„Stimmt das“ – Maria schaute abwechselnd von einem zum anderen.
„Ja sind wir“ – gestanden beide etwas kleinlaut, während ihre Augen strahlten, wie die aufgehende Sonne es nicht hätte besser machen können.
„Oh Gott“ – Maria schaute Kadisha an. Und mit einem verschmitzten Lächeln fügte sie hinzu – „da steht uns ja noch einiges bevor!“.
„Wer sind denn die beiden“ - fragte Kadisha mit einem ernsten Blick auf die beiden Jungs.
Wie aus der Pistole geschossen antworteten beide gleichzeitig – „Halima und Elena“.
„Oh Gott“ - stöhnte nun auch Maria. Das scheint eine ernstere Sache zu sein.
„Glaub ich auch“ bestätigte Kadisha Marias Worte.
Fadi und Halim erzählten ihren Müttern nun ausführlich wann und wo sie die beiden Mädchen kennengelernt hatten und wer sie sind und wo sie herkommen. Als es darum ging wie weit sie schon miteinander währen, fingen beide an zu schwärmen und erzählten vom ersten Kuss und dass sie sich immer heimlich am Strand oder auch in der Markthalle hinter dem großen Berg mit den Kichererbsen trafen.
„OK“- sagte Kadisha mit einem leichten Grinsen.- „Das reicht- sonst dreht ihr noch am Rad“.
„Also – ich schlage vor, ihr stellt uns die beiden vor und dann könnt ihr euch immer hier treffen und braucht euch nicht zu verstecken. – Bist du damit einverstanden?“ – fragte sie Maria.
Maria nickte. – „Ja das ist besser so“.
Erinnerte sie sich doch noch zu genau, wie umständlich und gefährlich es war, als sie ihren Joshua kennen und lieben gelernt hatte und wie sie sich das erste Mal in diesem dunklen und feuchten Keller geliebt hatten.
Schon am nächsten Tag erzählten Halim und Fadi aufgeregt ihren Freundinnen von dem Angebot ihrer Mütter, sich, wann immer sie wollten, bei ihnen im Haus zu treffen.
„Aber nur, wenn nichts „schweinisches passiert“ – sagte Elena und schaute die beiden mit einem ernsten Blick an.
Beide senkten gelichzeitig, demütig und schüttelnd ihre Köpfe. „Nein – niemals – versprochen“.
Ja- ja, dass kennen wir. Erst einmal alles versprechen und dann, wenn die Mäuse, damit meinte sie Halima und sie, in der Falle sind, dann gibt es kein Entrinnen mehr.
Fadi – sog tief die Luft ein
„Also – so etwas“ – sagte er mit einem, für alle erschreckend bestimmenden Tonfall, dass den beiden Mädels die Unterkiefer nach unten klappen ließ, „Komm Halim! Mit Mädels die solch eine Erfahrung haben, wollen wir nichts zu tun haben“.
Für Sekunden herrschte bedröppeltes Schweigen.
Dann schienen die Zwillingsschwestern und auch Halim kapiert zu haben, dass Fadi eine exzellente Retourkutsche gestartet hatte.
Es folgte ein schallendes Gelächter und die Paare neckten, kniffen und umarmten sich. Und ihre Herzen schienen so laut zu schlagen, dass jeder von ihnen glaubte, der andere könne es hören.
Das Haus in dem sie wohnten war groß. Eigentlich viel zu groß. Es hatte 8 Zimmer, eine Küche, ein Wohn- und Esszimmer sowie einen schönen großen Innenhof mit einem kleinen Olivenbaum in der Mitte. Ihr Großvater hatte das Haus kurz nach dem ersten Weltkrieg mit seinen Brüdern aufgebaut. Beirut war damals eine noch relativ kleine Stadt am Mittelmeer
Alle in der Familie lebten vom Fischfang. Bis 1930 die halbe Familie starb, als ihr kleines Fischerboot im Sturm unterging. Nur die hochschwangere Kadisha und ihre Mutter, die sich zu diesem Zeitpunkt zu Hause aufhielten, blieben von dem Unglück verschont. Kadisha’s Mutter litt an starkem Asthma und war kaum mehr in der Lage das Haus zu verlassen. Kadisha fand einen Job bei einem Schneider am Ende der Straße und übernahm die Rolle des Vaters und ihres Ehemanns. Drei Monate nach der Geburt von Halim starb ihre Mutter. Seitdem lebte sie allein mit ihrem kleinen Halim in diesem Haus, bis Maria und Fadi auftauchten.
„Oh – ist das groß“ – bemerkte Halima erstaunt, als sie und Elena das erste Mal Halims Haus betraten. Fadi hatte sie, damit die Nachbarn nichts mitbekamen, durch die kleine Gasse, die früher dazu diente, die ausgenommenen Fische schneller zum Markt transportieren zu können zum Haus gebracht. Seitdem niemand mehr zur See fuhr, benutzten Fadi und Halim die Gasse nur noch, wenn sie sich unbemerkt aus- und ins Haus schleichen wollten. Halim zeigte den Frauen sein und Fadis Zimmer, sowie den Innenhof, während Fadi für alle einen Tee kochte.
„Und deine - ich meine - eure Mütter haben nichts dagegen, wenn wir euch hier treffen“- fragte Elena.
„Nein“- und beide schüttelten gleichzeitig die Köpfe.
„Und wir dürfen wirklich mit auf eure Zimmer“- fragte Halima.
„Ja – aber nur wenn ihr“– und er holte tief Luft.
Elena war wie immer ungeduldig „Wenn wir was“- fragte sie fordernd.
„Nur, wenn ihr auch richtig unanständig seid“.
„Du Schuft“ - rief Halima und warf Halim ein Kissen an den Kopf.
„Komm“ - sagte Elena und nahm Fadis Hand. „Ich will mal sehen ob ich das kann“. Sie grinste frech und ihre Augen fingen an zu strahlen.
„Was“ frug Fadi.
„Unanständig sein“ lachte Elena, nahm Fadis Hand und zog ihn in Richtung seines Zimmers.
Halim und Halima saßen wie versteinert auf ihren Stühlen. Nach ein paar Sekunden nickten sie aber fast gleichzeitig mit ihren Köpfen in Richtung Halims Zimmer und verschwanden durch die Tür in Halims Zimmer.
Es war merkwürdig still, als Kadisha das Haus betrat. Wo waren die alle? Sonst saßen sie doch schon alle am Tisch und warteten sehnsüchtig aufs Essen.
„Verdammt ruhig“ - hörte sie Maria aus dem tiefen Sessel im Wohnzimmer sagen.
„Man hast du mich erschreckt“
„Psst“ – Maria hielt ihren Zeigefinger vor ihre Lippen und deutete mit dem Daumen ihrer anderen Hand in Richtung Decke.
„Was ist los?“ - flüsterte nun auch Kadisha-
„Ich glaube unsere Jungs haben Besuch“.
Kadisha schossen die Tränen in die Augen, erinnerte sie sich doch an ihre erste große Liebe.
Maria schaute Kadisha an
„Komm“ – sie breitete ihre Arme aus und zog Kadisha an ihre Schulter.
„Musst nicht weinen. Bald kochen andere für sie und auch für uns“. –fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
Obwohl Halim und Halima sich schon geküsst und auch des Öftern zärtlich berührt hatten, so nahe wie jetzt wahren sie sich noch nicht gekommen. Mit der Tür, die hinter ihnen ins Schloss gefallen war, war auch ihre Schüchternheit schlag-artig verflogen. Halima küsste Halim und zog ihn aufs Bett.
„Komm ich zeige dir jetzt wie ungezogen ich sein kann“, hauchte sie ihm lustvoll ins Ohr und biss gleichzeitig hinein.
„Aua – das nennst du Liebe“.
Halima schaute ihn mit funkelnden Augen an und ihre Lippen waren leicht geöffnet. Langsam öffnete sie ihre Bluse, nahm Halims Hand und führte sie an ihre Brüste. Halim sah auf Halimas kleinen, sexy Brüste und die zarten Knospen, die durch das späte Nachmittagslicht leichte Schatten warfen und ihre Brüste wie die Hügel einer Düne wirken ließen.
Halima spürte Halims Erregung. Und obwohl es sehr warm war und ihre Körper glühten, zog Halima die Decke über ihre Köpfe und mit feuchten Lippen flüsterte sie in sein Ohr – „Lieb mich“.
Elena saß aufrecht auf Fadis Bett – Ihre Ohren waren in Richtung der Wand, zu dem Zimmer in dem ihre Schwester und Halim verschwunden waren, gerichtet.
„Psst“ – flüsterte sie. Fadi sah Elena an. Wie schön sie war. Ihre Locken umspielten ihre Schultern und der Rock gab ihre schlanken, schier endlos wirkenden Beine frei.
„Komm“ - sagte er. „Irgendwann werden wir erfahren was da jetzt passiert. Und wie schlecht wäre es, wenn wir dann sagen müssten, dass hier nichts passiert ist.“
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