Im Sinne einer „mitochondrialen Medizin“ besteht ein weiterer Ansatz der Healthy-Aging-Medizin daher in dem gezielten Schutz dieser Zellorganellen. Propagiert wird unter anderem die Supplementierung jenes Coenzyms, das sich im Rahmen der Atmungskette als besondere Schwachstelle erwiesen hat: Das Ubichinon.
Ubichinon - auch als „Co-Enzym Q10“ bekannt - ist das zentrale Bindeglied in der Atmungskette der Mitochondrien und der bisher wirksamste bekannte Radikalen-Fänger in der Zellmembran. Da die körpereigene Ubichinon-Bio-Synthese mit steigendem Alter abnimmt, eine erhöhte Zufuhr über die Nahrung aber nur schwer zu bewerkstelligen ist, empfiehlt sich die Supplementierung der Substanz in Form von Mono- oder Kombinations-Präparaten (vgl. später Therapie)
7. Theorie der nachlassenden Reproduktion
Die Bedeutung des Telomerase-Gens
[Die Telomeresind die natürlichen einzelsträngigen Chromosomenenden - die „Endkappen“ - linearer Chromosomen. Sie sind für die Stabilität von Chromosomen wesentliche Strukturelemente der DNA. Sie besitzen einen hohen Guanin- und Thymin-Anteil, der hoch-repetitiv (oft wiederholt) ist. Bei allen Wirbeltierenfindet man z.B. die Nukleotid-Sequenz TTAGGG mehr als 3000mal wiederholt. Für den Stabilisierungseffekt ist auch die gefaltete Sekundärstrukturder Telomere wichtig. Zudem sind in einigen Organismen die Telomere ein Verankerungspunkt an die Zellkernwand]
[ Telomeraseist ein Enzymdes Zellkerns, welches aus einem Protein-(TERT) und einem langen RNA-Anteil (TR) besteht. Dieses Enzym stellt die Endstücke der Chromosomen, die sog. Telomere, wieder her. Die Enzymaktivitätder Telomerase lässt sich durch die TRAP-Methodefeststellen]
Der Theorie liegt folgende Beobachtung zugrunde:
Bestimmte Zellen wie etwa die Fibroblasten, können sich in einer Kultur nur etwa 50mal teilen; dann verlieren sie die Fähigkeit zur Zellteilung.
Bei der Zellteilung wird das Telomer bei der Verteilung der Chromosomen auf die Tochterzellen von dem Apparat der Nukleoli als Anknüpfungspunkt verwendet.
Bei jeder Zellteilung verliert das Telomer einen Teil seiner Länge.
Wenn der letzte Telomerabschnitt verbraucht ist, kann keine weitere Verteilung der Chromosomen stattfinden.
Untersuchungen an Fibroblasten haben ergeben, dass ihre Verdopplungshäufigkeit umgekehrt proportional zum Alter der Spender und Spenderinnen steht, denen die Fibroblasten entnommen werden.
Das Enzym Telomerase ist in der Lage, das Telomer nach der Zellteilung wieder zu verlängern. Allerdings verfügen nicht alle Zellen über diese Fähigkeit.
Aber:
Der Einsatz dieses Enzyms zu Pro-Aging-Zwecken erscheint zurzeit jedoch nicht sinnvoll, da durch die Telomerase auch der Apoptose-Mechanismus von Tumorzellen [Apoptose = eine Form des Zelltods = ‚Selbstmord-Programm‘ einzelner biologischer Zellen] (●) inaktiviert wird und daher ein Telomeraseeinsatz karzinogene Wirkung haben kann.
Telomerase
Bleiben wir noch einen Augenblick bei der „Telomerase“ , plakativ vielfach auch genannt, das „Unsterblichkeits-Enzym“ !
Zellbiologen des Medical Centers in Dallas, USA, haben ein Enzym entdeckt, das den Alterungsprozess stoppen kann: die Telomerase.
Der Mensch altert und stirbt, weil sich die menschlichen Zellen nicht unbegrenzt erneuern. Im Zellkern befinden sich die Chromosomen, die die Instruktionen für alle Lebensprozesse gespeichert haben . Am Ende der Chromosomen sitzen die Telomere. Sie enthalten zwar keine genetische Codierung, aber sie überwachen, wie oft sich eine Zelle teilt. Bei jeder Zellteilung entsteht ein bestimmtes Enzym, die Telomerase. Dieses Enzym löst die Telomere nach und nach von den Chromosomen ab. Wenn alle Telomere „verbraucht“ sind, kann die Zelle sich nicht mehr teilen und stirbt.
Den amerikanischen Zellbiologen Prof. Dr. Woodring Wright und Dr. Jerry Shay (Alters- und Krebs-Forscher am Harold C. Simmons Comprehensive Cancer Center der UT Southwestern, Medical Center) ist es erstmals gelungen, das Enzym Telomerase künstlich herzustellen und die Zellen damit vor dem Verlust der Telomere und vor dem Absterben zu schützen. Im Reagenzglas gelang es, die Chromosomen-Enden mit den genetischen Informationen künstlich zu verlängern. Alternde Zellen sollen durch eine Übertragung dieses „Unsterblichkeits-Enzyms“ verjüngt werden.
Die Forscher gehen davon aus, dass man schon in 20-30 Jahren in der Lage sein könnte, die menschliche Lebensspanne zu manipulieren .
Noch ein Wort zum Thema der Telomeren:
„Steckt ein ‚Healthy-Aging‘-Stoff im Meeresfisch?“,
das ist der Titel einer neuen Studie - Untersuchung der Einwirkung von Omega-3-Fettsäuren auf die Telomeren (s. später unter Fettsäuren/EPA) -. Und es scheint so zu sein, dass ein hoher Blutspiegel ein Schutz vor zu schneller Verkürzung der Telomeren zu sein scheint. …
8. Modell der „Fehlerkatastrophe“
Das Modell bezieht sich auf unser genetisches Material (DNA/DNS ()).
Durch Brüche, Störungen, Umwelteinflüsse oder grundlegende Fehler bei der Zellteilung kann es zu kleinen Veränderungen und minimalen spontanen Mutationen des genetischen Materials kommen.
Aufgrund der nachlassenden Effektivität der Reparatursysteme im Laufe der Zeit, können die regelmäßig auftretenden Störungen des genetischen Materials immer schlechter behoben werden.
So bedingte Veränderungen des Genoms (●) führen z.B. zu immer häufiger werdenden spontanen Fehlern bei der Proteinsynthese. Vor allem bei den Enzymen des Stoffwechsels kann es zu einer nachlassenden Stoffwechselleistung, zu Substanzverlusten sowie einer reduzierten Erneuerungsfähigkeit kommen.
Von derartigen „Fehlerkatastrophen“ sind auch die abbauenden Enzyme betroffen. So kommt es, dass sich in der Zelle zunehmend „Müll“ anhäuft. Histologen beobachten so unter dem Mikroskop z.B. Anhäufungen von Fett, Eisen und anderen Abbauprodukten, wie etwa Lipofuscin oder Siderin.
Da jede Substanz über eine natürliche Halbwertzeit verfügt, sind von dieser nachlassenden Enzymleistungsfähigkeit vor allem Substanzen mit kurzer Halbwertzeit betroffen. Hierzu zählen unter anderem die kurzlebigen Überträgerstoffe des Nervensystems, Hormone und Vermittlerstoffe des Immunsystems.
Fehler im genetischen System können zu Krebs oder Wachstums-Störungen führen. Ferner führt die nachlassende Synthese von Regelsubstanzen wie Hormonen, Neurotransmittern/Botenstoffen im Immunsystem zu einer nachlassenden Regulations- und Abwehr-Funktion des Organismus.
Folgen sind:
Defizite in vielen Organen, mangelnde Kompensationsfähigkeit, geschwächtes Immunsystem, reduzierte hormonelle Regulationsfähigkeit, verlangsamte Anpassung, Regeneration und Rekonvaleszenz.
Von den Alterungs-Theorien zu realen Einflüssen auf einen jeden Alterungsprozess.
Den normalen Verschleiß- und Alterungsprozessen im Körper ist jeder Mensch im Laufe seines Lebens ausgesetzt.
Allerdings gibt es eine Reihe von äußeren Faktoren, die den natürlichen Alterungsprozess beschleunigen. Diese begünstigen die vermehrte Produktion von freien Radikalen, die in großen Mengen Körperzellen nachhaltig schädigen.
Folge:
Der Körper ist in erster Linie mit der Bekämpfung der zu zahlreichen freien Radikale beschäftigt und vernachlässigt seine natürlichen Regenerationsvorgänge.
Zu den äußeren Faktoren, die den Alterungsprozess vorantreiben, gehören zu wenig Schlaf, Bewegungsmangel, fetthaltige und vitamin-arme Ernährung, Nikotin, Alkohol und auch ein hektisches Leben - also Stress.
In der kurzen Zusammenfassung:
1. Freie (Sauerstoff-)Radikale
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