Schmied hin zu dem klappernden Tod und akkordierte
mit ihm, daß er ihn fürder in Ruhe lasse, dann ließ er
ihn los. Wütend floh der Tod von dannen und begann
nun auf Erden aufzuräumen. Da er sich an dem
Schmied nicht rächen konnte, so hetzte er ihm den
Teufel auf den Hals, daß dieser ihn hole. Dieser
machte sich flugs auf den Weg, aber der pfiffige
Schmied roch den Schwefel voraus, schloß seine Türe
zu, hielt mit den Gesellen einen ledernen Sack an das
Schlüsselloch, und wie Herr Urian hindurch fuhr, da
er nicht anders in die Schmiede konnte, wurde der
Sack zugebunden, zum Amboß getragen, und nun
ganz unbarmherziglich mit den schwersten Hämmern
auf den Teufel losgepocht, daß ihm Hören und Sehen
verging, er ganz mürbe wurde und das Wiederkommen
auf immer verschwur. Nun lebte der Schmied
noch gar lange Zeit in Ruhe, bis er, wie alle Freunde
und Bekannte ihm gestorben waren, des Erdenlebens
satt und müde wurde. Machte sich deshalb auf den
Weg und ging nach dem Himmel, wo er bescheidentlich
am Tore anklopfte. Da schaute der heilige Petrus
herfür, und Peter der Schmied erkannte in ihm seinen
Schutzpatron und Schutzgeist, der ihn oft aus Not und
Gefahr sichtbarlich errettet und ihm zuletzt die drei
Wünsche gewährt hatte. Jetzt aber sprach Petrus:
»Hebe dich weg, der Himmel bleibt dir verschlossen;
du hast das Beste zu erbitten vergessen: die Seligkeit!
« – Auf diesen Bescheid wandte sich Peter, und
gedachte sein Heil in der Hölle zu versuchen, und
wanderte wieder abwärts, fand auch bald den rechten,
breiten und vielbegangenen Weg. Wie aber der Teufel
erfuhr, daß der Schmied von Jüterbogk im Anzuge
sei, schlug er das Höllentor ihm vor der Nase zu und
setzte die Hölle gegen ihn in Verteidigungsstand. Da
nun der Schmied von Jüterbogk weder im Himmel
noch in der Hölle seine Zuflucht fand, und auf Erden
es ihm nimmer gefallen wollte, so ist er hinab in den
Kiffhäuser gegangen zu Kaiser Friedrichen, dem er
einst gedient. Der alte Kaiser, sein Herr, freute sich,
als er seinen Rüstmeister Peter kommen sah und fragte
ihn gleich, ob die Raben noch um den Turm der
Burgruine Kiffhausen flögen? Und als Peter das bejahte,
so seufzte der Rotbart. Der Schmied aber blieb
im Berge, wo er des Kaisers Handpferd und die Pferde
der Prinzessin und die der reitenden Fräulein beschlägt,
bis des Kaisers Erlösungsstunde auch ihm
schlagen wird. – Und das wird geschehen nach dem
Munde der Sage, wenn dereinst die Raben nicht mehr
um den Berg fliegen, und auf dem Rathsfeld nahe dem
Kiffhäuser ein alter dürrer abgestorbener Birnbaum
wieder ausschlägt, grünt und blüht. Dann tritt der
Kaiser hervor mit all seinen Wappnern, schlägt die
große Schlacht der Befreiung und hängt seinen Schild
an den wieder grünen Baum. Hierauf geht er ein mit
seinem Gesinde zu der ewigen Ruhe.
Hänsel und Gretel
Es war einmal ein armer Holzhauer, der lebte mit seiner
Frau und zwei Kindern in einer dürftigen Waldhütte.
Die Kinder hießen Hänsel und Gretel, und wie
sie so heranwuchsen, gebrach es immer mehr den
armen Leuten an Brot. Auch wurde die Zeit immer
schwerer und alle Nahrung teurer, das machte den
beiden Eltern große Sorge. Eines Abends als sie ihr
hartes Lager gesucht hatten, seufzte der Mann: »Ach
Frau, wie wollen wir nur die Kinder durchbringen, da
der Winter herankommt, und wir für uns selbst nichts
haben!« Und da erwiderte die Mutter: »Keinen andern
Rat weiß ich, als daß du sie in den Wald führst je
eher je lieber, gibst jedem noch ein Stücklein Brot,
machst ihnen ein Feuer an, befiehlst sie dem lieben
Gott, und gehst hinweg.«
»O lieber Gott! wie soll ich das vollbringen an
meinen eigenen Kindern, Frau?« fragte der Holzhauer
bekümmert. »Nun wohl, so laß es bleiben!« fuhr die
Frau böse heraus: »so kannst du eine Totenlade für
uns alle viere zimmern, und die Kinder Hungers sterben
sehen!«
Die zwei Kinder, welche der Hunger in ihrem
Moosbettchen noch wach erhielt, hörten mit an, was
die Mutter und der Vater miteinander sprachen, und
das Schwesterlein begann zu weinen, Hänsel aber tröstete
es und sprach: »Weine nicht, Gretel, ich helfe
uns schon«; wartete, bis die Alten schliefen, wischte
aus der Hütte, suchte im Mondschein weiße Steinchen,
verbarg sie wohl, und schlich wieder herein,
worauf er und das Schwesterlein bald entschlummerten.
Am Morgen geschah nun, was die Eltern vorher besprochen.
Die Mutter reichte jedem Kind ein Stück
Brot und sagte: »Das ist für heute alles; haltet's zu
Rate.« Gretel trug das Brot, Hänsel trug heimlich
seine Steinchen, der Vater hatte seine Holzaxt im
Arm, die Mutter schloß das Haus zu und folgte mit
einem Wasserkruge nach. Hänsel machte sich hinter
die Mutter, so daß er der letzte war auf dem Wege,
guckte oft zurück nach dem Häuschen, und wie er es
nicht sah, ließ er gleich ein weißes Steinchen fallen,
und nach ein paar Schritten wieder eins, und so immer
fort.
Nun waren alle mitten in dem tiefen Walde, und da
machte der Vater ein Feuer an, wozu die Kinder des
Reisigs viel herbeitrugen und die Mutter sagte zu den
Kindern: »Ihr seid wohl müde, jetzt legt euch an das
Feuer und schlaft, indes wir Holz fällen, nachher
kommen wir wieder, und holen euch ab.«
Die Kinder schlummerten ein wenig und als sie erwachten,
stand die Sonne hoch im Mittag, das Feuer
war abgebrannt, und da Hänsel und Gretel Hunger
hatten, verzehrten sie ihr Stücklein Brot. Wer nicht
kam, das waren die Eltern. Und nachher sind die Kinder
wieder eingeschlafen, bis es dunkel wurde, da
waren sie noch immer allein, und Gretel fing an zu
weinen und sich zu fürchten. Hänsel tröstete sie aber
und sagte: »Fürchte dich nicht, Schwester, der liebe
Gott ist ja bei uns, und bald geht der Mond auf, da
gehen wir heim.«
Und wirklich ging bald darauf der Mond in voller
Pracht auf und leuchtete den Kindern auf den Heimweg
und beglänzte die silberweißen Kieselsteine.
Hänsel faßte Gretel bei der Hand und so gingen die
Kinder miteinander fort ohne Furcht und ohne Unfall,
und wie der frühe Morgen graute, da sahen sie des
Vaters Dach durch die Büsche schimmern, kamen an
das Waldhäuslein und klopften an. Wie die Mutter
die Tür öffnete, erschrak sie ordentlich, als sie die
Kinder sah, wußte nicht, ob sie schelten oder sich
freuen sollte, der Vater aber freute sich, und so wurden
die beiden Kinder wieder mit Gottwillkommen in
das Häuslein eingelassen.
Es währte aber gar nicht lang, so wurde die Sorge
aufs neue laut und jenes Gespräch und der Beschluß,
die Kinder in den Wald zu führen und sie dort allein
und in des Himmels Fürsorge zu lassen, wiederholten
sich. Wieder hörten die Kinder das traurige Gespräch
mit an, bekümmerten Herzens, und der kluge Hänsel
machte sich vom Lager auf, wollte wieder blanke
Steine suchen, aber da war die Türe des Waldhäusleins
fest verschlossen, denn die Mutter hatte es gemerkt
und darum die Türe zugemacht. Doch tröstete
Hänsel abermals das weinende Schwesterlein und
sagte: »Weine nicht, lieb Gretel, der liebe Gott weiß
alle Wege, wird uns schon den rechten führen.«
Am andern Morgen in der Frühe mußten alle aufstehen,
wieder in den Wald zu wandern, und da empfingen
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