Noch mehr erstaunte es ihn, dass einer seiner Kollegen, ein Historiker, ihm mit leuchtenden Augen von dem Werk und der darin enthaltenen Weisheit berichtete. Bharati klärte daraufhin seinen Kollegen über einige Fakten auf und dieser war sichtlich erschüttert. Dennoch meinte er „Okay, vielleicht ist er kein Tibeter, aber er hat die Wahrheit des Buddhismus erfasst.“ Und von dieser Einstellung konnte ihn auch Bharati nicht abbringen.
[Ich frage mich an der Stelle: Konnte es tatsächlich sein, dass Cyril Hoskin eine tiefe Wahrheit in den Werken gefunden hatte, die er sich in der Bibliothek angelesen hatte? Und dass er über die Fähigkeit verfügte, diese Wahrheit in einfachen Worten, eingehüllt in eine mystische Geschichte, seinen Lesern nahezubringen? War das das Geheimnis seines Erfolges?]
Bharati stellt jedenfalls nüchtern fest, dass er sich mit seiner kritischen Ansicht über Lobsang Rampa mehr Feinde als Freunde gemacht hat, weil die Menschen gerne an der Idee festhalten wollen, dass es im Himalaya eine geheime Bruderschaft und einen Schneemenschen gibt. „Sie können die Vorstellung nicht ertragen, dass die religiösen Spezialisten in Tibet Gelehrte sind, knallharte Theologen und bodenständige Klosterführer mit viel handfestem politischen Wissen und demselben Maß an Grausamkeit und Strategie, welches allen kirchlichen Führern zu eigen sein scheint, die auch weltliche Macht besitzen …“
Für Rampa hat er auch einen abschließenden Tipp. Er könnte mit seinen erworbenen Fähigkeiten als Heiler arbeiten oder als Meditationslehrer – „aber bitte nicht für tibetische Meditation“ , denn „Hoskin muss nicht notwendigerweise tibetisch sein, wenn er etwas Wichtiges zu lehren hat.“
Sheelagh Rouse
Sheelagh Rouse war die Sekretärin und Adoptivtochter von Lobsang Rampa, die ihre Eindrücke und ihr Leben mit dem Lama in ihrem Buch „25 Years with Lobsang Rampa“ festgehalten hat. Als sie ihm begeg-nete, nannte er sich noch Dr. Kuan. Sie war ein Mädchen aus einer reichen Familie, war verheiratet und hatte zwei Kinder und eine Haushaltshilfe. Ihr Gatte John war Rampa damals behilflich, einen Job in einem Museum zu ergattern, denn der zuständige Mann, Charles, war ein Freund der Familie.
Dieser Charles interessierte sich für Luftfahrt und Flugzeuge und war auch sehr interessiert an Rampas Geschichten über das Kite-Fliegen in Tibet. Er fand es sogar so spannend, dass er Rampa dazu drängte, ein Buch über seine spannenden Erlebnisse zu schreiben.
Die Idee dahinter war die, dass Rampa für ein gutes Buch Geld bekommen würde, was somit einfacher wäre, als einen Job zu erhalten. Rampa lehnte zunächst ab, doch Charles brachte ihn trotzdem in Kontakt mit einem Verleger.
Die ersten Aufschriebe über Tibet brachte Rampa zu Sheelagh und John, die sich in ihren Memoiren noch genau an den Ablauf erinnern kann.
„The World of Rampa“
Den besten Eindruck von den Erlebnissen mit Rampa und auch von seinem Charakter, erhält man aus dem 56 Seiten umfassenden pdf-Dokument „The World of Rampa“ von Sheelagh Rouse, welches auf der Homepage von Lobsang Rampa einsehbar ist.
Hierin berichtet sie über einprägsame Erlebnisse mit Rampa, angefangen von ihrer erste Begegnung mit Dr. Carl Ku’an, wie Rampa zunächst hieß. Er war häufig zu Gast bei Sheelaghs Haushaltshilfe, die in einer Wohnung über der Garage wohnte. Dort sammelte er Spinnen und Insekten in einer Box für sein Haustier, einen Mynah (Vogel), auch Beo genannt.
Ärmliche Lebensverhältnisse
Sheelaghs Gegenbesuch in seinem winzigen Ein-Zimmer-Apartment fand erst statt, als er „Das dritte Auge“ schrieb. Zu dem Zeitpunkt änderte er auch seinen Namen ganz legal von Ku’an in Tuesday Lobsang Rampa. Seine Freunde durften ihn allerdings „Chen“ nennen.
Damals lebte Rampa in äußert ärmlichen Verhältnissen: In einem Zimmer im ersten Stock eines heruntergekommenen viktorianischen Reihenhauses im Baywater District, in dem auch mindestens zwölf weitere Menschen lebten, mit denen sie Bad und Klo teilen mussten.
Rampas Zimmer war kaum möbliert und sehr einfach eingerichtet. Darin standen zwei schmale, durch einen Paravent getrennte Betten, zwei Stühle und ein alter Kartentisch, der als Nachttisch für Rampa diente. Darauf befanden sich ein altes Radio, eine Uhr, ein Räucherstäbchenhalter und eine Taschenlampe.
Dazu gesellte sich eine Kommode, eine alte Schreibmaschine samt Papier (beides auf dem Boden!) sowie ein klappriger Tisch mit einer abgedeckten Kristallkugel, die Rampa zu Wahrsagezwecken verwendete.
Tee gegen Hunger
Darüber hinaus hatten sie nur wenige Nahrungsmittel zur Verfügung. Sie tranken daher sehr viel Tee, da dieser eine Zeitlang den Hunger gut unterdrücken konnte. Dabei erwähnt Sheelagh, dass die Prozedur des Teekochens in Tibet völlig anders verläuft als in der restlichen Welt.
Denn hier werden große Teeblöcke aus Indien und China importiert und dann von den Mönchen in riesigen Kesseln unter Zugabe von Salz und Soda sowie Unmengen von geklärter Butter stundenlang gekocht.
Bei den Rampas gab es nicht, wie in England üblich, separat Milch, Zitrone und Zucker für den Gast, um den Tee nach eigenem Geschmack zu verfeinern. Stattdessen wurde der fertige Tee mit Milch gereicht und nichts weiter dazu angeboten.
Sheelagh mutmaßt, dass er nur deshalb auf den Vorschlag eingegangen war, seine Erlebnisse als tibetischer Lama niederzuschreiben, um angesichts seiner ärmlichen Lebensumstände zu etwas Geld zu kommen. Ein Argument, das auch seine Kritiker, aber im negativen Sinne, aufgreifen. Denn Rampa hatte dem Verlag gegenüber diesen Vorschlag zunächst vehement abgelehnt.
Aber es gab noch einen weiteren Grund: er wollte von dem Geld nicht nur oder nicht hauptsächlich etwas für sich selbst erreichen, sondern die Erfindung und den Bau einer Aurakamera finanzieren. Durch das Geld wurde der Kauf des Materials, der Kamera und der Filme möglich, erklärt Sheelagh.
Rampas Kleidung
Außerhalb des Hauses, beschreibt Sheelagh, war Rampa immer ganz korrekt gekleidet. Er hatte immer einen schwarzen Anzug, ein rosafarbenes oder blaues Hemd und eine schwarze Fliege getragen. Doch beim ersten Besuch, der ihr aufgrund des angenehmen Geruchs eines Räucherstäbchens gut in Erinnerung blieb, empfing er sie in einem dunkelroten Morgenmantel, grauen Socken und Hausschuhen. Draußen hatte er immer bequeme Schuhe ohne Schnürung getragen, da er sich aus gesundheitlichen Gründen kaum bücken konnte. Daher waren bequeme Slipper die beste Lösung für ihn.
Rampas Haustiere
Mit den Rampas lebte damals, bei der ersten Begegnung, auch eine Siamkatze und Sheelagh erinnert sich gut daran, dass in dem Apartment, in dem es nur zwei Stühle gab, einer davon der angestammte Platz der Katze war. Sie berichtet, dass sie häufiger gebeten wurde, von dem guten Stuhl aufzustehen, da die Katze den Platz für sich beanspruchte, auf dem auch extra ein gefalteter blauer Teppich für sie lag. Zu dem Zeitpunkt war der Beo, für den er immer Insekten gesucht hatte, bereits verstorben.
Rampas Persönlichkeit
Sheelagh berichtet, welchen positiven „magischen“ Einfluss der Lama auf sie gehabt hatte. In seiner Gegenwart und durch seine beruhigende oder vielmehr ruhige, langsame und sorgfältig artikulierende Stimme verschwanden ihre Schüchternheit und ihr Stottern, sowie Ängste und Unruhe wie von selbst. Auch andere Menschen fühlten sich in seiner Gegenwart außerordentlich wohl. Dazu kam, dass er ein großzügiger, freundlicher und hilfsbereiter Mann war.
Er half jedem, der ihn darum bat, aber nicht aus reiner Freundlichkeit, sondern Nächstenliebe, sondern als ein Akt der Liebe ohne die Erwartung jeglicher Gegenleistung. Das erlebte auch Sheelagh, als sie 1956 nach einer gescheiterten Ehe bei Rampa und seiner Frau einzog. Was als vorübergehende Lösung als Starthilfe in ein neues Leben gedacht war, entpuppte sich als Dauerlösung.
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