Seine Schritte waren sicher und das Schwert lag ruhig in seiner Hand, während der Umhang sanft unter seinen Bewegungen tanzte. Das Weiß der Kleidung war gesprenkelt mit dem Blut seiner Opfer, doch Xenio war es egal.
Das Kettenhemd unter seinem Anzug raschelte leicht und durchbrach die Stille mit dem Geräusch der Schritte auf dem trockenen Boden, bevor er dann nur eine Armlänge vor Zwerginio stehen blieb. Der Zwerg trat noch einmal nach Cido, um Xenio zu provozieren, wodurch dieser seine Klinge vor das Gesicht des Kleineren hielt. „Ich bin dein Feind.“
„Zwerginio hat dich schon einmal besiegt. Er wird es auch ein zweites Mal schaffen.“ Der Zwerg grinste siegessicher, doch Xenios Lächeln wurde breiter. „Bist du dir da sicher? Ich weiß schließlich jetzt, wie du kämpfst. Aber du nicht, wie ich meine Waffen verwende.“
Kurz wurde der Zwerg unsicher, doch dann trat er von dem Jungen weg. „Okay, Zwerginio kämpft gegen dich. Aber ohne Schwert. Schwert ist unfair.“
„Ja, da könntest du direkt recht haben. Gut, ohne Schwert.“ Xenio steckte die Waffe zurück in die Scheide und ging ebenfalls ein paar Schritte von Cido weg, sodass er außer Gefahr war. Er konnte das siegessichere Grinsen des Zwerges erkennen, doch Xenio hatte noch den ein oder anderen Trumpf im Ärmel, mit dem Zwerginio nicht rechnen wird.
Er spürte den Dolch an seinem Knöchel, der ihm Sicherheit gab und in diesem Kampf würde er dank ihm gewinnen, wodurch die beiden Kontrahenten schon aufeinander zuliefen. Zwerginio versuchte erneut seinen Kopf in den Körper des anderen zu schlagen, doch Xenio wich elegant aus, hob seinen Fuß, zog den Dolch aus der Scheide und rammte die Klinge in die Wirbelsäule des Zwerges, wodurch dessen Beine einfach unter seinem Gewicht nachgaben und er unsanft auf dem Boden landete.
„Was? Das ist unfair! Du hast versprochen, dass du dein Schwert nicht gegen Zwerginio verwenden wirst“, begehrte der Schwarze sofort auf, wobei er Blut spuckte und zu röcheln begann. Xenio trat dagegen an ihn heran und grinste breit, bevor er ihm die blutverschmierte Dolchklinge vor die Nase hielt. „Das habe ich auch nicht. Aber von meinem Dolch war nie die Rede. Hätte ich das Schwert verwendet, dann wärst du jetzt ihn zwei Teile geschnitten. Ich halte mein Wort, doch du solltest vielleicht darauf achten, was du verlangst.“
Dann wischte er das Blut der Klinge an der Kleidung des Zwerges ab. „Hier, das gehört dir.“ Erst jetzt steckte er den Dolch zurück in seine Scheide, um sich dann zu erheben. Er ignorierte die größer werdende Blutlache unter dem Zwerg und dessen Todeskampf, während er zu Cido ging und sich zu dem Jungen kniete, bevor er ihm zärtlich eine Strähne aus dem schmerzverzerrten Gesicht strich. „Ruh dich aus. Ich werde uns beschützen.“
Er erhob sich und wandte sich zu Sensio um. Dieser saß immer noch wie erstarrt auf den Boden und sah seinen Partner an, der mittlerweile aufgehört hatte zu atmen, wodurch sein Blick auf den Kämpfer glitt. „Du?! Du hast ihn umgebracht! Eiskalt ermordet!“
„Ja, habe ich. Aber hast du nicht selbst gesagt, dass ich so ein Mörder bin. Warum überrascht es dich also?“ Xenio zog das Schwert heraus und ließ es kurz in seiner Hand kreise, bevor er dann einen Meter von Sensio stehen blieb. „Ich hoffe, dass ich dich nicht allzu lang warten ließ. Aber ich habe mich eh beeilt. Also, du und ich?“
Sensio knurrte nur dunkel, bevor er nach seiner Sense griff und sich aufrichtete. Auch Xenio ging in Angriffsstellung, doch der Sensenmann rührte sich nicht. Drei Herzschläge lang beobachtete der Kämpfer seinen Feind nur, bevor er dann den Schwertgriff fester umschloss und im nächsten Moment losstürmte.
Die Sense bewegte sich, um den Angriff abzuwehren, doch Xenio duckte sich unter ihr hindurch und vollzog eine Drehung bei der er sein Schwert durch die Wirbelsäule des Sensenmanns gleiten ließ. Sofort kippte der Oberkörper von seinem Platz und fiel mit der schweren Kutte in den Staub. Doch die Beine standen noch und im nächsten Moment traten sie nach dem Kämpfer, der von dieser Handlung überrascht wurde und schon den Boden unter den Füßen verlor.
Sein Schwert glitt ihm aus der Hand und rutschte von ihm weg, doch Xenio hatte keine Sekunde um sich darüber Gedanken zu machen, denn sofort waren die Beine bei ihm und begannen nach seinem Gesicht zu treten, doch der Kämpfer wich so gut es ging aus.
Stieß mit der flachen Hand nach der Hüfte und schaffte es so die Beine aus dem Gleichgewicht zu bringen, wodurch sie ebenfalls im Staub landeten.
Ein erleichterter Seufzer schlich sich über die Lippen des Blonden und er hoffte, dass dies nun das Ende war, doch die Beine zappelten weiter und begannen sich erneut in die Höhe zu stemmen, wodurch auch Xenio sich beeilte auf die Füße zu kommen. Es konnte doch nicht sein, dass sie nicht aufhörten sich zu bewegen. Sie hatten doch keinen Geist mehr, der sie befehligte.
Sofort eilte er zu den Gebeinen und trat erneut nach ihnen, sodass sie zurück auf den Boden fielen, bevor er dann mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, auf die Hüfte eintrat. Er brauchte drei Versuche, bei denen die Füße ebenfalls nach ihm traten, bevor sie dann splitternd nachgab. Doch die Beine hielten nicht still, konnten sich aber nicht mehr großartig bewegen, weil sie sich gegenseitig keinen Halt mehr gaben.
Erst jetzt erlaubte sich Xenio einmal auszuatmen, bevor er sich dann zu seinem Schwert wandte und es aufhob. Das wollte er zumindest, doch als er sich zu der Waffe bückte, wurde er plötzlich von der Seite angesprungen und erneut landete er auf dem staubigen Boden, wobei sich zwei knöchrige Hände um seinen Hals legten und zudrückten.
Er sah in die glutroten Augen von Sensio, der sich verzweifelt an den blonden Kämpfer klammerte und versuchte dessen Luftzufuhr zu blockieren. Das war doch nicht möglich! Wie konnte dieser Kerl immer noch leben? Xenio konnte es nicht glauben. Jedes normale Wesen wäre schon lange tot. Doch die Kraft in den Händen, die ihm das Atmen schwer machte, wurde nicht schwächer, wodurch Xenio nach dem Brustkorb griff und damit begann den Angreifer von sich zu drücken.
Er spürte wie seine Kraft schwand, weil er immer weniger Sauerstoff bekam, doch er fühlte auch, dass die Knochen immer mehr unter seinem Druck nachgaben, wodurch er noch einmal all seine Energiereserven mobilisierte, um ein letztes Mal zu drücken.
Unter einem grauenvollen Krachen brachen die Arme aus den Schultergelenken heraus und der Torso flog mit großem Schwung davon, wobei der Druck der Hände immer noch nicht nachließ.
Xenio rappelte sich erst einmal auf, bevor er die Hände dann einzeln von seinem Hals löste. Er warf sie so weit es ging weg, damit sie ja nicht mehr so schnell zurückkamen. Erst jetzt schritt er auf den Torso zu, wobei der Zorn in den roten Augen keine Spur geringer wurde.
„Du bist wirklich zäh“, meinte Xenio ruhig, „das muss der Tod wohl sein. Doch jetzt ist es Zeit, dass auch der Tod einmal stirbt.“
„Der Tod kann niemals sterben. Ich vielleicht. Aber ich werde dann in dir weiterleben. Du wirst noch viele Seelen fordern, Xenio Achmaras. Sehr viele Seelen.“ Sensio lachte auf und obwohl er verloren hatte, erkannte man Siegesfreude in seinen Augen. Xenio konnte den Zorn über diesen Glanz nicht bändigen und ohne sein Zutun trat er nach dem Kopf des Sensenmanns bis dieser krachend nachgab und die Bewegung in sämtlichen Knochen stoppte.
Cido hatte die Kämpfe mit Entsetzten verfolgt. Die Präzision mit der Xenio sie geführt und die Brutalität mit der er getötet hatte waren doch nicht normal. Der Blonde war ein Mörder. Ein skrupelloser Mörder und er war zu diesen zurückgekehrt. Sein Schicksal sollte mit diesem Menschen verbunden sein. Das konnte doch nicht wahr sein. Nein, das durfte einfach nicht wahr sein. Cido wollte es nicht glauben, doch er hatte den Beweis gerade selbst gesehen. Er war mit einem Mörder unterwegs. Einem Mörder, der in allem ein Opfer sah.
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