143. Welche Fehler am leichtesten zu entschuldigen seien?
Alle, die der Mensch zum ersten Mal macht. Von denen, die er wiederholt nur die, welche man selbst womöglich auch gemacht hätte (also immer noch sehr viele).
144. Das größte vorstellbare Unglück?
Dass die Zyniker& Misanthropen am Ende Recht behielten.
145. Welche Menschen als die edelsten erschienen?
Die mit einem Ebenmaß von Intelligenz & Charakter, welche empfindsame Melancholie & entschlossenen Selbsterhaltungstrieb im Gleichklang schwingen lassen können.
146. Ob luxuriöse Armbanduhren überhaupt einen Reiz hätten?
Unter ästhetischen Aspekten durchaus. Aber die Frage muss erlaubt bleiben: Was taugt der teuerste Chronometer als Statussymbol, wenn man zugleich nur über so wenig des wesentlich Kostbareren verfügt – über die frei verfügbare Lebenszeit …
147. Wie man zugleich den Blick schärfen und das Gemüt gelassen machen könne?
Am einfachsten, indem man sich zwischendurch immer mal wieder die eigene Sterblichkeit vor Augen hält. Es wirkt übrigens auch bei resignativ bedingtem Zynismus.
148. Die eindrucksvollste Leistung Albert Einsteins ?
Die Gabe - notfalls auch ohne ein einziges Wort - demonstrieren zu können, dass ein starker Geist und eine kräftige Zunge nach wie vor die besten Voraussetzungen für einen herausragenden Mann sind.
149. Ob Tränen gesund seien?
Das kommt darauf an: die, welche aus Verzweiflung und/oder Wut vergossen werden eher weniger - die aus ergriffener Dankbarkeit dagegen umso mehr.
150. Welche Eigenschaften letztlich als die bedeutendsten einzustufen seien?
Hingabe & Demut – wobei was Hingabefähigkeit bedeutet, kann man am ehesten von liebenden Menschen lernen (zumindest von Einigen), und die Demut bringt einem am einfachsten ein kleiner Golfball bei.
Zwar gilt der Golfsport hierzulande als elitär, dies ist er aber nur in einer einzigen Hinsicht: nämlich darin, dass es ein Berufssport ist, in dem die Besten es zu Millioneneinnahmen bringen können. Es existieren zwar durchaus noch andere hochprofitable Sportarten – allerdings ist Golf von all diesen die einzige, die dabei problemlos ohne Schiedsrichter auskommt!
Ansonsten lehrt Golf Demut, weil es imstande ist, jedem Spieler ein wirklich tief greifendes Gefühl von Dankbarkeit und Glückseligkeit zu vermitteln. Und das nicht etwa, in jenen Momenten, in denen einem ein guter Abschlag gelungen ist, oder man die vorgegebene Schlagzahl einhalten konnte oder gar ein Turnierspiel gewinnen konnte. Nein, die Demut entsteht schon viel eher und ganz einfach: nämlich immer dann, wenn es einem gelungen ist, einen verschlagenen Ball nach längerer Suche doch noch wieder finden zu können und dabei es zugleich schaffte, all die anderen Belanglosigkeiten des übrigen Lebens darüber völlig vergessen zu können!
Demzufolge kommt kein anderer Sport dem Charakter des menschlichen Daseins näher als die ewige Auseinandersetzung mit diesem unscheinbaren kleinen Ball – lehrt sie doch, dass zum einen nicht unsere Mitmenschen die eigentlichen Gegner sind, sondern letztlich immer nur unsere eigene Unvollkommenheit. Und zum anderen, dass ein eleganter Schwung stets mehr Erfolg bringt als ein angestrengter Schlag!
151. Die vier wichtigsten Benimmregeln im menschlichen Alltagsverkehr?
Von unten aufsteigend wie folgt:
Immer lächeln.
So oft es geht „ Danke “ sagen.
Nur selten sagen, was man über andere wirklich denkt.
Niemals sagen, was man von sich selbst hält.
152. Welche Diätformen der wahren Natur des Menschen am ehesten entsprächen?
Ganz ohne Frage die Trennkost! Sobald Ihnen etwas nicht schmeckt, trennen Sie sich unverzüglich davon. Ansonsten erscheint noch die Mittelmeerdiät empfehlenswert: schwerer Rotwein & fetter Käse!
153. Ob Einzelkinder weniger gern Dinge mit anderen Menschen teilen möchten?
Keineswegs, sie tun es mindestens genauso gern –allerdings verfügen sie im Gegensatz zu vielen Geschwisterkindern über ein ausgeprägteres Differenzierungsvermögen dafür, mit wem sie überhaupt teilen mögen.
154. Welche Formen der menschlichen Stärke die beeindruckendsten seien?
All diejenigen, die es dabei nicht nötig haben, sich als solche in Szene zu setzen.
155. Ob man auch Erfolg haben könne, wenn man Schwächen zeigte?
Durchaus; und nicht nur das: mancher hat überhaupt erst dann Erfolg, wenn er Schwächen zeigt, die er in Wahrheit gar nicht hat.
156. Warum es so schwer fiele, sich zu entschuldigen?
Mehr als das, es ist zumindest für Sprachsensibele im Grunde völlig unmöglich – denn um Entschuldigung kann man nur bitten!
157. Ob die Erotik in der zweiten Lebenshälfte zwangsläufig nachließe?
Überhaupt nicht – sofern man nur bereit ist, den Ort des Geschehens vom Schlafzimmer hauptsächlich in die Küche zu verlagern und dann dort als Stimulus gegebenenfalls ein Kochbuch sowie auf jeden Fall einen Korkenzieher bereithält.
158. Ob man es immer so nehmen solle, wie es gerade komme?
Man muss es sogar; zumindest solange, wie man nicht bereit ist, als Alternative den jeweiligen Verzicht zu ertragen. Wer dazu jedoch in der Lage ist, der wird dann womöglich auch erkennen können, dass ein Scheitern des Idealismus keineswegs bereits gleichbedeutend ist mit der Legitimation der Realität.
159. Ob Agnostiker so etwas wie ein Fundament für ihr Leben vermissten?
Überhaupt nicht, beziehen sie doch Festigkeit und Ruhe noch am ehesten aus dem Wissen über die Unmöglichkeit von vollkommener Sicherheit oder endgültigen Wahrheiten. Denn schließlich gibt es ohne Frage mehr als 1000 gute Gründe, weshalb ein Mensch glauben kann – aber keinen einzigen, weshalb er es genau deswegen auch müsste!
160. Wie wichtig es sei, über Kompetenzen zu verfügen?
Das meiste im Leben – auch wenn man noch so viel Kompetenzsimulation betreibt – ist letztlich vor allem eine Sache der Nerven. Von daher kann man die Bedeutung alles Psychologischen, das heißt das Wissen um das allzu Menschliche, gar nicht hoch genug schätzen.
161. Weshalb echter Humor niemals albern oder lachhaft sei?
Gerade weil derart Vieles im Leben so schlecht, so schrecklich und so ungerecht sein kann, muss man dem selteneren Schönen eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Das Leben mit humoristischer Gelassenheit zu nehmen, obwohl es so viele Enttäuschungen parat hält, das ist die höchste Form von Lebenskunst und Kultiviertheit.
Die zwanghafte und oberflächliche Vergnügungssucht dagegen resultiert aus einem naiven und unkritischen Optimismus infolge von Einfältigkeit oder Verdrängung oder einer Mischung aus beidem.
162. Wie man die meteorologischen Unbilden am ehesten erträgt?
Eine der banalsten und zugleich hilfreichsten Einsichten für das gelungene Seelenheil besteht darin, sich nicht mit Dingen abzumühen, auf die man keinen Einfluss nehmen kann - Ärgern Sie sich daher weder über das Wetter noch über ihren Partner.
163. Ein kleiner Trost für Beziehungsgestörte?
Die Partner kommen, die Partner gehen – Hauptsache die Liebe bleibt.
164. Was vom Ritus des Fastens zu halten sei?
Das ist zunächst einmal sicherlich eine persönliche Entscheidung. Allerdings gibt es nicht Wenige, die da sagen, es wäre für die Gesundheit wesentlich zuträglicher, wenn man moderat aber kontinuierlich einigem von dem nachgeht, was insbesondere die römisch-katholischen Moraltheologen so gerne als Sünde einstuften.
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