Das scheinbar reale Durchleben unserer Geschichten mit all seinen Wahrnehmungen und Empfindungen lassen Erlebnisse zu, die der Schöpfungsurkraft sonst so nicht möglich wären.
Früher oder später werden wir Menschen das Mysterium durchschauen und dabei erfahren, das Unabwendbare zu akzeptieren.
Ich spiele nicht mehr mit
Das Leben spielt an mir vorüber
einem Kinofilme gleich.
Scheint real, fest überzeugend
Und ist doch an Illusionen reich.
Dachte, ich kann alles regeln.
Hab` im Griff das Leben, fest.
Lag ich wohl total daneben.
Schau verzweifelt auf den Rest.
Wo oben ist, da ist auch unten.
Wärme kann nicht ohne Kälte sein.
Erfahren, wie die Gegensätze wirken.
Relativität, des Universums Keim.
Vermessen werden Zeit und Raum
Viele Fragen bleiben offen.
Scheint das alles nur ein Traum?
Wo ist das Maß, was soll ich hoffen?
Mach positiv, das ist der Weg.
Bring uns jeden Wunsch herbei.
Erst mal wird das Gegenteil geliefert,
Denke, bin im falschen Film dabei.
Denken muss ich, ohne Pause.
Ständig tauchen Szenen auf.
Bleibt bislang ganz ungeklärt:
Gedanke Du, wie komm ich drauf?
Gott, das Eine, schuf dies alles:
Schöne und auch schlimme Sachen.
Wär` nicht logisch, nur pervers
würde bestrafen, was es erschaffen?
Was am Ende bleibt ist,
nach dem Sinn zu fragen.
Fühl` ganz beruhigt,
nichts gibt’s zu sagen.
Jede Geschichte, jeder Moment
dieses noch so kleinen Lebens
einzigartig bis in alle Ewigkeit
fest geprägt, nichts war vergebens.
Stell mir vor, nur eine Frage,
kurz, bevor der Vorhang fällt:
„Möcht` ich, dass es nie gewesen,
trotz des Leidens, so viel Schönheit dieser Welt? „
Ein halbes Jahrhundert, reich an Geschichten, hat sich in meinem Gedächtnis aufgezeichnet. Geschichten, die alle Facetten der Emotionsskala zum Vorschein, ja zum Klingen brachten. Von Liebe und Hass. Von Wundern und Grausamkeiten. Von Überschwang und Langeweile.
Ich bin dankbar dafür. Dankbar für jeden einzelnen Moment meines Lebens, der es mir ermöglichte, es zu erleben.
All jene Geschichten, die sich da vor meinen Augen abspielten, waren nicht meine Geschichten. Ich habe sie nicht ausgewählt. Meine äußere Erscheinung, meinen Charakter, mein Wesen, den Ort meiner Geburt. Die Familie, in der ich aufwuchs. Meine DNA . Ich habe keine Erinnerung daran, mir all das ausgesucht zu haben.
Ganz zu schweigen von Krankheiten, Unfällen und Schicksalsschlägen. Kein gesunder Menschenverstand trifft eine solche Wahl.
„ Leben ist das, was passiert, während Du dabei bist, andere Pläne zu schmieden.“
John Lennon
Das Leben spielt an mir vorüber einem Kinofilme gleich.
Und ich habe nicht die geringste Chance, etwas daran zu ändern. Ich fühle mich als Akteur und bin dennoch nur Beobachter. Die Geschichten reihen sich aneinander und entstehen und vergehen. Alles so, wie es sein soll. Ich kann nichts daran ändern. Die eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen suggerieren mir einen freien Willen. Doch das ist Illusion . Es gehört zum universellen Konzept. Das Begreifen dieser Tatsachen kann irritieren, verärgern und schockieren. Lebenslange Bemühungen werden in Frage gestellt. Aber die Akzeptanz des Unabwendbaren, das Verstehen der universellen Gesetze kann das eigene Leben erleichtern und vereinfachen, Qualen und Belastungen können sich abschwächen oder ein Ende finden.
Ich fühle mich als Schauspieler in meinem eigenen Film. Ich kreiere die nächsten Szenen. Meistens kommt es anders. Ich kenne das Drehbuch nicht. Ich versuche, Gedanken und Handlungen meiner eigenen Logik folgen zu lassen. Ich genieße es, wenn es gut läuft. Ich verfluche es, wenn nicht. Mal mehr, mal weniger. Ich kann mich nicht daran erinnern, mir meine Filmsequenzen ausgesucht zu haben. Ich kann nichts dafür. Es ist wie es ist, und es kommt, wie es kommt. Bis es aufhört.
Meine Mutter hat immer gesagt: „Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel. Man weiß nie, was man als Nächstes bekommt.“
Aus „Forrest Gump“
Der Kurs des Lebens gleicht einer Zickzacklinie, scheint manchmal Kreise zu beschreiben und findet oft nicht unsere Zustimmung. Wir sind Passagiere auf einem Schiff, dessen Kapitän offensichtlich verrückt ist. Wir würden gern die Route festlegen und höchstpersönlich das Steuer in die Hand nehmen – aber wir sind und bleiben Passagiere, auch wenn wir an allem kräftig drehen, was nach einem Ruder aussieht.
Hans Kruppa
Das menschliche Leben folgt einem Pfad, der in seiner Grundstruktur klar definiert und damit vorbestimmt ist. Wer oder was es definiert, ist nicht bekannt. Die Frage, wann es festgelegt wird, erübrigt sich unter der Tatsache, dass Zeit nur ein illusorisches Vehikel unseres Verstandes ist, um erlebbare Geschichten sinnvoll aneinander zu ordnen. Dieser Pfad, dem wir uns nicht entziehen können, enthält unsere Lebensgeschichte. Er ist vorbestimmt.
Alles kommt, wie es kommen soll – hab Geduld und Vertrauen und alles wird sich weisen.
Silvia Petritsch
Das Strickmuster des menschlichen Alltages
Es besteht aus einem permanenten Kreislauf von
Wahrnehmung, Beurteilung, Entscheidung und Erwartung.
Täglich aufs Neue nehmeich Dinge und Situationen wahr. Ein gedanklicher Automatismus lässt mich Geschehnisse bewerten. Ich entscheidemich darauffolgend für eine Richtung, um im Weiteren die mir passendste Reaktion zu erwarten. Die erhalte ich dann auch. Ich erfahre sie durch meine Wahrnehmungund sofort beurteileich das neu Erhaltene, um wiederum eine Entscheidungfür eine mir passendere Richtung zu fällen. Wiederum trete ich in Erwartungshaltung. Meine Wahrnehmungwird neue Ereignisse empfangen. Weil ich mit dem, was ich erhielt, nicht zufrieden bin oder das Passende noch nicht gut genug erscheint, entscheideich mich erneut für eine weitere Strategie oder vielleicht auch eine Vorliebe. Auch Nichtstun hat Konsequenzen. In Erwartungder mir förderlichen neuen Lebenssituation vernehmeich das neue Ergebnis. Nach einer weiteren Beurteilungfolgt die Entscheidung zum Tun und mündet zusammen mit der Erwartungshaltungin der Wahrnehmungdes neuen Ergebnisses. So folgt eine Geschichte der anderen. Und so werde ich täglich aufs Neue gegrüßt, und das nicht nur vom Murmeltier. Das Strickmuster des menschlichen Alltages.
Das, was ich wahrnehme, ist nicht immer das, was ich mir wünsche. Und ich kann, so oft ich möchte, beurteilen und entscheiden. Ich werde nicht immer das wahrnehmen können, was ich gerne hätte. Ich kann mein Leben nicht in meinem Sinne gestalten, auch wenn es manchmal danach aussieht. Ich reagiere immer nur auf Vergangenes mit meiner eigenen Logik.
Würde ich jedes meiner Ziele auf direktem Wege erreichen, wäre ich in relativ kurzer Zeit fertig damit. Die Menge an Möglichkeiten ist begrenzt. Immer öfter tritt Gewohnheit an die Stelle des Interesses. Alsbald ist eine absolute Sättigung erreicht.
Mit einem freien Willen könnte jeder Wunsch direkt in Erscheinung treten. Leider funktioniert das nicht. Ich muss einsehen, dass ich keinen freien Willen habe.
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