Liege packte ihre Sache in die Handtasche und ließ sich einfach führen. Sie gingen nicht zurück ins Hotel, sondern liefen weiter Richtung Stadt.
Liege hätte nie gedacht, dass ihr zweiter Tag in Kribi so verlaufen würde. Sie fragte: „Wäre es nicht besser, Bescheid zu geben? Damit niemand sich Sorge macht?“
„Kein Problem. Ich habe zwar kein Handy bei mir, aber in der Stadt gibt es sehr viele Callboxen. Wir werden von dort aus das Hotel anrufen. Du bist jetzt in Kamerun und du musst Kamerun, das wahre Kamerun, kennenlernen und nicht das Leben im Hotel. Vertraue mir, ich werde dich nicht fressen“, sagte er grinsend.
„Ja, wie diese gefährlichen Kannibalen mit roten, riesigen Augen, blutverschmierten langen Zähnen, die auf weiße Frauen spezialisiert sind“, amüsierte sich Liege.
„Ja, nicht nur die Zähne sind lang und die Augen riesig. Nein, sie haben riesige breite Nasen mit dicken gewölbten Lippen und dann kommt das Beste, einen Monsterpenis, der beweisen soll, wie primitiv, wild und sexgesteuert wir sind. Zum Leidwesen der weißen Männer lieben die weißen Frauen es, von diesen blutbesessenen Vampiren gefressen und ausgesaugt zu werden“, ergänzte Johnny.
Beide lachten sich kaputt über ihre Witze und auf einmal war der Knoten geplatzt und die Stimmung war top.
Sie bewarfen sich mit Sand und Wasser, rannten und spielten wie kleine Kinder am Meer entlang, schauten sich tief in die Augen, lächelten sich an, als ob sie sich schon seit eh und je kannten.
An der Texaco Tankstelle fanden sie eine Callbox. Die Minute kostete 15 Cents. Johnny gab dem Jungen 100 FCFA und nahm das Telefon bzw. das Handy um anzurufen.
Liege intervenierte: „Lass mich das tun. Wir haben in der Gruppe ein Handy für alle Fälle. Das trägt immer Guillaume mit sich. Wir haben am Flughafen in Douala eine Karte gekauft und die Nummer habe ich hinten in diesem Buch, das ich schon im Flugzeug gelesen habe, aufgeschrieben. Es ist besser, wenn ich anrufe, damit nicht zu viele Fragen aufkommen.“
„Kein Problem, gute Idee“, sagte Johnny, gab ihr das Handy und sie rief an:
„Hallo Guillaume, oui c’est Liege. Ich wollte nur sagen, macht euch keine Sorge, ich entdecke die Stadt. …Ja ja, …alles in Ordnung, …nein, nein alles ist okay, es geht mir wunderbar…Weiß nicht wann ich da bin…“, sie schaute nach Johnny, der mit seinen Fingern die Ziffer 18 zeigte. Liege schüttelte den Kopf, um Nein zu sagen. Das wäre zu spät. „Oui, Guillaume, je suis la. Nein, die Leitung war schlecht. Ich komme irgendwann… Echt alles ok. Pas de soucis, à tout à l´heure… Merci, Guillaume, merci Bisou Bisou. “
Sie drehte sich zu Johnny, der sich ein bisschen entfernt hatte. „Johnny, 18 Uhr ist zu spät.“
„Wir haben jetzt 12 Uhr 25, wie weißt du schon jetzt, fast sechs Stunden vorher, dass 18 Uhr zu spät sein wird? Ihr Europäer, ihr verkompliziert das Leben. Kannst du nicht einfach genießen und sehen, bis wann es so gehen wird?“, entgegnete Johnny, der genau wusste, welche Reaktion solche Vorwürfe bei ihr auslösen würde.
Liege schämte sich ein bisschen wegen diesem Europäischen – zu viel aufpassen, nicht frei sein, nicht einfach tun, ohne zu denken, sogar im Urlaub sind wir nicht bereit, uns fallen zu lassen und zu entspannen. Es geht bei uns nur mit Alkohol. Wenn wir betrunken sind, gehen wir dann los – sagte sie sich.
Johnny hatte den Punkt getroffen. Liege dachte nach und beruhigte sich. Sie hatte Glück jemanden gefunden zu haben, der ihr Kamerun von innen zeigen wollte und der sie auch begehrte. Was ist schöner im Urlaub als sich in die Arme so eines Charmeurs mit Niveau fallen zu lassen? Der noch dazu im Hotel gut bekannt war? Sie hatte sich schon entschieden, schon zwei Stunden vorher. Die schönen Wörter hatten sie weich gekocht. Das gefiel ihr, so angehimmelt zu werden. Es war schön sich wie etwas Besonderes zu fühlen und sie wollte es nun genießen, sagte sie sich endgültig.
„Ha, Johnny, ich habe Hunger. Jetzt zeigst du mir, was die richtige kamerunische Küche ist.“
Johnny nahm sie an der Schulter: „Komm doch, schöne Frau. Es ist mir eine unvergessliche Ehre, zu Ihren Diensten zu stehen, meine Comtesse de Namur.“
Die beiden lachten sehr über das Wort Comtesse.
„Kennst du Namur?“, fragte Liege.
„Nur den Namen. Mein Freund hat in Namur Medizin studiert.“
Er kitzelte sie am Bauch und lachend betraten sie das Restaurantgelände.
Sie blieben fast drei Stunden und waren die letzten Gäste, die das Restaurant verließen. Es war nach 15 Uhr.
„Es tut gut, nach dem Essen an einem ruhigen, schattigen Platz am Strand zu liegen und zu verdauen. Findest du nicht auch?“, schlug Johnny vor.
„Gern, ich bin so voll und so müde. Vielleicht habe ich es mit dem Essen übertrieben. Ich habe Angst, dass mein Magen das nicht verträgt, weil er es noch nicht gewohnt ist“, antwortete Liege.
„Dann ist es umso wichtiger, sich hinzulegen und sich auszuruhen“, sagte Johnny.
„Gehen wir doch dorthin zurück, wo wir uns getroffen haben. Es war so schön dort“, schlug sie vor und weiter, „und du, hast du nicht zu tun im Hotel? Man wird dich doch suchen. Du musst als Vertreter der Geschäftsführung immer präsent sein, oder?“
„Mach dir darüber keine Sorgen. Ich werde sagen, dass ich auf Werbetour war“, antwortete Johnny.
„Ho, und ich bin dein Werbeopfer. Wie viel wird mich das kosten?“
„Humm, du als erstes Ergebnis der Werbetour kriegst fast alles gratis. Du bist doch unser Werbeschild“, spaßte Johnny.
So amüsierten sie sich bis sie an den Platz kamen, wo sie sich näher kenngelernt hatten.
Sie setzten sich ein bisschen weiter zurück hinter einen Baum. Der Meeresblick war nun ein bisschen verdeckt, als ob sie davon nicht mehr gestört werden wollten.
„Ich habe doch gehört, dass die Europäer nach dem Essen immer Nachttisch wollen“, begann Johnny.
„Nicht immer. Ja, aber generell ist es so. Was du gehört hast stimmt. Hier ist es nicht so?“, wollte Liege wissen.
„Nein hier nicht, weil wir selbst allein schon Nachtische sind“, deutet Johnny an.
„Du Nachtisch? Kann ich mir nicht …“
Sie spürte Johnnys Lippen auf ihren. Sie versuchte ihre Lippen fest zusammenzuhalten und den Mund nicht zu öffnen. Seine Zunge aber versuchte mit Gewalt die Barriere durchzubrechen. Je mehr sie dagegen kämpfte, desto größer wurde ihre Lust und je größer ihre Lust war, desto schwächer wurde sie. Sie wusste gar nicht mehr, wann sie ihm ihre Zunge hinstreckte. Nun hatte sie definitiv Lust, an diesen vollen Lippen zu knabbern. Sie ließ sich einfach ab jetzt von ihren Gelüsten leiten.
Johnny schubste sie auf den Boden, so dass sie auf dem Rücke lag und legte sich auf sie.
Sie küssten sich sehr sanft, sie umschlangen sich sehr eng, wie zwei Schlangen, die lautlos kämpften, bevor sie sich paarten.
Der Kopf von Johnny wanderte langsam Richtung Busen und durch das T-Shirt konnte man die kleinen Nippel von Lieges Busen sehen. Sie stieß einen kleinen Schrei aus, als Johnny kurz daran knabberte. Sie versuchte ihre Brüste noch hervor zu heben, indem sie ihren Oberkörper ein bisschen hoch streckte.
So durfte Johnny sie noch besser verwöhnen.
Aber Johnny hörte unerwartet auf und sagte: „Ja, Liege, in Afrika sind Menschen selbst Nachtische. Man muss nicht weit suchen. Es liegt wirklich oft direkt vor den Füßen, das Glück.“
Sie schaute ein bisschen erbost nach ihm. Ihre Nase und Atem beruhigten sich leider nicht so schnell, so dass jeder hätte sehen können, dass sie schon voll in Ektase war.
„Und so brutal endet der Nachtisch dann immer?“, fragte sie.
„Ja, das ist doch nur der Nachtisch und nicht der Hauptgang“, antwortete Johnny, der sich wieder gestreckt und hingesetzt hatte, um Liege klar zu machen, dass er nicht weiter machen wollte.
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