Die Millionenmetropole Guatemala-Stadt ist nur 30 km entfernt, aber nachts ist es dort auch für Einheimische sehr gefährlich. Da Antigua ebenfalls über eine exzellente Barszene verfügt, sind nicht nur die unzähligen Sprachschüler im verhältnismäßig sicheren Antigua bis vier Uhr früh auf den verschiedenen After-Partys anzutreffen. Jeden Tag gibt es eine andere Bar in der "Mann" bzw. vor allem "Frau" bei diversen Ladies´-Night-Angeboten günstig oder sogar gratis trinken kann. Einzige Ausnahme für uns Männer ist das Muro! Da gibt’s jeden Donnerstag von 21 bis 0 Uhr für 40 Quetzal (ca. 4 Euro) All-You-Can-Drink-Wodka- und Rum-Mixgetränke! Ihr denkt jetzt sicher: ‚Nur bis Mitternacht??? Wie blöd ist das denn, da fängt der Spaß ja gerade erst an!‘ HIER NICHT!!! Es gibt eine landesweite Sperrstunde und Punkt 1 Uhr morgens gehen alle Türen zu und Lichter aus. Na ja, fast alle... Es gibt natürlich immer irgendwo eine inoffizielle After-Party... :)
Fotolink Antigua
TipPs und Hinweise
Im Hostel oder der Sprachschule nachfragen, wo gerade Ladies´Night ist, um Geld zu sparen.
Am besten immer die Einheimischen fragen, wo eine After-Party stattfindet.
Auch bei scheinbarer Sicherheit nachts niemals allein unterwegs sein.
Sprachaufenthalte und Projekte müssen nicht teuer über Deutschland gebucht werden. Das kann man, wenn man schon ein bisschen spanisch spricht, ohne Probleme zu 30 % der Kosten selber organisieren.
Nachts kann es in Antigua ziemlich kalt werden, es liegt immerhin auf fast 1.500 m Höhe.
Ausflüge unbedingt in Reisebüros buchen und nicht bei irgendwelchen vermeintlich seriösen Anbietern im Parque Central.
Semuc Champey
Zusammen mit den anderen von meiner Sprachschule ging‘s fast jedes Wochenende auf Ausflüge. Zuerst fuhr ich zusammen mit Denise und Gerbrand, unserem Holländer, den alle nur G, nannten, weil keiner von uns (Deutschen) seinen Namen aussprechen konnte, nach Semuc Champey. Wir hatten die Tour über ein Reisebüro gebucht, das uns andere empfohlen hatten, die schon länger in Antigua waren. Am Freitag um 14 Uhr wurden wir vor der Sprachschule für die Tour nach Semuc Champey abgeholt. Einer laut Beschreibung traumhaft schönen Terrassenlandschaft, die auch noch mit einem genialen Höhlensystem aufwarten kann! Nachdem der Van uns mit ca. 45 Minuten Verspätung endlich aufgesammelt hatte, ging es erst mal nach Guatemala-Stadt zur Botschaft der amerikanischen Esskultur, die allgemein auch als McDonalds bekannt ist. Dort sollten wir noch zwei Mädels abholen, denen als Treffpunkt eben diese „Botschaft“ auf der Hauptverkehrsader genannt worden war. Unglücklicherweise gab es auf der Hauptstraße in Guatemala-Stadt aber gleich drei dieser amerikanischen Auslandsvertretungen. Wir hatten natürlich nicht an derselben gewartet. Nach ca. einer Stunde hatten wir die beiden endlich gefunden und waren nun 14 Mann plus Fahrer in einem Mini-Van!!! Kurz vor Abfahrt gab es noch ein kleines Sitzplatzroulette, bei dem G. leider den Kürzeren zog. Er musste für sieben Stunden auf dem Mittelsitz vorne zwischen Fahrer und Beifahrer Platz nehmen. Der Schaltknüppel war zwischen seinen Beinen und die Knie lagen direkt am Armaturenbrett an. Ihm wurde leicht unwohl, als unser Fahrer anfing, den Arm beim Schalten auf seinem Bein abzulegen! Der Arme!!! Ich konnte trotzdem nicht umhin, ihn kräftig auszulachen. Auf unserer mehr als neunstündigen Fahrt, auf der wir unzählige Erdrutsche passierten, durch die die eigentliche Straße auf einmal ein ganz paar Meter weiter unten lag als der Rest, sausten wir während der letzten Stunde mit einem Affenzahn durch die Dunkelheit, und zwar in einem definitiv nicht OFFROAD-tauglichen MINIVAN, der eigentlich komplett ungeeignet war, auf einer unbefestigten Straße durch den Urwald zu rasen. Wir kamen gegen 23 Uhr endlich in Lanquín (dem Dorf neben Semuc Champey) an und bezogen unsere Zimmer. Kaum angekommen, dachten wir uns: ‚Ach nee, warum wollten wir bloß unbedingt die 10 Dollar bei der Unterkunft sparen???‘ Mehr als zwei Betten und eine Lampe befanden sich nämlich nicht in den Zimmern dieses Hostels. Den flüchtig dahingezimmerten Bretterhaufen mit Dach als Hostel zu bezeichnen, ist eigentlich eh schon eine Beleidigung. Da es im Urwald scheinbar nicht genügend Holz gab, wurden die Wände nicht bis unters Dach gezogen. Das hatte den Vorteil, dass man sich einwandfrei mit den Nachbarn unterhalten konnte! Nachdem wir die Nacht gut überstanden hatten, G. zusammen mit mir im Zimmer und Denise zusammen mit einem wildfremden Japaner, der wohl auch nur über ein eingeschränktes Budget verfügte, ging‘s am nächsten Tag um 8 Uhr erst mal zum Frühstück. Da unser „Hostel“ aber nicht mal wirklich über ein ordentliches WC verfügte und unsere Hütte im absoluten Niemandsland lag, war vorher noch ein 25minütiger Fußmarsch angesagt! Nach dem echt leckeren Frühstück in einem israelischen Restaurant ging es auf der Ladefläche eines Pick-Ups wieder über Stock und Stein in Richtung der eigentlichen Attraktion: Semuc Champey. Kurz vor dem Ziel gab es noch eine Brücke, bei der ich mir (WENN ICH EINE WAHL GEHABT HÄTTE) vielleicht überlegt hätte, ob ich da drüber fahren sollte. Ich hatte aber keine Wahl... Der Pick-Up fuhr mit Vollgas drauf zu und zum Glück auch drüber! Nachdem wir das überlebt hatten, sind wir zu Fuß weiter zu einem Aussichtspunkt, der sich 350 Höhenmeter über unserem Standort befand. Der Führer meinte, es würde 30 Minuten bis nach oben dauern. Auf dem Schild standen jedoch 15 Minuten!!! Wir dachten uns: ‚Challenge accepted!‘... Nach 14 Minuten und 30 Sekunden war ich oben, und zwar als Erster der Gruppe!!! Allerdings schweißgebadet, bei 30 Grad auch kein Wunder. Der geniale Ausblick über die Terrassenlandschaft hat jedoch für die Strapazen entschädigt!!! Dann erfrischten wir uns im Fluss und sind teilweise sogar zwischen den einzelnen Terrassenstufen, die der Fluss hier gebildet hatte, auf unseren Ä… also ich meine natürlich… Hinterteilen umhergerutscht. Wenn man sich nicht allzu tollpatschig anstellte, tat das auch nicht mehr weh als eine künstliche Plasterutsche. Kurz darauf stimmten wir uns in einer kleinen Minihöhle zwischen den Kaskaden schon mal auf die große Höhle ein, die später noch kommen sollte. Bevor es da hinein gehen sollte, stärkten wir uns erst mal beim Mittagessen und ließen uns zur Entspannung mit luftgefüllten Autoreifen auf dem Fluss umhertreiben.
Die Höhle:Ich hatte ja in México schon die eine oder andere Cenote (Höhle, durch die Wasser fließt) gesehen, doch diese hier in Guatemala war komplett anders und mit keiner, in der ich bisher war, zu vergleichen. In 95 % aller Länder weltweit würde wohl ein ganz bestimmtes Schild davor stehen: „Aus Sicherheitsgründen ist das Betreten verboten.“ Hey, aber wie sagt man so schön: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Außerdem wusste ich vorher ja nicht wirklich, was mich erwarten würde. Die Höhle war sehr schmal, sodass man sich an allen Ecken und Kanten den Kopf anschlagen konnte! Unser einziger Guide hatte das bereits nach 5 Minuten geschafft und lief nun mit blutigem Kopf rum. Sehr vertrauenserweckend!!! Passenderweise war sein Name "Rojo" (rot). Hätten wir gewusst, was noch kommen würde, wären wir wahrscheinlich jetzt schon direkt wieder umgedreht. Unsere einzigen Lichtquellen in der Höhle waren ein paar Kerzen, von denen jeder eine in der Hand hielt. An sich ja kein Problem, da Low-Tech ja zumindest nicht kaputtgehen kann. Da gab‘s nur ein klitzekleines Problem: Die Höhle ist mit Wasser gefüllt und dieses war oftmals so tief, dass man schwimmen musste. Die Herausforderung bestand nun darin, es irgendwie so hinzukriegen, dass die Kerze nicht ausging, dabei die unzähligen scharfkantigen Steine, die unter Wasser lauerten, zu umschwimmen, die Kerze dem Vordermann nicht in die Haare zu halten und selbst dabei nicht unterzugehen. Das war übrigens noch der einfachere Teil!!! Außerdem musste man nämlich die Kerze noch trocken über Leitern bringen, die durch schmale Schlitze zwischen den Steinen entweder nach oben oder nach unten führten. Etwa die Hälfte der 18-Mann-Gruppe hatte das gerade noch so hinbekommen, aber als wir dann durch einen drei Meter hohen Wasserfall mitten in der Höhle an einem Seil hinauf mussten, war es endgültig vorbei mit den Kerzen. Da uns gerade eine andere Gruppe entgegenkam, ging es aber auch ohne Licht vorerst noch einigermaßen. Hinter dem Wasserfall lag eine etwas größere Höhle, wo man aus vier oder fünf Metern Höhe von einem Felsvorsprung ins Wasser springen konnte! Das habe ich dann aber lieber bleiben lassen. Weil nach dem Wasserfall ja kaum noch eine Kerze anging, war es jetzt schon deutlich dunkler in der Höhle. Die Kerzen, die noch brannten, hatten nur ca. 20 % ihrer ursprünglichen Größe. Wir mussten aber noch den gesamten Weg wieder zurück, da die Höhle ja eine Sackgasse war! Es waren noch ganze drei der ursprünglich 20 Kerzen übrig, als es den letzten Wasserfall zu bezwingen galt, um den Rückweg abzukürzen!!! Mit unterirdischen Wasserfällen hatten wir ja mittlerweile schon Erfahrung! Diesmal führte der Wasserfall durch einen ca. 60 cm breiten Spalt zwischen den Steinen, durch den man sich durchquetschen musste. Dahinter gab es nur noch EIN Licht und zwar das der schwachen Lampe am Kopf des Guides. Für 18 Mann bzw. hauptsächlich Frauen. Das Gekreische könnt ihr euch sicherlich vorstellen! Allerdings war es von dort auch nicht mehr weit, und im Endeffekt dachte ich mir: ‚Cool wir haben tatsächlich alle überlebt!‘ ;) Kleiner Scherz, ganz so schlimm war es natürlich nicht, aber wir hatten schon Glück, dass nichts Schlimmes passiert war. Als wir aus der Höhle raus kamen, war ich mir nicht ganz sicher, ob wir nicht doch länger als zwei Stunden in der Höhle gewesen waren. Das Wetter hatte von superschönem Sonnenschein zu wolkig und regnerisch umgeschlagen! Als wir auf die Ladefläche vom Pick-Up kletterten, fing es natürlich tierisch an zu regnen! JACKPOT!!! Aber das war auch mal eine Erfahrung, bei monsunartigem Regen völlig ungeschützt auf einer Ladefläche durch den Urwald zu rasen. Und natürlich hielt der Fahrer die Piste wieder mal für eine Rennstrecke!
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