2: Überzeugungen, Meinungen und Standpunkte einer Figur teilen mit, in welche Richtung der Held in bestimmten Situationen tendiert. Ein überzeugter Kommunist denkt anders als ein freiheitlich orientierter Mensch.
3:Wertvorstellungen von Figuren sind für Sie als Autor eine gute Möglichkeit, zum Ausdruck zu bringen, woran Sie selbst glauben.
4: Legen Sie Augenmerk auf Details. Viele Figuren sind wegen ihrer Details unvergesslich: Taten, Kleidung, Sprache, Mimik, Gestik, Angewohnheiten etc. Wenn Sie nach Details suchen, halten Sie Ausschau nach Unvollkommenheiten der Menschen. Details entspringen der persönlichen Unvollkommenheit. Perfektion ist für den Leser langweilig.
5: Stellen Sie sich als Schriftsteller ununterbrochen Fragen über die Vergangenheit einer Figur, dann verstehen Sie deren Gegenwart besser.
6: Menschen handeln nicht grundlos. Ihre Figur muss für alles, was sie tut, ein Motiv haben.
7: Was Menschen antreibt, kommt zum Großteil aus dem Unbewussten, aus unseren Gefühlen, Erinnerungen und Erfahrungen. Das Unbewusste hat auch eine Schattenseite: Neid, Wut, Völlerei, Zorn, Depression, Habsucht, Begierde, Stolz, Bequemlichkeit. Werden diese Kräfte verdrängt, können sie uns dazu verleiten, Dinge zu tun, die gegen unseren Willen sind, dann bringen sie uns in Schwierigkeiten.
8: Besorgen Sie sich ein Buch über Persönlichkeitstypen. Das hilft Ihnen ungemein, Figuren unterschiedlich zu zeichnen.
Tipps zum Fehler vermeiden
Anfänger tappen leicht in ein paar Fallen, die vermieden werden können. Wenn Sie diese Ratschläge im Auge behalten, dann sind Sie ein gutes Stück weitergekommen auf Ihrem Weg, unsterbliche Bestsellerfiguren mit Profi-Standard zu erschaffen:
1: Ihr Held kennt sein eigenes Ziel nicht wirklich. Definieren Sie das Hauptziel glasklar, sonst wirkt der Held leicht als Schwächling und das stößt den Leser ab.
2: Ihr Gegenspieler (der Bösewicht) ist nichts weiter als ein oberflächlicher Flegel, ein motivloser Rüpel, der nur existiert, um den Helden zu ärgern. Auch für ihn muss vom Erreichen seines Zieles viel abhängen. Geben Sie auch dem Gegenspieler eine starke Motivation und ein klares daraus resultierendes Ziel - das im Gegensatz zum Ziel des Helden stehen sollte.
3: Eine Figur sollte niemals ausschließlich gut oder böse sein. Menschen sind keine Engel, solche Helden wirken unwirklich. Geben Sie Ihren Figuren Stärken, aber auch Schwächen, Fehler. Das macht sie lebensecht.
4: Überladen Sie Ihre Figuren beim Beschreiben nicht durch eine Fülle von Details. Wenn Sie zu viel mitteilen, verwirren Sie den Leser eher und die Figur wirkt eher unecht. Suchen Sie stattdessen nach der treffenden Szene und die treffende Handlung, die Ihre Figur am typischsten charakterisiert. Konzentrieren Sie sich beim Beschreiben auf die „passenden“ Merkmale. Schildern Sie zum Beispiel eine Person aus der Ferne, macht es keinen Sinn, dem Leser Details der Augen zu zeigen, denn er sieht diese aus der Distanz nicht. Die Körpergröße und Statur jedoch kann er selbst aus der Ferne wahrnehmen und einschätzen. Schildern Sie eine Figur aus nächster Nähe, ist hingegen die Mimik ein wichtiges Element der Charakterisierung.
5: Beschränken Sie sich bei der Charakterisierung von Figuren nicht nur auf die äußeren, die sichtbaren Merkmale wie Beine, Gang, Körperbau, das sind meist Klischees. Schildern Sie besser jene Körperlichkeiten, die in engem Bezug zur Geschichte stehen: Erzählen Sie die Geschichte eines Spitzensportlers, wird seine körperliche Fitness von Bedeutung sein – beschreiben Sie diese anhand einer geeigneten Szene, die seine körperliche Stärke ausdrückt.
Nützliche Fragen, Merkhilfen
Leser interessieren sich dafür, was die Gewohnheiten des Alltags, das Übliche, das Bekannte und Normale sprengt. Stellen Sie sich daher ständig Fragen, die sich auf das Handeln von Ihren Figuren beziehen. Auf diese Weise erfahren Sie Ihre Figuren genau und lernen diese kennen. Die Meisterschaft, Figuren zu charakterisieren, besteht darin, die Eigenschaften dieser Figuren durch Handlung dem Leser zu vermitteln.
Wenn Sie also darangehen, eine Figur zu erfinden, können Ihnen Fragen wie die folgenden hilfreich sein. Finden Sie Antworten darauf.
Wie verhält sich Ihre Figur anderen Menschen gegenüber? Gleich oder unterschiedlich? Die Antwort auf diese Fragen teilt Vielsagendes über den Helden mit. Spricht Ihr Held mit einem reichen Star anders als mit einem Schulfreund, der Hab und Gut verloren hat? Stellen Sie sich und beantworten Sie dazu folgende Fragen:
Was tut Ihr Held auf einer Party?
Was macht Ihre Figur im Urlaub?
Wie verhält sich Ihre Heldin im Büro?
Wie fährt der Held mit dem Auto?
Singt Ihr Held in der Straßenbahn?
Tausende Fragen sind möglich. Jede Antwort teilt Ihnen etwas über das Wesen der Figur mit. Fragen Sie.
Kontrollliste Figurenerschaffung
Wenn Sie einen Helden entwerfen, prüfen Sie, ob Sie zu den folgenden Punkten etwas Konkretes sagen können. Suchen Sie für jede Kategorie nach treffenden Details. In Ihrem Kopf als Autor ist die Summe dieser konkreten Details wichtig, um die Figur in Ihnen zum Leben zu erwecken:
Äußeres: Körper, Gesicht, Aussehen, Mimik, Gestik, Kleidung. Besondere Talente, Fähigkeiten. Grundlegende Emotion (Wesenszug). Ziel, Absicht, Wunsch. Stärken, Schwächen. Familie, sozialer Status, Milieu. Beruf, Stellung in der Gesellschaft. Haltung, Weltsicht, Einstellung. Vorlieben, Angewohnheiten, Ängste, Gewohnheiten. Sprache, Akzente. Freizeitbeschäftigungen, Hobbys. Motivation. Träume. Rätselhafte Züge, Geheimnisse. Vergangenheit, Herkunft.
Nun wissen Sie alles über das Erschaffen von unsterblichen Figuren. Sie verfügen über die wertvollsten Insider-Kenntnisse und beherrschen die Meistertechniken. Legen Sie los! Spielen Sie Gott, erschaffen Sie Helden, die der Leser ein Leben lang im Kopf behält, die seine Seele berühren, mit denen er eins wird.
Wer und wie wird Ihr Held oder Ihre Heldin sein? Zu Beginn Ihrer Geschichte, Ihrer Idee für ein Buch, haben Sie vermutlich nicht die geringste Ahnung. Es ist schon immer wieder ein innerliches Kribbeln, wenn wir uns vor Augen führen, dass mit dem Erschaffen einer Figur eine lebensechte, menschliche Person zur Welt kommt - und das rein aus der Schöpfungskraft unserer Fantasie.
Dieser Prozess ist immer wieder ein wahrhaft beeindruckender Vorgang. Die wirklich interessanten Figuren sind, wie ich vorher schon beschrieben habe, ›Sondertypen‹.
Wie kann so ein Schöpfungsprozess nun praktisch ablaufen? Sagen wir, wir erschaffen einen Mörder für einen Thriller. Sie sollten von einem Helden stets wissen, warum er ist, wie er ist. Zu diesem Zweck ist es dienlich, eine Biografie über die Figur zu verfassen. Nicht zu lange, aber die wesentlichen, einschneidenden und prägenden Meilensteine im Leben der Figur erfassend. Dadurch versteht der Leser, warum eine Figur handelt, wie sie handelt. Verarbeiten Sie in der Biografie des Helden demnach seine äußere, die körperliche Erscheinung (Kleidung, Narben, Sprachmuster, Gebrechen und so weiter), den soziologischen Rahmen (Herkunft, Erziehung, Beruf, Eltern, Familie, Religion und so fort) und die seelischen , also psychologischen Umstände (die emotionale Verfassung).
So könnte Ihr Held zum Beispiel klein und dicklich sein (Körperlichkeit), aufwachsend in einer von Liebe behüteten Familie (Soziologie), aufgrund seiner Statur wird er in der Schule jedoch gemobbt (Soziologie). Infolgedessen entwickelt er sich zu einem Egoisten, distanziert und in sich verschlossen (Psychologie).
Körperlichkeit, Gesellschaft und Seele sind die drei Dimensionen einer Figur (dreidimensionale Figuren).
Читать дальше