegangen sind.
Bist du soweit?
Gut, dann deine Arme richtig weit über die Seiten nach oben strecken, mach dich richtig lang, dabei tief einatmen und mit geradem Rücken nach vorne beugen.
Gut so.
Die Fingerspitzen berühren den Boden, die Beine sind durchgestreckt.
Mit Übung, ist das Ziel dieser Haltung, die Hände flach auf dem Boden abzulegen – die Königsdisziplin – der Kopf berührt, bei durch gestreckten Beinen, deine Knie.
Ah, so wie dir, wirft Eleanna, mit einem neidischen Blick auf mich ein.
Du wirst dich wundern, wie schnell dein Körper sich dehnt, wenn du regelmäßig, mehrmals die Woche Yoga praktizierst. Ich habe noch keinen Sport gemacht, bei dem ich so schnelle Erfolge spüren konnte wie hierbei, mache ich ihr Mut.
Wir gehen immer mit einer Einatmung in eine Stellung hinein und auch mit einer Einatmung wieder heraus.
Atme bewusst, die Atmung hilft dir.
Spüre die Dehnung in deinem unteren Rücken, leg die Hände flach auf den Boden, mach einen Schritt zurück und geh in die schiefe Ebene, Zehenspitzen bleiben aufgestellt, stütz dich auf deinen Unterarmen ab.
Rücken gerade, Kopf und Rücken bilden eine Linie.
Atme.
Zehen ablegen und drück dich über die Arme hoch in den aufschauenden Hund.
Den Kopf nicht überstrecken, achte auch hier darauf, dass dein Kopf in einer geraden Linie vom Rücken weiter verläuft. Deine Arme sind durchgestreckt, die Zehen liegen flach auf der Matte, dein Rücken ist gerade.
Versuche kein Hohlkreuz zu machen.
Super!
Komme wieder auf die Zehenspitzen, drück dein Becken weit nach oben und komm mit einem kräftigen Druck hoch, streck deine Beine durch und leg deine Fußsohlen flach auf den Boden. Strecke deine Hände durch.
Diese Haltung nennt man herabschauender Hund.
Eine wunderbare Übung für den unteren Rücken.
Anfangs klappt das mit dem Hochdrücken noch nicht so gut, weil dir die Kraft in den Armen fehlt, das ist aber kein Problem, dann geh einfach einen Schritt zurück, fass mit den Händen nach, bis du die Haltung eingenommen hast.
Ziel der Übung ist es, dass sich nach einiger Zeit deine Wadenmuskulatur soweit gedehnt hat, dass du problemlos mit den Fersen auf den Boden kommst.
Lass deinen Kopf zwischen den Händen herabhängen und schau zu deinen Beinen, dein Rücken ist gerade, deine Arme sind weit nach vorn gesteckt. Spreiz deine Finger, dadurch bekommst du einen besseren Halt.
Sieht doch schon ganz gut aus.
Überfordere dich nicht, geh nur soweit in die Übung, wie dein Körper es zurzeit zulässt.
Du sollst deinen Körper fordern, jedoch niemals überfordern.
Durch die Yogapraxis lernst du deinen Körper besser kennen, du lernst zu erspüren, was ihm gut tut und wirst erstaunt sein, wie schnell und stark er sich beanspruchen lässt, wenn man achtsam mit ihm umgeht.
Atme, entspanne in der Haltung.
Ich weiß, anfangs ist es völlig unmöglich, in dieser Haltung zu entspannen, dafür ist sie viel zu anstrengend.
Ich habe meinen Yogalehrer jedes Mal verflucht, wenn er diesen Spruch brachte.
Heute ist es für mich tatsächlich eine der entspanntesten Haltungen.
Sorry, aber ich muss diesen Spruch immer bringen, macht einfach Spaß.
Meinem Lehrer erging es damals wahrscheinlich auch nicht anders, füge ich lächelnd hinzu.
Atme tief ein und spüre die Dehnung in den Waden und den Unterschenkeln.
Nach vorne zu den Händen schreiten – Vorbeuge.
Tief durchatmen und die Übungen zweimal wiederholen.
Sieht doch schon super aus und wie ich sehe, kommst du schon bei jeder Vorbeuge ein winziges Stück weiter nach unten.
Die erste Yogasequenz beginnt mit dem erweiterten Sonnengruß, wir ergänzen ihn einfach um eine weitere Übung.
Dafür fügen wir nach dem herabschauenden Hund, den Helden eins ein.
Stell das rechte Bein weit nach Vorne und winkele das Knie ab. Der Fuß steht parallel zur Matte. Gleichzeitig strecken wir beide Hände weit nach oben und drehen auch unser Becken in die Fußrichtung.
Arme nach unten auf die Matte, Beine zurück, in die schiefe Ebene, zwei Atemzüge, in den aufschauenden Hund, wieder zwei Atemzüge halten und mit Druck, oder über einen Schritt nach hinten in den herabschauenden Hund.
Held eins mit dem linken Bein.
Die gesamte Sequenz dreimal wiederholen und weil das bei dir so gut funktioniert, versuchen wir die Wiederholungen etwas dynamischer.
Soll heiße, wir ändern die Stellung mit jeder Ein- und Ausatmung.
Das klappt doch super!
Eleanna lächelt, ist jedoch völlig außer Atem.
Keine Angst, jetzt folgt eine entspannende Sequenz.
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