Für die Deutsche Meisterschaft im Kürtanzen im Jahre 2006 entwarf sich der amtierende deutsche Vizemeister Marcus Weiß 417eine James-Bond-Tanzkür. Zusammen mit seiner Tanzpartnerin und Lebensgefährtin Isabel Edvardsson 418, die die erste Staffel der RTL-Show „Let's Dance“ 419gewonnen hatte, hörte er alle Soundtracks der Filme und übertrug Oliver Wessel-Therhorn 420den Tonschnitt und das Mischen der Elemente für die Tanzchoreographie.
Wessel-Therhorn schuf eine Zusammenstellung aus dem James-Bond-Thema, „From Russia with Love“, „Mr. Kiss Kiss Bang Bang“, „Let's go get 'EM“ aus „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974), dem Titelthema aus „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) und „Getting the Bullet“ aus „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974).
[no image in epub file]Isabel Edvardsson und Autor Danny Morgenstern bei der Skyfall-Premiere in Berlin; Foto © Martin Funke
Zu den verwendeten Textpassagen gehören das typische Zitat „Bond, James Bond“ ebenso wie „Licence to kill“, ein Dialog zwischen Mai Lei und James Bond aus dem Film „Goldfinger“ (1964), „I'll have to leave immediatley“ aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) sowie „Oh James.“ und „Well, almost immediately.“
Dieser Zusammenschnitt aus Musik, Text und Geräuschen, der 3 Minuten und 49 Sekunden dauert, wurde von Weiss und Edvardsson erfolgreich vertanzt. Sie gewannen damit 2006 die Deutsche Meisterschaft im Kürtanzen in der Braunschweiger Stadthalle.
Aber man kann mit 007 auch tänzerisch verlieren: Bei der ersten Ausgabe des Eurovision Dance Contest am 1. September 2007 in London erreichten Camilla Dallerup und Brendan Cole, die im Bereich Freestyle ein Medley vom „James Bond Theme“ (Moby) und den Song „Diamonds Are Forever“ (Shirley Bassey) vertanzten, mit 18 Punkten nur den 15. Platz von 16 teilnehmenden Ländern. Das Paar hatte bereits an allen Staffeln der Sendung „Strictly Come Dancing“ - dem englischen Vorläufer von „Let's Dance“ teilgenommen, sie starteten für Großbritannien.
Nicht nur Tänzer waren mit James-Bond-Musik erfolgreich: Der französische Eiskunstläufer Brian Joubert 421wurde in der Saison 2006/07 nicht nur mehrfach Erster bei den Grands Prix, sondern gewann auch den Europameister- und Weltmeistertitel. Jouberts Kurzprogramm war hier „James Bond: Die Another Day“.
Auch in Ian Flemings „Live and Let Die“ ist Tanz ein Thema. Nach einem Besuch im Restaurant „Ma Frazier's“ nehmen sich Bond und Leiter ein Taxi zum „Savoy Ballroom“.
„By the time they left the restaurant it was ten-thirty and the Avenue was almost deserted. They took a cab to the Savoy Ballroom, had a Scotch-and-soda, and watched the dancers.
„Most modern dances were invented here,“ said Leiter. „That's how good it is. The Lindy Hop, Truckin', the Susie Q, the Shag. All started on that floor. Every big American band you've ever heard of is proud that it once played here - Duke Ellington 422, Louis Armstrong 423, Cab Calloway 424, Noble Sissle 425, Fletcher Henderson 426. It's the Mecca of jazz and jive 427.'
They had a table near the rail round the huge floor. Bond was spellbound. He found many of the girls very beautiful. The music hammered its way into his pulse until he almost forgot what he was there for.“
In Raymond Bensons Buch „Countdown!“ steht das Wort „Tanz“ als Synonym für „Sex“. James Bond trifft in einem Nachtclub auf das Animiermädchen Sunni Pei: „Sie beugte sich zu ihm. „Und ich würde gern sehen, was Sie in der Hose haben, James“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Eine plumpe Aufforderung, für Frauen dieser Art typisch. Aber als sie es sagte, erregte es Bond aus irgendeinem Grund.“
Benson beschreibt den nun folgenden Striptanz:
„Rhythmische Musik dröhnte durch den Raum. Sunni Pei fing an, langsam und verführerisch vor Bond zu tanzen. (...) Ihre Bewegungen waren geschmeidig. Vielleicht hatte sie einmal Tanzunterricht gehabt.
(...) Sunni knöpfte ihren Cheongsam auf und zog ihn aus. Darunter trug sie nur einen schwarzen Büstenhalter aus Satin und einen dazu passenden Slip. In ihrem Nabel steckte ein kleiner, dünner Goldring. Sie streifte die Träger ihres Büstenhalters über die Schultern, öffnete ihn und warf ihn Bond in den Schoß. Sie lachte. Ihre Brüste waren so groß wie Äpfel, fest und schön geformt, die Brustwarzen hart. Sie genoss es, die Exhibitionistin zu spielen. Ein paar Takte später zog sie den schwarzen Slip herunter und hob eines ihrer langen Beine. Mit einer anmutigen Bewegung entledigte sie sich des Slips und kam dann auf Bond zu. Sie stellte sich mit gespreizten Beinen über seinen Schoß und beugte sich soweit vor, dass ihre Brüste nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt waren. Er konnte ihre Haut riechen 428, die mit einem dünnen Schweißfilm überzogen war, und spürte das Verlangen, sie zu berühren.
(...) Er wollte sie haben, doch dies war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt dafür. Aber er ließ zu, dass der „Tanz“ seine Wirkung entfaltete, und gab sich den Phantasien hin, die sie für ihn geplant hatte.
„(...) „Hat es Ihnen gefallen?“, fragte sie schließlich.
„Und wie“, antwortete er. „Danke.“
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. Er nahm sie und stand auf. „Gehen wir zurück? Oder möchten Sie noch einen Tanz?“
Bond lächelte. „Ein anderes Mal, Sunni.““
11) „Sie sind ein witziger Mann, Mr. Bond.“429 - der Humor in den James-Bond-Filmen.
Obwohl einem beim Stichwort „Humor“ sofort Roger Moores 430Darstellung des 007 einfällt, hat er lediglich etwas aufgegriffen und verstärkt, was schon bei Sean Connery in seinem ersten Film vorkommt.
Als Connery und Regisseur Terence Young das Drehbuch zu „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) durchgingen, stellten sie fest, dass es viele Gewalt und Sex-Szenen enthielt, und Young wollte den Film durch Humor entschärfen. Entsprechende Szenen wurden zwar nicht reduziert, aber durch Humor abgeschwächt.
Abgesehen davon ist die Gewalt bei 007-Filmen im Vergleich zu anderen Actionfilmen gering. Wenn man bei Gewaltszenen auf den ersten Blick glaubt, ein Protagonist sei ums Leben gekommen, wird man in den folgenden Bildern eines Besseren belehrt. In „GoldenEye“ (1995) überfährt Bond mit einem Panzer ein Polizeiauto und zermalmt es. Die nächsten Szenen zeigen einen unverletzten Polizisten, der sich aus dem Autowrack befreit. In „Casino Royale“ (2006) hat der Terrorist Carlos (Claudio Santamaria 431) seinen Einsatzbefehl per SMS bekommen und rast mit einem gestohlenen Tankwagen auf einem Flughafen durch einen Gelenkbus mit Fahrgästen. Der Bus wird zerfetzt, doch Leichen sucht man vergeblich. Im Making-of ist zu sehen, dass der Bus voller Puppen ist. Cutter Stuart Baird 432ist dafür verantwortlich, dass wir keine Opfer sehen, auch wenn man sich bei den Dreharbeiten die Option offengehalten hat.
Das Entschärfen von Gewaltszenen gelang aber auch durch darauffolgende Dialoge oder „Oneliners“. Diese einprägsamen Einzeiler haben einen hohen Stellen- und Wiedererkennungswert.
Nicht immer spricht Bond 433mit einer Person, sondern sagt diese Zeilen am Ende einer bondigen Situation zu sich selbst - oder direkt dem Publikum.
Seine Kommentare wurden so berühmt und bezeichnend für ihn, dass sie Nachahmer fanden. Zu ihnen zählen u.a. Figuren wie John McClane in den „Stirb-Langsam“-Filmen 434. Da auch er meist allein gegen die Schurken kämpft, schließt er eine hochbrisante, spannungsgeladene, mitunter brutale Situation mit einem Einzeiler ab. Besonders McClanes wiederkehrender Spruch, vergleichbar mit Bonds immer wiederkehrender Art und Weise sich vorzustellen, wenn er einen Schurken über die Klinge springen lässt, hat sich zu einem oft zitierten Satz in der Jugendsprache entwickelt: „Yippie-Ay-Yeah, Schweinebacke!“
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