Ich trat näher heran, verneigte mich in der tiefsten und vornehmsten Art, zu welcher ich in der Lage war, und sagte demutsvoll:
„Ich wünsche den hochverehrten Herren einen Guten Tag!“
Keiner der vier ging auf meine freundliche Begrüßung ein.
„Wir wollen ihn hier nicht haben“, sagte Meik, während er sein Pferd tätschelte.
„Ich verstehe nicht“, antwortete ich mit einiger Verlegenheit. „Woher wisst Ihr …?“
Brun kam einen Schritt auf mich zu und legte mit väterlicher Geste seine Hand auf meine Schulter. „Nun, mein lieber Bruder Liutprand, dass es mit Eurem Glauben nicht so weit her ist, wie es vielleicht sein sollte, ist die eine Sache. Aber Ihr solltet nicht auch noch Euren Verstand, von dem wir bisher nur Gutes gehört haben, in den Orkus werfen. Denkt immer daran, dass nicht nur der Herr Augen und Ohren hat.“
„Oh, verzeiht meine naive Art, verehrter Brun“, erwiderte ich entschuldigend. „Ich hätte wissen müssen, dass …“
„Ach Unsinn!“, unterbrach er mich. „Benutzt Euren Verstand! Und zu Eurem Schüler möchte ich Euch ein warnendes Wort mit auf den Weg geben. Habt mehr als ein Auge auf ihn! So er dies hier überstanden hat, und ich hoffe und wünsche für Euch, dass der Kaiser sich von seiner gnädigen Seite zeigen wird, bedarf es einer noch weit größeren Anstrengung von Euch, um ihn zu erretten. Dieser Junge wird Euch ebenso große Freude wie unendlichen Kummer bereiten. Er ist ein Teufel, ein Dämon! Vergesst das nie! Niemals!“
Brun hatte eine große Eindringlichkeit in seiner Stimme und es schien, als wolle er mich aufrichtig vor einem bevorstehenden Unheil bewahren. Nun war aber hier nicht die Zeit, zu widersprechen und sich auf einen Disput einzulassen. Also schluckte ich meine Worte hinunter und versuchte, mich auf die Dinge zu besinnen, die unmittelbar bevorstanden.
„Wie ich weiß, habt Ihr einen kaiserlichen Boten entsandt, dessen Rückkehr bald ansteht, verehrter Brun“, sagte ich. „Wäre es nicht angebracht, hier auf seine Ankunft mit dem Urteil des Kaisers zu warten?“
„Nein, das wird nicht nötig sein. Zieht nur los, Liutprand“, antwortete Graf Meik an seiner Stelle. „Wie ich erfahren habe, führt Euch Euer Weg in die Pfalz nach Mimileibo, wo sich der Kaiser und seine Gemahlin aufhalten. Welch glückliche Fügung, will ich meinen.“
Er lächelte milde in die Runde der edlen Herren und bekam als Antwort ein beinahe höhnisches Grinsen von allen Seiten.
Natürlich wusste ich, in welch hinterhältigem Spotte er sich erging, wenn er den uns bevorstehenden Weg in dieser Art lobte. Und damit auch der letzte Pferdeknecht begriff, wie dies gemeint war, fügte er hinzu: „Denn welches Urteil unser Gerechter Kaiser auch immer fällen wird, wir werden Euch und Euren Schüler auffinden und es vollstrecken, das ist allerorten und zu jeder Zeit gewiss. Doch macht Euch darum noch keine Sorgen, wir selbst sind zuversichtlich genug.“
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