Daniela Mattes
Marvin und die Wibbels
Daniela Mattes
Marvin und die Wibbels
Abenteuer über den Wolken
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Impressum
Text: © Daniela Mattes
Umschlag: © Martina Nowak, www.martinanowak.de
Illustration: © Martina Nowak, www.martinanowak.de
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für den Inhalt: Daniela Mattes
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78549 Spaichingen
www.daniela-mattes.de
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»Marvin, du kommst noch zu spät zur Schule, wenn du jetzt nicht endlich aufstehst!«, schimpfte die Mutter laut, nachdem sie zum dritten Mal in Marvins Zimmer gegangen war, um den Langschläfer aus den Federn zu holen.
Lauter als gewöhnlich hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, ja beinahe schon zugeknallt. Sie seufzte. Marvin war ein Träumer und liebte es, lange im Bett zu bleiben und das Aufstehen hinauszuzögern. Besonders am Wochenende konnte er sich kaum dazu entschließen, das Bett zu verlassen. Stattdessen hatte er immer ein Buch auf dem kleinen Nachttisch bereitliegen, in das er sich vertiefte, bis sie ihn zum Mittagessen rief.
Doch in der Woche war es natürlich nicht möglich, ihn einfach im Bett bleiben zu lassen. Die Schule rief. Heute war es für ihn noch viel schwieriger als sonst, aus den Federn zu steigen, denn ausnahmsweise hatte er gestern noch spät einen Film anschauen dürfen und war so müde, dass er kaum die Augen offenhalten konnte. Marvin rekelte sich unwillig und fühlte sich durch seine Mutter gestört, obwohl er natürlich wusste, dass er aufstehen sollte.
Aber er hatte so schön geträumt und noch überhaupt keine Lust, aus dem warmen Bett zu kriechen, in dem es sich so wohlig warm und kuschelig faulenzen ließ. Er rieb sich die Augen und streckte sich noch mal ganz lang und wohlig im Bett aus, spannte alle Muskeln an und wand sich ein wenig, wie er es bei den großen Raubkatzen im Zoo gesehen hatte. Doch er war kein gefährliches Tier, sondern ein kleiner Junge, der gleich mächtigen Ärger mit seiner viel gefährlicheren Mutter bekommen würde, wenn er jetzt nicht zum Frühstück erschien.
Marvin grinste bei dem Gedanken daran, seine Mutter mit einer Raubkatze zu vergleichen. Müde lächelnd, aber dennoch mühsam und unwillig setzte er sich nach dieser dritten Mahnung zumindest auf die Bettkante, wo er sich erst noch einmal reckte und streckte und ausgiebig gähnte. Dann warf er einen Blick zum Fenster, wo die Mutter schon beim ersten Weckruf den Rollladen hochgezogen hatte.
Es war Dezember und so fiel morgens um 7 noch nicht viel Licht in das kleine Schlafzimmer mit den blauen Tapeten und dem Sternenmuster an der Decke. Doch Marvin war trotzdem plötzlich hellwach. Es schneite! Draußen, im trüben grauen Licht des herandämmernden Tages, sah er die kleinen glitzernden Schneeflocken langsam zur Erde heruntertanzen.
Noch waren es wenige, doch bald würde sich ein ganzes Heer von ihnen aus den Wolken herunterstürzen. Wie hatte er sich darauf gefreut, dass es ein weißes Weihnachtsfest geben würde! Und der Schnee hatte so lange auf sich warten lassen. Heute war sein letzter Schultag vor den Weihnachtsferien, und bis er nach Hause kam, würde er bestimmt schon einen Schneemann bauen können – wenigstens einen ganz kleinen.
Fröhlich zog er seine Jeans und einen dicken Pullover an – er mochte den knallroten mit dem Aufdruck eines Rennwagens darauf am liebsten. Und bei dem Wetter draußen entschied er sich für seine dicken, braunen Socken, die ihm die Oma zum letzten Weihnachtsfest gestrickt hatte, und die pelzgefütterten Stiefel. Jetzt konnte er es kaum noch erwarten, aus dem Haus zu kommen und beeilte sich, zu seinen Eltern in die Küche zu rennen, wo noch ein warmer Kakao (zum zweiten Mal aufgewärmt) und ein großes Butterbrot (mit wenig Butter, weil das gesünder ist) auf ihn warteten.
Die Mutter blickte ihn erleichtert an. Er war also doch aufgestanden! Sie hatte natürlich Verständnis für ihren Sohn, denn sie war selbst einmal Schülerin gewesen und war morgens genauso ungerne aufgestanden. Aber das würde sie ihrem Sohn natürlich nicht verraten. Sie war jetzt erwachsen und musste ein gutes Vorbild abgeben. Trotzdem fühlte sie sich in ihre Jugend zurückversetzt, als sie ihn so leicht verschlafen und verstrubbelt zur Tür hereinstürmen sah.
»Da bist du ja endlich«, murmelte der Vater hinter der Zeitung hervor und warf einen hastigen Blick auf die Uhr. »Ich habe es heute wahnsinnig eilig, ich sollte eigentlich schon lange weg sein.«
Marvin wohnte nicht sehr weit von der Schule entfernt und war mit seinen 7 Jahren schon alt genug, um den Weg auch allein zu gehen – aber natürlich war es viel schöner, wenn der Vater ihn in seinem warmen Auto genau bis vor den Eingang der Schule fuhr. Normalerweise war Marvin ziemlich faul und hätte keine Gelegenheit ausgelassen, in die Schule gebracht zu werden. Heute, beim ersten Schneefall in diesem Jahr, war das etwas anderes. Die Verlockung, den trudelnden Flocken zuzusehen und mit offenem Mund in den Himmel zu starren, um die kleinen weißen Flocken mit der Zunge aufzufangen, war einfach zu groß.
»Das macht gar nichts, Papa«, meinte Marvin und mampfte sein Butterbrot, das er zusätzlich noch dick mit Erdbeermarmelade bestrichen hatte. »Ich kann den Weg auch ganz allein gehen, du kannst ruhig schon losfahren. Es macht mir gar nichts aus. Wirklich nicht!« Bittend blickte Marvin mit klebrig rot verschmiertem Mund zu seinem Vater hoch, der ihm seinerseits einen skeptischen Blick zurückwarf. Er legte die Zeitung weg.
»Und darf man fragen, was meinen faulen Sohn dazu veranlasst, ausgerechnet den Weg bei kaltem Matschwetter freiwillig zu Fuß zu gehen? «, fragte er mit gerunzelter Stirn und beugte sich sehr chefmäßig zu seinem Sohn nach vorn über den Tisch. Marvin schluckte schnell den nächsten Bissen hinunter und wischte sich mit dem Handrücken den klebrigen Mund ab, bevor er antworten konnte.
»Aber das ist es ja gerade. Das ist der erste Schnee! Das muss ich unbedingt ausnützen!« Die Eltern blickten sich kurz an, und die Mutter zuckte mit den Schultern.
»Also, von mir aus kann er ruhig auch zu Fuß gehen. Es ist ja nicht weit und er kennt den Weg.«
Zufrieden lächelnd biss Marvin nochmals von dem immer kleiner werdenden Brot ab und kaute schnell weiter. Mit der freien Hand winkte er dem Vater nach, als dieser die Küche verließ und sich auf den Weg zur Arbeit machte. Marvin brauchte nicht lange, um seinen Kakao auszutrinken, der mittlerweile nur noch lauwarm war, und seinen Schulranzen zu schnappen.
Er war jetzt wirklich aufgeregt und wollte unbedingt in den Schnee hinaus. Die Mutter brachte ihn noch an die Tür und fuhr ihm über das strubbelige blonde Haar. Marvin wehrte die Hand ab, er mochte sein Haar so unordentlich wie es war, denn das war gerade besonders »in«. Dann gab sie ihm noch viele Ratschläge mit – ganz wie Mütter es so an sich haben.
»Und bleib auf dem Gehweg, es ist noch dunkel. Die Autofahrer könnten dich übersehen. Nicht auszudenken, was da passieren könnte!«
»Aber Mama, ich bin doch kein Baby mehr, ich kenne den Weg«, murrte Marvin und schulterte den Ranzen.
»Also, ich muss jetzt wirklich los! Machs gut«, beeilte er sich, der mütterlichen Fürsorge zu entkommen und sprang die matschigen Treppenstufen hinunter in die Einfahrt, die bereits schön weiß vor ihm lag.
Bis auf die Reifenspuren und Fußabdrücke, die sein Vater kurz vorher hinterlassen hatte. Gut gelaunt drehte er sich einige Schritte weiter nochmals um und winkte der Mutter ein letztes Mal zu, bevor er sich dann ganz auf den Schnee konzentrierte. Er bewunderte die vielen unterschiedlichen Formen der Flocken und ihren Tanz, wenn sie vom Himmel heruntertrudelten und sich langsam auf Gräser, Erde und Blumen legten.
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