„Wir müssen uns beeilen. Wenn seine Frau nach ihm sucht, zur Polizei geht und ihren Mann als vermisst meldet...“
„So schnell geht das nicht, mein Engelchen. Wir werden bis zum Einbruch der Dunkelheit warten. Dann legen wir ihn ins Auto, fahren runter zur Elbe und werfen ihn ins Wasser.“
„Du willst ihn in die Elbe werfen?“
Entgeistert starrte Yakido ihre Mutter an.
„Warum denn nicht, da sind schon viele drin ertrunken!“
Da war sie wieder. Annabell hatte ihre Fassung wiedergewonnen. Sie grübelte, wie Mutter und Tochter es anstellen, sich aus diesem Dilemma herauszuschälen. Doch wie sollten die beiden den schweren, leblosen Körper zum Auto befördern?
Es gab keine Hintertür, so blieb nur der Weg über die Kellertreppe, um die Souterrainwohnung zu verlassen. Den leblosen Körper dort hoch zu schleppen, würde ohne Hilfe mehr als anstrengend werden. Ebenso, den Toten zum Auto zu transportieren. Und das alles, ohne Aufsehen zu erregen!
„Komm Yakido, fass mit an!“
Annabell zog an dem Teppich, der im Wohnraum lag.
„Wir wickeln ihn hier ein. Der Teppich ist groß genug.“
„Mama, das ist wie in einem schlechten Film!“
„Hast du eine bessere Idee?“
Yakido schüttelte den Kopf. Das Geschehen um sie herum wirkte wie eine gespenstische Szene, so, als liefe tatsächlich ein schlechter Film. Yakido fühlte sich, als wäre sie nur Zuschauerin. Sogar der Körper der Leiche auf dem Bett ihrer Mutter erschien ihr wie der einer Puppe in einer Kulisse eines billigen Filmsets. Der Fremde lag da, als schliefe er, als würde er sich jeden Moment erheben. Annabell ging zum Bett. Sie packte den Kerl an den Schultern. Grob zerrte sie ihn auf die Seite.
„Verdammt, ist der schwer“, fluchte sie.
„Wie ein nasser Mehlsack!“
Sie kletterte über ihn drüber und stieß ihn von der anderen Seite an den Rand des Bettes. Sie keuchte. Er rückte und rührte sich nicht.
„Scheiße noch mal, du Mistkerl!“
„Psst, Mama! Schrei nicht so laut. Wir dürfen jetzt nicht auffallen!“
Yakido empfand sich wie eine geheimnisvolle Verbündete in einer großen Schlacht.
„Wir wickeln ihn in den Teppich, die Gangster machen es auch so.“
„Komm her und rede nicht so viel. Hilf mir lieber, den Kerl vom Bett zu bekommen. Er ist zu schwer für mich allein.“
Annabell schob den Leblosen weiter an den Rand des Nachtlagers. Yakido zerrte von vorn an dem toten Mann. Mit einem dumpfen Aufprall des Körpers fiel die Leiche auf besagten Teppich.
„Endlich“, keuchte Annabell.
„Das hätten wir geschafft.“
Annabell strich sich die Haare aus dem Gesicht, wischte sich dabei über ihre schweißnasse Stirn.
„Wunderbar verpackt und gut verschnürt. Heiße Ware...“
Sie kicherte. Sie konnte so herrlich sarkastisch sein, selbst in diesem Moment. Wie eine Ironie des Schicksals läutete ausgerechnet jetzt die Türglocke.
„Mist, wer kann das sein?“
Annabell eilte zur Wohnungstür, spähte durch den Spion. Geistesgegenwärtig zupfte sie ihre Haare zurecht, zog ihren Rock in Form und löste zwei Knöpfe aus den Schlaufen ihrer Bluse.
„Der kommt gerade recht“, flüsterte sie Yakido zu.
„Bist du bereit, kann ich öffnen?“
Das Mädchen nickte nur, ihre Stimme war mit einem dicken Kloß belegt. Sie hätte sowieso keinen Ton von sich geben können.
„Wen haben wir denn da?“, fragte Annabell mit verführerischem Tonfall in der Stimme, während sie die Tür nur handbreit aufsperrte.
Vor ihr stand der aufdringliche Hausmeister. Durch den schmalen Türspalt begaffte er ihr Gesicht sowie den einladenden Busen.
„Hallo, schöne Frau. Ich wollte nur mal Bescheid sagen, dass die Wohnung über dir eine Verstopfung hat. Ich musste das Wasser abstellen, damit die Scheiße nicht überall lang schwimmt.“
Annabell räusperte sich.
„Na, wenn das keine gute Nachricht ist.“
Ihr entging nicht, wie seine Augen wieder an ihrem Körper klebten. Unschuldig fuhr sie fort:
„Wenn du das Malheur beseitigt hast, guckst du dann noch kurz bei mir vorbei?“
Sie lächelte ihn an. Er grinste. Er grinste so breit und selbstgefällig, dass es ihr Übelkeit in der Magengegend verursachte.
„Halt dich bereit, schöne Frau.“
Sein Zeigefinger tippte an den Schirm seiner Mütze.
„Bis nachher.“
„Puh!“ Erleichtert schloss Annabell die Tür und lehnte sich gegen sie.
„Das Problem scheint gelöst.“
Noch in dieser ereignisreichen Nacht befriedigte Yakidos Mutter den aufdringlichen Hausmeister nach allen Regeln der Kunst. Schließlich bat sie ihn mit zuckersüßer Stimme, den schweren Teppich samt Inhalt in den Kofferraum ihres Autos zu transportieren.
Der Hausmeister stellte keine Fragen. Er wunderte sich nicht über die nächtliche Aktion. Nein, er verlangte keine weiteren Erklärungen über diese ungewöhnliche Fracht. Wozu auch? Sein Interesse galt nur dieser schönen Frau. Er wusste, mit dieser Gefälligkeit frisst sie ihm künftig aus der Hand. Sie würde seine Wünsche, sie anzufassen, sie zu küssen und sich von ihr verwöhnen zu lassen, nicht mehr abschlagen können.
Instinktiv spürte er, dass er von nun an ein Geheimnis mit dieser Frau, die er so sehr begehrte, teilte. Selbstzufrieden ließ er sich von ihrem hübschen Engelsgesicht mit dem süßen Lächeln blenden. In seiner Überlegenheit begann er jedoch einen fatalen Fehler.
Er unterschätzte Annabells skrupellose Kälte.
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