Anna, die auch Teil der Gruppe ist, ist ebenfalls verliebt in Johnny, aber sie kommt für ihn nicht in Frage, da sie zum einen in Deutschland fest liiert ist und eine Affäre mit ihr verlorene Zeit wäre. Zum anderen möchte Johnny Carla nicht verletzen, die er wirklich und ohne Kalkül liebt.
Die deutsche Gruppe verlässt Kribi und Johnny muss neu planen. Unverhofft kommt eine Gruppe Touristen aus Belgien an und Johnny wittert eine neue Gelegenheit:
[…] Nach 12 Tagen Arbeit war Johnny Win-Win angekommen. Er kannte sich im Hotel schon sehr gut aus. Er wusste zwar nicht, was er tun sollte, aber er tat immer etwas. Er mischte sich sehr wenig in den Tagesablauf ein und deswegen wurde er sehr schnell der Freund von fast allen Mitarbeitern. Er verstand sich gut mit dem Direktor, mit dem er manchmal stundenlang über Weltthemen diskutierte. Sonst ließ ihn der Direktor in Ruhe. Johnny war immer pünktlich um 7 Uhr da und ging erst um 18 Uhr wieder nach Hause.
„Herr Mendo“, rief Ngoh Leb, die heute am Empfang arbeitete.
„Nenn mich einfach Johnny, was ist denn?“
„Herr Mendo, ich habe gerade einen Anruf bekommen. Da ist eine Gruppe Touristen aus Belgien. Ihr Auto ist kurz vor Kribi kaputt gegangen und es wird dunkel und sie wissen nicht, was sie tun können.“
„Wie viele sind es denn?“, fragte Johnny.
„Sie sind fünf, Herr Mendo.“
„Wir müssen sie abholen oder abholen lassen“, meinte Johnny, „warte, ich frage den Direktor, ob er mir sein Auto leihen kann.“
Zwei Stunden später war Johnny mit der Gruppe aus Belgien wieder da. Es waren vier Frauen und ein Mann. Unterwegs hatten sie sich kennengelernt und eine der Frauen hatte die Aufmerksamkeit von Johnny geweckt. Sie hieß Liege und die beiden hatten zwar kaum ein Wort miteinander gewechselt, aber sie hatten sich schon mehrmals in die Augen geschaut und zumindest mit den Blicken jeweiliges Interesse am anderen bekundet.
Johnny war entschlossen, noch schneller vorzugehen, um die zwei vergangenen Wochen zu kompensieren. Er hatte immer gut beobachtet, aber er hatte noch keine Frau gesehen, die zu seinem Profil passte. Nun schien die Richtige gekommen zu sein. Er schätzte sie auf Mitte bis Ende 20, nicht so hübsch wie Carla oder Anna. Sie war aber auch nicht hässlich. Zwar hatte sie einen typisch europäischen Hintern und ein durchschnittliches Gesicht. Das Aussehen reichte aber für ihn und für das was er brauchte. Alles andere passte gut. Sie war Frauenärztin, unverheiratet, ohne Kind. Er musste sie noch intensiver beobachten, aber seine empfindlichen Sensoren hatten ihm schon das Okay gegeben. Sie war es. Sie waren für zehn Tage in Kribi und ab jetzt hatte er nur noch acht Tage, wenn man den An- und Abreisetag abzog. Er musste jetzt zeigen, dass er Johnny Win-Win war, the irresistible, the winner.
Band 2: Drei weiße Frauen, ein schwarzer Mann: Der dramatische Liebeskampf
Johnny und die zweite weiße Frau
Heute machte Johnny früher Schluss, weil er mit Anna einen Chattermin hatte. Sie hatte ihm mehrere SMS geschickt und versucht, ihn anzurufen. Leider waren die Anrufe gekommen, als er gearbeitet hatte. Er nahm sein Handy nie mit zur Arbeit. Die SMS hatte er absichtlich nicht beantwortet. Er wollte sich auf seine Sache konzentrieren, und Anna sollte ihn doch in Ruhe lassen, dachte er.
Aber heute Morgen hatte sie sehr früh angerufen und irgendwie hatte er abgenommen. Sie wollte wissen, wie es ihm ginge, ob er an sie dachte? Warum er sich nie zurückgemeldet hatte usw. Johnny hatte daraufhin vorgeschlagen, dass sie einfach abends miteinander chatten. So war es für Anna und für ihn viel billiger als zu telefonieren. Eine Stunde Internet in Kamerun kostet umgerechnet ca. 45 Cent. Sie könnten lange schreiben, ohne auf die Uhr zu gucken.
Er beeilte sich, wie er nur konnte, um pünktlich da zu sein. Er kam gerade noch rechtzeitig in ein Internetcafé und wollte sich vor einen Rechner setzen als der Cafébesitzer rief: „Il n‘y a pas de connection, Monsieur“ („es gibt keine Internetverbindung, Monsieur“). Er musste warten oder ein anderes Internetcafé suchen. Er wollte lieber warten und schickte Anna eine SMS.
Erst nach fast 40 Minuten rief der Mann wieder: „La connection est revenue“ („die Verbindung ist wieder da“), und Johnny konnte nun endlich mit Anna chatten.
„Hallo Anna, ich bin drin.“
Er konnte sehen, dass Anna online war, aber sie schrieb nicht zurück. Vielleicht war sie beschäftig. Er wartete noch 5 Minuten, dann klingelte er sie an.
Kurze Zeit später kam doch eine Antwort.
„Lieber Johnny, es tut mir leid, ich kann gerade nicht schreiben. Thomas ist unangekündigt früher heim gekommen. Ich melde mich wieder. Bitte sei nicht böse. Ich möchte so gerne mit dir reden. Er geht früh ins Bett. Wenn du Zeit und Lust hast, können wir gegen 22 Uhr wieder chatten? “
Johnny antwortete nicht mehr. Er machte den Rechner aus, zahlte seine Stunde und ging weg.
„Was denkt sie denn? Dass ich so viel Zeit zu verlieren habe?“ ärgerte er sich. Aber typisch er, änderte er seine Gedanken sehr schnell. „Negative Gedanken sollten man nicht mit sich tragen. Man sollte nicht zulassen, dass negative Energie von anderen Leuten auf einen fällt. Ist Anna unglücklich, sollte diese Energie bei ihr bleiben. Ich werde mich nicht weiter ärgern. Nur wegen eines gescheiterten Chats. Ich muss das einfach vergessen und mich freuen, dass der Tag mir eine gute Nachricht, ein gutes Geschenk, auf das ich seit fast vier Wochen gewartet habe, gebracht hat“, sagte er sich und sofort war Anna Vergangenheit.
30 Minuten später war er in seinem Hotel. Er war sehr müde. Er wollte sich duschen und dann Essen gehen und seine Gedanken sortieren und überlegen, wie er Liege einfangen konnte.
Er ging allein zum Fischmarkt, um frisch gegrillten Fisch und frittierte Kochbanane zu essen. Das Wetter war sehr schön. Der Himmel war klar und es war auch in der Dunkelheit hell. Es war Vollmond.
Anna schickte mehrere SMS: „Hast du meine Nachricht gelesen? Warum hast du nicht geantwortet? Bist du sauer? Antworte mir, Johnny, bitte? Ich weiß, dass es blöd war, aber er kam unerwartet früher heim, lass uns bitte morgen früh telefonieren? Ich werde dich morgen früh anrufen. Okay? Schick mir eine sms und sagt mir, ob es ok ist, morgen früh, mit . Anna.“
Johnny las all das amüsiert und fragte sich, was Anna eigentlich wollte? Warum machte sie ihn erst von Deutschland aus an? Warum hatte sie das nicht getan, als sie noch in Kamerun war? Solche Flirts und Kontakte passten gar nicht in Johnnys Plan. Er wollte Anna dies klar machen. Dann erinnerte sich an einen Ratschlag seines Vaters: „Mein Sohn, so lange es nicht um Leben und Tod geht, entscheide nie mit nein, und lass Gott es für dich tun. Alle Ereignisse haben selbst ihre Lösungen, ganz allein. Du musst nur geduldig sein und nur zuschauen.“
Deswegen ruderte er zurück und sagte sich, dass er den Kontakt zu ihr, so weit er konnte, und so lange sie es wollte, weiter pflegen würde. Er würde sich selbst nicht um sie bemühen, aber wenn sie es tat, war es auch ok. Aber seine Priorität war nun Liege.
Schon Morgen wollte er den ersten Grundstein legen.
Beim Essen dachte er nach und erstellte seinen Plan. Am Ende des Abends war er schon sehr zufrieden. Nun konnte das Spiel beginnen.
Das Klingeln seines Handys weckte ihn auf. Es war Anna. Johnny wartete bis das Handy wieder still wurde und stellte es nun auf lautlos ohne Vibration. Er wollte sich wieder hinlegen, aber ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es schon halb 7 war. Er kam heute spät zur Arbeit und das hasste er. Als Assistent ohne Job wollte er immer ganz früh da sein, vor dem Schichtwechsel. Johnny war immer sehr pflichtbewusst gewesen und sehr diszipliniert.
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