»Ich warne dich, du kleiner, hässlicher Scheißer«, knurrt Sylvian. »Wenn ich mitbekomme, dass du ihr auch nur ein fucking Haar krümmst, werden die anderen nicht da sein, um mich aufzuhalten.«
Zayn presst die Lippen zusammen und schweigt, bis wir anderen Silvano wieder in den Stand gezerrt haben. »Wieso zur Hölle dürft ihr sie fertigmachen, aber ich nicht?!«, fragt er anklagend und hält genügend Abstand zu Sylvian. »Was soll das? Ich bin hier im Raum ja wohl der Einzige, der sie noch nicht verletzt hat.«
»Du hast Rachel gefickt«, erinnert ihn Reece.
»Ja, na und?! Weil ich Bock auf Rachel hatte, nicht, um Dole zu verletzen, so wie Sylvian, der Harper nur deswegen die ganze Zeit zum Orgasmus bumst, damit es die Kleine besonders hart trifft.«
Jaxon verdreht die Augen. »Genau. Ich glaube dir sofort, dass du nicht darauf spekuliert hast, Belle würde dich dabei beobachten, wie du mit Rachel rumhurst.«
Zayn verzieht abfällig die Lippen. »Nur weil sich niemand von euch vorstellen kann, dass nicht jeder Mann der Welt auf die kleine Fotze abfährt, müsst ihr mich nicht wie einen Idioten hinstellen.«
»Nein«, sage ich und schenke ihm ein schmieriges Lächeln. »Es ist nicht, dass wir uns nicht vorstellen können, dass du sie nicht magst, Crescent.«
Auch Jaxon fasst Zayn scharf ins Auge. »Wir wissen nur zu gut, was passiert, wenn du dich bedroht fühlst«, führt er aus. »Du willst Belle loswerden, weil sie deinem Bruder zu nahe kommt. Du hast bereits gezeigt, dass du keine Hemmungen hast, so zu tun, als wäre es Reece, der sie verletzt. Zum Beispiel, als du Rachel in ihrem Wohnheim gevögelt hast. Es gab eine einfache Regel, und diese besagt, dass du niemals und unter absolut keinen Umständen Sex mit einer Frau haben wirst, während sie denkt, du seist Reece – außer Reece ist dabei. Du hast diese Regel gebrochen, Zayn. Wir tolerieren das, weil es die kleine Hure Rachel war. Aber du wirst dieses Spiel nicht mit Amabelle abziehen. Falls doch … nun ja, werden wir möglicherweise wirklich nicht in der Nähe sein, wenn Sylvian das nächste Mal sein Butterfly zückt.«
Zayn zuckt lässig mit den Achseln, aber ich weiß, wie hart ihn Jaxons Worte treffen und dass Reece ihn nicht verteidigt. Alles, was sein Bruder tut, ist, auf ihn zuzugehen und den Schnitt zu überprüfen.
»Er geht etwas zu tief«, sagt Reece tonlos. »Er wird die nächsten Tage sichtbar sein.«
»Das bedeutet wohl, dass du für eine Weile zu Hause bleiben musst, Crescent«, bemerke ich süffisant.
»Wir werden sehen«, sagt Reece. Er müsste sich selbst schneiden, damit sie die exakt selbe Wunde haben, und selbst dann wäre der Unterschied für eine Amabelle Weaver, die auf jedes Detail achten wird, sichtbar.
Von draußen dringen schwere Schritte zu uns und im nächsten Moment wird die Tür aufgestoßen.
»Lass mich los, Vance, du Bastard!«, schreit Rachel, was er auch sofort tut.
Buchanan stößt sie von sich, sodass sie auf allen vieren vor uns auf dem Steinboden landet.
Sie starrt zu uns hoch und kauert sich ängstlich zusammen. Ihr Blick fällt auf den Typen, der noch immer ausgeknockt an der Wand liegt, als wäre er tot. Dann bemerkt sie Zayn und Reece. »Nein«, keucht sie und weicht in die einzige freie Ecke des Raumes zurück. »Das ist … das ist nicht wahr.«
»Da habt ihr sie.« Buchanan trägt eine Kapuze und die schwarze Maske darunter, die sein Gesicht nicht identifizierbar macht. »Wie geht es Mable?«
»Fick dich, Vance«, sagt Zayn, der nahe der Tür steht und noch immer ganz leicht aus dem Schnitt an seinem Hals blutet. »Es hat dich einen Scheiß zu interessieren, wie es Dole geht.«
Vance knurrt etwas. Dass er uns überhaupt hilft, könnte allein daher kommen, dass auch Weaver in Lebensgefahr schwebt. Die anderen Kings sind blind, wenn sie nicht erkennen, dass Buchanan von Weavers Verhalten beeindruckt ist. Nicht einmal, dass sie sich von Jaxon ficken lässt, kann seiner Bewunderung Abbruch tun. Mit Mables Art, sich dem Spiel zu verweigern, hat sie bleibenden Eindruck bei Vance Buchanan hinterlassen.
Vermutlich holt er sich seit Oktober einen auf sie runter.
Oder, falls er das nicht tut, hält er sich zumindest krampfhaft davon ab. Ich frage mich, wie lange es gut gehen wird, einen Feind in den eigenen Reihen zu haben, der ausgerechnet Jaxons Opfer am liebsten für sich hätte.
Das schreit nach Drama. Ich fürchte, irgendwann wird Vance Buchanan sterben müssen.
»Bitte tötet mich nicht«, fleht Rachel und kauert sich ängstlich in ihrer Ecke zusammen.
»Haben wir nicht vor«, entgegnet Jaxon. »Sag uns einfach, was das für ein Boot war, was du damit zu tun hast, wer sich darauf befand und … ja. Dir wird es zumindest besser ergehen als dem Typ in meinem Rücken.«
Jaxon lügt. Das mag ich.
»Ich weiß nicht, was das für ein Boot war!«, keucht Rachel. »Irgendeine … Verrückte. So eine mit eingefallenem Gesicht, glasigen Augen, Narben überall. Und zwei Typen, die so durchschnittlich aussahen, dass ich nicht mal weiß, wie ich sie beschreiben soll. Außerdem war es dunkel.«
»Eleanore?«, fragt Sylvian rätselnd.
Rachel sieht panisch zu ihm. »Genau.«
Etwas zwischen uns verändert sich. Ich werfe Jaxon einen Blick zu, Jaxon wirft Reece einen Blick zu, Sylvian starrt einfach nur Rachel an.
»Eleanore«, murmelt Jaxon verblüfft.
»Was hast du mit ihr zu tun?«, frage ich weiter.
»Nichts! Sie haben mir aus dem Wasser geholfen. Sie hat irgendein Zeugs vor sich hin gebrabbelt, wir müssten zusammenhalten und … Total verrücktes Zeug! Sie fragte mich, wer sich noch im Haus befinden würde, weil sie einige der Pfähle sprengen werden. Ob ihr alle da wärt. Ich dachte, sie spinnt total, und habe einfach genickt. Sie fragte mich auch, welche der Stipendiatinnen auf der Party sind. Ich zählte Brittany auf, Lien, Mable, die anderen Typen aus meinem Wohnheim. Sie fragte daraufhin … wer von uns etwas mit Sylvian hatte.«
»Was hast du geantwortet?« Sylvian blickt konzentriert auf Rachel hinab.
»Dass ich keine Ahnung habe, dass ich nur weiß, dass du Mable gefickt hast!«
»Mhh«, macht Jaxon nachdenklich.
»Kurze Zeit später«, fährt Rachel stammelnd fort, »gab es eine Detonation unter Wasser und ein Teil des Hauses sackte einfach in sich zusammen.«
»Weiter«, befiehlt Reece.
Ihr Blick flackert zu ihm, dann zu Zayn, und ich sehe die ersten verzweifelten Tränen in ihren Augen. Wie schade, dass ich so gut wie nie etwas fühle, sonst könnte ich etwas Mitleid haben.
»Diese Eleanore begann mit den Typen zu streiten. Sie wollten unbedingt, dass wir Mable retten, aber sie wollte es erst nicht. Aber dann fuhren sie doch Richtung Haus und hielten nach Mable Ausschau, fischten sie aus dem Wasser und schlugen dafür … Reece«, wieder flackert ihr Blick in Crescents Richtung, »auf den Kopf, damit er sie loslässt. Ich dachte, er wäre ertrunken.« Sie schluchzt plötzlich heftig.
»Nein, ich war bei ihm«, mischt sich Zayn ein. »Sonst wäre er es vielleicht.«
»Ihr seid … Zwillinge?«
»Nee, wir wurden geklont«, erwidert Reece spöttisch.
Ich lache beinahe. Vor allem, weil Rachel darüber nachzudenken scheint, ob das die Wahrheit sein könnte.
»Können wir beim Thema bleiben?«, knurrt Sylvian. »Red weiter.«
Rachel zuckt zusammen, als hätte er sie geschlagen. Ich frage mich, was Vance tun musste, um sie hierherzubringen. Als er sie hereingebracht hat, schien sie keinen Respekt vor ihm zu haben. Aber vor Sylvian hat sie welchen. »Eleanore redete auf Mable ein. Ich glaube, Mable hat genauso wie ich echt Schiss bekommen und einfach alles gesagt, was Eleanore hören wollte. Dass sie auf ihrer Seite ist und … keine Ahnung. Dann kamen auch schon die Hubschrauber und die Typen mit uns auf dem Boot wurden unruhig. Sie diskutierten schnell und hastig und verlangten von uns, dass wir an Land schwimmen, damit wir nicht entdeckt werden, und dass wir schweigen.«
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