Diese Blindheit des Egos schadet den Betroffenen, genauso wie dem gesamten Gemeinwohl. Sie belastet die Einzelnen und ebenso das System. In besonderer Weise aber fällt der Schaden immer auch auf den Verursacher zurück. Dessen unbewusstes Verhalten erzeugt ein unerfülltes, unreines Wesen. Sämtlicher Reichtum, alle Macht und Privilegien, die sich dadurch erschleichen lassen, können dies nie kompensieren.
Lass dich von der zur Schau gestellten, scheinbaren Größe nicht beeindrucken, von den materiellen Reichtümern nicht blenden. Nur wer im eigenen Wesen wächst, sich nicht verfängt in Verführung und Täuschung, wählt den bedeutsamen Weg. Wer es indes versäumt, Verantwortung zu tragen durch bewusstes Handeln, nur größtmöglichen Gewinn und den eigenen Vorteil im Sinn hat, belädt sich mit schweren Bürden.
Manch einfache Frau oder besitzlose Mann hat mit Hingabe und Liebe im Leben mehr bewirkt und erreicht, unscheinbar und leise, als angesehene Persönlichkeiten, die sich in den Mittelpunkt drängen und für unentbehrlich halten. In Stillen sind sie Wahrheit begegnet, während die Anderen sich in Hochmut und Eitelkeit verloren haben. Nur aufs eigene Wohl bedacht hat es noch keiner geschafft, dass ihn sein Leben wahrhaft glücklich macht. Sei dir bewusst, dass der Wert eines erfüllten Daseins nicht darin liegt, was man äußerlich erkämpfen und für sich herausschlagen kann, sondern was man im inneren Wesen erlangt.
Die Entwicklung von Bewusstsein bleibt in den Energien immer präsent und mit dem Selbst verbunden. Die daraus resultierenden Schwingungen übersteigen den Wert von allem Gold im Universum und werden auch dann noch vorhanden sein, wenn alle großen Namen und ihre kostbaren irdischen Hinterlassenschaften längst vergessen und vergangen sind.
Nebst allen Fortschritten, die durch intellektuelles Wissen erzielt werden konnte, sind Erkenntnisse über die wahren Werte und die Bedeutsamkeit des Lebens nicht annähernd im gleichen Maß erfahren worden. Vielmehr gerieten diese aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen hin zum global-kapitalistischen Machtsystem noch stärker in Vergessenheit, weil die Fixierung auf materielle Belange weiter zugenommen hat. Die diesbezüglichen Ursachen sind nicht nur Ignoranz oder Unvermögen, sondern grundlegend falsche Anreize und damit einhergehend fehlgeleitete Motivation. So ist man nicht mehr zufrieden mit dem, was ein gutes Leben ausmacht oder einem gut tut. Man will vielmehr das, was andere haben, was die Märkte suggerieren, was man haben muss, möglichst immer mehr und immer besser.
So fühlen sich viele bestens vertraut mit dem Wert der materiellen Güter. Die inneren Werte dagegen erscheinen ihnen unnütz und fremd. Man kennt sich aus auf der politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Ebene, nicht aber auf der emotionalen. Diplome oder Auszeichnungen gelten als verheißungsvoll, Mitgefühl oder Bescheidenheit scheinen beiläufig, belanglos. Man versteht es, technische Hilfsmittel zu nutzen, nicht jedoch seine Intuition. Man lässt sich von gesellschaftlichen Entwicklungen, Trends und bunter Werbung leiten, mehr als von der eigenen Inspiration. Medialer Unterhaltung ist man Tag und Nacht zugetan, die Schönheit des Lebens aber entgeht einem, findet kaum Beachtung.
Unter solchen Gegebenheiten entfremdet sich der Mensch zusehends von seinem wahren Wesen. Der Wert des Lebens schätzt er nicht mehr als höchstes Gut, sondern reiht ihn ein hinter materiellen oder egoistischen Begehren. Die Natur, Wiege des Lebens, welche uns alle Rohstoffe zur Verfügung stellt, ist bloß noch ein Warenlager, von dem man sich eigennützig bedient.
Die beliebigen Gedanken werden bestimmender. Oberflächliche Interessen rücken in den Mittelpunkt, verdrängen tiefere Bedürfnisse und Erfahrungen. Die innere Entwicklung wird angesichts der materiellen Verlockungen vernachlässigt, geht vergessen, während man sich in einer Gesellschaft aus Konsum und Unterhaltung, Wohlstand und Machtstreben, Wettstreit und Eitelkeiten verliert. Diese scheint alles zu bieten und zu ermögliche. Diese Sicht jedoch ist eine folgenschwere Täuschung.
Ohne wahre Werte in sich zu entdecken, wie Stille und Klarheit, Bewusstsein und Unbefangenheit, wird man im Verlauf des Lebens zu leiden beginnen. Man wird sich verloren fühlen, einsam, leer, bedeutungs- und orientierungslos. Die bewusste innere Entwicklung darf daher nicht länger vernachlässigt werden! Durch sie erst lernt man wahrlich zu erfassen und zu genießen, wie viel Wertvolles uns auf unserer Reise begegnet.
Eine grenzenlose Verzettelung durch oberflächliche Reize und Bedürfnisse wirkt sich hingegen negativ auf die persönliche Entwicklung, auf Psyche und geistige Wahrnehmung aus. Hektische, fremdbestimmte Denkmuster machen den Geist rastlos, müde, träge, aber auch verletzlich und unausgewogen. Dagegen wirkt jede unvoreingenommene Erfahrung, reine Empfindung oder stille Hingabe befreiend, beglückend, erhellend.
Tritt hinaus und fühle, wie wenn es das allererste Mal wäre, den Wind, die Sonne, den Regen. Geh barfuß durchs taufrische Gras, setze dich auf die Wiese und beobachte die grandiose Natur, um zur inneren Natur deines Wesens zurückzufinden. Genieße die Zeit mit Freunden. Sei dabei ganz du selbst, nicht in Gedanken verloren, sondern im Herzen anwesend. Spüre die Verbindung durch dein ureigenes freies, wildes Sein. Leg all die erdachten, eingebildeten, übernommenen Zwänge und Abhängigkeiten beiseite.
Erfahre die Frische des Morgens, die wärmende Mittagssonne, die Ruhe der Abendstunden intensiv, ohne Ablenkung, ohne gedankliche Beeinflussung. Nimm das Erwachen des Tages und das schwindende Licht der abendlichen Dämmerung bewusst wahr. Beobachte das Spiel des Wassers, das Gleiten der Wolken am Himmel, den Tanz der Vögel. Achte den Käfer im Gras, die Sonne am Horizont. Sie alle sind Teile dieses Daseins, manche klein und andere groß. Erkenne, wie alles um dich herum für das Leben von Bedeutung ist - und du mittendrin!
Bereichere deinen Tag mit unverfälschter Wahrnehmung und Empfindung, unabhängig und frei. Nichts ist dafür von Nöten, einzig deine ungeteilte Aufmerksamkeit. Nütze die Wahrnehmung deiner Sinne, um wahren Sinn zu finden! Lass die Gedanken ruhen. Analysiere oder überdenke das Leben nicht bis zur Erschöpfung. Damit ist wenig gewonnen, denn mit aller Logik wirst du zu keinem hilfreichen Schluss kommen, wenn es um den Sinn des Daseins geht.
Wertvoll ist das bewusste, gedankenfreie Erleben des Augenblicks. Dadurch offenbaren sich unversehens pure Schönheit und wahre Bedeutsamkeit. Mit der Erfahrung solch wahrhafter, unverfälschter Eindrücke wird ein selbstverantwortliches, unabhängiges und erfülltes inneres Wesen angestoßen.
2.3 Emanzipation und Wachstum
Alles Leben ist stets geprägt von Wachstum, Entwicklung und Vorankommen. Stillstand ist keine Option, nirgends in der Natur, weder bei Pflanzen, Tieren noch im menschlichen Wesen. Dies hat in jeder Zivilisation, heute wie in der Vergangenheit, die Motivation, den Willen und Fleiß hervorgebracht, Fortschritt zu erzielen, Entdeckungen zu machen, Wissen zu erlangen, Wohlstand, Macht und Status.
Schon Kindern im frühsten Alter wird darum beigebracht, dass wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorgaben und Faktoren stets Vorrang haben vor der eigenen Entfaltung. Entsprechend werden sie geschult und vom Umfeld geformt. Mit größter Selbstverständlichkeit und ohne Zweifel erhalten sie Wissen, Ziele und Werte vorgegeben und aufgedrängt, durch die sie sich definieren und im Alltag behaupten sollen. Diese Vorgaben fördern den Wettbewerb, Mensch gegen Mensch, Konzern gegen Konzern, Nation gegen Nation, Wirtschaftsmacht gegen Wirtschaftsmacht.
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