165. Worin die Attraktivität des Buddhismus begründet sei?
Zum einen der fehlende Oktroi zur gnadenlosen und unerbetenen Nächstenliebe samt kühl kalkuliertem Altruismus, sowie darüber hinaus natürlich die Gelassenheit des heiteren Bauchträgertums. Und am allermeisten wohl die Einsicht, dass man zur Erleuchtung mitunter ein ganzes Leben benötigt.
Dass der Buddhismus deshalb für die Moderne auch quasi die kompatibelste Religion sei, erscheint dagegen nicht überzeugend. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil es schon längst eine Religion der Moderne gibt: das Wesen der Mülltrennung in Deutschland.
166. Ob Pflichterfüllung ein Garant für Erfolg sei?
Durchaus – allerdings nur für diejenigen Menschen, für die Liebe etwas ist, was man zu erledigen hat. Denn wirklichen Erfolg hat man nur, wenn man etwas tut, was man auch liebt. Dementsprechend besteht der größte Erfolg stets darin, dasjenige Leben führen zu können, das man sich zuvor immer schon ersehnt hat.
167. Was von unterwürfigem Gehorsam zu halten sei?
Im Grunde rein gar nichts; verursacht er doch für die Seele eines freiheitsliebenden Menschen in erster Linie nur Schmerz und Schmutz – womöglich bezeichnet man ihn deshalb in einer anderen Sprache auch mit dem Wort Kotau?!
168. Was den Müßiggänger vom gewöhnlichen Faulpelz unterschiede?
Der Faulpelz tut nichts, weil ihn nichts interessiert. Der Müßiggänger hingegen tut sehr wohl etwas – aber nur, wenn es ihn auch interessiert.
169. Ob der Vorgang des Schreibens mit erotischer Liebe vergleichbar sei?
Nicht wenige der schreibenden Zunft bestätigen das nachdrücklich. Wobei der Präzision halber gesagt werden muss, dass der Genuss, den das Schreiben zu vermitteln vermag, vielleicht nicht immer ganz an gewisse erotische Fantasien heranreichen kann – in vielen Fällen jedoch den Genuss der erotischer Realitäten eindeutig übersteigt. Und das nicht nur im Hinblick auf die Zeitdauer des jeweiligen Genusses.
170. Ob man mit dem Positiven Denken zurückhaltend umgehen solle?
Ganz im Gegenteil – sobald es Ihnen gelungen ist, das Negative des Lebens zu erkennen und vor allem auch zu akzeptieren, und daran anschließend Dieses angemessen und einigermaßen erfolgreich integriert haben, ja dann können Sie ohne Umschweife damit beginnen.
171. Was vom Pfadfindermotto der täglichen guten Tat zu halten sei?
Eine mehr als großartige Lebenseinstellung. Und sei es nur, indem man möglichst viele der Tag für Tag in Erwägung gezogenen bösen Taten letztlich doch unterlässt.
172. Ob die Letzten wirklich die Ersten sein werden?
Keine Ahnung, allerdings scheint mir eher, dass die Netten in vielen Fällen die Letzten sind.
173. Ob Ehen aus unterschiedlichen Kulturkreisen funktionieren könnten?
Grundsätzlich schon – hingegen völlig aussichtslos sind nur zwei Arten von Verbindungen:
1 wenn die beiden Partner sehr unterschiedliche Formen des Humors bevorzugen, oder
2 wenn nur einer der beiden Frühaufsteher ist.
174. Ob Humor bei einem Mann wirklich wichtiger sei als Schönheit?
Nun ja, zumindest hat die Gabe des Humors den praktischen Vorteil, dass sie mit zunehmendem Alter nicht unweigerlich schwinden muss.
175. Ob Himmel und Hölle wirklich so dicht beieinander lägen?
Natürlich – und am stärksten tun sie das beim Vergleich von Liebespaaren mit gemeinsamen oder getrennten Wohnungen.
176. Ob man auch ohne Geld ein Mann von Format sein könne?
Völlig ausgeschlossen! Zum Trost sei allerdings gesagt, es müssen nicht unbedingt 50.000 oder noch mehr Euro für ein Auto sein, die man haben sollte. Manchmal reichen auch schon wenige Euro für ein Maniküre Etui, das man für alle Fälle stets mit sich führt (und bei Bedarf vor allem auch benutzt).
177. Ob die Idee der Nächstenliebe naiv sei?
Keinesfalls, es täte ihr nur gut, bzw. besser, wenn sie ein wenig realitätsbezogener modifiziert würde, zum Beispiel so: Liebe die Wahrheit wie dich selbst – und liebe die Höflichkeit wie deinen Nächsten!
178. Weshalb die Eifersucht Ausdruck mangelnden Einsichtsvermögens sei?
Weil der Eifersüchtige offenbar nicht in der Lage ist, Anlass von Ursache zu unterscheiden. Es sei denn, er ist der befremdlichen Ansicht, der eigene Partner/Partnerin nicht in der Lage ist, selber zu entscheiden, was er tun (oder lassen) möchte.
179. Was an der stillen Genugtuung so tröstlich sei?
Dass es scheinbar nur eine einzige Möglichkeit gibt, einen Dilettanten von seinem Irrtum zu überzeugen: indem man ihn nämlich schlicht gewähren lässt.
180. Weshalb so viele Menschen ein eher ambivalentes Verhältnis zur Wahrheit hätten?
Nun, weil die Wahrheit zwar von allen Kostbarkeiten des Lebens eine der größten ist; aber zugleich auch diejenige mit der oftmals geringsten Rendite.
181. Was man dem körperlichen Abbau im Alter entgegnen könne?
Im Prinzip gar nichts, allenfalls kann er etwas verlangsamt werden. Allerdings kann man ihn wunderbar kompensieren – durch das Erblühen lassen der eigenen Seele. Denn während der Körper spätestens nach Ablauf der ersten beiden Lebensjahrzehnte sein Wachstum ein für alle Mal einstellt, tut die Seele dies gerade nicht, sie vermag ein Leben lang zu wachsen – es sei denn, dass der zu ihr gehörende Mensch aus Gründen der Angst es ihr bedauerlicherweise nicht gestattet.
182. Wieso das menschliche Bewusstsein eine demokratische Einrichtung sei?
Weil in ihm die Vernunft ein großes Maß an Respekt genießt; aber die Gefühle die weitaus größere Popularität.
183. Wie eine Welt ohne Moralisierer aussehe könne?
Nun, möglicherweise gäbe es mehr Verbrechen – aber in jedem Fall wären wesentlich weniger Heucheleien und Selbstbetrug in so einer Welt anzutreffen.
184. Das oberste Gebot der Vorsicht im menschlichen Miteinander?
Üben Sie so oft es geht vor allem Nachsicht!
185. Der Wortbruch mit den verheerendsten Auswirkungen?
Zweifelsohne der Bruch eines Wortes, das man sich selbst gegenüber gegeben hatte.
186. Die mächtigste Macht?
Angstfrei zu sein vor allen anderen Mächten – weil man unabhängig von ihnen ist.
187. Warum viele Männer lieber ein Held als ein guter Gatte wären?
Weil es zum Heldenstatus in den meisten Fällen lediglich einer einzigen außergewöhnlichen Tat bedarf. Für den guten Gatten braucht es dagegen oftmals ein ganzes Leben voll gewöhnlicher Taten.
188. Die sicherste Methode für eine wirklich gelungene Überraschung?
Uneigennützige Güte im zwischenmenschlichen Alltagsverkehr.
189. Warum wirklich niemand perfekt sein könne?
Weil selbst für den Fall, dass es einen Menschen gäbe, der über alle erdenklichen edlen Vorzüge verfügen würde, ihm fehlten immer noch die unverzichtbaren Laster, die das geglückte Leben erst abrunden. Die wichtigste Voraussetzung zur Erlangung persönlichen Perfektion ist und bleibt die Einsicht in die unvermeidliche eigene Unvollkommenheit. Von daher durchaus ein Ja zum Perfektionismus – allerdings nur zu einem durchschnittlichen!
190. Ein alltagstaugliches Indiz für aufrichtiges Handeln?
Wenn jemand ganz unbefangen etwas tut, was im Widerspruch zu dem steht, was er zuvor einmal gesagt hat.
191. Wer der sorgloseste Mensch sei?
Derjenige, der sich seine Sorgen selbst wählen kann.
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