Herr Graf“, räusperte er sich vorsichtig. Ich bin da und ….“
Conrad und Gerhard kicherten belustigt, ob des kleinlauten Auftritts des Mönchleins, „ich bin da“, äfften sie den Kirchenmann scherzend nach.
„
Ah“, begrüßte ihn Friedrich bewusst überschwänglich, „das ging ja schneller, als ich zu erwarten gewagt hätte.“
Er nahm den Folianten, den ihm der Mönch stolz entgegenstreckte, beglückt entgegen und wog ihn bewundernd in den Händen, „was wollt Ihr denn nun dafür als Gegenleistung.“
„
Wären vier Gulden ein angemessener Preis?“
„
Das ist ein stattlicher Preis, aber er scheint mir angemessen.“
Er löste seine lederne Börse vom Gürtel, holte vier Goldmünzen hervor und gab sie dem Mönch.
„
Wie heißt Ihr eigentlich, Herr Mönch?“
„
Mein Name ist Hugo. Ich arbeite in der Schreiberei des Kanzlers.“
„
Könnte Ihr mir sagen, werter Hugo, warum Ihr ein so großes Werk in so kurzer Zeit übersetzt und kopiert habt?“
Hugos Augen schienen einen Ausweg zu suchen, um nicht auf die Frage antworten zu müssen. Dann antwortete er knapp, „es muss nach Rom, zum Papst.“ Damit verbeugte er sich und verließ schnell das Lager.
Friedrich stand noch eine Weile da und wunderte sich über den eigenartigen Abgang Hugos. Zum Papst, warum das?
In Gedanken darüber schlug er das Buch auf und phantastische Buchmalereien strahlten ihm entgegen.
Am Abend verließ Friedrich das Feuer früher als sonst und ging in sein Zelt. Dort holte er das neu erstandene Buch aus seiner Truhe hervor. Jedes Kapitel wurde von einem schön ausgeführten Buchstaben eingeleitet. Zu Beginn waren es Affen, ein Narr oder Hasen oder Esel. Das stand wohl für die Torheiten des Perceval. Später wurden die Buchstaben mit Drachen oder Löwen, Einhörnern, Pferden oder ähnlichen Tieren ausgeführt. Alle sorgfältig koloriert. Und noch später waren es junge Mädchen und Elfen. Am Ende dann ein König oder ein Mönch. Friedrich schlug das Buch zu, schlug den Deckel wiederum auf und begann zu lesen.
Der junge Perceval war von hoher Geburt, doch wuchs er vaterlos bei der Mutter in einem Walde auf. Dies geschah so, da die Mutter den Sohn vor den Gefahren der Welt und besonders vor den Fährnissen der Ritterschaft bewahren wollte. Als der Junge eines Tages in dem Walde fern der Mutter war, hörte er Pferde und Waffengeklirre. Er glaubte der Teufel sei gekommen, doch fürchte er sich nicht und trat aus dem Wald hervor. Als er aber fünf Ritter in glänzenden Rüstungen sah, war er so überwältigt, dass er glaubte, Engel stünden vor ihm.
In seiner einfachen Art befragte der Tor die Ritter, was und wer sie seien und wo man sich derart rüsten lasse. Diese antworten, sie seien Ritter und hätten ihre Rüstung von dem König Arthur erhalten. Als Perceval daheim der Mutter von seiner Begegnung erzählte, fiel diese voller Entsetzen in Ohnmacht. Als die Mutter wieder zu sich kam, erzählte sie ihm von dem Vater, Gamuret von Anschowe und wie er gefallen war. Doch er kümmerte sich nicht um der Mutter Flehen und Leid, denn sein Weg war ihm schlagartig aufgetan. Als die Mutter sah, dass ihre Bedenken keinen Eindruck auf ihn machten, nähte sie ihm ein eigenartiges Gewand, so dass er bei Hofe als ein bäurischer Tor erscheinen solle, riet ihm nicht zu viel zu fragen und höflich zu Frauen zu sein.
Als er davonritt und sich noch einmal umschaute, erblickte er, wie die Mutter auf der Brücke zusammensank; aber ohne innezuhalten trieb er sein Pferd an.
Nachdenklich legt Friedrich das Buch zur Seite. Wie Perceval hat auch ihn die Mutter nicht gehen lassen wollen. Und wie Perceval hatte seit seiner Abreise keiner seiner Gedanken Vater noch Mutter gegolten. Bin ich selbst der Tor?
Wieder verbrachte Friedrich ein Nachtmahl mit seinen neuen Gefährten. Gerhard war zur Wache am Haupttor eingeteilt worden und Conrad hatte den Herzog, wie er Oheim Dietrich stets nannte, zu einer Lagebesprechung beim kaiserlichen Rat in die Reichsburg San Miniatio al Tedesco begleitet.
Als Friedrich sich von seinen lombardischen Waffenbrüdern verabschiedet hatte, trat er auf die breite Mitteltrasse, die den einen Teil des Lagers von dem anderen trennt. Er streckte sich und schaute hinauf zum Firmament. Die Sterne funkelten am kühlen Nachthimmel. Es war zunehmender Mond.
Als er in Richtung des Haupttores blickte, sah er, wie die Wächter gerade drei Reiter passieren ließen. Friedrich ging langsam in Richtung seiner Lagerstätte, denn er wollte wissen, wer die Reiter waren. Als sie näher kamen, hörte er seinen Namen, „Friedrich“, es war Conrad, der mit seinem Oheim und Cedric von der Besprechung beim Kaiser zurückkam. Als sie vorbei ritten, nickte Dietrich ihm zu. Er folgte den Reitern ins Lager und holte sie ein, als sie die Pferde versorgten. Dietrich war schon in sein Zelt gegangen. Als Friedrich den Freund nach dem neusten Stand der Dinge fragte, erfuhr er wie üblich, außer vielleicht, was Conrad an äußeren Eindrücken auf San Miniatio gesammelt hatte, nicht viel. Offensichtlich hatte sich Dietrich auf dem Rückweg in Schweigen gehüllt. Aber Friedrich kannte den wenig wendigen Conrad und wünschte insgeheim, der Freund wäre im Stande gewesen, seine Beobachtungen in Worte zu bringen. Auf die Frage hin, ob der Herzog ansprechbar sei und ob er zu Dietrich eintreten könne, nickte dieser und wandte sich wieder den Pferden zu. Kopfschüttelnd und verzweifelt über den sturen Westfalen ging Friedrich auf das Zelt Dietrichs zu und klopfte an den Wappenschild an der Zeltaußenwand.
„Darf ich eintreten, Herr?“
„Wenn du mir hilfst, mich aus diesem Korsett zu befreien“, kam es aus dem Zeltinneren und Friedrich trat ein. Dietrich hatte bereits Schwert, Gehenk und den blauen, clevischen Surkot abgelegt. Nun stand er recht hilflos im Kettenhemd vor ihm. Wo ist Cedric? Doch er verkniff sich die Frage, um nicht den Eindruck zu erwecken, er fühle sich bereits zu Höherem berufen und niedriger Dienste enteilt. Als er seinem Oheim aus dem Kettenhemd geholfen und es über die große Reisetruhe in einem Winkel des großen Zeltes gelegt hatte, goss er dem Herzog zuerst Wasser aus einer Karaffe in einen Becher und danach in die große Waschschale, die auf einem extra für sie gefertigtem Holzgestell thronte. „Setz dich, Junge. Ich bin gleich so weit“, sagte Dietrich, während er sich mit dem Rücken zu seinem Neffen Wasser ins Gesicht schöpfte, „es gibt viel zu berichten, Friedrich.“ Friedrich verdrehte die Augen, an seinen wortkargen Freund Conrad denkend. „Der Kaiser hatte seinen gesamten Hofstaat versammelt. Deutsche wie Schwerin, Leiningen, Saarbrücken, Dietz, Harzbourgh, Zollern, Wirttemberghe, Baden, Kalden, Lautern, Schüpf, Münzenberghe und hiesige wie Diepold von Spoleto, Ildebrandin von Tuszien, Salinguerra von Ferrara, die Grafen von Celano, Mantua, Cortenuova, Blandrate und ein riesiges Aufgebot aus Piacenza. Ich hätte nicht gedacht, dass Otto so eine große Koalition zusammenbringen würde.“ „Habt Ihr ihn gesehen?“ „Natürlich war er da. Normalerweise wird der Rat mit den engsten Vertrauten abgehalten, sieben sind es, hinter denen wiederum sieben stehen. Doch heute war es anders. Das gesamte erste und zweite Heerschild waren versammelt. Großes steht uns bevor, Friedrich. Das Patrimonium Petri.“ Nicht dass Friedrich nicht wusste, was das Patrimonium Petri war. In diesem Zusammenhang wusste er lediglich nicht viel mit dem, was das Territoium des Papstes bezeichnete, anzufangen und schaute Dietrich fragend an. „Der Kaiser will die tuszischen Städte und Burgen, die sich der heilige Stuhl nach dem Tod Heinrich VI. einverleibt hat zurückgewinnen.“ „Das hieße aber“, überlegte Friedrich laut, „dass er dann im Krieg mit dem Papst steht oder nicht?!“ Dietrich nickte. „Das meinten auch einige der Anwesenden. Auch wenn die Streitmacht Ottos den Päpstlichen weit überlegen ist.“ „Und was bedeutet das für uns?“ „Das heißt, dass wir von Norden und Diepold von Schweinspoint von Spoleto aus in das Patrimonium einfallen werden.“ „Ja, aber damit verstößt der Kaiser gegen den Neusser Eid und alle Versprechungen, die er dem Papst bei seiner Krönung gemacht hat.“ „Als wenn das das erste Mal wäre…. Ich selbst dachte zwar, unser Riesenheer würde als Drohung ausreichen und wir würden die Waffen nicht gebrauchen müssen. Aber der Kaiser forderte eine Trustis von hundertvierzig Mann. Das kam mir schon verdächtig vor. Daraufhin war mir klar, dass wir irgendwann zu Felde ziehen würden. Und ich habe entschieden, euch besser auszubilden, als ich je zuvor ein Heer ausgebildet habe.“ Friedrich schwieg und wartete ab. „Als wir noch daheim auf deutschem Boden waren und ich mich ihm auf dem Hoftag von Speyer angeschlossen habe, da hat er den Verbündeten bereits deutlich gemacht, dass dem Romzug ein Feldzug folgen würde.“ Dietrich drang mit scharfem Blick auf Friedrich ein. „Kurz nachdem das Heer von Würzbourgh über die Alpen aufgebrochen war, erhielt ich eine weitere Botschaft. Sie enthielt den Zeitpunkt des Aufbruchs.“ „Die Kaiserkrönung“, sagte Friedrich und Dietrich nickte. „Als Ihr mich vorhin auf der Straße saht, Oheim, kam ich gerade vom Essen beim Grafen von Sartiano. „Ah, ihr kommt wohl gut mit einander aus.“ „Ja, Herr. Dieser berichtete mir, dass der Kaiser mit den sizilianischen Herzögen in Foligno ein Abkommen zur Königswahl in Sizilien getroffen hat. So wie es aussieht, will er dort einen staufischen König verjagen.“ „Richtig, das hat er gesagt. Er will alles in Italien dem Reich einverleiben und obwohl der Staufer noch im Kindesalter ist, auch diesen auslöschen, damit ihm kein Staufer mehr den Thron streitig machen kann.“ „Es hat also erst angefangen“, wunderte sich Friedrich. „So ist es, Friedrich. Du wirst dir wünschen, niemals mit mir über die Alpen gekommen zu sein.“ Cedric kam herein und setzte sich ohne Aufsehen zu erregen still auf eine Truhe. „Wie kommt Ihr darauf, Herr? Auch ich bin erst am Anfang. Ich will mir die ritterlichen Sporen verdienen und dann mit dem Kaiser ins Heilige Land ziehen. Wie mein Vater einst.“ „Wünsch dir das nicht.“ Friedrich war verdutzt, als sein Oheim die Worte sprach. Will Dietrich jetzt schon dafür sorgen, dass ich ihm in vierzig Tagen in die Heimat folge? „Ich selbst war noch zu jung, um meinen Vater auf den Kreuzzug zu begleiten, denn auch ich hatte es mir aufs Sehnlichste gewünscht, ins Heilige Land Jerusalem zu ziehen. Aber dein Vater, deine Vaterbrüder Adolf und Eberhard, Simon von Tecklenbourgh und mein Vater sie standen in der Blüte ihrer Kraft. Sie waren dort. Sie waren wie junge Löwen und nicht zu schlagen. Oft müssen sie in arger Bedrängnis gewesen sein, wie mir Cedric erzählt hat. Er war mit dabei. Doch einer konnte sich immer auf den anderen verlassen. Sie haben einander immer wieder rausgehauen. Eine echte Bruderschaft. Doch außer der Freundschaft, haben sie gewonnen nicht ein Sandkorn im Wüstensand. Und meinen Vater, den hat der Sand verschlungen.“ Dietrich schaute zu Cedric, der mit verschlossener Miene auf den Boden schaute. Dann begann der schweigsame Knappe zu erzählen. „Mit weniger als wir gekommen waren, sind wir wieder abgezogen“, sagte Cedric mit einem gepressten Lächeln. „Als die anderen wieder zurück in der Heimat waren“, fuhr er fort, „zerfiel der Bund. Sie sahen sich nicht mehr oft und ein Jahr nach unserer glücklichen Rückkehr aus dem Heiligen Land verschwand Eberhard, dein Vaterbruder, von einer Nacht auf den anderen Tag. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihm gehört. Er war ein mutiger Kämpfer und ein treuer Freund. Alle waren sprachlos. Haben es nicht verstanden. Einmal sprach er von dem Unrecht, das er auf sich geladen habe. Sie sagten ihm, es sei nur Sünde, Christen, ohne ein höheres Zeichen zu töten. Für ihn aber blieb der Kreuzzug eine Irrung und Versündigung an den Evangelien. Dass der Kaiser dann noch auf dem Kreuzzug gestorben war, nahm er als Zeichen der höchsten Strafe Gottes. Vielleicht fand er keinen Umgang mehr mit seinen eigenen Gedanken. Gott, lass ihn nicht tot sein“, flehte Cedric, indem er die Hände gegen das Zeltdach erhob, „lass ihn in einem Kloster Zuflucht gefunden haben.“ Das Haupt auf die Brust geneigt, sprach er, „nun, ist auch Dein Vater gegangen.“ Ja, dachte Friedrich, auch ich bin ohne Vater aufgewachsen. Muss meinen Weg selbst suchen. Oder vielleicht ist es ja auch ein Vorzug. „Oheim, wie war mein Vater? Ich habe ihn kaum gekannt.“ „Dein Vater…? Arnold war ein mutiger Mann. Vielleicht der mutigste von allen - nicht unbedingt der Klügste. Das war sein Bruder, Eberhard. Deshalb mochten sich die beiden wahrscheinlich auch so. Zusammen waren sie stark. Eberhard, der Weise und Arnold, der Mutige.“ „Euer anderer Vaterbruder, Adolf, war immer etwas außen vor“, ergänzte Cedric, „er war der Machtbewusste. Wenn er versuchte, uns anzuführen, mussten ihn die jungen Herren ein ums andere Mal in die Schranken weisen.“ „Dein Vater stand auf dem Kreuzzug für seinen Mut und seinen Einsatz in der Gunst des Friedrich Barbarossa. Er tat nichts dafür – außer mutig zu sein. Jeden Kampf anzunehmen. Oft bremste Eberhard ihn. Er war der einzige, der das vermochte. Das machte sie so stark. Sie waren jung und ungestüm.“ Dietrich schüttelte den Kopf, „Adolf war immer etwas neidisch auf Arnold. Denn er wollte zu den Günstlingen des Kaisers zählen.“ Er schaute auf die Zeltwand und doch in die Weite. „Als sie zurückkamen und Eberhard verschwand, wurde Arnold sehr still. Er war in arger Trauer um den Bruder. Simon von Tecklenbourgh, ein guter Freund, der Jüngste von ihnen, und ich, versuchten ihn oft aufzumuntern. Doch letztlich blieb immer ein Schatten auf Arnolds Miene.“ Friedrich war von der Arbeit des Tages müde, denn sie hatten Holz in den Wäldern geschlagen. Er verabschiedete sich und ging in sein Zelt, wo er den großen Folianten hervorholte, um ein weiteres Kapitel zu lesen. Der Tor – auf dem Weg zu König Arthurs Tafelrunde – kam zu einem Zelt. In dem Zelt schlief ein Fräulein, dem er einen Kuss raubte, mit dem Sie erwacht. Er erklärte ihr, er habe das so von der Mutter gelernt. Als das Mädchen darüber laut zu klagen begann, entfernte er sich schnell von dem Ort. Ein Köhler wies ihm den Weg zum Arthushof. Auf dem Burgweg begegnete ihm ein rot gewandeter Ritter, der einen Trinkbecher in der Hand hielt. Als er den Burghof erreichte, traf er die verstörte Tafelrunde an. Der rote Ritter hatte den Hof geschmäht, indem er Wein über der Königin ausgegossen hatte und den Trinkbecher raubte. Unser Tor ersuchte den König, ihn zum Ritter zu schlagen, damit er die Verfolgung aufnehmen und die Rüstung gewinnen könnte. Sir Key, der nicht glaubte, dass ein Tollpatsch den roten Ritter besiegen kann, verspottete ihn und hieß ihn, den Becher doch zu holen. Der Tor verstand den groben Scherz nicht und ritt auf seinem armseligen Klepper los, um den roten Ritter zu verfolgen. Als er den roten Ritter tatsächlich eingeholt hatte, verlangte Perceval Rüstung, Waffen und das Trinkgefäß. Der Ritter verspottete Perceval und versetzte ihm einen Stoß mit der Lanze, woraufhin Perceval mit seinem Speer nach dem Roten warf und ihn tödlich traf. Ein Knappe vom Arthushof war Zeuge und half ihm die Rüstung zu bergen. Er überließ dem Knappen seinen Klepper und beauftragte ihn, den Trinkbecher zurück an den Hof zu bringen und zu berichten. Friedrich legte das Buch zur Seite und versuchte zu schlafen. Doch das, was er gelesen hatte, beschäftigte ihn zu sehr. Ihn fröstelte. Er stand auf und ging zu einem Feuerkorb abseits der anderen und wärmte sich. Wie kann ein solch einfacher Raub einen ganzen Hof in der Weise verstört zurücklassen, und erst ein einfacher Mann kann die Störung beheben. Ist der verstörte Hof, die Menschheit alter Reiche der erst der Vatergott des Alten Testamentes oder erst Jesus Christus mit dem neuen Testament halt geben musste? Wird zu meiner Zeit, wo die Kirche sich ihre Gläubigen abspenstig macht, wo ein grausamer Papst Christen schlachtet, der Heilige Geist über uns kommen und Heil bringen? Sollte der Heilige Geist etwa die Gestalt des Kaisers, in dessen Feldzug er, Friedrich, Teil war, auf die Erde gekommen sein? War er der Heilsbringer und der französische König oder gar der Papst der Antichrist? War dies schon ein heiliger Krieg? Friedrich erschrak, ob seiner lasterhaften Phantasien. Morgen werde ich der Gewissheit näherkommen. Morgen werden wir mehr über die Pläne des Kaisers erfahren. Friedrich stand auf und streckte die Hände dem wärmenden Feuer entgegen. Die Wärme umfing sein Gesicht. Motten schwirrten um den lichten Haufen. Einige kamen zu nahe, versengten sich die samtenen Flügel und stürzten in die Flammen, wo sie in die Ewigkeit entschwanden. In Oberitalien war die Machtposition des Kaisers befestigt. Die Reichsrechte wurden von den Städten und der Bevölkerung anerkannt und geachtet. Tatsächlich bewahrheiteten sich Dietrichs Vermutungen über die Eroberungsabsichten des Kaisers. Das nun ansehnliche Heer, welches durch die eingetroffenen Lombarden um mehr als fünfhundert Panzerreiter und dreimal so viele Kriegsknechte verstärkt worden war, wurde nach Monte Fiascone, eine gute Tagesreise nördlich von Rom, verlegt. Sie kamen vorbei an prächtigen Burgen und Städten, deren selbstbewusster Ausdruck von Macht und Reichtum vor heimischem Gestein von goldenen Zinnen und bunten Wimpeln herüberfunkelte.
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