Sarah: „Autsch, mein Fehler! Ist halt der Stressfaktor, war eine harte Woche, da kann man schon mal was vergessen! Trotz allem, ihr kommt doch heute Abend?“
Paul: „Bella, haben wir euch jemals enttäuscht?“
Anna: „Dazu sage ich nichts!“
KAPITEL 4
DIE KNEIPE VON HANNES
Josef war als erster in der Kneipe von Hannes, sie ist rappelvoll, und wäre der Tisch nicht reserviert, wäre es auch nicht weiter schlimm gewesen, denn Umfallen geht ja nicht.
Der ovale Tisch liegt perfekt, von hier aus hat man einen guten Einblick auf die Plattform der tobenden Menge. Josef hat alles im Auge , auch Hannes, der hinter dem Tresen seine Finger rundgehen lässt. Josef braucht kein Handzeichen um eine Bestellung aufzugeben, denn Karin, die Bedienung, ist von flinker Natur und steht wie ein Schatten neben ihm.
„Hey Josef, alte Socke! Alles gut bei dir?“
„Das Weißt du doch, schlechten Menschen geht es immer gut und bei dir?“
„Nicht wirklich, Mimi ist gestern Abend gestorben.“
„Das tut mir leid!“
„Ich war’s aber selbst schuld.“
Josef schaut etwas verdutzt…
„Äh… Wer ist Mimi?“
Karin hält das Tablett in der Hand, schwenkt es etwas …
„Mein Kater. Ich hatte ihn jetzt fünf Jahre. Und ich Dussel habe im Bad das Fenster auf kipp gestellt - und er wollte unbedingt raus. Sprang auf die Fensterbank, in die Fenster Öffnung und schon ist es passiert. Er rutschte ab und strangulierte sich zwischen Fenster und Rahmen.“
„AUTSCH! Ich würde sagen, das macht er auch nie wieder…“
„Es wird mir jedenfalls eine Lehre sein, aber gut. He… Lange nichts von eurem Verein gehört? Wo habt ihr euch denn verkrochen? Ich habe euch schon vermisst.“
„Ich sage nur drei neue Hobbys. Pauls Garage, Pauls Bulli und Paul. Ach ja und zwischendurch muss ich ja auch noch Arbeiten. Wir sind immer noch an der Mist Karre, der nimmt viel Zeit in Anspruch, mehr als mir lieb ist.“
„Ich habe schon davon gehört, ist ja das Dorfgespräch. Er hätte ihn ja besser zum Schrottplatz gefahren, dann hättest du mehr Zeit für mich gehabt.“
„Oje, lass das nicht Paul hören.“
„Okay Josef, die anderen Warten schon, was darf ich dir bringen?“
„Na ja, zuerst mal ein Bier – nach dem anderen und den Spezial Mix von Hannes.“
Josef ist gerade damit beschäftigt, dass Salz und die Zitrone für den Tequila vorzubereiten, als die Mannschaft wenig später einmarschiert. Kaum den Rhythmus der Musik vernommen, schon reißen Felix und Lukas die Arme in die Höhe um blökend an den Tisch zu gelangen. Bis auf Josef hatten alle eine Tröte dabei und pusten sie in Richtung Josef, dass ihm das Salz fast im Hals stecken bleibt.
Anna setzt sich neben Lukas, der immer noch die Arme im Takt zur Musik hochreißt und Halslaut mitsingt, grölt. Sarah nimmt gleich neben Paul Platz. Anna schaut in Sarahs Augen und beginnt ein codiertes Lächeln in den Abend zu legen, dass nur eine Frau entschlüsseln kann.
Josef verzieht sein Schmerz Gesicht und hält sich die Hand auf die Wange, der Backenzahn meldet sich wieder. Er schmerzt und zieht immer zu den ungünstigsten Zeiten, dass Daniel auch nicht entgeht.
„Alter, nur einmal die Backe hinhalten und schon bist ihn los…! Ich werde mir auch Mühe geben, genau die Stelle zu treffen, fast schmerzfrei!“
Daniel ballt die Faust, dass die Gelenke knacken.
„… Und ich soll dann für die Rechnung aufkommen, wenn deine Hand Brei ist. Ich muss unbedingt nächste Woche einen Termin beim Arzt machen, der muss jetzt bald raus!“
Sarah: „Wird auch Zeit! Du läufst schon lange genug mit dem faulen Gebiss rum. Ich sage nur, Männer! Immer schön warten bis zum letzten Augenblick, wenn der Zug bereits abgefahren ist.“
Karin zwängt sich durch die Besucher zum Tisch…
„Leute, bei dem Trubel hier hätte euch ja fast Übersehen, was darf ich euch bringen?“
Daniel: „Hi Karin! Bring uns erst einmal das Standardgedeck und noch einen extra großen Tequila für Josef“
Daniel reibt seine Hand, sie schmerzt. Es war übertrieben fest, wie er die Faust ballte.
Karin: „Habt ihr euch schon in die Liste eingetragen?“
Felix: „Wofür bitte eintragen?“
„Hört ihr nicht den Lärm? Heute ist doch im Nebensaal das große Bullriding, zugunsten der Kinderstätte. Das Plakat hängt doch direkt hinter euch. Zwei Euro kostet ein Ritt auf dem Mutanten und der Gewinner wird noch heute Nacht bekannt gegeben. Ihr braucht nicht länger als ein paar Sekunden auf dem Bock zu sitzen, ist doch einfach…“
Karin grinst, als sie sich umdreht und zur Theke geht. Erst jetzt nehmen sie das Plakat wahr, dass einige Meter hinter ihnen an der Wand klebt.
Es sind noch zwei Stunden und das neue Jahr wird eingeläutet. Und während die Frauen sich im Vorraum mit Pinsel und Lippenstift, Spiegelmäßig auffrischen, nehmen die Jungs noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche und drängeln sich durch die Meute in Richtung Saal, wo ihnen schon ein lautes Gejohle entgegenhalt.
Gegen Verletzungen gepolstert auf einer Fläche von gut fünf mal fünf Meter, kreist der Elektro-Bulle auf seiner Achse die ferngesteuerten Runden. Josef hat den zuständigen Techniker, der das Bedienpult bedient, genau im Auge. Er achtet genau auf die Hände, die die Regler und Knöpfe hin und her schieben.
„Leute!“, schreit er durchs Mikrofon. „Wer nichts wagt, hat schon verloren! Und denkt daran, kein Ritt auf dem Red-Devil mit mehr als 3 Promille im Blut – ältere Herrschaften ab 60 sollten nicht ohne Zustimmung ihres Arztes auf den Bullen. Und schaltet den Herzschrittmacher ab, denn hier bekommt ihr die volle Ladung umsonst!“
Er hält das Mikro so dicht an seinen Mund, als wäre es Eis am Stiel.
„Und vergesst die Regeln nicht! Ihr dürft euch nur mit einer Hand am Bullen festhalten. Wer beide Hände benutzt wird unweigerlich disqualifiziert und scheidet aus dem Rennen und somit kein Preis. Also gebt alles, haut rein!“
Fabian ist beeindruckt von dem Geschaukel und drängt Lukas durch die Menge zum Bullen…
„Nicht gucken, machen! Zeig denen wo der Hammer hängt!“
Techniker: „Junge, ein kleiner Tipp! Du musst die Schenkel fest gegen die Schulter pressen, sonst machst du gleich einen Abgang.“
Lukas hört auf die Worte vom Techniker und drückt die Beine, so fest er kann gegen den Bullen. Den linken Arm in Siegesposition ausgestreckt, so beginnt ein sanfter Ritt.
Stufe Eins, ein müdes Lächeln überkommt Lukas, bei dem lahmen hin und her Gewackel auf dem Rücken der Bestie. Der Techniker überspringt Stufe zwei auf die drei. Jetzt wird es schon etwas schneller, der Körper von Lukas bewegt sich beschwingt, bleibt aber immer noch eins und synchron mit dem Bullen. Und weiter dreht der Techniker den Schalter auf Stufe vier und sofort auf sechs. Er flattert hin und her auf dem Bullen und hält sich verkrampft fest. Der Mann am Pult ist beeindruckt von Lukas und er schaltet einen Gang höher auf Stufe sieben.
Die Menge tobt und jubelt und dann passiert es, Lukas macht einen Kinoreifen Abgang vom Bullen und schlägt mit dem Kopf zuerst auf das Luftpolster, bevor er platt in der Mitte liegen bleibt.
Sarah und Anna sind mittlerweile dazugekommen, verziehen ihre Gesichter, denn sie Wissen, das muss Schmerzen verursachen.
Der Techniker brüllt durchs Mikrofon:
„Hut ab, klasse gemacht! Das war mindestens eine sieben auf der Skala. Aber vergesst nicht, die Sekunden werden erst ab Stufe Acht gezählt! Alles, was darunter liegt, ist nicht mehr als eine lehrreiche, wenn auch schmerzliche Erfahrung für euch.“
Anna drängt sich zum Techniker ans Bedienpult.
„Wer hat denn die Acht bis jetzt geschafft? Das ist doch Beschiss, die Sekunden erst ab acht zu zählen. Die schafft doch nie jemand, wer ist auf die blöde Idee gekommen?“
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