Stephan Schneider - BKX

Am Tresen läuft es auch nicht so einfach. Alle schimpften auf den Staat und es ist noch hell draußen, aber da sind sie alle schon total besoffen. Nur eines wissen die Zwei danach mit Sicherheit, im Tierpark zu schuften ist der letzte Dreck, und der Tote war mit Sicherheit kein Heiliger. Eher ein Gauner, der von einem anderen Gauner getötet worden war. Verdächtig sind praktisch alle, die im Dunstkreis des Bürgermeisters agierten. Soweit so gut.

Am nächsten Morgen gehen beide der Dusche aus dem Weg, da es dort so unappetitlich riecht, dass man es vorzog sich hier nicht zu säubern. Zu Fuss gehen sie mit ihren Gummistiefeln in den nahe gelegenen Tierpark. Unterwegs überholt sie ein Mercedes Geländewagen in dem der Bürgermeister am Steuer sitzt. Er poltert die Straße entlang und besudelt die beiden Polizisten, als er durch eine große Pfütze fährt. „ ARSCHLOCH du blödes Arschloch“ : tobt Detlev, der am meisten abbekommen hat. Der Wagen fährt einfach weiter und die restlichen Meter fluchen beide über den blöden Wichser in seiner scheiß Karre.

Als sie endlich im Park angekommen sind, da steht das besagte Fahrzeug vor der Hütte, und von drinnen hört man Stimmen.

Die beiden verhalten sich leise und unauffällig, um ja schön alles zu belauschen. Sie vernehmen Begriffe wie scheiß Saustall und das sofort alles in Ordnung gebracht werden sollte. Und das die Geschichten hier jetzt aufhören und diverse Titulierungen der übelsten Sorte. Durch die devoten Antworten der Angesprochenen war klar wer sich da ausspricht. Es ist der Bürgermeister, der sich hier mal wieder vorstellt und Klartext spricht.

Es dauert mindestens 10 Minuten bis der laute Redner die Tür auf warf und die beiden sitzend vor der Hütte sieht. Er erschrickt, weil er nicht damit gerechnet hat hier vor Zeugen zu stehen. Er fängt sich aber und spricht in einem unangenehmen Tonfall darüber, wer die zwei denn sind:

„ Vermutlich sind sie die zwei neuen Eurojobber. Geht rein lasst euch einteilen. Ich komme jetzt regelmäßig und überwache euch. Hier weht jetzt ein anderer Wind. Jetzt ist Schluss mit den Mauscheleien. Merkt euch das gleich “.

„ Und merken sie sich mal, dass man im Wald nicht so rasen darf. Sehen sie sich mal an wie wir aussehen. “: beschwert sich Detlev. „ Wie die Schweine. Und zu denen geht’s jetzt auch gleich. Keine Sorge in 7 Stunden seht ihr noch viel dreckiger aus, müsstet euch eh mal wieder duschen . Naja mir egal wie besoffen ihr hier ankommt. Zum Scheiße schippen reichte es ja wohl noch “. Er schenkt diesen zwei Typen keine Beachtung mehr und sieht nur nickend zu den beiden Männern in der Hütte.

„ Ihr habt es gehört also fangt an. Ich bin Günther Kahl eurer Chef und Vorarbeiter. Da stehen eure Mistgabeln und der Schubkarren. Ihr füttert alle Tiere mit dem Heu da in der kleinen Scheune. Danach macht ihr da die Ställe sauber und dann habt ihr Mittagspause. Wir laden euch heute ein mit uns zu essen. Ist euer erster Tag da machen wir euch ein Geschenk, … wenn die Arbeit gut und schnell erledigt worden ist. “ Er schlägt die Tür zu und da stehen die zwei Polizisten jetzt und ihre Gesichter werden immer länger.

Sie haben über drei Stunden schwere Arbeit vor sich. Der Park ist sehr weitläufig und es gibt etliche Tierarten. Dutzende Wildschweine und Rehe dazu 18 Auerochsen und Büffel, unzählige Fasane, Enten, Falken, Eulen und ein Streichelzoo mit Kaninchen. Und was für schöne Exemplare dabei sind. Eigentlich ist das hier eine absolute Freizeitattraktion, wenn man nicht gerade die Arbeit machen muss. Nachdem sie schon zwei Stunden gerackert haben, ist gerade Mal das Futter verteilt und die zwei schnaufen wie zwei Laster am Berg. Kahl kommt an und mustert die zwei nervös. Er ist zirka 55 Jahre alt, hager und fast kahlköpfig mit wenigen grauen Haaren. Seine Finger sind ölverschmiert und schmutzig. Er säubert sie mit einem feuchten Tuch und macht sich eine Zigarette an.

„ Na schön müde, ist wohl schon lange her, dass ihr mal was für euer Geld gearbeitet habt .“ „ Ja für einen Euro hab ich schon weniger arbeiten müssen, aber danke für die Hilfe. Sollen wir das etwa jetzt jeden Tag machen? Das ist ja wohl ein Witz .“: sagt Jürgen wütend.

„ Ja Humor werdet ihr sicher brauchen, aber bei der Unterkunft muss das für euch doch hier das reinste Sanatorium sein. Ich wäre froh wenn ich da wenigstens den halben Tag hier bei den Tieren sein dürfte. Altstadts Assi-KZ wär nix für mich, jeder Asylant wohnt da besser, schade für euch, dass ihr Deutsche seit “. „ Jo stimmt schon, aber wenn man schon so begrüßt wird. Wer war denn der Typ da vorhin? “: fragt Jürgen jetzt freundlich und versöhnlich. „ Das war Schwarzberg, der Bürgermeister. Unser Chef und naja er ist auch Jäger und der Park liegt ihm persönlich am Herzen. War vorhin etwas laut weil... ihr wisst es wohl schon oder? “

„ Was? Wir wissen gar nix, sind doch erst gestern hier angekommen, der Dank des Vaterlands zieht uns hier her. Von Amtswegen halt. Wir sollen uns hier mal in die Arbeitswelt einleben, Landluft schnuppern usw.“„JA das übliche, ich hatte schon viele von eurer Sorte hier, is immer das gleiche. Säufer und keine Arbeit, aber das meine ich nicht, nein der Ofen ist aus. Ich meine der Feuerofen ist tot. Der ist bei der Treibjagd erschossen worden und jetzt muss ich mich hier erst mal um alles kümmern. “ „ Erschossen,... echt von unseren Vorgängern oder von wem“.

„ Ach was, den hätte keiner von euch Alkis gepackt, das war sicher einer seiner Genossen, die bringen sich eh immer selber um. Das war Politik wenn ihr mich fragt “.

„ Naja also wir zwei haben mit Politik sicher nichts zu tun, das ist ja noch schmutziger als der Schweinestall da drüben. “: wehrt Jürgen sofort ab. „ Erst wenn ihr den Stall sauber gemacht hat. Aber stimmt schon, ich hab mich immer raus gehalten aus der Politik und mein Ding gemacht. Ich hab Ofen gleich gesagt er soll sich nicht zu tief da reinziehen lassen, aber er wusste es ja besser und hat gelacht. Jetzt lacht er nicht mehr und ihr geht jetzt wieder an die Arbeit. Ich bin drüben mit Gerd bei den Kettensägen und Maschinen. Wir haben euch also immer im Auge. “

Mit verzogenem Mund trotten die zwei in den Stall und müssen noch mal ne gute Stunde die Scheiße wegbringen und alles mit dem Gartenschlauch säubern.

„ Das hat aber schon lange keiner mehr gemacht so wie das hier aussah. Die haben wohl gewusst, das wir kommen und alles liegen lassen “. „ Wir sollten die Viecher nicht so viel Füttern, die schmale Küche bringt auch beim Ausmisten was, wenn die weniger scheißen. “: stellt Detlev fest. „Wir müssen uns hier schnell beliebt macht und rausbekommen, wo wir die richtigen Kontakte kriegen. Dann ist das auch schnell wieder zu ende.“ „Heute Abend gleich in die Dorfkneipe und Alk spendieren. Die Dorfdeppen aushorchen und die Ohren spitzen.“

„ Genau, oder wir horchen die zwei Schweinepriester da drin mal aus. Vielleicht haben die Ahnung, wo es hier ne ruhige Kugel zu schieben gibt.“

Die beiden BKA Spezialisten hingegen haben es etliche Nummern besser, sie sind im Waldhof untergebracht worden und das ist bedeutend wohnlicher, um nicht zu sagen Urlaub auf dem edlen Rittergut für Gut und Besser Betuchte. Der Grund warum man sie hier einquartiert hat ist der Umstand, dass hier auch Manager der Firma DÄNTECH abgestiegen sind. Das Areal ist ein ehemaliges Rittergut auf einem Hügel mit Wassergraben und Burgmauern. Ein Pferdestall für die teuersten Pferde weit und breit darf natürlich auch nicht fehlen.