Das sah wirklich nach Liebe aus.
Schön war das, zusammen gingen wir händchenhaltend zum Bahnhof. Es war wunderbar und gehörte zu einer Zeit, an die ich heute noch gerne zurückdenke. Mein Freund musste dann noch eine Station mit dem Bus fahren, ich konnte ja nach Hause laufen. Diese händchenhaltende Freundschaft dauerte unsere gesamte Lehrzeit, doch irgendwann schlich sich diese Freundschaft langsam weg. Irgendwie hatte jeder von uns auf einmal andere Interessen. Mit 16 Jahren ganz normal. Doch die erste Liebe vergisst man nie, sie wird für mich immer etwas ganz Besonderes bleiben! Ab und an haben wir heute noch Kontakt und ich erinnere mich gerne an diese Zeit zurück. Morgens mussten in der Molkerei die Milch und der Käse abgeholt werden, den ich vorher telefonisch bestellt hatte. Eines Morgens war mein Schubkarren so vollgeladen, dass ein großer Käse, 1000 g in das Kellergitter der Molkerei viel und weg war er. Dass einer fehlte merkte niemand, meine Chefin kontrollierte nie und ich schwieg. „Logisch „Jeden Morgen, wenn ich wieder zur Molkerei ging, sah ich dem Käse zu, er wurde von der Sommerhitze immer dicker und dicker und fing auch mächtig an zu stinken. Es dauerte schon eine ganze Weile bis man den Stinker bemerkte. Eines Morgens war der Stinker auf einmal verschwunden. Gut so! Mit dem Fahrrad musste ich Waren ausliefern. Viele bequeme Leute, ja die gab es damals auch schon, nicht alles, dass ich die Ware noch in den Schrank räumen musste. Man lässt gerne arbeiten!
Das waren die 60er Jahre!
Ich dachte oft, sind denn alle Leute zu bequem in ein Geschäft zu gehen um einzukaufen. Doch ich durfte nicht meckern, ich war ja nur der Lehrling und der hatte nun mal in dieser Zeit zu gehorchen! Die meiste Zeit stand ich allein im Geschäft, alles was anfiel erledigte ich. Dadurch lerne ich selbständiger Arbeiten. Viel später merkte ich, dass diese Alleingänge für mein späteres Leben doch sehr nützlich waren. Ich wurde dadurch selbstbewusster und auch selbstständiger. Doch es dauerte schon eine ganze Weile, bis ich begriff, dass alles auch seine Vorteile für mich hatte. Über die viele Arbeit die mir meine Chefin ständig auftrug, weinte ich mich oft bei meiner Mutter aus. Ich war doch etwas verwundert, als Mama zu meiner Chefin ging und sie daran erinnert, dass ich nur der Lehrling war. Wenn ich so nachdenke, eine große Hilfe war mir meine Chefin eigentlich nicht, das heißt ich musste mir immer selbst helfen. Ja selbst helfen! So wie mein ganzes Leben! Nach der Prüfung die ich mit gut bestanden hatte, sah ich mich nach einer anderen Arbeitsstelle um. Schuld an meiner Entscheidung waren auch die Launen meiner ledigen Chefin. Die immer meinte, sie bekäme keinen Mann ab und ließ diese Tatsache immer an mir aus.
Sie war schon etwas älter, aber sie ließ bei mir immer durchblicken, dass sie gerne noch in meinem Alter wäre! Ja sie war neidisch auf meine Jugend, selbst auf meine Aussage hin, dass auch ich älter werde, war keine Beruhigung für sie. Hatte sie mal einen Freund, der über Nacht blieb, kam sie tagelang nicht ins Geschäft! „Sie genoss anscheinend diese Nacht über Tage“. Mich nervte dieser Zustand, denn die ganze Arbeit blieb an mir hängen! Wie Pilze aus der Erde schossen jetzt die großen Supermärkte, für die kleinen Geschäfte eine große Konkurrenz. Jedenfalls bei einer großen Kette bewarb ich mich, ohne lange zuwarten konnte ich anfangen! Diese Entscheidung war das Beste was mir damals passieren konnte. Mit meinem guten Abschluss hatte ich das Glück an der Kasse zu sitzen, abertausende von Preisen, alles musste per Hand eingetippt werden, da musste man sich schon konzentrieren. Den Führerschein hatte ich damals noch nicht, so ging es per Fahrrad Hin und Her. Ein langer Tag lag vor mir und abends musste ich noch meiner Mutter helfen. Den Spargel und der restliche Ackerbau und die Viehzucht gab es ja auch noch! Freundschaften hatte ich natürlich auch, oft wenn ich ein paar Mal mit einem Jungen in der Disko war, nervte mich derjenige. Irgendwie war noch nicht der richtige dabei! Da gab es ein Junge der arbeitete im Supermarkt in der Straße wo ich wohnte. Fast jeden Tag hingen Pralinen, Blumen oder andere Dinge an unserer Haustüre. Waren die Geschenke für mich oder für meine Mutter? ..... Fragte ich mich? Ja natürlich für mich! Mama freute sich, ein so großzügiger Mann, der ist doch der Richtige, meinte Mama eines Tages. Aber für mich nicht!!!! Ja die Geschenke, das hatte Mama beeindruckt! Denn kuppeln das konnte sie schon damals gut. Meinen Freund suche ich mir schon selbst aus, dazu brauchte ich: Mama nicht. Du nervst, er nervt mich!! Schrie ich! So eine großzügige Partie konnte man doch nicht wegschicken? Ich aber schon!! Der Haussegen hing tagelang bei uns schief! Wäre ja noch schöner? Dass meine Mutter, mir den Mann aussucht! Das kann ich schon alleine und wie ich das konnte. Das bemerkte ich, an meinen Fehlern leider viel später selbst. Eines Tages machte ich ihm klar, dass er mich langsam nervte, heute weiß ich, man hätte dies auch taktvoller sagen können, aber mit 16Jahren ging mein Elan mit mir durch. Da wusste ich auch noch nicht, dass gerade dieser Mann eines Tages wieder einmal vor mir stehen würde.
Die Zeit verging.
Schicksalsschlag:
Doch das Schicksal meinte es anderes mit mir! Denn nicht alle schönen und gutaussehenden Jungs haben ehrliche Absichten. Wie sollte es auch anders sein? Gerade auf so einen Blender viel ich natürlich herein!!! Ja ich hatte mich in den falschen verliebt.
Doch das bemerkte ich leider zu spät. „Ein einziges Mal genascht und schon war es passiert“! Ich wurde mit 18 Jahren schwanger! Im Jahre 1968 war das damals noch ein Drama, meine Mutter war außer sich. Mama tobte, ich kann es nicht beschreiben, so wütend war diese Frau: Aber passiert war passiert! Auch meine Bemühungen das gesehene ungeschehen zu machen, schlugen fehl! Alles nützte nichts, was geschehen ist konnte man nicht mehr ändern. Seine Eltern machten mir noch zusätzlich das Leben schwer! Wieder ging ich durch die Hölle! Er zog sich auf Drängen seiner Eltern von mir zurück.
Ein Drama für mich! In was für ein Weichei habe ich verliebt, dass er sich bei seinen Eltern nicht durchsetzen konnte. Der einzige der zu mir gehalten hatte, war natürlich Papa und mein Bruder. Schwanger mit achtzehn und noch zu allem Übel ohne Mann! „Ich schämte mich“!!!Ich wurde das Gefühl nicht los, dass mich jeder anstarrte!!! Mit gerade 18 Jahren brachte ich eine gesunde Tochter zur Welt!
„Anja“
Ich freute mich natürlich! Irgendwie wird es schon gehen, es musste einfach, dachte ich und es ging auch, man musste nur wollen. Es blieb mir auch nichts erspart, aber ich musste das Beste aus dieser Situation machen. Und das machte ich auch! In der damaligen Zeit, 1968 ledig und ein Kind, ich hatte oftmals das Gefühl man behandelte mich wie eine Aussätzige, die in Ungnade gefallen war! Für mich eine wirklich schlimme Zeit! Das musste ich alles nicht noch mal haben. Jetzt kam noch dazu, ich bekam noch zu allem Übel eine böse Brust! Höllische Schmerzen mit hohen Fieber quälten mich, ich konnte das Bett nicht verlassen, ein Arzt sah jeden Tag nach mir. Seine Behandlung brachte keine Besserung! Mama kam eines Tages mit einem Heiler an, der legte seine Hand auf, in der anderen hielt er eine rohe Kartoffel, die sofort schwarz wurde. Ich musste ganz still liegen bleiben. Von so einem Hokuspokus hielt ich damals gar nichts!
Doch oh Wunder am nächsten Tag waren meine Schmerzen wie weggeblasen! Mein Arzt wunderte sich nur über die schnelle Heilung! Doch der Heiler musste unbedingt mein Geheimnis bleiben. Viele Jahre später dachte ich mal wieder an einen Heiler, der helfen sollte, doch in diesem Falle, wären heilende Hände dringend gebraucht. Leider sehr dringend sogar!!!!!
Читать дальше