Self Publisher haben nichts gegen Verlage. Mehr als drei Viertel würden einen Verlagsvertrag unterschreiben, wenn die Bedingungen stimmen. Weiter vorn haben wir gesehen, dass nicht das große Geld lockt: Freiheit und Kontrolle sollten drin sein. Das hat sich auch gegenüber 2013 kaum geändert.

Wenn Indie-AutorInnen einen Verlagsvertrag unterschreiben, dann vor allem, um ihr Buch im Buchhandel zu sehen. Gleich danach kommen Reichweite und Marketing des Verlags. Hier gab es binnen Jahresfrist deutliche Verschiebungen: Offenbar wächst mit der Professionalität der Self Publisher auch das Bedürfnis, wirklich alle Kanäle zu bedienen.

Eindeutig wichtigste Plattform für unabhängige AutorInnen ist Amazon. Für die meisten macht der US-Händler den allergrößten Teil des Geschäfts aus. Tolino und iTunes liegen beinahe gleich auf. Die anderen Plattformen spielen noch keine Rolle.

Etwa die Hälfte der Autoren würde eigene Werke auch gern im Ausland anbieten – aber nur, wenn ihnen jemand Übersetzung und Marketing abnimmt. Hier ist offenbar noch Raum für einen professionellen Dienstleiter. In Frage käme zum Beispiel Babelcube – oder aber ein auf Gegenseitigkeit basierendes Modell wie bei den Authorbuddies.

Jetzt wird es ernst: Wie beurteilen die Befragten die großen Dienstleister? Der Fairness halber muss man sagen, dass eigentlich nur für die in der Grafik auf der ersten Seite genannten Anbieter genügend Stimmen zusammengekommen sind. Die Grafik verrät, wie sich diese Stimmen genau verteilen – die beste Note ist die 1 (unten). Im Großen und Ganzen sind sich die User einig. Berechnet man das arithmetische Mittel, liegt Bookrix mit einer Note von 2,14 auf Platz 1. Es folgen Neobooks mit 2,79, Xinxii mit 3,14, epubli mit 3,20 und BoD mit 3,51.

Die Antworten auf Frage 16 hätte ich selbst so nicht vorausgesehen: Der Anteil der Autoren, der das KDP-Select-Programm von Amazon nutzt, ist binnen Jahresfrist von 39 auf 29 Prozent gesunken. Das ist zwar immer noch fast jeder Dritte, doch es scheint den Self Publishern immer wichtiger zu werden, wirklich auf allen Plattformen präsent zu sein. Etwas gestiegen ist auch der Anteil von “Kenne ich nicht” – wer via Distributor veröffentlicht, an dem geht KDP Select wohl vorbei.

Wie sieht es bei den Anbietern gedruckter Bücher aus? Am bekanntesten ist in dieser Kategorie eindeutig BoD, gefolgt von epubli und CreateSpace. Hier haben überhaupt nur vier Anbieter genügend Bewertungen erhalten, um einen Durchschnitt zu berechnen. Dabei liegt Amazons CreateSpace-Service mit einer Note von 2,03 weit vorn. Tredition erreicht eine Bewertung von 2,56, epubli erzielt 3,25 und BoD kommt auf 3,37.

Was ist Self Publishern bei der Auswahl eines Dienstleisters besonders wichtig? Am häufigsten genannt (unterer Bereich in der Grafik) werden Einfachheit, geringe Kosten, die Erreichbarkeit möglichst vieler Plattformen und eine im Angebot inbegriffene ISBN. Ein hohes Honorar, persönliche Betreuung und eine Qualitätskontrolle durch den Anbieter werden nicht so dringend gebraucht.

Self Publishing ist teurer geworden. Das liegt aber wohl nicht an der generellen Preis-Steigerung, sondern am professionelleren Anspruch. Im Mittel geben Self Publisher pro Buch 261 Euro aus. 2013 waren es noch 215 Euro. 17 Prozent der Befragten geben mehr als 500 Euro aus, das ist ein Zuwachs von fünf Prozentpunkten.

Warum Autoren ihr Geld auf diese Weise ausgeben, zeigt Frage 20. Ein Lektorat halten sie für weniger wichtig als Inhalt des Buches, Cover und Klappentext. Marketing und Sichtbarkeit im Shop gehören für die Mehrheit ebenfalls zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren.
Bei der Frage, was Self Publisher NICHT selbst erledigen, ist erneut eine gewisse Professionalisierung erkennbar. In jedem Bereich sind es noch ein paar Prozentpunkte mehr, werden mehr Aufträge an Menschen vergeben, die sich damit auskennen. Lektorat und Korrektorat liegen dabei vorn, aber auch das Cover-Design hat die 40-Prozent-Marke überschritten.
Diese Frage hat einen spannenden Hintergrund. Sie zielt nämlich darauf ab, ob es einen Self-Publishing-Markt neben Amazon gibt. Über drei Viertel aller Indies würde offenbar, wenn die Bedingungen stimmen, auch einen Exklusiv-Vertrag unterzeichnen, wenn das eigene Buch damit garantiert im Buchhandel verfügbar wäre. Das wäre im Grunde ein erfolgversprechendes Konzept für Thalia oder einen anderen großen Player – und wohl das einzige, was man Amazons sehr erfolgreichem KDP Select entgegensetzen könnte.
Ein eBook könnte mehr sein als eine reine Umsetzung eines gedruckten Buchs – aber sehen das auch Autoren so? Die Auswertung zeigt, dass die meisten Elemente (abgesehen vom Inhaltsverzeichnis) für eher unwichtig gehalten werden (je höher die Zahl, desto unwichtiger). Musik und Videos gelten als absolut verzichtbar – was verständlich ist, da kein eReader sie abspielen kann. Werbung ist kontrovers: Etwa ebenso viele Befragte halten sie für sehr wichtig wie für unwichtig.
Wie sich die Befragten selbst bezeichnen, verrät viel über ihr Selbstbild. Auf "Autor/in" können sich die meisten einigen. Indie landet knapp hinter Self Publisher. Sich Schriftsteller/in zu nennen, traut sich nur etwas mehr als ein Viertel. Im Vergleich zu 2013 haben wir einen deutlichen Anstieg der HobbyautorInnen.
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