Von den 120 Privilegierten durften während der Veranstaltung keine Interviews gegeben werden. Das hatte Mac Wunder den Medien mitgeteilt und sie gebeten, diese Ernsthaftigkeit der Buße zu respektieren.
Die Produzenten und Schauspielerinnen und Schauspieler wurden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung mit drei Bussen zum Dolby Theater gefahren. Um 7:15 p.m. verließen die Privilegierten ihre Busse vor dem Eingang des Theaters. Vor dem Eingang lag dieses Mal anstelle des roten Teppichs ein grauer Teppich. Am Anfang des Teppichs standen rechts und links je ein Gefäß mit schwarzer Asche.
Die Produzenten verließen als Erste ihren Bus und gingen jeweils zu zweit über den grauen Teppich. Jeder fasste mit zwei Fingern in das an seiner Seite stehende Gefäß mit Asche und malte sich mit der Asche das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn. Dann gingen beide weiter zu ihrem Sitzplatz vor der Bühne.
Nach den Produzenten verließen die Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Busse. In gleicher Weise wie die Produzenten gingen sie leicht vornüber gebeugt über den grauen Teppich zum Eingang des Theaters. An den Gefäßen für Asche entnahmen sie mit zwei Fingern etwas Asche und malten sich ein Kreuz auf ihre Stirn.
Die Prozession der insgesamt 120 privilegierten Personen in ihrem Büßerhemd mit dem Ziegelstein an der um den Hals gehängten Tasche, als Zeichen der Last ihrer Sünden, ließ die Zuschauer an griechische Tragödien denken.
Als die Privilegierten den Saal betreten hatten, durften die übrigen Teilnehmer mit Eintrittskarte im Büßerhemd ihren Weg zum Saal nehmen. Viele von ihnen ahmten es den Privilegierten nach und malten sich mit der Asche ebenfalls ein Kreuz auf ihre Stirn.
Inzwischen war es 8:15 p.m. geworden. Der Erzbischof von Los Angeles hatte die Bühne durch eine Seitentür betreten. Anstelle seines üblichen Pracht-Kleids trug er nur ein schlichtes weißes Kleid, die Albe, mit einem Hanfseil als Gürtel statt des Zingulums.
Das Hanfseil als Gürtel war die Anpassung an den Charakter der Veranstaltung der Buße. Sein Kopf war mit der roten Zucchetto bedeckt. Von seinem Hals hing ein großes Kreuz aus schwarzem Holz herab, ohne den Korpus des Jesus. Das hohe Gewicht des Kreuzes war das Symbol für seine Sünden.
An einer Seite des Saals hatte eine Gruppe von drei Geigern zusammen mit einem Pianisten an einer Hammondorgel Platz genommen. Auf der gegenüberliegenden Seite saß der Buchhalter an einem Tisch vor seinem Computer, um die Namen der Spender und ihre Spende zu registrieren.
Als der Erzbischof vor dem Mikrofon stand, gab Mac Wunder das Zeichen für die Kapelle. Die Musiker spielten zur Einstimmung das bekannte Lied "Amazing Grace".
Erzbischof Juan Altonio begüßte dann alle Anwesenden. "Meine Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder im Geiste des Herrn", sagte der Erzbischof, "der Verband der Filmproduzenten hat mich gebeten, ein Grußwort an die Teilnehmer dieser Veranstaltung zur Buße zu richten. Dieser Bitte bin ich gern nachgekommen. Ich bitte Sie alle, dem Wunsch der Veranstalter zu folgen und heute nicht zu applaudieren. Buße und Applaus passen nicht zusammen.
An diesem denkwürdigen Ort werden in der Regel mit der Verleihung der Oscars nur Triumphe des Menschlichen und Weltlichen, die Triumphe des Egos, gefeiert. Ich will nicht behaupten, dass es schlecht oder falsch wäre, Belohnungen von persönlichen Leistungen zu feiern. Ob Gott sich über solche menschlichen Triumphe des Egos freuen würde, ob er sie gutheißen würde, darüber wollen wir heute nicht sprechen. Jeder unter uns weiß, wie die Antwort lauten würde.
Sie sind heute zu einer Charity-Veranstaltung der Buße zusammengekommen. Mit dem Erlös der Veranstaltung soll ein Wohnhaus für Obdachlose gebaut werden. Das ist ein lobenswertes Ziel. Es ist wahrlich unserer reichen und mächtigen Nation unwürdig, dass einige ihrer Bürger kein Obdach haben und auf der Straße schlafen müssen.
Doch zuerst wollen Sie hier Ihre persönliche Buße bezeugen, indem Sie sich mit einem Büßerhemd bekleidet haben. Einige von Ihnen tragen auch einen Stein um den Hals. Der Stein soll symbolisieren, dass Sie die Last Ihrer Sünden erkannt haben und sich mit der Buße davon befreien wollen.
Jesus Christus hat uns mit dem Gebet des ‚Vaterunser‘ darauf hingewiesen, dass wir um Vergebung unserer Sünden bitten sollen und selbst vergeben. Lassen Sie uns alle nun das Vaterunser singen." Erzbischof Altonio gab ein Zeichen an die Musiker. Sie spielten das Vaterunser, wie es Mahalia Jackson als ‚The Lord‘s Prayer‘ gesungen hatte."
Erzbischof Altonio setzte sein Grußwort fort.
"Wir alle werden zurzeit von unseren Sünden heimgesucht und müssen uns der Wahrheit stellen, dass wir nicht solche guten Menschen sind, wie wir vielleicht von uns geglaubt haben. Aber diese Wahrheit ermöglicht uns zugleich den Weg zur Umkehr. Diese Umkehr ist jederzeit möglich. Wenn wir einen Schritt auf Gott zugehen, kommt er uns mehrere Schritte entgegen. Gott liebt uns alle, liebt jeden Einzelnen von uns und möchte, dass wir wieder zu ihm heimkehren.
Das Leben als Filmproduzent, als Regisseur, als Schauspielerin und Schauspieler ist nicht einfach mit den Gesetzen Gottes in Einklang zu bringen. Das Drehbuch verlangt oft eine Darstellung, die Gott und seine Gesetze missachtet. Ein Handeln gegen Gott, und sei es nur in der Rolle in einem Film, wird jeder Einzelne später zu erleiden haben, wenn er nicht umkehrt. Wenn ich hier von der männlichen Form einer Person spreche, meine ich damit auch die weibliche Person.
Der Sinn der Buße ist, dass der Einzelne sein Fehlverhalten gegenüber Gott und seinem Nächsten bereut und dieses Fehlverhalten nicht wieder tun will. Er entscheidet sich für die Umkehr. Mit der Buße ist also verbunden, dass der Büßer bereut, die Menschen um Vergebung bittet, an denen er sich versündigt hat, auch ihnen vergibt. Buße bedeutet auch, Wiedergutmachung zu leisten, wo es noch möglich ist.
Die heutige Veranstaltung gibt Ihnen allen die Gelegenheit, sich Ihrem Sündhaften zu stellen und eine Entscheidung für die Zukunft zu treffen. Wollen Sie so weitermachen wie bisher? Oder wollen Sie umkehren und Gott den Vorrang in Ihrem Leben einräumen?
Auch wenn Sie glauben, Ihr bisheriges Leben nicht auf Gott ausrichten zu können, versuchen Sie wenigstens Schritt für Schritt seine göttlichen Gesetze zu erfüllen. Machen Sie immer wieder für das von Ihnen erkannte Sündhafte den Vergebungsprozess. Das hilft Ihnen, mit der Zeit immer seltener zu sündigen.
An die Filmproduzenten, Regisseure und Drehbuchautoren richte ich die Bitte, zukünftig keine Filme mehr mit Gewalt, Mord- und Totschlag zu drehen. Zumindest sollten solche Szenen nicht gezeigt werden, um keine Anregung für die Menschen zu bieten, die Ihre Filme ansehen. Sie können auch mit guten Komödien Geld verdienen. Hollywood ist das Symbol für die Macht der Medien.
Wenn wir unsere Gesellschaft zum Guten verändern wollen, muss Hollywood mit seinen Filmen seinen Beitrag dazu leisten. Drehen Sie zukünftig Filme, von denen die Zuschauer zu moralischem und ethischem Handeln angeregt werden. Fragen Sie sich, ob Hollywood es sich finanziell leisten könnte, jährlich für viele Wochen den Produktionsbetrieb einstellen zu müssen, weil das Sündhafte im Bewusstsein aller Mitwirkenden sie für längere Zeit krankmacht.
Das Auftreten des Sündhaften in den Gedankenbildern und Gefühlen ist für die betroffenen Menschen eine große Chance für die Umkehr zu einem gottgewollten Leben. Die Umkehr macht aus ihnen einen neuen Menschen, der die Sinnerfüllung in seinem Leben findet und glücklich ist. Wenn Sie, die hier Anwesenden, diese Veranstaltung der Buße nicht nur als Show betrachten, sondern glücklich werden wollen, empfehle ich Ihnen, über meine Worte nachzudenken und sich richtig zu entscheiden.
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