Impressum Impressum 1. Auflage 2016 Alle Rechte vorbehalten © Copyright by Sandra Gatti-Müller Vertrieb: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin E-Book-Programmierung: Dr. Bernd Floßmann, Berlin
Vorwort
1. Das Leben in der Schweiz um 1900
2. Die Akten
3. Das Böse. Mitte Februar 1906
4. Im Pfarrhaus in Altikon
5. Strenge Sitten
6. Anna Müller
7. Elefantengedächtnis
8. Hinterhof
9. Am Brunnen vor der Türe
10. Ein Automobil. Donnerstag, 22. Februar 1906
11. Modenschau
12. Schlachtplatte
13. Gefallen
14. Nachtmahr. Mittwoch, 21. März 1906
15. Der erste Frühlingstag
16. Die Macht des Weibes
17. Gewalt
18. Bloss kein Kind. Sonntag, 1. April 1906
20. Mäuse und Chüngel
21. Karwoche. 13. April 1906
22. Karfreitag. 15. April 1906
23. Ostersonntag. Mittwoch, 18. April 1906
24. Ein dummer Tag. Mittwoch, 25. April 1906
25. Rache. Anfang Mai 1906
26. Ein bisschen Ruhe. Sonntag, 6. Mai 1906
27. Ein heikles Thema
28. Unheil. Zweite Maiwoche 1906
29. Es geschah am helllichten Tag. Aus den Akten
30. Der Mord
31. Späte Erkenntnis. Aus den Akten
32. Die Zeugen. Aus den Akten
33. Polizei und Bezirksanwaltschaft nehmen die Ermittlungen auf. Sandra Gatti ermittelt
34. Oberleutnant Locher und der erste motorisierte Verkehr im Kanton
35. Ausnahmezustand. Aus den Akten
36. Der Steckbrief eines Verdächtigen. Aus den Akten
37. Die Section. Sandra Gatti ermittelt
38. Die Spur führt nach Dinhard. Aus den Akten
39. Der Verdächtige Ulrich. Aus den Akten
40. Die Zigarre des Täters. Aus den Akten
41. Die Belohnung. Aus den Akten
42. Der Verdächtige Ernst Altwegg
43. Totenglocken 16. Mai 1906
44. Abschied
45. Und ein Wiedersehen
46. In der Höhle des Löwen
47. Abendstimmung. Aus den Akten
48. Der Verdächtige Wohlgemuth. Aus den Akten
49. Irreführung der Rechtspflege. Aus den Akten
50. Der Verdächtige Heinrich Rüeger. 18. Mai 1906
51. Emma ermittelt
52. Familiengeschichten
53. Am Tatort
54. Noch eine Leiche. Wochenende vom 19./20. Mai 1906
55. Sämi im Verhör. 21. Mai 1906
56. Ausgewandert
57. Antworten. Aus den Akten
58. Die Ermittlung in den folgenden Jahren. Aus den Akten
59. Das familiäre Umfeld des Opfers. Sandra Gatti ermittelt
60. Die Alibis der Familienangehörigen. Sandra Gatti ermittelt
61. Warum wurde der Fall nie geklärt? Sandra Gatti ermittelt
62. Das Pfarrersmädchen. Sandra Gatti ermittelt
63. Wer war es? Sandra Gatti ermittelt
64. Leonhardts Selbstladepistole. Sandra Gatti ermittelt
65. Zwei Zeitzeuginnen aus der Familie. Sandra Gatti ermittelt
66. Nur ein Gerücht oder schreckliche Tatsache? Sandra Gatti ermittelt
67. Was aus der restlichen Familie Müller wurde
68. Der Mörder entging der irdischen Gerechtigkeit. Sandra Gatti ermittelt
69. Was Albert Einstein mit der ganzen Sache zu tun hatte
Bilddokumente
Nachwort und Dank
Quellenangaben
Sandra Gatti-Müller
Mörderhölzli
Der Lustmord an Anna Müller von 1906
1. Auflage 2016
Alle Rechte vorbehalten
© Copyright by Sandra Gatti-Müller
Vertrieb: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin
E-Book-Programmierung: Dr. Bernd Floßmann, Berlin
«Solltest du wirklich die Augen öffnen und sehen,
du würdest dein Ebenbild in allen Bildern erblicken.
Und solltest du deine Ohren öffnen und hören,
du würdest deine eigene Stimme in allen Stimmen hören.»
Khalil Gibran, 1883 – 1931
Für meine Kinder
Virginia und Manuel
Wir schreiben das Jahr 1906 in Altikon, einer kleinen Landgemeinde am Rande des Zürcher Weinlandes. Im Mai jenes Jahres wurde eine junge Frau auf bestialische Art und Weise getötet. Diese junge Frau war die Schwester meines Urgrossvaters.
Altikon (dazu gehören auch die Weiler Herten, Feldi, Schneit und zahlreiche Siedlungen) liegt rund zehn Kilometer nördlich von Winterthur und grenzt direkt an den Kanton Thurgau. Es ist der Fleck im Kanton Zürich, wo die Leute «nid» statt «nöd» sagen und deshalb von den Stadtmenschen belächelt werden, wo sich der Löwenzahn «Puggele» nennt, der Wald «Holz» und das Wäldchen «Hölzli» heissen und wo der Nebel auch im Mai noch bis zum Mittag dick und feucht in der Luft kleben kann.
Die Gegend ist sehr ländlich, Felder, Wälder und Wiesen umgeben die Gemeinde. Nach Süden in Richtung Winterthur ist das Dorf durch einen lang gezogenen Hügel von Rickenbach und Dinhard getrennt. Der Blick der Altiker muss zwangsläufig nach Norden schweifen, hinunter zur Thur, welche die Kantons- und Gemeindegrenze bildet, dann zügig weiter westwärts fliesst und bald darauf in den Rhein mündet. Trotz der Nähe zu Winterthur und Frauenfeld war Altikon zu jener Zeit eine kleine Welt für sich, friedlich und beschaulich. Die Uhren ticken hier noch heute etwas gemächlicher.
Rund vierhundert Menschen lebten damals in Altikon, mehrheitlich waren es Bauersleute und Handwerker. Viele waren Selbstversorger, mithelfen mussten alle, Kinder ebenso wie die Grosseltern, jeder nach seinen Möglichkeiten. Freizeit war ein Fremdwort. Nur der Sonntag wurde, so gut es ging und wenn es das Wetter zuliess, arbeitsfrei gehalten.
In jener Zeit war die Kindersterblichkeit hoch: Allein im ersten Lebensjahr starben mehr als 15% der Säuglinge. Viele Krankheiten waren bedrohlicher als heute, die Erfindung des Antibiotikums lag ja noch in ferner Zukunft. Die Frauen gebaren viele Kinder und dieses Ereignis war ein grosses Risiko für Mutter und Kind.
Der Tod war deshalb wohl oder übel ein akzeptierter und respektierter Gast in der Gesellschaft um die Jahrhundertwende, wenn auch nicht dergestalt, wie er den Altikern in jenem Frühling urplötzlich begegnete. Die heile Welt bekam einen Riss.
Der brutale Mord an der 21-jährigen Anna Müller erschütterte das Dorf und die ganze Region. Danach war nichts mehr wie vorher. Und der Tatort, das Wäldchen, wo dieses schreckliche Verbrechen begangen wurde, heisst auch mehr als hundert Jahre danach noch Mörderhölzli.
Eine andere junge Frau, sie hiess Emma Bachmann, spielte eine wichtige und dramatische Rolle in dieser ganzen Geschichte. Sie war viele Jahre als Dienstmädchen beim Altiker Pfarrer tätig und mit Anna befreundet. Sie trug – wenn auch gezwungenermassen und unwissentlich – entscheidend zum Mord bei. Geschähe dieses schreckliche Verbrechen heute, die Polizei würde umgehend bei Emma vorsprechen und sie befragen. Damals geschah nichts dergleichen. Niemand verhörte Emma, sie war ja nur eine Dienstmagd. Aber eben, die Polizei kam nicht weiter und der Mörder ungeschoren davon. Der Fall blieb offiziell ungeklärt.
Auch wenn schon mehr als hundert Jahre vergangen sind: Heute finden wir Antworten auf die Fragen, die damals nicht gestellt wurden. Kommen Sie mit und lernen Sie die arme Anna, die Dienstmagd Emma und das alte Altikon kennen. Begleiten Sie mich auf die Reise ins Jahr 1906 und die spannende Suche nach dem Mörder.
Sandra Gatti-Müller
1. Das Leben in der Schweiz um 1900
Um die Jahrhundertwende lebten in der Schweiz rund drei Millionen Menschen. In Mitteleuropa herrschte seit etwa dreissig Jahren Friede und das Wort «Weltkrieg» gab es noch nicht. Der technische Fortschritt war in vollem Gange: Elektrisches Licht war erfunden, Dieselmotoren wurden gebaut, Fahrzeuge und Maschinen ersetzten nach und nach die Muskelkraft. Im Jahr 1899 vermeldete das Patentamt in New York, dass jetzt «alles Erfindbare» erfunden sei.
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