Das führt zu der Frage, warum in einer Umfrage vom Sommer 2011 zu den Ängsten der Deutschen schon an zweiter Stelle die Naturkatastrophen genannt wurden. Haben wir hier schon die Hurricanes, Vulkanausbrüche und Tsunamis, deren Bedrohungspotential bestimmten Gruppierungen sehr stark nützt? Oder sind die "Naturkatastrophen" in die deutschen Hirne nur hineingelockt worden? Es ist schon erstaunlich, dass eine weit realere Gefahr, erst an 7. Stelle genannt wurde. Nämlich eine Verschlechterung der Wirtschaftslage mit nachfolgender Erhöhung der Arbeitslosigkeit erhöhen könnte, wenn politisch falsche Weichen gestellt werden.
Es gibt eine Unzahl von anderen Beispielen. Nicht ohne Grund hat der englische Premierminister Churchill schon vor 70 Jahren gesagt, dass er keiner Statistik glaubt, die er nicht selbst gefälscht hat. Vermuten lässt sich manches, doch es zu beweisen, dürfte wegen des Riesenaufwandes kaum durchführbar sein. Darauf bauen die Fälscher.
Vor einer TV-Sendung zum A44-Bau in Hessisch-Lichtenau im Dez. 2010 haben sich 120.000 Menschen geäußert. Davon sollen angeblich 63 % für mehr Naturschutz und GEGEN den Autobahnbau gestimmt haben. Hoch interessant! Aber was sagt die bloße Zahl, wenn man nicht weiß, wo diese Leute wohnhaft sind, wieviel sie von der Autobahnplanung wussten usw. Nur ihre politische Grundeinstellung und Voreingenommenheit kann man sich denken. Aber für wen ist das relevant? Nach der TV-Sendung waren dann nur noch 25 % der Zuschauer gegen den Autobahnbau und 75 % dafür.
Welch ein aufsehenerregendes Ergebnis! Aber ob man die beiden Ergebnisse ohne nähere Kenntnis der Datenbasis, Art der Fragestellungen, Auswertungsmethodik usw. wirklich vergleichen kann? Unabhängig davon ist es ohnehin unglaubwürdig, dass nur drei Viertel der Bevölkerung den Bau der A44 wichtiger fanden als den Schutz der Kammmolche. Mehr nicht? Ob den Molchliebhabern auch bekannt war, dass der Amphibienschutz sowieso schon bis zum Exzeß betrieben worden ist? Und dass die betroffenen Bürger durch die vorgeschobenen Umweltprobleme auf ihre Verkehrsentlastung immer noch warten müssen? Vieles sieht hier nicht nach einem objektiven Umgang mit dem Thema aus.
Panikmache
Manche Leserbriefe zeigen eine nicht geringe Angst vor den Schrecknissen für unseren Raum infolge des Autobahnbaus. Der Durchschnittsleser hat den Eindruck, dass dem von Behördenseite zu wenig oder gar nicht entgegengetreten wird. Es gibt viele Beispiele dafür, dass von Pseudoexperten Fakten gefälscht oder gar frei erfunden wurden, um die Denkrichtungen der Leser in die Irre zu lenken. Die völlig verbohrten Fanatiker scheuen sich auch nicht davor, ihre Hypothesen, die mehr sowas wie Aberglauben sind, auch dann verbissen weiter zu verteidigen, wenn sie längst entzaubert und widerlegt sind. Die Autobahngegner haben es verstanden, derartig heftig und lange auf die labilen und daran oft wenig Interessierten einzudreschen, dass deren Geist irgendwann den Widerstand gegen die Einpeitscher aufgab. Dadurch wurde die Gemeinde derer, die bei technischen Sachverhalten wie die Blinden von der Farbe reden, ständig größer.
Wie, nichts gemerkt davon? Das liegt daran, dass unsere Agitatoren nicht so grimmig wie der Terminator oder der dicke grüne Hulk herumlaufen. Auch nicht wie Elitepolizisten in martialischen Uniformen oder wie finster drein blickende Geheimagenten mit Schlapphüten. Viel mehr sind es ganz harmlos und oft auch richtig nett erscheinende Menschen. Darunter Mitglieder von Umweltverbänden, denen im Ursprung das Lebensrecht der Grashalme und Mücken tatsächlich am Herzen liegt oder lag.
Soweit sie wirklich solche Gutmenschen sind, ist deren Wirken aller Ehren wert. Leider gibt es unter den selbsternannten Gutmenschen auch viele, die eigentlich gar keine sind. Nicht wenige Propagandisten versuchen abstruse Ideologien in der Welt zu verbreiten, obwohl sie sich erst auf den zweiten Blick „gemeinnützig“ anhören. In der verbleibenden Quintessenz schaden sie unserer zukünftigen Entwicklung vielfach mehr, als sie nützen. Zudem sind auch viele selbsternannte Schulmeister dabei, die bei den noch kritiklosen kleinen Schutzbefohlenen ganz bestimmte Keime legen. Diese Saat geht dann später manchmal wie Unkraut auf.
Außerdem findet man unter diesen neuzeitlichen Propagandahelfern recht sonderbar argumentierende Leserbriefschreiber. Darunter total verblendete Ideologen und auch naive Naturapostel, die selbst extrem einseitig und nicht selten sogar grundfalsch informiert sind. Sie schaffen es aber, trotz der Begrenzung eines Leserbriefes auf wenige Zeilen, ihre Gedankengespinste in epischer Breite und mit unzähligen Wiederholungen immer wieder unters Volk zu bringen. Dies wird dadurch erreicht, dass sie in ihrer schieren Überzahl und großen Schreibfreudigkeit einen breiten Raum in den Zeitungen förmlich pachten konnten.
Währenddessen bekommt ein Leserbriefschreiber mit einer Meinungsäußerung pro A44 und gegen den Mainstream kaum das allernötigste unter. Wegen der Kürze müssen dessen Texte zwangsläufig ohne Hintergrundinformation und die Benennung der notwendigsten Bezüge auskommen. Das macht sie leichter angreifbar und könnte damit unter Umständen sogar so entstellt werden, dass es kontraproduktiv wirkt.
Das Thema Klima ist dafür ein ganz typisches Beispiel. Bürgern und auch Politikern wird stets eingeredet, dass die Klimafragen ausschließlich von Wissenschaftlern beurteilt werden könnten und außenstehende Nichtakademiker das nicht verstehen können. Das wäre vielleicht nachvollziehbar, wenn man es nur auf die komplexen chemischen und physikalischen Zusammenhänge reduzierte. Zumal einiges davon durchaus auch unter Doktoren und Professoren umstritten ist.
Aber diese Feinheiten sind nicht das Entscheidende. Den Katastrophentheoretikern scheint es vielmehr darum zu gehen, bei möglichst vielen Entscheidungsträgern den gesunden Menschenverstand auszuschalten, um ihnen dafür die eigenen abstrusen Theorien einzupflanzen. Leider lassen sich davon auch manche Politiker überrumpeln, die oft „nur“ gutgläubige Pfarrer, belehrte Lehrer oder sich sozial gebende Sozialarbeiter sind. Sie sind allzu leicht beeinflussbar, weil sie sich insgeheim selbst als fachfremd einschätzen. Das ist einerseits verständlich, denn nicht alle Abgeordnete können für alles selbst Fachleute sein, andererseits sollten sie dann aber auch nicht so tun, als wären sie Allroundgenies. So wie Doktor Allwissend.
Zusätzlichen Sachverstand einkaufen?
Trotz aller Informationsflut, die uns erreicht, haben wir zuwenig neutrale, ungefärbte Infos auf die wir uns verlassen können. Das gilt auch für die Regierung. Daraus erwächst ein Gutachterunwesen ungeahnten Ausmaßes. Genau dieses reitet unsere Regierungen oft erst richtig in die Bredoullie. Denn vieles von dem, das die Gutachter als Problemlösung auf den Tisch legen, ist im eigentlichen Wortsinn gar keine. Eher ist es ein Teil des Problems, oder ein altes Problem in neuen Gewändern. Die Bundesregierung gibt für externe Berater alljährlich riesige Beträge aus. Eruiert werden konnte, dass "die rotgrüne Bundesregierung allein von 1998 bis 2003 fast 190 Millionen Euro für Berater verpulvert" hat. Und das können nur die bekannt gewordenen Honorare sein. Da kommt noch eine Dunkelziffer hinzu.
Unter anderem werden riesige Beträge auch für diverse Gutachten zu Planungen von großen Bauprojekten ausgegeben. Dabei geht aber der weit überragende Löwenanteil für naturschutzfachliche Gutachten drauf. Neben den "Beratungen" sind die Umweltuntersuchungen vollständig nur von externen Büros erstellt worden. Unter Leitung behördlicher Umweltplaner. Bei Großprojekten kommt noch als Negativum hinzu, dass sich Verwaltungen in eine große Abhängigkeit von den tief eingearbeiteten externen Beratern begeben haben.
Die technische Planung, also das was der Bürger üblicherweise unter "Straßenplanung" versteht, ist hingegen größtenteils in den Behörden selbst erstellt worden. Vergeben wurde davon nur ein kleiner Bruchteil.
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