Mein Kopf hat jetzt sicherlich Ähnlichkeit mit einer Tomate. Als ich wieder klar denken kann, hält mir meine Tante eine Serviette vors Gesicht und wischt schon den Tresen ab. Ich glaube sie ist selbst so angetan von ihm, dass ihr gerade nichts komisch vorkommt. „Geht’s wieder, Schätzchen?“, fragt sie. Ich nicke nur stumm.
Dann streckt sich mir eine sehr kräftige Hand entgegen. „Hi, ich bin Mark! Mark Henning. Freut mich, dich kennenzulernen.“ Und wieder hat er dieses selbstgefällige Grinsen im Gesicht. Ich brauche eine Minute bis ich checke, dass auch ich ihm meine Hand entgegenstrecken sollte. Ich lasse meine Hand in seine gleiten. Das Gefühl seiner starken Finger und sein intensiver Blick gehen mir fast direkt bis in mein Höschen. Ich merke, wie er mich beobachtet. Das macht mich total unsicher. Ich, die sonst so vorlaute und toughe Mia, stehe da wie ein Vollidiot. Na super! Meine Tante räuspert sich und ich finde wieder in die reale Welt zurück.
„Mark, das ist Mia Förster, meine Nichte.“ Daraufhin lasse ich schnell seine Hand wieder los. „Mark hat mir mein Haus abgekauft. Er renoviert es gerade. Seit ihr euch noch nie über den Weg gelaufen?“
Glücklicherweise wird mir die Antwort abgenommen. „Nein, komischerweise noch nie. Das hätte ich sicher nicht vergessen!“, gibt er meiner Tante als Antwort und grinst mich dabei diebisch an. Aber vielleicht treffen wir uns an diesen schönen Sommerabenden mal auf ein Glas Wein oder ein kühles Bier?“
Jetzt bleibt mir tatsächlich die Spucke weg. Ist der dreist. Denkt der etwa, ich hab das für ihn gemacht? Ich verschränke meine Arme vor der Brust und erwidere trotzig: „Sorry, aber ich hab keine Zeit.“
Mark mustert mich, wobei mir auffällt, dass er mir auf den Busen starrt. Provokant stemme ich meine Hände in die Hüften und hebe eine Augenbraue, die ihm sagen soll, geht’s noch? Sein erregter Blick trifft meine Augen und ich muss fest schlucken. Gott, macht der mich heiß. Der Mann ist purer Sex.
Ich sitze mit Monika an der Theke ihres Cafés. Ich sollte noch mal auf einen Kaffee vorbeikommen, um mir einen weiteren Schlüssel abzuholen.
Ich erzähle ihr, was ich gestern schon alles im Haus geschafft habe, als Monika jemanden hinter der Theke zu sich ruft. Vor dem Kaffeevollautomat steht, uns den Rücken zugewandt, eine Frau mit kinnlangem, sattem und pinkem Haar. Sie ist nur in ein Trägershirt und knappe Jeans-Shorts gekleidet, die nur geradeso ihren wohlgeformten Po bedecken.
Daraus schauen zwei schlanke Beine in zierlichen Sandalen hervor. „Mia“ ruft Monika sie nun. Mia dreht sich um und schaut, während sie ihren Kaffee genüsslich trinkt, zu uns.
Mich blicken über den Tassenrand zwei große grüne Kulleraugen mit sehr dichten und langen Wimpern an. Ihre pinken – nein - eher dunkelpinken, frech geschnittenen Haare wirken zusammen mit diesen Augen so geheimnisvoll und sinnlich, dass ich aufpassen muss nicht zu sabbern.
Endlich nimmt sie die Tasse runter und ich kann ihre zierliche Nase und ihren sinnlichen Mund begutachten.
Wow, was für Lippen . Mir geht sofort durch den Kopf, was die wohl alles können mögen. Monika hat mir vorhin erzählt, dass ihre Nichte nebenan wohnt. Ich weiß nur nicht, wo nebenan - links oder rechts? Als sie Mia erzählt, dass ich ihr neuer Nachbar bin, prustet sie mit einem großen Schwall ihren Kaffee über die Theke.
In dem Moment macht es bei mir Klick. Das muss meine Kleine von der Liveshow des gestrigen Abends sein. Sie muss mich also auch gesehen haben. Als ich ihre Beine betrachte, ist mir das Bestätigung genug.
Ja, das ist die Frau, die im Planschbecken lag. Ihre Tante reicht ihr eine Serviette, was meine Augen eine Stufe höher rutschen lässt. Was für ein toller Busen. Ich muss aufpassen, dass mir nicht gleich die Augen rausfallen. Ihre goldene Kette hängt genau zwischen ihren wohlgeformten Brüsten. Denn das sind sie definitiv, da ich erkennen kann, dass sie hundertprozentig keinen BH trägt. Ich glaube, sie hat meinen Blick bemerkt, denn ihre Spitzen sind hart und recken sich gegen den Feinripp ihres Tops. Nach meinem Spruch weiß sie sicher, dass ich sie gestern beobachtet habe.
Reiß dich zusammen, sage ich mir. Gut, dass ich mir gestern noch in der Dusche Erleichterung verschafft habe, sonst wäre ich jetzt noch mehr aufgeschmissen, als ich es ohnehin schon bin. Aufstehen käme jetzt nicht gut.
Sie stützt mit einem provokanten Blick ihre Hände in die Hüften. Gut, ich muss zugeben, dezent hab ich sie jetzt auch nicht gerade angestarrt. Als Monika wieder zu uns tritt, macht sich Mia mit der Ausrede aus dem Staub, dass sie noch Teig vorbereiten müsse. Monika schwärmt mir von Mia´s Backkünsten vor und hält mir ein Croissant vor die Nase. Das lasse ich mir, zusammen mit meinem Kaffee, schmecken.
Monika redet viel und gern. Sie schlägt vor, dass ich doch heute Abend bei Mia auf ein Bier vorbeigehen soll und erwähnt, dass Ben sich darüber sicher auch freuen würde. Ben habe ich vor ein paar Tagen schon kennengelernt. Das er ihr Bruder ist, davon hatte ich keine Ahnung. Monika beklagt sich nun darüber, dass Mia immer so viel alleine ist. Da driften meine Gedanken schon wieder ab und ich überlege, wie ich dieses kleine Luder in mein Bett kriege, denn alleine sollte sie ihre Nächte nun wirklich nicht verbringen müssen.
Wütend schlage ich den Teigbatzen auf meinem Tisch weich. Fuck, wie peinlich war das denn . Er steht mir hier einfach gegenüber. Ich bin nicht fähig, mich tough zu äußern und dann bemerkt er auch noch, wie mein verräterischer Körper auf ihn reagiert. Wie peinlich!
Irgendwann habe ich mich beruhigt und kann wieder auf normale Weise meiner Arbeit nachgehen.
Jetzt heißt es Feierabend, ich möchte schon die Tür hinter mir schließen, da ruft mir meine Tante noch hinterher: „Schatz stell zwei Bier kalt, dein neuer Nachbar kommt heut Abend sicher bei dir vorbei“. Ich keuche vor Schreck auf und frage sie mit piepsiger Stimme „Was? Wie kommst du denn darauf?“
„Ach, Kindchen, du bist immer so allein, und das in deinem Alter! Er schaut doch toll aus, deshalb habe ich ihm gesagt, er solle dir heute Abend ein bisschen Gesellschaft leisten. Damit du nicht immer so einsam bist! Ben tut die Abwechslung, dass einmal ein Mann im Haus ist, sicher auch gut“.
Mein Gott! Wie viele Löcher brauche ich denn heute noch, in die ich mich hineinstürzen kann? Ich bin immer allein? Jetzt wird sich mein feiner Herr Nachbar sicher denken, dass ich frustriert bin und es mir jeden Abend selbst besorge. Klasse!
Ich schließe widerwillig unsere Haustür auf, atme tief ein, gehe hinein und sehe meinen Bruder schon durch das große Fenster im Wohnzimmer. Ben sitzt mit unserem lieben Herrn Nachbarn auf der Terrasse und sie LACHEN.
Hallo? Seit wann spazieren die Spanner denn einfach so in andere Leben rein?! Ich gehe zur Terrassentür und sage an Ben gerichtet: „Hatten wir nicht ausgemacht, dass du keine Fremden reinlässt?“
Mein garstiger Blick ist dabei natürlich auf den Eindringling gerichtet.
„Mia, das ist Mark, unser neuer Nachbar. Er hat Tante Moni ihr Haus abgekauft. Du musst dir mal ansehen, was er alles drüben schon gemacht hat. Der pure Wahnsinn!“
Ben holt gerade aus, um mir von den Veränderungen in besagtem Haus zu erzählen, als ich ihm das Wort abschneide. „Warte, du warst drüben bei einem Fremden im Haus?“, frage ich Ben schockiert.
Rote Wutflecken breiten sich auf meinem Hals aus. Das weiß ich hundertprozentig, denn das passiert mir immer, wenn ich mich über etwas aufrege.
Dann richtet Mister ‚Ach-so-toll‘ das Wort an mich: „Na ja, so fremd bin ich ja nun nicht, Mia! Ben und ich haben uns letzte Woche schon öfter unterhalten.“
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