Die beiden Fuhrmänner hatten gerade das Erfurter Tor passiert. Sie waren sich einig, dem Tuchmacher und dem Kistner noch heute ihre Gewinne am Verkauf der Waren zu überbringen. Danach wollten sie nach Hause fahren.
Sie bogen an der Blasienkirche rechts ab, fuhren in die Linsengasse und hielten vor der Heimstatt des Kistners, der eben durch die Haustür nach draußen trat.
»Hallo Meister Gerald, wir kommen gerade aus Salza zurück. Du wirst zufrieden sein.«
Der dicke Georg sprang vom Kutschbock, klopfte dem Kistner auf die Schulter und folgte ihm in die Werkstatt.
Der dünne Georg blieb so lange bei den Pferden. Seine Gedanken schweiften abermals ab. Er würde am morgigen Tag mit Meister Mombert sprechen, dem besten Zimmermann am Ort. Die groben Pläne für den Hausumbau hatte er schon aufgezeichnet. Griseldis hatte ihm angeboten, während der Bauarbeiten bei ihnen zu wohnen. Es würde wohl für eine Weile recht beengt werden. Die Skizzen für den Kachelofen hatte er in der Innentasche seines Umhanges. Der Ofenbauer hatte ihm Ratschläge gegeben, die er mit dem Zimmermeister besprechen würde.
Der dicke Georg trat aus der Werkstatt und kam grinsend auf ihn zu.
»Meister Gerald war großzügig und hat uns einen Schilling mehr bezahlt als abgesprochen. Er meinte auch, dass er sehr zufrieden sei und in Zukunft häufiger mit Fuhraufträgen zu uns kommen würde.«
Die beiden Männer kletterten wieder auf den Kutschbock und fuhren in Richtung Wahlgasse. Von hier aus bogen sie nach rechts ein, um schließlich in die Marktgasse zu gelangen.
Der Tuchmacher war gerade dabei, seinen ältesten Sohn zu tadeln. Michi blickte betreten auf die Füße und ließ die Schelte über sich ergehen. Wer weiß, was er diesmal wieder angestellt hatte, dachte der dünne Georg.
Beim letzten Streich hatte er der Nachbarswitwe Hundehaufen vor die Tür gelegt. Sein Pech war, dass er dabei beobachtet worden war. Die Tracht Prügel, die er deswegen von seinem Vater bezogen hatte, hatte dafür gesorgt, dass er tagelang nicht sitzen konnte. Die Witwe Lina war eine der besten Kundinnen des Tuchmachermeisters. Der Junge hatte sich bei ihr in aller Form entschuldigen und zwei Tage für sie arbeiten müssen.
Sie hatte ihren kleinen Knecht die beiden Tage von einem Dienst zum nächsten gescheucht. Am Abend des zweiten Tages jedoch hatte sie dem reuigen Burschen lächelnd gedankt und ihm einen halben Pfennig und eine große duftende Fleischpastete zugesteckt. Damit hatte sie sein Herz gewonnen und Michi übernahm immer wieder kleinere Aufträge für sie.
»Gott zum Gruß, Meister Michel.« Abermals verschwand der dicke Georg mit ihrem Kunden in dessen Haus.
Michi hatte die Gunst der Stunde genutzt und sich aus dem Staub gemacht. Kurze Zeit später traten die beiden Männer aus Meister Michels Heim.
»Wie macht sich denn meine Lena?«, wollte der Tuchmachermeister wissen.
»Ich kann es dir nicht sagen. Als sie ihre Stelle antrat, sind wir nach Salza aufgebrochen. Aber ich bin mir sicher, dass sie Agnes gute Dienste geleistet hat.«
Im gleichen Moment kam Lena die Marktgasse heruntergelaufen. Sie begrüßte die Fuhrleute höflich und verschwand in ihrem Elternhaus.
Die beiden Georgs verabschiedeten sich und machten sich auf den Weg nach Hause.
»Heute Abend gibt’s einiges zu feiern. Meister Michel hat angeboten, uns für alle seine Aufträge mit dem Transport zu beauftragen. Dafür zahlt er sehr gut. Auch er hat noch einen Schilling zusätzlich gegeben, als eigentlich vereinbart war. Das war ein gutes Geschäft. Sollten die Dinge weiter so laufen, werde ich wohl ebenso einen dieser neuartigen Öfen kaufen. Meine Frau soll keinen Winter mehr im Keller wohnen müssen. Ich wäre froh, wenn wir nie wieder Angst haben müssten, mit dem offenen Herdfeuer das Haus anzuzünden.«
Entschlossen lenkte der dicke Georg das Fuhrwerk in Richtung Holzgasse.
Dort angekommen spannten sie die Pferde aus und gaben beiden eine zusätzliche Portion Hafer. Griseldis hatte ihren Mann und ihren Bruder mit je einem Becher Dünnbier im Stall begrüßt und ihnen mitgeteilt, dass sie gemeinsam im Hause des dünnen Georg zu Abend essen würden.
Die beiden Fuhrmänner klopften sich den Staub von den Kleidern und wuschen sich die Hände und Gesichter am Brunnen hinter dem Stall.
Gemeinsam traten sie in die Wohnkammer. Der dünne Fuhrmann begrüßte seine Frau mit einem langen Kuss und betrachtete sie stirnrunzelnd. Sie sah müde aus. Aber trotzdem konnte man ihr die Freude über seine Rückkehr deutlich ansehen.
Agnes hatte den Tisch gedeckt und Griseldis nahm die Haferkuchen aus der Pfanne. Der dünne Georg löste die Hühner vom Spieß und zerteilte sie vorsichtig. Sie dufteten köstlich. Sein Schwager, der nach nebenan gelaufen war, kam mit einem großen Krug Wein zurück.
»Der ist für besondere Gelegenheiten. Wir haben zu feiern und da darf ein guter Tropfen nicht fehlen.«
Er setzte sich zu den anderen an den Tisch und goss den Rotwein in die Becher. Gemeinsam stießen sie auf die Zukunft an.
Sie unterhielten sich bis in die Nacht hinein und schmiedeten Pläne zum Ausbau des Hauses. Sie ließen sich die leckeren Brathühner und die Haferpfannkuchen schmecken und genossen den Abend.
Zwischendurch waren die Frauen in die Schlafkammer gegangen, um die Kinder zu versorgen. Nachdem Agnes die beiden gestillt hatte, kehrten die sie mit den Neugeborenen in die Wohnkammer zurück.
»Hier ist jemand, der seinen Vater begrüßen möchte.«
Georg nahm seinen Sohn auf den Arm. Griseldis setzte sich mit der kleinen Antonia neben ihren Mann. Er streichelte dem Mädchen über den Kopf. Sie schloss die Augen und zog Grimassen. Der dicke Georg hatte sichtlich Freude daran.
Nachdem die Säuglinge eingeschlafen waren, legten die Frauen die beiden wieder nebeneinander in die Wiege.
Als sie zurück in die Wohnkammer kamen, diskutierten die Männer eifrig darüber, wie man beim Einbau des neuen Ofens am besten vorgehen sollte.
Agnes war völlig sprachlos gewesen, als ihr Gatte ihr davon erzählt hatte. Wortlos war sie aufgestanden, hatte ihn lange umarmt und vor Freude geweint. Gerührt hatte Griseldis diese Szene mit angesehen und in dem Moment stand auch der Entschluss des dicken Georg fest, solch einen Ofen anzuschaffen.
Als er das verkündete, tat es Griseldis ihrer Schwägerin nach und weinte dicke Freudentränen. Von derartigen Annehmlichkeiten hatte sie nie zu träumen gewagt.
Der Abend war schon weit fortgeschritten. Die Frauen hatten den Tisch abgeräumt und das Geschirr gewaschen. Als der letzte Tropfen des wunderbaren Rotweins getrunken war, verabschiedeten sich Griseldis und ihr Mann. Sie gingen Arm in Arm nach nebenan.
Dort angekommen zündete sie ein Talglicht an und stellte es in die Schlafkammer. Sie war durch den schweren Wein leicht angetrunken.
Georg hatte die Kleider schon bis auf das Untergewand abgelegt und lag seine Frau beobachtend im Ehebett. Auffallend langsam begann Griseldis ihre Kleider abzulegen bis sie vollständig nackt war. Sie entflocht die rotblonden Haare und kämmte die Locken mit einem Holzkamm. Dann goss sie Wasser aus einem Krug in die Waschschüssel und wusch sich von Kopf bis Fuß. Für ihre Brüste ließ sie sich besonders viel Zeit. Georg, der verblüfft und mit glasigen Augen zu seiner Frau schaute, begriff nicht, was denn jetzt hier vor sich ging.
Er entkleidete sich nun auch vollständig und sein Körper reagierte bereits heftig beim bloßen Anblick seiner Frau. Griseldis heftete ihren Blick auf das aufgerichtet Glied ihres Mannes und ging zu ihm hinüber.
Sie drückte ihn auf die Bettstatt und begann ihn zu küssen. Von seinem Keuchen angefeuert massierte sie sein Geschlecht. Georg streichelte den Körper seiner Frau und küsste jeden Zoll ihrer wundervoll weichen Haut.
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