1 ...7 8 9 11 12 13 ...22 Das „Wissen um die Zusammenhänge mit dem Jenseits“ ist nach Nowotny die „Grundlage für eine gesunde Lebensauffassung und Erziehung“ im Diesseits. Das Wissen um „den Einfluss des Außerirdischen auf die materielle Welt trägt wesentlich zur Höherentwicklung der Menschheit bei und hilft auch bei der Suche nach den Ursachen vieler psychischer Leiden“. 49
Leider wird dieses Wissen nach Nowotny durch die Kirchen verdunkelt bzw. verfälscht: „Die Konfessionen begehen einen großen Irrtum, da sie den Menschen zu einer jeweils einzigartigen Anschauung, zu einem Glauben zwingen, der niemals und in keiner Konfession die Wahrheit bedeutet.“ Selbst solche „Geistliche und Nonnen, Prediger etc.“, die „sich schon ein selbstständiges Urteil … gebildet haben, … haben alle nicht den Mut, ihre eigene Meinung zu sagen, gegen die Irrtümer der Kirche offen aufzutreten … Wer aber mit aller Kraft zu kämpfen bereit ist, wird von den Behörden der kirchlichen Organisationen allsogleich unterdrückt und abgeschafft“. 50
Doch ist nach Nowotny „die Mehrzahl“ der Geistlichen „von der Richtigkeit ihrer Vorstellungen so überzeugt, dass sie gar nicht daran denkt, in irgendeiner Weise Kritik zu üben oder die ihnen eingefleischten Lehrsätze zu prüfen. In geradezu kindlichem Glauben, unselbstständig und – ich möchte sagen – aus großer Bequemlichkeit, huldigen sie widerspruchslos allem, was von ihnen verlangt wird. Man kommt ja so am unangefochtensten zur Vollendung im kirchlichen Sinne. Man glaubt, eine reine Seele zu haben, weil man in keine Gefahr kommt, sie zu schädigen. Das ist nicht der Sinn und Zweck des Lebens. Ernsthafte Geistliche, denen jedoch der erweiterte Horizont fehlt, weil sie eben von Kindesbeinen an schon in der kirchlichen Atmosphäre gelebt haben, steigern sich mit vollster Überzeugung in die Glaubenslehren hinein, bilden sich dementsprechend ihre Vorstellungen von Gott, Christus und dem heiligen Geist und sind überzeugt, dass es eine Hölle gibt, vor der zu bewahren ihre große Aufgabe ist“. Diese „kirchliche Auffassung ist weit entfernt von der Wahrheit“. 5 1
Es gibt nach Nowotny deshalb sogar noch im Jenseits einige „verhältnismäßig hochstehende Geister“, die „immer noch im Irrtum“ der kirchlichen Dogmatik verharren „und, durch ihren Fanatismus gezwungen, von der irdischen Auffassung nicht loskommen“. Wenn solche Geister „mediale Mitteilungen“ machen, geschieht das zum Schaden der Irdischen! 52
Es muss eben „bedacht werden, dass nicht jeder, der herüberkommt, gewillt ist und die Kraft aufbringt, alle Vorurteile und eingefleischten Glaubenssätze einfach über Bord zu werfen und … bescheiden von vom anzufangen … In materieller Lebensauffassung verfangen, wollen viele ihren Rang nicht ablegen, den sie im Irdischen eingenommen haben. Höhere und höchste Priester, ja auch Päpste, bleiben daher oft darauf beharrlich stehen, und ihre Äußerungen sind dann noch den irdischen Glaubenslehren angepasst oder sogar identisch. In ihrer Verbohrtheit sehen sie nicht nach oben, wollen die Wahrheit nicht erkennen und beharren auf allem, was sie ihrer Meinung nach als richtig erkannt haben“. Es kann deshalb im Jenseits „ein kleiner Geistlicher weit höher stehen als ein großer Kirchenfürst“, wenn ersterer die kirchlichen Lehren über den strafenden Gott und die Hölle, die er im Diesseits predigte, als Irrtum eher erkennt als die Kirchenfürsten. 53
Zwar „reift im Jenseits die Erkenntnis viel leichter als auf der materiellen Welt“ 54, aber auch dort drüben ist der (irdische) Glaube noch nicht gänzlich und automatisch zugunsten des Wissen verschwunden. Es gibt auch im Jenseits immer höhere Stufen des Wissens und der Einsicht. Je höher die Stufe der Vervollkommnung eines Jenseitigen, um so umfangreicher und tiefer geworden ist sein Wissen um die großen Seins- und Sinnfragen und umso kleiner ist dann der noch übrig gebliebene Bereich seines Glaubens, bis dieser im „letzten Himmel“ gänzlich verschwindet, d.h. dem allumfassenden Wissen Platz macht.
Mediale Mitteilungen aus dem Jenseits sind deshalb mit Vorsicht zu behandeln. Denn wenn diese Mitteilungen aus niedrigeren, dunkleren Schichten des Jenseits stammen, stellen sie keine reine Übermittlung von Wissen dar, sondern noch immer eine Mischung aus Glauben und Wissen. Nowotny will „in diesem Zusammenhang nur betonen, dass auch religiöse Mitteilungen nicht immer von hohen Geistwesen vermittelt werden und dass sie nicht unterscheiden zwischen Glauben und Wahrheit“. „Mitteilungen aus dem Jenseits“ sollten aber „nicht auf Glauben, sondern nur auf Wissen aufgebaut sein“. 55Aber auch niedere Geister werden ja dort drüben von niemandem daran gehindert, sich eines Mediums zu bedienen und unverantwortliche Mitteilungen an die Diesseitigen zu machen.
lm Jenseits fallt natürlich die »Unterscheidung der Geister« leichter. Es gibt dort nach Nowotny „ein untrügliches Zeichen“, um die „Verkehrtheit“ einer falschen Einstellung zu erkennen: die „Ausstrahlung“ der Jenseitigen. Die Irdischen „aber nehmen ihre Mitteilungen als das einzig Wahre auf, ohne zu bedenken, dass keines dieser Geistwesen in der Lage ist, … in höchste Sphären Einblick zu gewinnen. Was sie mitteilen, ist auch nur Glaube und Nichtwissen“. Auch Nowotny selbst bekennt bescheiden von sich und gleichgesinnten, auf einer ähnlichen Stufe wie er stehenden Jenseitigen: „Wir haben noch nicht die Höhe erreicht und können noch nicht so hoch sehen, dass wir erkennen könnten, wo … die letzte Wahrheit – und dazu gehört der letzte Himmel, wenn ich es so nennen darf – ist … Die menschliche Existenz und das Jenseits, von dem wir bestenfalls zu sprechen in der Lage sind, sind so winzig klein und unbedeutend, dass es eine Anmaßung wäre, von allerhöchsten Wesen und Sphären … eine Gestalt zu wählen oder vorzustellen, die im Irdischen einen Vergleich zuließe.“ 56
„Umlernen“, Fehler ablegen heiß also die Devise, wenn man nach dem Tod in jenseitige Sphären übergeht. Als Beispiel erwähnt Dr. Nowotny seinen „Freund Viktor“, der „in seinem irdischen Dasein Geistlicher gewesen“ sei. „Er ist vor mehr als 20 Jahren herübergekommen, nachdem er im Leben ernst und mit voller Überzeugung der Kirche gedient hatte. Er war ein sehr fortgeschrittener Geist, aber durch Milieu und Erziehung irregeführt. Er hat nun Zeugnis darüber abgelegt, wie qualvoll die Zeit des Umlernens für ihn gewesen sei, die Erkenntnis, dass er auf einem falschen Weg gewandelt war. Man kann sich das ein wenig vorstellen, wenn man zum Vergleich einen Idealisten im irdischen Dasein nimmt, der zu der Überzeugung gebracht wird, dass das, was er sich zum Ideal erkoren hat, weit davon entfernt oder sogar das Gegenteil ist.“ 57
Es ist eben ein Vorurteil der Irdischen, die an ein Jenseits glauben, wenn sie annehmen, dass der Mensch „schon mit dem Abschied von der Erde ein reiner und wissender oder sogar allwissender Geist ist. Der Mensch neigt dazu, anzunehmen, dass der irdische Tod an sich als Sühne wirkt und alle bösen Taten und Eigenschaften mit dem Ende des Lebens ausgelöscht sind. Das ist ein großer Irrtum“. In Wirklichkeit „geht der Mensch mit all seinen Irrtümern und Fehlern hinüber“. Und er muss auch im Jenseits erst einmal „seine Irrtümer einsehen“ und sie dann „bekämpfen“. Es ist ganz entschieden wichtig, festzuhalten, „dass der Mensch durch seinen Abschied von der materiellen Welt noch lange nicht besser ist als er bis zu seinem Abschied war. Darum ist es ein Irrtum, wenn man glaubt, dass man von solchen Geistwesen nur Gutes lernen kann, wenngleich sie im Leben nichts davon geäußert und bewiesen haben“. 58
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