Silke May - Still wie der See

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Ein idyllisch gelegenes Dorf im Voralpenland wird von einer Mordserie erschüttert. Das Leben einer Familie wird ausgelöscht und das jüngste Kind vermisst. Die Brandermittler stellen sehr schnell fest, dass die Familie nicht durch das Feuer getötet-, sondern ermordet wurde. Decker bekommt einen weiteren Fall, diesmal in Starnberg. Das Verschwinden der Lebensgefährtin eines reichen Mannes gibt ihm Rätsel auf. Während seiner Ermittlungen verschwindet der Auftraggeber selbst. Heikle Fälle für Günter Decker, der bei seinen Ermittlungen, von seinem Freund einem Feuerwehrmann unterstützt wird.

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Silke May

Still wie der See

Bayern - Krimi

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Inhaltsverzeichnis

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Impressum neobooks

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Günter Decker saß am Schreibtisch in seinem kleinen Büro und sah zum Fenster hinaus. Sein Haus lag auf einer kleinen Anhöhe. Von seinem Bürofenster aus, konnte er den Wald beim Hofstätter See sehen. Er sah nach Westen und sah die dunklen Wolken schnell näher kommen.

»Holla da kommt aber was auf uns zu«, sagte er zu sich selbst.

Günter stand auf und öffnete das Fenster. Eine heftige Windböe riss ihm beinahe einen der Fensterflügel aus der Hand, zum Glück hatte ihn Decker aber fest im Griff. Er sah zu seinem Auto, das er vor dem Gartenzaun seines Hauses abgestellt hatte.

»Dich bring ich wohl besser in Sicherheit, falls es womöglich noch zu Hageln anfängt.«

Günter Decker schloss das Fenster und ging aus dem Büro. Er verließ das Haus, um sein Auto in die Garage zu fahren. Während er seinen Wagen öffnete, kam aus dem Nachbarhaus sein Freund Hans, der Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr war.

»Bringst dein Auto in Sicherheit?«, fragte ihn dieser.

»Ja … und wo fährst du jetzt noch hin, bei dem nahenden Gewitter, das wird bestimmt gleich da sein.«

»Stimmt, es könnt schon Rosenheim erreicht haben. Ich hab heute zusätzlich Bereitschaft! Aus Sicherheitsgründen müssen mehr Leute als sonst da sein. Der Deutsche Wetterdienst sagt nämlich ein schweres Gewitter voraus und da könnten wir Einsätze bekommen. Wie schaut‘s bei dir aus, hast du wieder einen Fall zu bearbeiten?« Günter schüttelte den Kopf.

»Es ist wie verhext, ned einen einzigen Fall und dabei hat doch alles so gut angefangen. Weißt du, gleich am Anfang, hagelte es eine Ermittlung nach der anderen. Jetzt hab ich seit zwei Monaten keinen einzigen Auftrag mehr bekommen. Manchmal bereue ich es, dass ich den Job als Kriminalkommissar aufgegeben hab. Ich hatte zwar keine geregelte Arbeitszeit aber dafür einen monatlichen Gehalt. Zugegeben … waren manche Einsätze grausam und besonders nervenaufreibend. Im Augenblick hab ich aber noch ned einmal eine Personenüberwachung – geschweige etwas Spannenderes.«

»Da wird schon noch was kommen, lass den Kopf ned hängen und vergiss nicht, dass du noch neu in dieser Branche bist. Wenn du dir erst einmal einen Namen gemacht hast, dann kommen schon die Aufträge. Wenn ich etwas erfahr, dann gebe ich es gleich an dich weiter. So jetzt muss ich aber los!«

»Danke Hans, des ist nett von dir. Ich spendier dann auch ein Bier.«

»Ich nehme dich beim Wort«, gab Hans zurück.

»Das kannst du. Viel Glück, damit ihr keine großen Einsätze habt.«

Hans stieg in sein Auto und fuhr los.

Günter stellte seinen Wagen in die Garage und ging anschließend wieder zurück ins Haus. Er setzte sich an seinen Computer und loggte sich im Internet ein. Während er eine Schlagzeile nach der anderen durchforstete, kam das Unwetter sichtbar und hörbar näher. Es blitzte und krachte und der Regen prasselte herunter, begleitet von heftigen Sturmböen.

»Günter …, wenn du den Computer anhast, dann schalt ihn aus, damit er ned kaputt geht, falls a Blitz einschlagt!«, rief seine Frau aus der Küche.

»Ich schalt ihn scho rechtzeitig aus!«, rief er zurück.

Nach dem ersten scharfen Blitz und den dazu gehörenden heftigen Donner schaltete Günter vorsorglich seinen Computer ab. Er holte sich den Aktenordner aus dem Regal und ging die letzten bearbeiteten Fälle nochmals durch. Während er einen Fall nach dem anderen kontrollierte, ob er sie auch wirklich alle abgeschlossen hatte – tobte draußen das Unwetter.

Helle Blitze zuckten bis zum Boden, die sich mit lautem Donner oder sogar einem heftigen Knall entluden. Dem folgte sintflutartiger Regen, der sich über das ganze Gebiet von Rosenheim bis zum Chiemsee ausdehnte. Plötzlich wurde der Ort erneut von einem lauten Knall erschüttert, dessen Erschütterung so heftig war, dass sogar Günter die Bodenwelle der Entladung spüren konnte.

»Herrschaftszeiten, da hat‘s aber jetzt sauber eingschlagen, hoffentlich ist nichts passiert«, sagte Günter so zu sich und ging zum Fenster. Er schaute zu den umliegenden Häusern im Ort, ob irgendwo eine Rauchsäule zu erkennen war. Beruhigt ging er wieder zu seinem Schreibtisch zurück und blätterte in seinem Ordner weiter.

Ein heftiger Sturm bog die Baumwipfel und wirbelte den Staub und die Blätter am Boden umher.

Aus den dunklen Wolken zuckten Blitze, die sich mit heftigem Donner entluden und es regnete wolkenbruchartig.

Barbara und Hannes saßen mit ihren drei Kindern am großen runden Tisch in der Stube. In der Mitte des Tisches stand eine Wetterkerze, die sie angezündet hatten, so wie sie es immer taten, wenn sich ein scharfes Gewitter ankündigte.

Sie saßen gemeinsam um den Tisch und Hannes erzählte seinen Kindern, über die scharfen Gewitter in seiner Heimat hoch oben im Norden. Er erzählte ihnen von den Sturmfluten, die vom Meer hereinbrachen. Meistens gelang es ihm auch, mit diesen Geschichten seine Kinder ein bisschen vom Gewitter abzulenken. Fast immer fanden sie dann auch das herrschende Gewitter nicht mehr ganz so schlimm.

Heute jedoch war Peter, sowie Isabella und Eva nicht so leicht zu beruhigen. Bei jedem Blitz und den darauffolgenden Donner zuckten sie ängstlich zusammen.

Der Sturm peitschte den Regen an die geschlossenen Fensterläden, die sie vorsorglich wegen eventuellen Hagels geschlossen hatten. Die Helligkeit der Blitze drang durch die Spalten der Läden und der darauffolgende Donner entlud sich krachend. Wie eine leise Bodenwelle zog sich die Erschütterung durch das ganze Haus.

Eva erschrak so fürchterlich, dass sie sich vom Stuhl unter den Tisch gleiten ließ. Barbara versuchte ihre jüngste Tochter zu überreden, dass sie wieder unter dem Tisch hervorkommen sollte, aber es war vergeblich.

Ängstlich zusammengekauert saß sie darunter und vergrub ihr Gesicht zwischen ihrem Körper und den angezogenen Knien.

»Lass sie, wenn sie sich darunter sicherer fühlt. Sie kommt schon wieder von allein hoch«, sagte Hannes zu seiner Frau.

»Papa, ich glaube da hat jemand an der Tür geklopft«, sagte Peter.

»Ich habe nichts gehört. Das muss dich täuschen, sonst würde die Haustürglocke läuten.«

Peter schüttelte heftig den Kopf.

»Es hat aber geklopft! Vielleicht hat der Blitz eingeschlagen und wir haben keinen Strom.« Hannes und Barbara sahen sich an und horchten, aber außer dem Rütteln der Fensterläden, das der Sturm auslöste, hörten sie nichts.

Erneut klopfte jemand heftig an die Tür und nun konnten sie es alle hören.

»Peter hat recht, da klopft wirklich jemand. Wer mag bei diesem Sauwetter draußen sein?«, fragte Barbara.

»Vielleicht ist jemand in Not geraten, ich schau mal nach«, sagte Hannes und stand auf. Bevor er das Zimmer verließ, betätigte er zuerst den Lichtschalter neben der Tür. Der Raum blieb dunkel und das war die sichere Bestätigung, dass Peter recht hatte - sie hatten keinen Strom. Hannes ging durch den langen fensterlosen Hausgang zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit.

Vor ihm stand eine große vermummte Person.

»Was führt Sie zu uns, ist was passiert?« Der Fremde den Hannes Jansen nicht erkannte, weil er sein Gesicht hinter einer Sturmhaube versteckt hielt … schwieg. Plötzlich hielt dieser eine Pistole in der Hand, die er auf Hannes gerichtet hielt. Hannes sah entsetzt auf die Waffe.

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