Der Ort selbst wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von einem deutschen Architekten planmäßig angelegt. Auftraggeber war der Marquise von Sligo. Dessen Nachkommen ist Lord Altamont, der heute im 150 Hektar großen Anwesen des Westport House lebt.
Zu Zeiten der großen Hungersnot hat die Familie Nahrungsmittel am Octagon, einem der zentralen Punkte in der Stadtmitte, an die Bevölkerung verteilt, weshalb sie heute noch angesehen ist.
Im Stadtzentrum befinden sich unzählige kleine Geschäfte mit bunten Holzfassaden, die einen zum Shoppen und Flanieren einladen. Da es auch jede Menge gemütlich eingerichteter Pubs (etwa 50) gibt, ist für Männlein und Weiblein ein stressloser Besuch garantiert.
Vom Bookmaker (Wettbüro), bis zum Undertaker (Beerdigungsinstitut), es ist für jeden etwas dabei.
In der Mitte des Ortes befindet sich ein von Bäumen gesäumter Boulevard, die „Mall“, durch den der Carrowbeg River fließt.
An beiden Seiten gibt es schöne Gebäude im georgianischen Stil, wie z. B. das Postgebäude oder das „Olde Railway Hotel“, zu bewundern.
Der englische Schauspieler Hugh Grant checkte hier ein, kurz nachdem er sich in Los Angeles von einer Prostituierten oral bedienen ließ und daraufhin zu einer 1500 Dollar Strafe verurteilt wurde.
Entweder wollte er sich von dieser schreienden Ungerechtigkeit erholen, oder nur heimlich die gegenüberliegende St. Marys Kirche zur Beichte aufsuchen, da man ihn in der Öffentlichkeit nur zum Zeitungskauf in Mc Greevy`s Newspaper Shop gesehen hat.
Über den Carrowbeg River hinweg, führt eine schöne alte Steinbrücke und eine der Hauptverkehrsstraßen. Von dieser Brücke aus konnte man Angler jeder Altersklasse beobachten. Sogar die Forellen waren deutlich zu erkennen, so klar und sauber war das Wasser und das mitten in der Stadt.
Es gibt zwei Golfplätze, ein öffentliches Hallenbad, wobei jedes der sechs Hotels noch zusätzliche Bäder aufweisen.
Kunst- und Musikfestivals höchster Güteklasse finden regelmäßig statt. Die Schönheit der Umgebung und des Städtchens blieb auch den Machern der Rosamunde Pilcher Filme nicht verborgen und es entstanden hier einige Folgen. Westport hat sich mittlerweile auch im Damenfußball einen Namen gemacht. Jedes Jahr findet ein internationales Damenfußballturnier an Ostern statt. Es gewinnt seit Jahren Arsenal London, die mit erster und zweiter Mannschaft antreten.
hatte ich durch einen Freund kennengelernt, der mir bei meinem ersten Besuch in Irland seine Adresse gab. Sicherlich wäre ich wohl nie nach Irland gekommen, hätte ich Dietmar Körner, genannt „Didi“, nicht getroffen und wäre nicht auf seiner Insel gewesen.
Er war in Hamburg Sozialarbeiter für schwer erziehbare Jungs gewesen.
Als er eine Zeitungsannonce mit Verkauf eines Hauses auf einer Insel in Irland las, entschied er sich auszuwandern.
Sein Vater, ein Sparkassenfilialleiter war schon früh an einem Herzinfarkt erlegen.
Dies half ihm wohl bei der Entscheidung gegen Berufskarriere und für ein genussreiches Leben ohne Stress und mit viel Angeln und Zeitung lesen. Mit dem (Un)Wort Faulenzen, wollte er nie in Verbindung gebracht werden und hatte es gänzlich aus seinem Vokabular gestrichen
Didis Haus ist auf einer Insel drei Kilometer außerhalb Westports in der Clew Bay.
Die Clew Bay ist eine große Bucht von etwa 30 Kilometer Länge und 10 Kilometer Breite. Man sagt, sie habe 365 Inseln. Die größte liegt im Westen und heißt Clare Island (die Heimat des eingangs erwähnten John Gallagher). Sie war Hauptwohnsitz der legendären Piratenkönigin Grainne O`Malley und hat heute etwa 150 Einwohner. Mit einem Fährboot, der „Pirate Queen“, kann man übersetzen.
Es gibt einige Privatunterkünfte, ein Hotel und ein Pub, das nie geschlossen ist. Die Rolling Stones waren auch schon mal da...
Für jeden Tag eine Insel sagt man über die Bucht. Das mag wohl bei Ebbe zutreffen, wenn man jede Erhebung mitzählt.
Es sind so etwa zwanzig Inseln, die die Größe haben, dass man darauf wohnen könnte. Bebaut und bewohnt sind nur wenige.
Didis Insel heißt Islandmore.
Es gab darauf ein kleines Dorf mit fünf Häusern, von denen zwei in bewohnbarem Zustand waren.
Die andere drei waren mehr oder weniger verfallen, da deren Besitzer vor vielen Jahren nach Amerika auswanderten.
Didis Haus stand etwa 200 Meter vom Dorf entfernt auf einer leichten Anhöhe und hatte einen großen Garten, in dem er so ziemlich alles anbaute, was man zum Leben braucht.
Es gab Kartoffeln, verschiedene Salate, Spargel, Artischocken, Rote Beete, jede Menge Kräuter, auch einen Apfel- und einen Birnbaum.
Das Haus selbst hatte drei Zimmer und das Interieur bestand hauptsächlich aus schönen alten Holzmöbeln, die aus einem Schiff ausgebaut worden waren und daher sehr schmal waren.
Strom gab es keinen.
Gekocht wurde mit Gas und Licht spendeten Kerzen und eine Paraffin Öllampe. Die stand auf einem stabilen Eichentisch, von dem aus man aufs Meer und den großen Garten schauen konnte. Ganz besonders im Frühling gab einem die Vielfalt der Pflanzen mit ihren verschiedenen Farben noch ein zusätzlich paradiesisches Gefühl.
Die ersten Pflanzen, auf die man vom Fenster aus schauen konnte, waren Artischocken mit ihrem Grün und dem schönen Lila, wenn sie am Verblühen sind. Direkt hinterm Haus ging es sehr steil nach oben.
Dort wurde das Gras angebaut und da war auch der Kühlschrank im Hügel eingegraben, von dem Didi behauptete, er habe John Lennon gehört und sei aus dessen Wohnwagen gewesen.
Ich tat immer schwer beeindruckt, wenn er das erwähnte.
Die Toilette war draußen im Garten.
Ein kleiner Verschlag aus Holz mit Wänden aus Blech, in dem eine Tonne stand.
Auf der Tonne war eine Klobrille aufgelegt, worauf man sich setzten konnte, wenn man groß genug war. Es gab kein Vordach.
Man saß mehr oder weniger im Freien und selbstverständlich wurde man nass, wenn es regnete.
Neben der Tonne hing ein Nagel, an dem Zeitungspapier aufgehängt war. Nicht gerade komfortabel, aber in meinem Leben habe ich keine Toilette gesehen die mit dieser Aussicht mithalten konnte.
War die Tonne voll wurde der Inhalt als Düngemittel verwertet. Das ergab dann das leckere organische Gemüse und Salate, was jeder Gast ausdrücklich lobte. Das wichtigste Düngemittel blieb aber das Seegras, das er am Strand, vor dem eigentlichen Eingang zum Anwesen, nur auf den Schubkarren laden musste und im Garten verteilte. Viele Dinge werden uns auf diesem Planeten geschenkt. Schade, dass alles so mit Füßen getreten wird.
In der kleinen Bucht vor dem Inseldorf hatte Didi eine Austernzucht angelegt und wenn man bei Ebbe durch den Schlamm watete konnte man auch Miesmuscheln ernten, die an Steinen angewachsen waren.
Außerdem legte er ein Netz aus, das er alle zwei, drei Tage einholte und nachschaute ob sich Fische verfangen hatten. Als wir einmal mit Freunden übers Wochenende kamen und gleich nach der Ankunft jenes Netz einholten, waren drei Lachse drin. Leider waren zwei davon, vermutlich von einem Seehund, bereits abgefressen. Trotzdem waren wir begeistert und grillten uns abends Lachssteaks. Dazu gab es selbstgebrautes Bier, das Didi immer von einer großen Glaskaraffe in die Gläser einschenkte.
Die Insel hatte keine Kneipe, da hatte er sich was einfallen lassen müssen. Ein Gemischtwarenladen in der Stadt verkaufte DIY (Do it Yourself) Kits zum Bierbrauen für den Hausgebrauch.
Die ersten Versuche sind ihm nicht ganz geglückt - ich konnte nach drei Pints kaum noch das Fenster sehen, vor dem ich saß.
Doppelt soviel Zucker, wie auf der Packung stand, war wohl die Ursache gewesen.
Mit der Zeit klappte es aber immer besser. Das musste es auch, denn das Selbstbrauen war günstig und Geld war immer knapp.
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